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Die Fortpflanzung – Sicherung der Existenz

Für die Entstehung der Nachkommenschaft ist das Fortpflanzungssystem zuständig. Entsprechend der »Arbeitsteilung« bei der Reproduktion unterscheiden sich die weiblichen und männlichen Organe stark voneinander. Das männliche Fortpflanzungssystem verfügt über eine Art Produktionsstraße, auf der kontinuierlich gewaltige Mengen von männlichen Samenzellen gebildet werden, sowie über einen ausgeklügelten Mechanismus, diese Zellen in das weibliche Fortpflanzungssystem zu bringen. Die weiblichen Fortpflanzungsorgane dagegen bilden die Eizellen und bieten zunächst einen Ort, an dem die Eizelle mit der Samenzelle verschmelzen kann, und später eine Art Kammer, in der sich die befruchtete Eizelle ungestört zu einem Fetus entwickelt.

Die primären Fortpflanzungsorgane – der Hoden und die Eierstöcke – produzieren auch die Geschlechtshormone, die für die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale verantwortlich sind, durch die sich erwachsene Männer und Frauen äußerlich voneinander unterscheiden. Diese Hormone erzeugen auch den Geschlechtstrieb, der unseren Wunsch nach sexueller Betätigung nährt und unsere Lust daran steigert. So ist Sex im Allgemeinen eine lustvolle und angenehme Aktivität, die einen wichtigen Bestandteil einer Partnerschaft bildet.

Im Gegensatz zu allen anderen Körpersystemen ruht das Fortpflanzungssystem lange Jahre, bis es in der Zeit der Pubertät heranreift und seine Funktion aufnimmt. Erst dann wird die Fortpflanzung möglich. Im fortgeschrittenen Lebensalter kommt es dagegen zu rückbildenden Prozessen im Bereich der Fortpflanzungsorgane.

Männliches Fortpflanzungssystem: In Sachen Mars

Wozu dient das männliche Fortpflanzungssystem?

Die männlichen Fortpflanzungsorgane ermöglichen den Geschlechtsverkehr und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass eine weibliche Eizelle durch die Samenzelle befruchtet werden kann. Die männlichen Geschlechtsorgane bilden die Samen sowie die Geschlechtshormone, die für die typisch männlichen Gesichtszüge und den Körperbau verantwortlich sind. Das männliche Fortpflanzungssystem besteht aus den inneren und äußeren Geschlechtsorganen.

Die primären männlichen Geschlechtsorgane stellen die Hoden dar, in denen die Bildung der Samenzellen und der Geschlechtshormone stattfindet. Die Speicherung und der Transport der Samenzellen erfolgen im Gangsystem der Nebenhoden und der Samenleiter. Während des Geschlechtsverkehrs mischen sich die Samenzellen mit den Ausscheidungen der Hilfsdrüsen und bilden die Samenflüssigkeit, die während des Samenergusses über das Glied ausgestoßen wird.

Welche Aufgaben haben die Hoden?

Vom Zeitpunkt ihrer Aktivierung in der Pubertät bis ins hohe Alter produzieren die paarig angelegten Hoden (Testes) täglich Millionen von Samenzellen. In den Hoden findet auch die Bildung der männlichen Geschlechtshormone, der Androgene, statt, die an der Regulierung des Körperwachstums beteiligt sind und auch die Entwicklung der Geschlechtsorgane während der Pubertät steuern. Androgene, v. a. das Testosteron, sind auch für die Entstehung und Beibehaltung der sekundären Geschlechtsmerkmale verantwortlich und bewirken beispielsweise den Bartwuchs, das Entstehen der Schambehaarung und die männliche Körpergestalt. Sie stimulieren den Geschlechtstrieb und die Samenbildung.

Wie groß sind die Hoden?

Jeder der beiden eiförmigen Hoden ist etwa vier Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 2,5 Zentimetern. Die Hoden sind außerhalb des Körpers im Hodensack (Skrotum) aufgehängt. Dieser befindet sich zwischen den Oberschenkeln und besteht aus Muskel- und Bindegewebe. Meist hängt der linke Hoden etwas tiefer als der rechte. Dadurch wird verhindert, dass während des Gehens oder Laufens ein Hoden auf den anderen drückt.

Warum befinden sich die Hoden außerhalb des Körpers?

Wegen der Temperatur. Auf den ersten Blick scheint es, dass der Hoden trotz seiner wichtigen Rolle in der Fortpflanzung an einer relativ gefährlichen Stelle angebracht ist. Bei einer Körperinnentemperatur von durchschnittlich 37 °C kann jedoch eine Produktion von lebensfähigen Samenzellen nicht stattfinden. Durch die »Auslagerung« der Hoden wird gewährleistet, dass die Hodentemperatur etwa 3 °C unter der Temperatur des Körperkerns liegt. Dies ist ein ideales Klima für die Samenbildung.

Bei Kälte und bei sexueller Erregung kontrahieren zwei Muskeln im Hodensack (Musculus cremaster und Musculus dartos) und ziehen den Hodensack mit den Hoden näher zum warmen Körper. Ist es dagegen warm, entspannen sich diese Muskeln und der Hodensack hängt locker nach unten. Dieser einfache, vom vegetativen Nervensystem gesteuerte Mechanismus sorgt dafür, dass trotz wechselnder Bedingungen in der Körperumgebung im Hoden immer die gleiche Temperatur herrscht.

Was ist ein Hodenhochstand?

Von einem Hodenhochstand spricht man, wenn sich die Hoden zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes nicht im Hodensack befinden, sondern noch im Leistenbereich. Dort werden sie während der Embryonalzeit angelegt, um etwa ab dem dritten Schwangerschaftsmonat allmählich durch die Leistenkanäle in den Hodensack hinunterzuwandern. Es gilt als Reifezeichen des männlichen Neugeborenen, wenn beide Hoden vollständig abgestiegen sind. Dies wird bei der Neugeborenenuntersuchung entsprechend ertastet. Erfolgt der Abstieg der Hoden in den Hodensack nicht vollständig (so genannte Hodenretention oder auch Kryptorchismus), muss die Hodenlage operativ korrigiert werden.

Wodurch wird die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigt?

Die Zeugungsfähigkeit des Mannes hängt entscheidend von Anzahl und Güte der Spermien ab. Die Produktion der Samenzellen erfolgt in den Hoden, deren Temperatur aus physiologischen Gründen unter der Temperatur des Körperkerns liegt. Jede stärkere Wärmeeinwirkung oder gar ein Wärmestau erhöht die Hodentemperatur und kann somit die Samenqualität einschränken.

Grundsätzlich und insbesondere bei ungewollter Kinderlosigkeit sollten Männer daher auf locker sitzende Hosen oder Boxershorts zurückgreifen. Auch sollten Thermalbäder und Sauna nicht zu häufig besucht werden.

Wie sind die Samenzellen ausgestattet?

In ihrer Stromlinienform ähnelt die Samenzelle – auch Spermium oder Spermatozoon genannt – einem Fisch oder einer Kaulquappe. Sie setzt sich aus den drei Hauptabschnitten Kopf, Mittelstück und Schwanzteil zusammen. Der Kopf enthält sämtliche genetische Informationen in Form der 23 Chromosomen. Die Spitze des Kopfes ist mit speziellen Enzymen »bewaffnet«, die der Samenzelle das Eindringen in die weibliche Eizelle erleichtern. Im Mittelstück befindet sich ein »Minikraftwerk« in Form von Mito- chondrien, die die Bewegungsenergie erzeugen. Der hintere Abschnitt einer Samenzelle besteht aus einem langen Schwanzstück, dessen schlagende Bewegungen die Zelle vorwärtstreiben.

Mit etwa 0,05 Millimetern Länge gehört die Samenzelle zu den kleinsten Körperzellen. Sie ist die männliche Geschlechtszelle oder Keimzelle. Jede reife Samenzelle ist für ihre Aufgabe perfekt ausgestattet: den Transport von genetischem Material über weite Strecken und dessen »Auslieferung« an eine weibliche Geschlechtszelle.

Wo genau werden die Samenzellen gebildet?

In den Wänden der Hodenkanälchen. Das Innere des Hodens ist in 250 bis 300 kleine, keilförmige Hodenläppchen aufgeteilt. Jedes Läppchen enthält ein bis vier vielfach gewundene Hodenkanälchen (Tubuli seminiferi), in denen die Samenbildung stattfindet. Die Samen produzierenden Zellen in den Wänden der Hodenkanälchen werden einer Reduktionsteilung (Meiose) unterzogen: So entstehen pro Sekunde Tausende unreifer Keimzellen. Nach verschiedenen Entwicklungsstadien in den Hodenkanälchen wandern die Keimzellen schließlich ins Zentrum der Kanälchen. Immer noch unreif und bewegungsunfähig, werden die Samenzellen mithilfe der Peristaltik über verschiedene, ineinander einmündende Hodenkanälchen in die Nebenhoden gebracht, wo sie heranreifen und mobil werden. So sind sie am Ende des Entwicklungsprozesses zu spontaner, selbstständiger Bewegung fähig.

