Lexikon

Reichsgründung - Zeremonie und Echo im Ausland

Reichsgründung - Zeremonie und Echo im Ausland
Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1888 für kurze Zeit selbst Kaiser) beschreibt die Krönungszeremonie am 18. 1. 1871 in Versailles, als sein Vater Wilhelm I. zum Kaiser ausgerufen wird:

Im Mittelfenster stand ein Feldaltar, vor dem der König, von allen Fürsten im Halbkreis umgeben, sich aufstellte und Prediger Rogge aus Potsdam die verkürzte Liturgie verlesen und ein einfaches Gebet sprechen sollte. Da das Kommando Helm ab zum Gebet für die Mannschaften vergessen worden war, musste ich es selber laut geben, worauf der aus Militärmusikern der hiesigen Regimenter gebildete Liturgiesängerchor nebst der Militärmusik den Choral Sei Lob und Ehr' in diesen gewaltigen Räumen mächtig ertönen ließ. Das einfach Gebet bestand aber in einer Strafrede auf Ludwig XIV. sowie in einer ziemlich taktlosen, langen, historisch-religiösen Abhandlung über die Bedeutung des 18. Januar für Preußen. Der Schluss, welcher auf die deutsche Frage und deren Lösung durch das heutige Ereignis anspielte, sprach des warmen, sachgemäßen Inhalts wegen wieder an.

Ich ließ meine Blicke während dieses Teil der Feier über die Versammlung und an die Decke schweifen, wo Ludwigs XIV. Selbstverherrlichungen, ... namentlich die Spaltung Deutschlands zum Gegenstand habend, und fragte mich mehr als einmal, ob es denn wirklich wahr sei, dass wir uns in Versailles befänden, um hier die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums zu erleben - so traumartig wollte mir das Ganze erscheinen ...
Nachdem Seine Majestät eine kurze Ansprache an die deutschen Souveräne laut und in der wohl bekannten Weise verlesen hatte, trat Graf Bismarck, der ganz grimmig verstimmt aussah, vor und verlas in tonloser, ja geschäftlicher Art und ohne jegliche Spur von Wärme oder feierlicher Stimmung die Ansprache An das deutsche Volk.
Bei den Worten Mehrer des Reiches bemerkte ich eine zuckende Bewegung in der ganzen Versammlung, die sonst lautlos blieb."
Der britische Oppositionsführer Benjamin Disraeli charakterisiert die Bedeutung des Deutsch-Französischen Krieges und die Gründung des Deutschen Reiches in einer Rede am 9. Februar 1871:
"Dieser Krieg bedeutet die deutsche Revolution, ein größeres politisches Ereignis als die französische des vergangenen Jahrhunderts ...
Nicht ein einziger der Grundsätze der Handhabung unserer auswärtigen Angelegenheiten, welche noch vor einem halben Jahr von allen Politikern als selbstverständliche Richtlinien anerkannt wurden, steht noch heute in Geltung.
Es gibt keine überkommene Auffassung der Diplomatie, welche nicht fortgeschwemmt wäre. Wir stehen vor einer neuen Welt, neue Einflüsse sind am Werk; ... das Gleichgewicht der Macht ist völlig zerstört; und das Land, welches am meisten darunter leidet und welches die Wirkungen dieses großen Wechsels am meisten zu spüren bekommt, ist England."
Fischer_NEU_02.jpg
Wissenschaft

Karriere mit Cash

Als ich in den 1970er-Jahren in einem Laboratorium arbeitete und auf eine akademische Karriere hoffte, beobachtete ich immer wieder, wie einzelne Leute mit ihren Publikationen tricksten: Da es weniger auf die Qualität der einzelnen Veröffentlichungen und mehr auf deren Quantität ankam, setzte beispielsweise ein Forscher alles...

Mars, Universum, Weltraum
Wissenschaft

Schutz vor kleinen Aliens

Planetenschützer wollen nicht nur fremde Organismen von der Erde fernhalten. Sie bewahren auch andere Himmelskörper vor irdischen blinden Passagieren. von KAI DÜRFELD Nur von einem Ort im Universum wissen wir, dass dort Leben existiert: von unserer Erde. Doch die Suche im All hat gerade erst begonnen. Und man kennt einige...

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon