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Clickworking: Arbeiten am digitalen Fließband
Fotos mit Schlagwörtern versehen, Öffnungszeiten recherchieren, Hotel-Bewertungen schreiben. Digitale Tagelöhner – sogenannte Clickworker – erledigen diese Mikrojobs im Internet für kleines Geld. Die Aufgaben dauern oft nur Sekunden bis Minuten und lassen sich einfach in den Alltag integrieren – so ist Geld verdienen auch in der Bahn oder im Wartezimmer möglich. Meist sind es standardisierte Aufgaben, die noch nicht von Computern durchgeführt werden können.
Großes Angebot, kleines Geld
Grundsätzlich kann jeder über 18 Jahren ein Clickworker werden. Einfach bei einer der Online-Plattformen anmelden und schon kann man sich aus der Flut an Angeboten bedienen. In den USA hat Amazon bereits 2005 die erste Clickworking-Plattform gegründet: Mechanical Turks. Der Verdienst beginnt hier im absoluten Keller – bei einem Cent pro Aufgabe. Das ist nicht der einzige Grund, weshalb der Branche häufig Ausbeutung vorgeworfen wird. So sollen die Plattformen ihre Aufträge auch nach Asien, insbesondere Indien, auslagern, um die dortigen Arbeiter für wenige Cents auszubeuten.
Ist solch ein Lohndumping auch in Deutschland möglich? Tatsächlich scheint auch bei uns der Trend Richtung Klickarbeit zu gehen. Mit über einer Millionen Nutzer führt die Online-Plattform Clickworker den deutschen Markt an. Auch hier liegt das Honorar für einzelne Klickjobs im Centbereich, nach eigener Aussage sind aber Stundenlöhne von neun bis zwölf Euro möglich – wenn man sich hochgearbeitet hat. Das scheint jedoch die Ausnahme zu sein. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung verdienen Clickworker durchschnittlich nur 4,80 Euro pro Stunde, weit weniger als der gesetzliche Mindestlohn von 8,84 Euro.
Abhängigkeit statt Absicherung
In Deutschland geben sich vor allem Studenten mit diesem niedrigen Honorar zufrieden. Als Clickworker genießen die oft unerfahrenen Kräfte aber keine Absicherung. "Sozialstaatliche und arbeitsrechtliche Errungenschaften und Regelungen finden bei Clickwork nur wenig Beachtung. Damit werden nahezu alle Risiken, seien sie gesundheitlicher, finanzieller oder biographischer Art, auf die Clickworker übertragen", sagt Christian Papsdorf, Professor für Techniksoziologie an der Technischen Universität Chemnitz.
Ein weiteres Risiko sieht Papsdorf in der Abhängigkeit der Clickworker von den Online-Plattformen. Der Konkurrenzdruck ist hoch und das Mitspracherecht gering. Der Auftraggeber – auch "Requester" genannt – bestimmt die Bedingungen und den Lohn. Auf der deutschen Plattform Clickworker zählen beispielsweise die Telekom und Honda zu den großen Requestern. Ein bisschen erinnert das Szenario an Tagelöhner, die am Marktplatz auf Arbeit warten: Sie müssen nehmen, was sie kriegen können. Sonst übernimmt jemand anderes den Job.