Wie erfolgt die Steuerung der Samenproduktion?

Sie geschieht auf hormonellem Weg. Die Hodenkanälchen sind von besonderen Zellgruppen, den Leydig-Zwischenzellen umgeben, die für die Bildung und Ausschüttung der männlichen Sexualhormone, besonders des Testosterons, zuständig sind.

Die Aktivierung eines spezifischen Freigabehormons durch den Hypothalamus – des GnRH (Gonadotropin-releasing-Hormon) – stimuliert die Hirnanhangsdrüse zur Ausschüttung zweier anderer Hormone, die zusammen als Gonadotropine bezeichnet werden: das LH (luteinisierendes Hormon) und das FSH (follikelstimulierendes Hormon). LH stimuliert die Leydig-Zwischenzellen zur Ausschüttung von Testosteron. FSH agiert zusammen mit Testosteron und stimuliert die Hodenkanälchen zur Produktion von Samenzellen.

Wozu dienen die Nebenhoden?

Die Nebenhoden bilden zusammen mit den Samenleitern und der Harnsamenröhre das Gangsystem des Nebenhodens, wo der Samen heranreift und bis zur Ejakulation gespeichert wird. Die Nebenhoden (Epididymis) erstrecken sich von der Oberseite über die gesamte Rückseite des Hodens. Sie bestehen im Prinzip jeweils aus einem stark gewundenen Gang von insgesamt sechs Metern Länge, der auf eine nur vier Zentimeter lange kommaförmige Struktur reduziert ist. Die Nebenhoden nehmen unreife Samenzellen aus den Hodenkanälchen auf und transportieren reife Samenzellen in die Samenleiter. Auf ihrem 14- bis 20-tägigen Weg durch den Nebenhodengang reifen die Samen heran.

Was geschieht in den Samenleitern?

Die Samenleiter haben zwei Hauptfunktionen: Sie speichern die reifen Samenzellen, die von den Nebenhoden und dem Nebenhodengang kommen, und transportieren ihn vor dem Samenerguss zur Harnsamenröhre. In dem Teil des Samenleiters, der dem Nebenhoden am nächsten liegt, kann Samen einige Monate gespeichert und lebensfähig gehalten werden. Kommt es nicht zum Samenerguss, werden die männlichen Geschlechtszellen vom Samenleiter aus rückresorbiert.

Der jeweilige Samenleiter (Ductus deferens) ist ein 40 Zentimeter langer Gang, der in einer Schleife über das Schambein und seitlich entlang der Blase zieht, wo er sich vor dem Durchtritt durch die Vorsteherdrüse erweitert und dann in die Harnsamenröhre einmündet.

Wussten Sie, dass …

ein gesunder, fruchtbarer Mann etwa ab dem 14. Lebensjahr pro Tag rund 300 Millionen reife Samenzellen produziert?

die Gesamtlänge aller Hodenkanälchen etwa 300 Meter misst?

die gesunden Samenzellen sich mit einer Geschwindigkeit von ein bis vier Millimeter in der Minute vorwärtsbewegen? Ihre Beweglichkeit nimmt aber bereits nach einer Stunde deutlich ab.

bei etwa ¼ der männlichen Frühgeborenen die Hoden noch nicht vollständig in den Hodensack abgestiegen sind? Dies geschieht dann meist nach der Geburt.

es in der Umgangssprache bis zu 400 Bezeichnungen für das männliche Glied gibt?

Welche besonderen Aufgaben übernimmt die Harnröhre?

Die männliche Harnröhre (Urethra) hat eine Doppelfunktion, da sie Bestandteil zweier Körpersysteme ist. Als Teil des Harnsystems leitet sie den Urin nach außen ab, als Teil des Fortpflanzungssystems befördert sie beim Samenerguss das Sperma hinaus. Eine gleichzeitige Beförderung von Urin und Sperma ist jedoch nicht möglich. Die Spermien gelangen über die beiden Samenleiter in die Harnsamenröhre. Die Samenleiter münden dort in die Harnsamenröhre, wo diese aus der Harnblase austritt. Die Harnsamenröhre verläuft an der Unterseite des Glieds zur Gliedspitze und mündet als Harnröhrenöffnung nach außen.

Woraus besteht das Sperma?

Aus den Samenzellen und den Sekreten der drei Geschlechtsdrüsen. Auf dem Weg der Samenzellen durch den Samenleiter mischen sich die Geschlechtszellen mit verschiedenen Sekreten und es entsteht kurz vor der Ejakulation die Samenflüssigkeit (Sperma oder Semen). Diese Sekrete werden teilweise in den Samenleitern, hauptsächlich aber in den Geschlechtsdrüsen produziert, die in den Samenleiter einmünden. Dazu zählen die Samenbläschen, die Cowper-Drüsen und die Vorsteherdrüse.

Die Samenbläschen: Diese beiden Drüsen von der Länge eines Fingers liegen hinter der Harnblase. Jedes Samenbläschen (Glandula seminalis) ist mit dem Endteil des entsprechenden Samenleiters verbunden und bildet den Samenausführungsgang. Kurz vor der Ejakulation mischt sich der in den Samenleiter gepresste Samen im Samenausführungsgang mit einem aus den Samenbläschen ausgestoßenen Sekret. Dieses Sekret, das etwa 60 Prozent der Samenflüssigkeit ausmacht, ist für die klebrige Beschaffenheit verantwortlich. Die Samenflüssigkeit ist alkalisch: Durch den Ausstoß des Spermas in die Scheide wird das von Natur aus saure Scheidenmilieu leicht alkalisch. Die Spermien sind in einer alkalischen Umgebung viel beweglicher und länger überlebensfähig.

Die Cowper-Drüse: Die Cowper-Drüse (Glandula bulbourethralis) besteht aus zwei Schleimdrüsen. Sie liegen im Bereich des Beckenbodens beidseitig an der Harnröhre und geben in der Phase der sexuellen Erregung eine klare, leicht schleimige Flüssigkeit in die Harnsamenröhre ab. Aufgrund der Urinpassage ist das Milieu im Innern der Harnsamenröhre sauer. Die Schleimsekrete neutralisieren den pH-Wert und machen die Harnsamenröhre zu einer »samenfreundlichen« Umgebung.

Die Vorsteherdrüse: Die eher als Prostata bekannte Drüse hat etwa die Form und Größe einer Kastanie. Sie umgibt die Harnsamenröhre an der Stelle, wo sie die Blase verlässt und wo auch die beiden Samenleiter einmünden. Die Sekrete der Vorsteherdrüse stimulieren die Beweglichkeit der Samenzellen und verleihen dem Sperma sein milchig-trübes Aussehen. Sie stellen etwa 30 Prozent des Spermavolumens dar. Die Prostatasekrete werden während der Ejakulation durch winzige, falltürartige Öffnungen in die Harnsamenröhre abgegeben und mit dem Samen und der Samenflüssigkeit vermischt.

Aus welchen Strukturen besteht das männliche Glied?

Das röhrenförmige Glied (Penis), das während des Geschlechtsakts zum Transfer der Samenzellen in die Scheide dient, besteht aus der Gliedwurzel, die es im Körperinnern verankert, dem sichtbaren Gliedschaft und der verbreiterten Gliedspitze, die Eichel oder Glans penis heißt. Die Eichel enthält unzählige sensorische Nervenendigungen, die, sobald sie stimuliert werden, zur sexuellen Erregung beitragen.

Im Innern des männlichen Glieds befinden sich drei zylinderförmige Strukturen oder Schwellkörper aus schwammigem Gewebe. An der Gliedunterseite liegt der Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum), in dessen Innern die Harnsamenröhre verläuft und der mit der Eichel endet. Die beiden Gliedschwellkörper (Corpora cavernosa) verlaufen parallel auf der Oberseite des Penisschafts oberhalb des Harnröhrenschwellkörpers. Sie werden über ein dichtes Netzwerk von Blutgefäßen mit Blut versorgt. Die drei Schwellkörper verdanken ihre Struktur den schwammartigen Hohlräumen in ihrem Innern. Bei sexueller Erregung füllen sich diese Hohlräume mit Blut. Dadurch richtet sich der Penis auf (Erektion) und wird steif.

Die Haut, die den Penis umgibt, ist sehr empfindlich. An der Penisspitze legt sie sich über die Eichel und bildet die Vorhaut (Praeputium). Diese locker sitzende Hülle kann zurückgezogen werden, so dass die Eichel freiliegt.

Was bezeichnet der Urologe als …

Skrotalhernie? Beim »Hodenbruch« liegt eine Verlagerung von Eingeweideteilen (z. B. Darmteilen) in den Hodensack vor. Oft ist eine operative Behandlung erforderlich.

Hodentorsion? Hierbei kommt es meist zur mehrfachen »Längsdrehung des Hodens« im Hodensack mit Abschnürung der Blutversorgung und des Samenstrangs. Unbehandelt kann es zum Absterben des Hodengewebes kommen. Typisch ist ein plötzlich einsetzender, heftiger Schmerz mit Rötung und Schwellung des Hodensacks, häufig verbunden mit Übelkeit. Eine Hodentorsion muss innerhalb von vier bis sechs Stunden nach Beginn der Symptome operiert werden.

Prostatakarzinom? Dies ist eine bei Männern über 50 Jahren häufige »Krebserkrankung der Prostata«. Die Symptome sind unspezifisch, z. B. Probleme beim Wasserlassen oder Blut im Urin. Häufig wird dieser Krebs erst diagnostiziert, wenn sich Tochtertumoren in den Beckenlymphknoten oder im Skelettsystem, z. B. in der Wirbelsäule, gebildet haben.

Hodenkarzinom? Dies ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern zwischen 20 und 35 Jahren. Er zeigt sich durch einen derben, nicht schmerzhaften Knoten bzw. einen einseitig vergrößerten Hoden.

Weibliches Fortpflanzungssystem: In Sachen Venus

Welche Aufgaben erfüllt das weibliche Fortpflanzungssystem?

Die Gesamtheit der weiblichen Geschlechtsorgane ermöglicht die Bildung und Ausstoßung einer befruchtungsfähigen Geschlechtszelle, den Geschlechtsverkehr und im Rahmen einer Schwangerschaft die Austragung des Fetus.

An diesen teilweise hoch komplexen Aufgaben des weiblichen Fortpflanzungssystems sind sowohl innere und als auch äußere Geschlechtsorgane beteiligt. Die im kleinen Becken liegenden inneren Fortpflanzungsorgane werden auch als primäre Geschlechtsorgane bezeichnet. Zu ihnen gehören die paarig angelegten Eierstöcke, die beiden Eileiter, Gebärmutter und Scheide. Die äußeren Geschlechtsorgane werden unter der Bezeichnung Vulva (die »weibliche Scham«) zusammengefasst. Die sekundären Geschlechtsmerkmale, z. B. die Brüste, sind streng genommen nicht Bestandteil des Fortpflanzungssystems, spielen aber eine wichtige Rolle bei der sexuellen Erregung.

Wozu dienen die beiden Eierstöcke?

Die Eierstöcke erfüllen eine Doppelfunktion: Sie stellen die weiblichen Geschlechtszellen, die befruchtungsfähigen Eizellen, zur Verfügung und produzieren die Hormone, die den Menstruationszyklus steuern und die Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale bewirken. Die etwa pflaumenförmigen Eierstöcke (Ovarien) liegen zu beiden Seiten der Gebärmutter im oberen Teil des kleinen Beckens. Sie haben eine Länge von ungefähr drei Zentimetern und enthalten bereits mit der Geburt einen Vorrat von insgesamt etwa 400 000 unreifen Eizellen.

Was passiert mit den Eizellen im Eierstock?

Während des Menstruationszyklus reifen die Eizellen – die weiblichen Geschlechts- bzw. Keimzellen – in den Eierstöcken heran und werden im befruchtungsfähigen Stadium aus dem Eierstock entlassen. Sie werden dann als Sekundärfollikel bezeichnet. Meistens erreicht nur eine Eizelle ein befruchtungsfähiges Stadium und verlässt beim Eisprung (Ovulation) den Eierstock. Der Eisprung liegt normalerweise in der Mitte des Menstruationszyklus.

Welche Hormone sind im weiblichen Körper aktiv?

Die Hormonbildung in den Eierstöcken erfolgt durch die Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon), die von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet werden und in den Eierstöcken die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron anregen. Diese beiden Hormone bereiten den Körper durch Steuerung des Menstruationszyklus auf eine Schwangerschaft vor.

Wie sehen die beiden Eileiter aus?

Die Eileiter sind dünne Röhren, die aus der Muskelwand der Gebärmutter entspringen. An ihren offenen Enden sind sie trichterförmig erweitert und besitzen dort fingerartige Ausstülpungen, die so genannten Fimbrien, die sich lose um den Eierstock legen. Die Eileiter (Tubae uterinae) sind jeweils etwa zehn Zentimeter lang und variieren im Durchmesser von haarfein bis zu einer dünnen Spaghettinudel. Sie besitzen zwei Muskelschichten, die peristaltische Bewegungen ermöglichen. Ein Eileiter hat zwei Funktionen: Er nimmt das Ei nach dem Eisprung auf und transportiert es zur Gebärmutter. Die Eierstöcke sind durch die Eileiter mit der Gebärmutter verbunden.

Was passiert beim Eisprung?

Normalerweise wird monatlich eine reife Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter entlassen. Zum Zeitpunkt des Eisprungs legt sich der Fimbrientrichter über den Eierstock, ohne ihn direkt zu berühren. Winzige Zilien, die die Fimbrien wie einen Saum umgeben, sorgen mit rhythmischen Schlägen für eine Strömung, welche die während des Eisprungs aus dem Eierstock entlassene Eizelle in den Eileiter zieht. Auch der Innenraum des Eileiters ist mit Zilien ausgekleidet, die, unterstützt durch die Peristaltik, die Wanderung der reifen Eizelle zur Gebärmutter gewährleisten.

Wo kommt es zur Verschmelzung von Ei- und Samenzelle?

Die Eileiter sind der Ort, an dem die Befruchtung stattfindet. Kommt es kurz vor oder kurz nach dem Eisprung zum Geschlechtsverkehr und eine Samenzelle, die höchstens 48 Stunden alt sein darf, trifft auf eine befruchtungsfähige Eizelle, kann es zur Zeugung eines Kindes kommen. Ein befruchtetes Ei wandert danach durch den Eileiter zur Gebärmutter und durchläuft auf diesem Weg schon vielfache Teilungsstadien. Etwa sieben Tage nach der Befruchtung kommt das Ei in der Gebärmutter an. Ist es nicht zu einer Befruchtung gekommen, stirbt die Eizelle ab und ihre Reise ist damit beendet. Ein befruchtetes Ei dagegen beginnt mit der Einnistung.

Welche Aufgaben übernimmt die Gebärmutter?

Die Gebärmutter (Uterus) ist ein muskuläres Hohlorgan, das den in den Monaten der Schwangerschaft heranwachsenden Fetus einhüllt, schützt und ernährt. Sie befindet sich im kleinen Becken zwischen der Harnblase und dem Mastdarm. Form und Größe der Gebärmutter ähneln einer auf den Kopf gestellten Birne. Sie besteht aus einem abgerundeten, oberen Bereich, dem Gebärmutterkörper (Corpus uteri), und einem unteren, schmalen Teil, dem Gebärmutterhals (Zervix).

Die Gebärmutterwand besteht hauptsächlich aus einer dicken Muskelschicht, dem Myometrium, das sich während einer Schwangerschaft auf das Zehnfache seiner normalen Größe ausdehnen kann. Die starken Muskelkontraktionen des Myometriums während der Wehen pressen den Fetus durch die Scheide aus dem Körper der Mutter. Auch der Gebärmutterhals kann sich so stark erweitern, dass ihn das Kind während der Geburt passieren kann. Wie die anderen inneren Geschlechtsorgane wird auch die Gebärmutter über ein dichtes Netz von Blutgefäßen gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Was ist das Endometrium?

Das Endometrium ist eine weiche, samtige Schleimhaut, die das Innere der Gebärmutterhöhle (Cavum uteri) auskleidet. Diese Schleimhautschicht wird von einem dichten Netz von Blutgefäßen durchzogen und ist mit Zilien und zahlreichen Schleim produzierenden Drüsen ausgestattet. Jeden Monat verdickt sich die Schleimhautschicht als Vorbereitung auf die Einnistung eines befruchteten Eis. Hat keine Befruchtung stattgefunden, löst sich ein Teil der Schleimhaut und wird während der Menstruation durch die Scheide ausgestoßen. Im folgenden Monat kommt es dann wiederum zu einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut. Dieser monatliche Zyklus von Schleimhautauf- und -abbau wird als Menstruationszyklus bezeichnet.

Wo befindet sich der eingebaute Schutz vor Bakterien?

Diese wichtige Einrichtung findet sich im Gebärmutterhalskanal, einem engen Kanal, der die Gebärmutterhöhle mit der Scheide verbindet. Die meiste Zeit bildet die Schleimhaut des Gebärmutterhalses einen zähen Schleim, der den Gebärmutterhalskanal durch einen Pfropfen verschließt und somit verhindert, dass Bakterien oder auch Sperma in die Gebärmutter gelangen. Wenige Tage um den Zeitpunkt des Eisprungs herum wird der Schleim dünnflüssiger. Dies erleichtert das Eindringen von Samenflüssigkeit von der Scheide in die Gebärmutter.

Warum muss die Scheide dehnbar sein?

Sie muss zum einen während der sexuellen Vereinigung das erigierte männliche Glied aufnehmen können. Zum anderen muss der Fetus auf seinem Weg in die Außenwelt die Scheide passieren. Die Scheidenwände sind daher normalerweise ziemlich faltig, können jedoch bei Bedarf die Falten (Rugae) verschwinden lassen und damit die Scheide länger und breiter machen.

