Lexikon
Pietịsmus
[
pi:e-; lateinisch pietas, „Frömmigkeit“
]evangelische Bewegung seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, besonders in Deutschland; trat gegen die erstarrte Orthodoxie für eine lebendige Glaubenserfahrung, praktische Frömmigkeit, Abkehr von der Welt und für die aktive Mitarbeit der Laien ein. Die Wurzeln des Pietismus liegen u. a. im englischen Puritanismus des 16. Jahrhunderts; er entfaltete sich im nachreformatorischen 17. Jahrhundert und verstand sich als Gegenbewegung zu einem theologisch überfrachteten und im Glauben erstarrten Protestantismus. Statt der institutionalisierten Kirche rückten der individuelle Christ und seine persönliche Frömmigkeit in den Blickpunkt.
Als Begründer des Pietismus gilt P. J. Spener, der in seiner Schrift „Pia desideria“ („Frommes Verlangen“ 1675) die ideellen Grundlagen legte. Zu einem Zentrum des Pietismus wurden ab 1694 die von A. H. Francke gegründeten „Franckeschen Stiftungen“ in Halle a. d. Saale; als bedeutendster Zögling dieser Anstalten stiftete Graf N. L. von Zinzendorf 1722 mit der Herrnhuter Brüdergemeine eine eigene Kirchengemeinschaft, die vor allem eine rege missionarische Tätigkeit entfaltete.
Die eschatologische Erwartung, die subjektive, mystische und enthusiastische Form der Frömmigkeit und die oft moralistische Gesetzlichkeit des Pietismus führten teilweise zu Sektierertum. Diese auch „Schwärmer“ genannten radikal-spiritualistischen Pietisten strebten eine Trennung von der Amtskirche an und standen im Gegensatz zu den gemäßigten Bewegungen. Der Pietismus war von weitreichendem Einfluss nicht nur auf die (praktische) Theologie, sondern auch auf die Kultur der folgenden Jahrhunderte. So prägte er vor allem die Pädagogik, war maßgeblich am Entstehen der Erbauungsliteratur beteiligt und manifestierte sich in den Werken der Empfindsamkeit und der Romantik. Der Pietismus, der auch in vielen anderen Ländern Fuß fasste (Skandinavien, Schweiz, Amerika), wirkt vor allem in den evangelisch-freikirchlichen Gruppen, aber auch in vielen evangelischen Landeskirchen besonders durch die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, die u. a. zur Gründung der Methodisten führten, und durch die Gemeinschaftsbewegung bis heute nach (Evangelikale).
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