Die Scheide (Vagina) ist die Verbindung zwischen der Gebärmutter und den äußeren Geschlechtsteilen. Sie ist ein Muskelschlauch von etwa acht bis zehn Zentimetern Länge. Über die Scheide wird während der Menstruation der abgestoßene Teil der Gebärmutterschleimhaut aus dem Körper befördert. Das Scheidenmilieu ist von Natur aus sauer. Die Scheide wird von der so genannten Normalflora besiedelt, einer ausgewogenen Gemeinschaft verschiedener Bakterien, die die Scheide gesund erhalten und Infektionen verhindern helfen.

Wussten Sie, dass …

der reife Follikel, der den Eierstock mit dem Eisprung verlässt, einen Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern hat?

sich das Gewicht der Gebärmutter bei einer Schwangerschaft von ursprünglich 50 Gramm auf letztendlich etwa sechs Kilogramm erhöht?

die befruchtete Eizelle sich in manchen Fällen auch im Eileiter einnistet? Dies wird als Eileiterschwangerschaft bezeichnet und passiert bei etwa einem Prozent der Schwangerschaften.

von der menschlichen Entwicklungsgeschichte her die großen Schamlippen der Frau dem Hodensack des Mannes entsprechen? Wie beim männlichen Fetus die Hoden, so liegen auch die Eierstöcke des weiblichen Ungeborenen zunächst im Leistenbereich, um dann allerdings nur bis in das kleine Becken hinabzuwandern.

Was alles umfasst die Vulva?

Zur Vulva gehören alle äußeren weiblichen Geschlechtsteile: die großen und kleinen Schamlippen, die Klitoris, der Scheidenvorhof und der Venushügel. Die Vulva ist gut mit sensorischen Nervenendigungen versorgt. Da sie hochsensibel auf Berührungen reagiert, spielt dieser Bereich eine wichtige Rolle bei der sexuellen Begegnung.

Warum gibt es zwei Schamlippenpaare?

Die beiden paarig angelegten Schamlippen, die die Vulva seitlich begrenzen, erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Die beiden äußeren, großen Schamlippen (Labia majora) sind im Erwachsenenalter behaart und bedecken schützend einen großen Teil der Vulva. Verschiedene Drüsen in den großen Schamlippen scheiden ein teils fettiges, teils talgiges Sekret aus, das die Vulva im Verlauf der sexuellen Erregung weich und gleitfähig macht. Andere Drüsen scheiden eine Flüssigkeit mit moschusartigem Duft aus, die als sexueller Lockstoff dient. Die innen liegenden kleinen Schamlippen (Labia minora) sind unbehaart und viel dünner als die großen Schamlippen. Die kleinen Schamlippen sind mit Drüsen besetzt, deren schleimige Ausscheidungen die inneren Teile der Vulva und den Scheideneingang schützen. Während der sexuellen Erregung füllen sich die kleinen Schamlippen mit Blut. Sie werden dadurch größer und dunkelrot.

Was hat die Klitoris mit dem Penis gemeinsam?

Wie der Penis hat auch die Klitoris (»Kitzler«) Schwellkörper mit Hohlräumen und Balken. Klitoris und Penis sind so genannte homologe Organe mit derselben Grundstruktur und demselben Ursprung in der Evolution. Die Klitoris hat jedoch nur eine Funktion: zur sexuellen Erregung beizutragen. Sie hat eine Länge von zwei bis vier Zentimetern, ist aber nur zur Hälfte sichtbar. Der sichtbare Teil wird normalerweise von den kleinen Schamlippen verborgen, die eine Art Vorhaut, die Klitorisfalte, bilden, die sie bedeckt.

Die Klitoris liegt im vorderen Bereich der Vulva und besteht aus einer Spitze und einem Schaft. Die Klitorisspitze, die der männlichen Eichel entspricht, enthält zahlreiche sensorische Nervenendigungen, die sie zum sensibelsten Teil der Vulva machen. Der Schaft spaltet sich in zwei lange Schenkel auf, welche die Klitoris in der Schambeinfuge verankern. Schaft und Eichel der Klitoris bestehen aus schwammigem Gewebe, das sich bei sexueller Erregung mit Blut füllt, so dass sich die Klitoris vergrößert und erigiert und sich aus der Klitorisfalte erhebt.

Was bezeichnet man als Scheidenvorhof?

Der Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae) ist der Bereich unterhalb der Klitoris, der seitlich von den kleinen Schamlippen begrenzt wird. Auf der Rückseite besteht er aus einer dünnen Membran, dem »Jungfernhäutchen« (Hymen), das den Scheideneingang umgibt. Die Größe des Scheideneingangs hängt von der Ausdehnung des Hymens ab. Bei einer erwachsenen Frau ist das Hymen meist durch körperliche Aktivität und Geschlechtsverkehr geschrumpft. Oberhalb des Scheideneingangs liegt die Harnröhrenöffnung. In den Scheidenvorhof münden auch die kurzen Ausführungsgänge der etwa erbsengroßen, beidseitig unterhalb der Schamlippen liegenden Bartholin-Drüsen, die bei sexueller Erregung ein Sekret abgeben, das die Vulva gleitfähig macht.

Wozu dient der Venushügel?

Er schützt während des Geschlechtsakts die Beckenregion der Sexualpartner. Dazu ist die Stelle, an der die knöchernen Schambeine aufeinandertreffen, von einem Polster aus Fettgewebe bedeckt. Der Venushügel, auch Schamberg genannt, ist bei der geschlechtsreifen Frau völlig von Schambehaarung bedeckt.

Wie sind die weiblichen Brüste aufgebaut?

Jede Brust (Mamma) besteht aus einer Brustdrüse, die von Fettgewebe schützend umgeben wird. Praktisch in der Mitte der Brust liegt die von dem Warzenhof umgebene Brustwarze (Mamille). Dort befinden sich zahlreiche sensorische Nervenendigungen, so dass sich die Brustwarzen bei Kälte oder sexueller Erregung aufrichten.

Jede der beiden Brustdrüsen besteht aus 15 bis 20 Drüsenlappen, die wiederum aus Milch bildenden Drüsenläppchen aufgebaut sind. Die einzelnen Lappen sind durch Fettgewebe und Bänder voneinander getrennt. Die Brüste gehören wie auch die Schambehaarung zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau.

Was versteht die Gynäkologin unter …

Endometriose? Bei dieser Erkrankung tritt »Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle« auf, z. B. in der Muskulatur der Gebärmutter, aber auch in den Eierstöcken, im Bauchraum oder in der Lunge. Meist kommt es während der Menstruation zu starken Schmerzen und verlängerten oder verstärkten Blutungen.

Ovarialzyste? So nennt die Gynäkologin eine »mit Flüssigkeit gefüllte Eierstockzyste«, die meist aus einem Follikel oder Gelbkörper entsteht und gutartig ist. Nur bei Bauchbeschwerden wird eine Behandlung durchgeführt.

Myom? Dieser »gutartige Tumor von Muskelzellen der Gebärmutter« kommt bei 20 Prozent aller Frauen nach dem 30. Lebensjahr vor. Eine chirurgische Behandlung ist nur bei entsprechenden Beschwerden (Schmerzen, Blutungen) angezeigt.

Mammakarzinom? Der »Brustkrebs« ist die häufigste Krebserkrankung der weiblichen Brustdrüse. Bei Früherkennung und -behandlung kann er geheilt werden, er führt jedoch häufig zum Tode. Der wichtigste Hinweis ist ein Knoten in der Brust, der entweder durch Abtasten oder durch eine Mammografie festgestellt wird.

Weiblicher Zyklus: Eine natürliche Regelung

Welche Vorgänge umfasst der weibliche Zyklus?

Bei einer Frau im geschlechtsreifen Alter laufen zwei eng miteinander verknüpfte Zyklen ab. Während des Eierstockzyklus (Ovarialzyklus) reift eine Eizelle heran und wird aus dem Eierstock entlassen. Im Menstruationszyklus bereitet sich die Gebärmutter auf den Empfang einer befruchteten Eizelle vor.

Die allmonatliche Eireifung und die Vorbereitung der Gebärmutter auf die Aufnahme eines befruchteten Eis stellen einen wesentlichen Teil der Fortpflanzung dar. Zur Erleichterung der Beschreibung dieses Fortpflanzungszyklus wird die Länge der jeweiligen Zyklen auf 28 Tage festgelegt. In Wirklichkeit kann ein Zyklus jedoch länger oder kürzer sein. Hier gibt es nicht nur große Unterschiede von Frau zu Frau, sondern auch von Zyklus zu Zyklus. Medizinisch gesehen beginnt ein Eierstockzyklus am ersten Tag der Menstruation, obwohl die mit dem Zyklus einhergehenden körperlichen Veränderungen erst am letzten Menstruationstag einsetzen.

Was genau geschieht im Eierstockzyklus?

Hier kommt es abwechselnd in einem der beiden Eierstöcke zur Ausdehnung und Reifung einer Eizelle, die den Eierstock dann zu einem bestimmten Zeitpunkt verlässt. Dabei werden die Eizellen nicht jeweils neu produziert. Die Eierstöcke eines neugeborenen Mädchens enthalten schon bei der Geburt einen lebenslangen Vorrat an unreifen Eizellen (Oozyten), die bis zur Pubertät ruhen. Jede dieser unreifen Eizellen ist von einer winzigen Hülle, dem Follikel, umgeben.

In welchen Phasen verläuft der Eierstockzyklus?

Er weist drei Hauptphasen auf: die Follikelreifungsphase, den Eisprung und die Gelb-körperphase. Diese letzte Phase dauert im Allgemeinen 14 Tage, die Dauer der beiden anderen Phasen kann jedoch beträchtlich variieren.

Die Follikelreifungsphase: In der ersten Phase des Eierstockzyklus (erster bis zehnter Tag) kommt es zur Reifung bestimmter Follikel. Die Ausschüttung von Gonadotropin-releasing-Hormon (GnRH) durch den Hypothalamus veranlasst die Hirnanhangsdrüse zur Abgabe von follikelstimulierendem Hormon (FSH) und luteinisierendem Hormon (LH). An den Eierstöcken stimuliert das FSH etwa 20 bis 25 Primärfollikel zum Wachstum und zur Reife. Diese heranwachsenden Follikel werden zur Ausschüttung von Östrogen angeregt. Dabei wird ein bestimmter Follikel in einem der beiden Eierstöcke besonders groß und dominant. Die anderen Follikel dagegen gehen zugrunde und verschwinden.

Der Eisprung: Etwa zwischen dem 11. und 14. Tag kommt es zum Eisprung (Ovulation). Der dominante, überlebende Follikel, der als Tertiär- oder Graaf-Follikel bezeichnet wird, wölbt sich aus der Seite des Eierstocks heraus. Die von den Eierstöcken veranlassten hohen Östrogenspiegel im Blut stimulieren die Hirnanhangsdrüse zur Sekretion einer großen Menge von LH. Diese LH-Schwemme führt dazu, dass der Graaf-Follikel in der Zyklusmitte platzt (»springt«) und seine Eizelle in den Eileiter entlässt. Nach dem Eisprung ist eine Eizelle (Ovum) nur sechs Stunden befruchtungsfähig.

Die Gelbkörperphase: Nach dem Eisprung wandelt sich der geplatzte Follikel zu einer hormonproduzierenden Gewebestruktur, dem Gelbkörper (Corpus luteum) um (15. bis 28. Tag). Während der folgenden zehn Tage (der Gelbkörper- oder Lutealphase) schüttet der Gelbkörper das Hormon Progesteron und eine geringe Menge Östrogen aus. Gemeinsam hemmen sie die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH. Findet – wie in den meisten Zyklen – in den Stunden nach dem Eisprung keine Befruchtung statt, geht der Gelbkörper nach etwa zehn Tagen zugrunde. Dadurch kommt es zu einer drastischen Verringerung in der Produktion von Progesteron und Östrogen. Die Ausschüttung von GnRH, LH und FSH wird nicht mehr länger blockiert und der nächste Eierstockzyklus kann beginnen.

Hat eine Befruchtung der Eizelle stattgefunden, bleibt der Gelbkörper intakt, denn seine Progesteronproduktion erhält die Funktionsfähigkeit der Gebärmutterschleimhaut. Der Gelbkörper bleibt so lange aktiv, bis seine Funktion im dritten Schwangerschaftsmonat von der mütterlichen Plazenta übernommen wird.

Was passiert während des Menstruationszyklus?

Allmonatlich kommt es in der Gebärmutter zu Vorbereitungen auf die Aufnahme eines befruchteten Eies. Während des Zyklus verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) und wird verstärkt durchblutet. Es entsteht auf diese Weise eine schützende Umgebung, in der sich der Embryo einnisten und zu einem lebensfähigen Fetus entwickeln kann.

Welche Hormone steuern diesen Zyklus?

Die beiden Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron steuern den Menstruationszyklus. Ihre Ausschüttung wird durch die Anwesenheit der Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) ausgelöst. Die enge Beziehung zwischen Eierstockzyklus und Menstruationszyklus sorgt dafür, dass die Gebärmutter nur während einer kurzen Zeitspanne auf die Aufnahme und Einnistung eines befruchteten Eies vorbereitet ist. Dieser kurze Zeitraum trifft mit der geschätzten Ankunftszeit einer Keimblase (weiterentwickelte befruchtete Eizelle) etwa sieben Tage nach dem Eisprung zusammen.

Welche Phasen weist der Menstruationszyklus auf?

Wie der Eierstockzyklus kann auch der Menstruationszyklus in drei Phasen eingeteilt werden, nämlich in Menstruationsphase, Aufbauphase und Absonderungsphase. Der Menstruationszyklus läuft zeitgleich mit dem Eierstockzyklus ab und dauert durchschnittlich 28 Tage.

Die Menstruationsphase: Das Einsetzen der Menstruation, auch als Regelblutung oder Periode bezeichnet, markiert den Beginn des Menstruationszyklus. Da es im gerade abgelaufenen Zyklus zu keiner Befruchtung gekommen ist, hat sich der Gelbkörper zurückgebildet und die Produktion von Progesteron, das zusammen mit dem Östrogen den Aufbau und die Mehrdurchblutung der Gebärmutterschleimhaut bewirkt, wurde praktisch eingestellt. Fehlt nun das Progesteron, verengen sich die Blutgefäße, die die Gebärmutterschleimhaut versorgen, und die bis dahin neu aufgebaute Schleimhautschicht löst sich ab und zerfällt. Während der Menstruationsphase (erster bis fünfter Tag des Zyklus) verlassen 50 bis 150 Milliliter an Gewebetrümmern, Blut und Schleim die Gebärmutter und gelangen über den Gebärmutterhals durch die Scheide nach außen.

Die Aufbauphase: Während der Aufbauphase (Proliferationsphase, 6. bis 14. Tag) wird die Gebärmutterschleimhaut wieder dicker. Dieser Wiederaufbaumechanismus, aus dem eine weiche und gut durchblutete Schleimhautschicht hervorgeht, wird durch das Östrogen stimuliert, das während der Follikelreifung in immer größeren Mengen von den Eierstöcken abgegeben wird.

Die Absonderungsphase: Nach dem Eisprung, der etwa um die Zyklusmitte stattfindet, stimuliert die Ausschüttung von Progesteron und Östrogen durch den im Eierstock neu gebildeten Gelbkörper die weitere Verdickung der Gebärmutterschleimhaut und bewirkt eine Verästelung der Blutgefäße und somit die Verbesserung der Durchblutung. In der Absonderungsphase (Sekretionsphase, 15. bis 28. Tag) kommt es zur Ausschüttung von Nährstoffen durch Drüsen in das Gebärmutterlumen, die die eventuell entstandene Blastozyste bis zu ihrer vollständigen Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut (Implantation) am Leben erhalten können. Die Vorbereitungen auf die Implantation erreichen am siebten Tag nach dem Eisprung ihren Höhepunkt. Dies ist der Zeitpunkt, an dem nach einer erfolgten Befruchtung die Blastozyste in der Gebärmutter eintreffen würde. In den meisten Fällen bleibt eine Befruchtung jedoch aus, der Gelbkörper bildet sich zurück und stellt die Ausschüttung von Progesteron ein. Daraufhin beginnt der Abbau der Gebärmutterschleimhaut und der Zyklus endet.

Wie reagiert der Zyklus auf eine Befruchtung?

Eine beginnende Schwangerschaft setzt den Zyklus aus, da die Gebärmutter nun vollständig damit beschäftigt ist, sich in eine Art Brutkasten für den Embryo und später den Fetus umzuwandeln. Erst geraume Zeit nach der Geburt des Kindes setzt der Menstruationszyklus allmählich wieder ein.

In den meisten der 400 bis 500 Monate zwischen Menarche und Menopause, also zwischen der ersten und der letzten Monatsblutung, findet keine Befruchtung statt. Sobald ein Menstruationszyklus (Monatszyklus) zu Ende geht, was durch die Abstoßung einer der oberen Schichten der Gebärmutterschleimhaut während der Regelblutung sichtbar wird, beginnt schon wieder der nächste Zyklus.

Was bezeichnet die Gynäkologin als …

Amenorrhö? So bezeichnet man das »Fehlen oder Ausbleiben der Monatsblutung«. Meist hat sich dabei die Menstruation bis zum 18. Lebensjahr nicht spontan eingestellt oder die Periodenblutung bei einer erwachsenen Frau, die bereits menstruiert hat, bleibt mehr als sechs Monate aus. Auslöser einer Amenorrhö sind, sofern keine Schwangerschaft vorliegt, meist Hormonstörungen.

Dysmenorrhö? Eine »schmerzhafte Menstruationsblutung« entsteht bei organischen Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane (z. B. Endometriose oder Uterusmyom). Viele Frauen leiden aber unter Dysmenorrhö, obwohl keine Erkrankung der Geschlechtsorgane festgestellt werden kann.

Menorrhagie? Dies ist eine »verlängerte Menstruationsblutung« bei ansonsten normalem Monatszyklus.

Pubertät: Sicht- und fühlbare Veränderungen

Was geschieht in der Pubertät?

Die Pubertät, auch als Adoleszenz bezeichnet, ist die Entwicklungsphase, in der die Geschlechtsorgane wachsen und reifen und die Jugendlichen fortpflanzungsfähig werden. Zudem prägen sich die sekundären Geschlechtsmerkmale wie Bartwuchs und bei Mädchen das Wachstum der Brustdrüsen aus. Die Pubertät setzt meist im zweiten Lebensjahrzehnt ein, bei Mädchen etwa zwei Jahre früher als bei den Jungen.

Welche Hormone sind an den Entwicklungsprozessen beteiligt?

Bei beiden Geschlechtern wird dieser Entwicklungsschritt durch die Ausschüttung des GnRH (Gonadotropin-releasing-Hormon) durch den Hypothalamus im Gehirn ausgelöst. Dieses Hormon wiederum stimuliert die Hirnanhangsdrüse zur Ausschüttung weiterer Hormone, nämlich FSH und LH.

Sobald die weiblichen und männlichen Keimdrüsen mit FSH und LH in Kontakt kommen, beginnen sie mit der Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron. Das letztere stimuliert den pubertären Wachstumsschub, durch den sich Körperlänge und Gewicht beträchtlich erhöhen. Die intensive hormonelle Aktivität verstärkt auch die Tätigkeit der Talgdrüsen, was zu fettiger Haut und zur Entstehung von Pickeln führen kann. Außerdem kommt es zu verstärkter Schweißbildung.

Wann beginnt die männliche Pubertät?

Beim Jungen setzt die Pubertät gewöhnlich im Alter zwischen 12 und 14 Jahren ein. Die Ausschüttung von Testosteron stimuliert im Hodengewebe das Reifen der Stützzellen oder Sertoli-Zellen, so dass die Samenbildung beginnen kann. Hoden und Hodensack wachsen und der Penis verlängert und verdickt sich. Etwa zwei Jahre nach Einsetzen der Pubertät hat er seine endgültige Größe erreicht.

Mit dem Heranreifen der Geschlechtsorgane oder Genitalien kommt es häufiger zu Erektionen, obwohl bei den ersten Samenergüssen die Samenflüssigkeit noch keine Samenzellen enthält. Die meisten Jungen erleben ihre ersten Samenergüsse mit 12 bis 14 Jahren.

Welche sichtbaren Veränderungen treten beim Jungen auf?

Die vermehrte Ausschüttung von Testosteron stimuliert auch das Entstehen der Schambehaarung im Bereich der äußeren Geschlechtsteile sowie das Bartwachstum und die Behaarung unter den Achseln und auf anderen Körperbereichen. Zu Beginn der Pubertät erscheint die Schambehaarung meistens zuerst am Ansatz des Penis. Sind die Haare zunächst noch fein und glatt, so werden sie im Verlauf der weiteren Entwicklung kräftiger und lockig. Schließlich reicht die Schambehaarung vom Penisansatz bis zu den Oberschenkeln und zum After.

Während der Pubertät kommt es auch zu mehrfachen Veränderungen im Körperbau des heranwachsenden jungen Mannes. Ein Teil des Körperfetts wird durch Muskelmasse ersetzt. Die Schultern verbreitern sich. Der vordere Teil des Kehlkopfs, der Adamsapfel, wird größer und führt dadurch zum Stimmbruch, in dessen Verlauf die Stimme des Jungen tiefer wird.

Die apokrinen Schweißdrüsen beginnen mit der Bildung eines dickflüssigeren Schweißes, der zusätzlich zu den normalen Bestandteilen Wasser und Stoffwechselabfallprodukte noch mit Eiweißen und Fettsubstanzen angereichert ist. Durch die Zersetzungstätigkeit der auf der Haut lebenden Bakterien entsteht ein typischer, intensiver Körpergeruch. Beim jungen Mann sind die Veränderungen der Pubertät meist im Alter von 19 bis 21 Jahren abgeschlossen.

In welchem Alter setzt die weibliche Pubertät ein?

Beim Mädchen setzt die Pubertät schon mit zehn bis zwölf Jahren ein; aber auch hier gibt es große, individuelle Unterschiede. Das vom Hypothalamus ausgeschüttete Hormon GnRH stimuliert die Bildung von FSH und LH in der Hirnanhangsdrüse und somit das Wachstum der Eierstöcke und die Produktion von Östrogen. Dieses Hormon wird in den Blutstrom ausgeschüttet und zirkuliert im ganzen Körper. Es stimuliert das Wachstum von Gebärmutter und Eileitern.

Die Gebärmutter kippt nach vorn zur Harnblase. Das Östrogen bewirkt eine gesteigerte Durchblutung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Sobald die erste reife Eizelle aus dem Eierstock entlassen wird, ist die Gebärmutterschleimhaut darauf vorbereitet, ein eventuell befruchtetes Ei aufzunehmen. Die Scheide wird länger und breiter und im Gebärmutterhals, dem Eingang zur Gebärmutter, beginnt die Produktion eines schleimhaltigen Sekrets.

Wann ist mit der ersten Monatsblutung zu rechnen?

Die erste Menstruationsblutung erfolgt normalerweise zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr. Sie wird als Menarche bezeichnet. Die Menstruationsblutung gehört zu den letzten Veränderungen der Pubertät und bezeichnet den Beginn des monatlichen Ovulationszyklus, obwohl bei den meisten Mädchen die ersten Menstruationszyklen noch anovulatorisch, d. h. ohne Eisprung verlaufen.

Das Einsetzen der Menstruationsblutung ist die dramatischste Veränderung in der weiblichen Pubertät. Der Zeitpunkt hängt gewöhnlich vom Körpergewicht ab und setzt ein Gewicht von etwa 45 Kilogramm und einen Körperfettanteil von ungefähr 17 Prozent voraus.

Welche körperlichen Veränderungen sind bei Mädchen sichtbar?

Das Östrogen stimuliert das Wachstum der Brüste. Dies geschieht meist im Alter von 9 bis 13 Jahren, variiert jedoch von Mädchen zu Mädchen und ist oft das erste Zeichen der einsetzenden Pubertät. Die beiden Brüste können unterschiedlich schnell wachsen, Größenunterschiede gleichen sich aber bei Erreichen der vollen körperlichen Reife mit etwa 16 Jahren meist wieder aus.

Das Östrogen bewirkt das Haarwachstum unter den Achseln und die Verbreiterung des Beckens. Außerdem ist das Hormon für den gewaltigen pubertären Wachstumsschub verantwortlich, der bei Mädchen im Allgemeinen früher einsetzt als bei Jungen. Ausgehend von den Rändern der Vulva erscheint als Folge der Östrogenwirkung langsam die Schambehaarung. Schamhaare sind gewöhnlich länger und dunkler als die übrige Körperbehaarung. Mit Fortschreiten der Pubertät wird die Schambehaarung grober und lockiger und bedeckt das durch den Venushügel oder Schamberg gebildete Dreieck. Körperbehaarung kann auch auf anderen Körperteilen auftreten, so z. B. auf Unterarmen und Beinen, ist aber meist feiner und flaumiger als männliches Körperhaar. Die weibliche Pubertät ist gewöhnlich im Alter zwischen 17 und 19 Jahren abgeschlossen.

Wie viele Zentimeter bringt der Wachstumsschub?

Während des pubertären Wachstumsschubs können Mädchen pro Jahr 8,5 Zentimeter, Jungen sogar um 9,5 Zentimeter wachsen. Im Verlauf der Pubertät erreichen die Muskeln und das Skelett schließlich auch ihre endgültige Größe. Der Wachstumsschub ist in vielen Fällen das erste äußere Zeichen der einsetzenden Pubertät. Die beiden Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen wirken direkt auf die Osteoblasten im Knochen und stimulieren sie zu einem schnelleren Knochenaufbau. Dies führt zu einer plötzlichen Wachstumsbeschleunigung in den langen Röhrenknochen und den Wirbeln. In der Spätphase der Pubertät sind es paradoxerweise ebenfalls das Testosteron und das Östrogen, die sich nun hemmend auf das Knochenwachstum auswirken, die Wachstumsgeschwindigkeit drosseln und eine lebenslange Phase des Wachstumsstillstands einleiten. Dies geschieht durch die Verknöcherung der Wachstumsfuge in den Epiphysen, den Zonen des Knochenwachstums.

Wodurch entstehen die männlichen und weiblichen Körperformen?

Bei Mädchen kommt es an bestimmten Stellen zur vermehrten Einlagerung von Unterhautfettgewebe, das für die typisch weiblichen Körperformen verantwortlich ist. Erwachsene Männer haben im Durchschnitt 50 Prozent mehr Muskel- und Knochenmasse als Frauen. Dafür ist der Fettanteil des weiblichen Körpers doppelt so hoch wie der des Mannes.

Welche Reifeprozesse begleiten die Pubertät?

Die körperlichen Entwicklungsschritte und Anpassungsprozesse der Pubertät gehen auch mit einer seelischen Reifung einher. Die Pubertät kann bei Heranwachsenden beträchtliche Ängste und Unsicherheit auslösen, da sie sich plötzlich mit einem »neuen« Körper konfrontiert sehen. Die oftmals dramatischen äußerlichen Veränderungen führen bei den meisten Jungen und Mädchen zu Hemmungen und Befangenheit einerseits und andererseits zu einer vermehrten Beschäftigung mit dem eigenen Erscheinungsbild. Akne und andere, teils unangenehme, Begleiterscheinungen der Pubertät wirken sich als zusätzliche Stressfaktoren aus. Oft bewirkt der Hormonschub auch starke Schwankungen der Stimmungslage, die sich aber nach Beendigung der körperlichen Veränderungen langsam wieder normalisieren.

Warum sinkt das Pubertätseintrittsalter?

Der frühere Eintritt in die Pubertät ist vermutlich auf den verbesserten Gesundheits- und Ernährungszustand der Jugendlichen zurückzuführen. Trat 1950 bei Mädchen die erste Menstruation in einem Alter von durchschnittlich 13,1 Jahren auf, betrug es in 1994 nur noch 12,2 Jahre. Für das Jahr 2010 wird ein Durchschnittsalter für die erste Blutung von zehn bis elf Jahren hochgerechnet. Der Zeitpunkt des ersten Samenergusses der Jungen lag 1980 bei durchschnittlich 14,2 Jahren, 1994 bereits bei 12,6 Jahren.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff …

Pubertas praecox? Unter »Frühreife« wird das Einsetzen der Pubertät vor dem achten (bei Mädchen) bzw. neunten (bei Jungen) Lebensjahr verstanden. Es ist häufig harmlos, kommt aber auch im Rahmen von Krankheitsprozessen im Zwischenhirn vor.

Pubertas tarda? Ein »verspätetes Einsetzen der Pubertät« nach dem 14. bis 16. Lebensjahr kann durch Hormonmangel oder chronische Krankheiten hervorgerufen werden.

Wechseljahre: Das Ende der Fruchtbarkeit

Was bescheren die Jahre des »Wechsels«?

Die allgemeinen Alterungsprozesse im menschlichen Körper betreffen auch das Fortpflanzungssystem. Beim Mann kann die Funktion der Geschlechtsorgane durch Alter oder bestimmte Erkrankungen beeinträchtigt werden. Im Körper der Frau kommt es jedoch zu gravierenderen Veränderungen, da das Klimakterium das Ende der weiblichen Fruchtbarkeit besiegelt. Wie auch die pubertätsbedingten körperlichen Veränderungen von Mädchen und Jungen mit einer seelischen und geistigen Reifung einhergehen, so beschreibt der Begriff des Klimakteriums oder der Wechseljahre nicht nur die körperlichen Vorgänge direkt an den Geschlechtsorganen. Die Bezeichnung umfasst ebenso die seelischen Veränderungen und die Umwälzungen, die sich in dieser Zeit des »Wechsels« auch in anderen Körpersystemen ergeben.

Wann bleibt die Monatsblutung endgültig aus?

Die letzte Menstruationsblutung oder die Menopause, wie der Fachbegriff dafür lautet, fällt gewöhnlich in die Zeitspanne zwischen dem 45. und dem 55. Lebensjahr. Es findet kein Eisprung mehr statt, so dass von nun an Schwangerschaften ausgeschlossen sind. Die Eierstöcke werden unempfindlicher gegenüber den von der Hirnanhangsdrüse ausgeschütteten Gonadotropinen und produzieren deshalb auch weniger Östrogen und Progesteron. Dieser Prozess zieht sich über viele Jahre hin und besteht aus zwei größeren Abschnitten: der Perimenopause und der Postmenopause.

Wie äußern sich die Wechseljahre?

Eine langsame Veränderung der Hormonspiegel ist ein Anzeichen für die beginnende Perimenopause oder das Klimakterium. Das erste Symptom ist meistens eine Unregelmäßigkeit in der Periode, was sich aber über mehrere Jahre hinziehen kann. Etwa 80 Prozent der Frauen klagen in dieser Zeit auch über Hitzewallungen, da durch die veränderte Hypothalamusfunktion auch die Steuerung der Körpertemperatur aus dem Gleichgewicht geraten ist. Man vermutet eine Verbindung zwischen dieser Regulationsstörung und einer Erhöhung in der Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH), einem der Steuerhormone des Ovarialzyklus. Eine Erhöhung des LH-Spiegels vor und während des Klimakteriums ist normal. Östrogenmangel ist wahrscheinlich auch für nächtliche Schweißausbrüche mit den daraus resultierenden Schlafstörungen verantwortlich sowie für Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen, Reizbarkeit und Libidoverlust.

Aufgrund der sinkenden Östrogenspiegel in den Jahren des Wechsels lässt die Sekretbildung in der Scheidenwand und im Gebärmutterhals nach. Dadurch kann die Scheidenschleimhaut regelrecht austrocknen, so dass es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommt. Hier hilft eventuell ein Gleitmittel auf Wasserbasis. Gleichzeitig können die fallenden Östrogenwerte die Scheidenwand dünner und poröser werden lassen, so dass die Scheide viel anfälliger gegenüber Infektionen wird. Der Funktionsverlust der Eierstöcke führt zu ihrer allmählichen Rückbildung.

Was kommt nach dem Klimakterium?

Haben die Monatsblutungen endgültig aufgehört, so tritt die Frau in das Stadium der Postmenopause ein. Diese nachklimakterische Phase dauert für den Rest des Lebens der Frau an. Während der ersten Jahre nach dem Klimakterium kann es wie in der Perimenopause weiterhin zu Hitzewallungen oder nächtlichen Schweißausbrüchen kommen. Diese Symptome verschwinden aber normalerweise nach ein paar Jahren wieder.

Kommen auch Männer in die Wechseljahre?

Ja. Aber beim Mann treten mit dem Alter weniger und nicht so gravierende Veränderungen am Fortpflanzungssystem ein wie bei der Frau. Auch ältere Männer sind noch fruchtbar oder zeugungsfähig, manchmal sogar bis ins achte oder neunte Lebensjahrzehnt. Jenseits der 50 kommt es beim Mann jedoch zu einem Absinken des Testosteronspiegels, was bedeutet, dass es länger dauern kann, bis eine Erektion eintritt. Auch Durchblutungsstörungen können das Zustandekommen einer Erektion erschweren. Bei einer Verringerung oder sogar Einstellung der sexuellen Betätigung im Alter kann es beim Mann zu einem Verlust der Libido, d. h. des Geschlechtstriebs und der Potenz kommen. Männer, die auch im Alter sexuell aktiv sind, verspüren oft wenige oder gar keine Veränderungen ihres Sexuallebens.

Wie wirken sich die Wechseljahre auf andere Organe aus?

Der Rückgang der Östrogenkonzentration bei der Frau hat nicht nur Auswirkungen auf die Funktion des Fortpflanzungssystems. Auch andere Körperbereiche und Organe sind betroffen. So werden Wand und Schleimhaut von Blase und Harnröhre dünner und lassen in ihrer Elastizität nach. Dadurch kann es zu häufigerem Harndrang kommen. Durch das Klimakterium herbeigeführte Stoffwechselveränderungen erhöhen das Risiko, nach den Wechseljahren an Herz- und Kreislaufleiden zu erkranken. Außerdem hat das Östrogen eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Knochenaufbaus. Während der Perimenopause beschleunigt sich durch das Fehlen des Hormons der Verlust an Knochenmasse.

Sexuelle Begegnung: Die erregendste Nebensache

Welche Bedeutung hat die sexuelle Begegnung?

Vom biologischen Standpunkt aus brauchen wir Menschen einen Anreiz, uns dem Geschlechtsverkehr hinzugeben, so dass es zur Zeugung der nächsten Generation kommen kann. Dieser Anreiz besteht in einem angeborenen Geschlechtstrieb oder der Libido. Es ist der Wunsch nach sexueller Vereinigung, nach den angenehmen und stimulierenden Gefühlen der sexuellen Begegnung. In Wirklichkeit kommt es bei den meisten geschlechtlichen Vereinigungen nicht zur Zeugung eines Kindes.

Wie verläuft der sexuelle Reaktionszyklus?

Bei der sexuellen Begegnung zwischen Mann und Frau gibt es eine erkennbare Abfolge körperlicher und gefühlsmäßiger Veränderungen, die während und unmittelbar nach dem Geschlechtsakt stattfinden und vom Nervensystem gesteuert werden. Der sexuelle Reaktionszyklus durchläuft verschiedene Phasen und folgt trotz einiger geschlechtstypischer Unterschiede bei Mann und Frau nach dem gleichen Schema.

Die Erregungsphase: In der Erregungsphase wird der Körper sexuell »eingeschaltet«. Nervenimpulse initiieren eine Reihe von Reflexhandlungen, die durch Druck und Berührungen ausgelöst werden, die von zahlreichen Sensoren in verschiedenen dafür empfänglichen Körperbereichen, den erogenen Zonen, wahrgenommen werden. Auch Gedanken und Erinnerungen an sexuelle Erlebnisse, visuelle und akustische Reize oder der individuelle Duft des Sexualpartners können zur Erregung führen. In der Erregungsphase erhöhen sich auch Herz- und Atemfrequenz sowie der Blutdruck. Durch die verbesserte Durchblutung kann es zu Hautrötungen kommen (so genannter sex flush).

Die Plateauphase: Die Plateauphase kann Sekunden, Minuten oder sogar Stunden dauern. In dieser Zeit prägen sich die Merkmale der Erregungsphase weiter aus, so dass das Erregungsniveau bis zum Erreichen der nun folgenden Orgasmusphase, die den Höhepunkt des sexuellen Reaktionszyklus darstellt, aufrechterhalten wird.

Die Orgasmusphase: Der Höhepunkt der sexuellen Stimulation ist bei beiden Geschlechtern der Orgasmus. Er ist ein Gefühl intensivsten körperlichen Wohlbefindens und Genusses begleitet von wellenartigen Muskelkontraktionen im Bereich des Beckenbodens und einem Spannungsabbau.

Die Rückbildungsphase: Nach dem Orgasmus bilden sich die zuvor vergrößerten Geschlechtsorgane wieder zu ihrer ursprünglichen Größe zurück. Herz- und Atemfrequenz gehen zurück und die Anspannung der Skelettmuskulatur lässt nach. Fast alle Männer und Frauen genießen in der Rückbildungsphase, dem letzten Abschnitt des sexuellen Reaktionszyklus, ein Gefühl der Gelöstheit und der Entspannung. In diesem Stadium ist der Mann für eine bestimmte Zeit – je nach Stimmung und Alter für Minuten, Stunden oder Tage – nicht mehr erregungsfähig. Die Frau kann jedoch mehrere aufeinanderfolgende Orgasmen erleben.

Wie reagiert der Körper der Frau?

Bei der Frau zeigt sich die sexuelle Erregung in der Erektion der Klitoris und ihrem Hervortreten aus der Klitorisvorhaut, in der Vergrößerung der großen und kleinen Schamlippen, der Entspannung und Erweiterung der Scheide und schließlich in der Vergrößerung der Brüste, die meist mit der Aufrichtung der Brustwarzen einhergeht. Die Scheide selbst besitzt keine Drüsen. Sobald sie sich jedoch erweitert, tritt Flüssigkeit aus den Blutkapillaren der Scheidenwand aus und mischt sich mit den Sekreten des Gebärmutterhalses und der Drüsen im Scheidenvorhof, so dass eine gleitfähige Flüssigkeit entsteht.

Während der Plateauphase verengt sich das untere Drittel der Scheide, so dass sie während des eigentlichen Geschlechtsakts den eingedrungenen Penis enger umschließen kann. Gleichzeitig hebt sich die Gebärmutter und der obere Teil der Scheide erweitert und verlängert sich.

Während des Orgasmus erfolgen rhythmische Kontraktionen der Scheiden- und Beckenbodenmuskulatur. Zu Beginn der Rückbildungsphase senkt sich die Gebärmutter nach unten ab. Dadurch wird der Gebärmutterhals in die Samenflüssigkeit eingetaucht, die sich nach dem Samenerguss im hinteren Scheidenbereich angesammelt hat (Spermapool).

Was geht bei der sexuellen Begegnung im Körper des Mannes vor?

Die Erregungs- und Plateauphase beim Mann bezieht sich hauptsächlich auf die Erektion des Glieds. Die Orgasmusphase wird von der Ejakulation bestimmt. In der Erregungsphase richtet sich das Glied langsam auf, die Hoden werden größer und von den Muskeln am Hodensack nach oben in Richtung Penis gezogen. Während der Plateauphase kommt es nochmals zur Vergrößerung der Eichel und zur zunehmenden Versteifung des Penisschafts.

Was genau passiert bei der Erektion?

Sie führt dazu, dass sich die Hohlräume in den drei länglichen Schwellkörpern des Glieds mit Blut füllen. Gliedschaft und Eichel verlängern sich und dehnen sich aus. Durch die Ausdehnung des Schwellkörpers wird die Vene, aus der normalerweise das Blut wieder abfließt, abgedrückt. Der Blutabfluss aus dem Glied ist somit behindert und die Erektion wird verstärkt. Zugleich stimulieren parasympathische Signale die Cowper-Drüsen an der Peniswurzel zur Abgabe ihres Sekrets, so dass Harnsamenröhre und Eichel befeuchtet werden.

Die Erektion (Aufrichtung) des Penis ist das erste äußerlich sichtbare Zeichen der männlichen sexuellen Erregung. Sie ist eine Reflexhandlung, die vom Parasympathikus des vegetativen Nervensystems gesteuert wird. Die direkte Stimulierung der Tast- und Druckrezeptoren am Glied und besonders an der höchst sensiblen Eichel kann der Auslöser für eine Erektion oder von sexueller Erregung überhaupt sein. Männer erleben beim Aufwachen oft eine Erektion, die entweder durch Träume oder durch den Druck einer vollen Blase hervorgerufen wurde. Auch nicht erotische Stimuli können – hauptsächlich bei Heranwachsenden – manchmal zu einer ungewollten Erektion führen.

Wie kommt es zum Samenerguss?

Während des Samenergusses (Ejakulation) wird der Samen aus dem Glied und – bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr – direkt in die Scheide entleert. Während der Phase der Samen- und Sekretabgabe veranlassen Nervenimpulse (diesmal aus dem sympathischen Bereich) die rhythmische Kontraktion der Muskeln in den Wänden der Samenleiter, wodurch der Samen durch peristaltische Bewegungen in Richtung Harnsamenröhre transportiert wird. Zur gleichen Zeit kontrahieren Samenbläschen und Prostata und schütten ihre Sekrete aus. Samen und Sekrete mischen sich zur Samenflüssigkeit, die in die Harnsamenröhre an der Peniswurzel gepresst wird. Der Schließmuskel am Blasenhals kontrahiert und verhindert das Austreten von Urin aus der Blase heraus oder den Rückfluss des Samens in die Blase hinein.

Nach Bereitstellung der Samenflüssigkeit stellt sich beim Mann das Gefühl der unmittelbar bevorstehenden Ejakulation ein. An diesem Punkt ist kein Zurück möglich und der Samenerguss kann nicht mehr verhindert werden. Die Muskeln im Bereich der Gliedwurzel kontrahieren in Intervallen von etwa 0,8 Sekunden und pressen die Samenflüssigkeit in ein bis fünf Stößen durch die Harnsamenröhre und durch die Harnröhrenöffnung nach außen. Der Samenerguss wird von einem Gefühl intensiven körperlichen Genusses begleitet, dem Orgasmus. Bei einer Ejakulation werden durchschnittlich fünf Milliliter – das entspricht etwa einem Teelöffel – Samenflüssigkeit ausgestoßen, die ungefähr 500 Millionen Samenzellen enthalten. Nach beendeter Ejakulation lässt die Erektion nach.

Nach dem Samenerguss bewegen sich die Samen sehr schnell vorwärts und schwimmen schon 90 Sekunden später in dem Schleim, der den Eingang zur Gebärmutter verschließt. Von den vielen Millionen freigegebenen Samenzellen wird es nur ein paar 100 gelingen, den Schleimpfropf des Gebärmutterhalses zu durchdringen und sich auf die Reise durch die Gebärmutter zu den Eileitern zu begeben.

Was bezeichnet man als Geschlechtsakt?

Im Geschlechtsakt (Koitus) finden sexuelle Aktivitäten ihren Höhepunkt, die auch zur Befruchtung einer Eizelle und zur Zeugung eines Kindes führen können. Bei heterosexuellen Geschlechtspartnern kommt es nach ausreichender Erregung beider Partner zur Penetration, also zur Einführung des erigierten Penis in die Scheide. Dazu sind die verschiedensten Körperstellungen denkbar. Rhythmische Bewegungen stimulieren den Penis so stark, dass beim Mann der Samenerguss und der Orgasmus ausgelöst werden. Bei der Frau kommt es jedoch nicht immer zum Höhepunkt, da die erotisch sensibelste Stelle, die Klitoris, durch die Bewegung des Penis kaum oder gar nicht stimuliert wird.

Was versteht man unter …

Dyspareunie? Dies ist eine Sammelbezeichnung für »Missempfindungen der Frau beim Geschlechtsverkehr«. Meist bezieht sich der Ausdruck auf Schmerzen beim Koitus.

Priapismus? So wird die ungewollte, meist schmerzhafte »Dauererektion des Penis«, z. B. bei neurovegetativen Störungen, einer Thrombose oder als Nebenwirkung von Medikamenten, bezeichnet (z. B. nach Überdosierung eines Potenzmittels).

Impotenz? Dieser Begriff bezeichnet sowohl die »Unfähigkeit des Mannes, den Geschlechtsakt auszuführen«, als auch das »Unvermögen, Kinder zu zeugen«.

Anorgasmie? Die »Unfähigkeit zum Orgasmus« hat meist seelische Hintergründe.

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