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Reiseapotheke

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So langsam naht die Urlaubszeit. Viele nutzen schon jetzt die vielen Feiertage, andere packen im Geiste schon die Koffer für den Sommerurlaub – voller Vorfreude auf Sonne, Entspannung und Freizeit. Aber auch auf Reisen sind wir nicht vor Krankheiten und Unfällen gefeit. Erste Hilfe leistet dann die Reiseapotheke – sie sollte deshalb immer dabei sein. Was aber gehört unbedingt mit ins Gepäck? Und was muss man bei Arzneimitteln auf Reisen beachten? Hier ein paar Tipps.

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Letzte Arbeiten im Büro erledigen, Besorgungen machen, Koffer packen - die letzten Tage vor dem Urlaub gleichen häufig einem Marathon. Für unseren Körper ist das noch einmal purer Stress. Aber im Urlaub wird dann ja alles gut – so trösten wir uns. Aber es kann auch anders kommen. Denn gerade wenn die Anspannung von uns abfällt, ist unser Immunsystem geschwächt, Erreger haben dann ein leichteres Spiel. Zwar droht nicht überall auf der Welt gleich das tropische Gelbfieber, aber ein unangenehmer und lang anhaltender Durchfall kann schon ärgerlich genug sein.

Aber auch die ungewohnte Umgebung und neue Aktivitäten können den Körper beanspruchen und sogar Verletzungen hervorrufen: Wir verknacksen uns den Fuß, werden von Insekten gestochen oder holen uns schon am ersten Tag einen Sonnenbrand. Gut, wer dann für den Notfall gerüstet ist. Allerdings: Die meisten von uns sind dies nicht, wie 2011 eine Umfrage ergab: Mehr als die Hälfte der der Deutschen packen höchstens Pflaster und ein bis zwei Medikamente ein, beinahe jeder Vierte nimmt nicht einmal diese Basisausstattung mit – das aber ist zu wenig für eine gute Vorsorge.

Was gehört in die Reiseapotheke?

Zum Verarzten kleinerer Verletzungen sind Pflaster, Verbandspäckchen und eine Schere sinnvoll. Außerdem eine Pinzette, um beispielsweise eingetretene Dornen oder Splitter entfernen zu können. Wund-Desinfektionsmittel verhindern, dass sich die Wunden entzünden. Wer in Gegenden mit reichlich Mücken und anderen blutsaugenden Insekten reist, sollte Abwehrmittel gegen die Plagegeister und ein Gel gegen Insektenstiche und Sonnenbrand mitnehmen.

Wer sportliche Aktivitäten plant, sollte auch eine Salbe gegen Verstauchungen und Prellungen einpacken. Gerade in südlichen Ländern oder an Orten mit schlechter Hygiene fängt man sich leicht Magen-Darm-Infekte ein. Hier ist es sinnvoll, entsprechende Mittel gegen Durchfall einzupacken. Wer leicht unter Verstopfung leidet, sollte auch hier vorsorgen. Ein Fieberthermometer und Schmerzmittel sind für alle Fälle sinnvoll. Außerdem nicht vergessen: Sonnenschutz.

Für Menschen, die auch zuhause regelmäßig Medikamente benötigen, ist es besonders wichtig, sich rechtzeitig genügend Nachschub verschreiben zu lassen – die Menge sollte ausriechen, um im Ernstfall auch ein paar Tage länger als geplant auskommen  zu können. Bei lebenswichtigen Mitteln kann es sinnvoll sein, sich doppelt abzusichern: Bitten Sie Ihren Arzt, Ihnen ein Ersatzrezept auszustellen, damit Sie im Notfall das entsprechende Medikament auch vor Ort erhalten.

Wichtige Mittel ins Handgepäck

Wichtige Arzneimittel gehören ins Handgepäck. Denn der Flug kann Verspätung haben oder das Gepäck kann verloren gehen, in diesen Situationen kommt man womöglich für längere Zeit nicht an den Koffer mit den Medikamenten heran. "Gehen Sie also lieber auf Nummer sicher und nehmen Sie eine zusätzliche Ration mit ins Handgepäck, mit der Sie im Notfall einige Tage überbrücken könnten", empfiehlt Thomas Brückner, Apotheker beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI).

Ohne Kontrolle kommt kein Passagier ins Flugzeug - und kein Arzneimittel ins Handgepäck. Auch Pillen, Säfte, Cremes und Salben müssen durch den Sicherheits-Check am Flughafen. Kleinere Mengen für den privaten Gebrauch darf man aber in der Regel mitführen. Problematisch sind Spritzen, beispielsweise bei Diabetikern. Hier, aber auch bei starken Schmerzmitteln oder Psychopharmaka, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, ist ein entsprechendes Attest vom Arzt oder eine beglaubigte Rezeptkopie unverzichtbar. "Um Probleme möglichst zu vermeiden, sollte man sich vom Arzt eine Bescheinigung in deutscher und mindestens auch in englischer Sprache ausstellen lassen", rät Brückner. "Außerdem empfiehlt es sich, immer die Originalpackung mit Beipackzettel dabei zu haben, damit die Präparate bei der Kontrolle leichter identifiziert werden können."

Am Urlaubsort: Klima und Zeitumstellung beachten

Wenn man während einer Fernreise dauerhaft Medikamente zu sich nehmen muss, sollte man auch die Zeitumstellung beachten: "Arzneimittel wirken nur dann optimal, wenn sie im vorgegebenen Rhythmus eingenommen werden", erklärt Brückner. "Schon ab zwei Stunden Verschiebung muss dieser Rhythmus entsprechend angepasst werden." Hier gibt es aber große Unterschiede zwischen den Präparaten, zum Beispiel weil einige an Tageszeiten und andere an bestimmte Zeitintervalle gebunden sind. Wer regelmäßig Medikamente nehmen muss, sollte daher schon vor der Reise mit seinem Arzt sprechen und ihn fragen, wie die Zeiten am besten angepasst werden können.

Aber auch das Klima spielt eine Rolle: Ist es am Urlaubsort heiß, müssen einige Medikamente unter Umständen gekühlt werden, gerade bei Flüssigkeiten kann das der Fall sein. Generell sollten Arzneimittel nie in der prallen Sonne liegen. Apropos Sonne: Viele Mittel machen unsere Haut sensibler gegenüber der UV-Strahlung der Sonne oder können andere Nebenwirkungen durch das Sonnenlicht hervorrufen. Dazu gehören beispielsweise das Antibiotikum Doxycyclin, andere Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer und manche Rheumamittel. Wer sie einnimmt, sollte daher lieber auf lange Sonnenbäder verzichten. Denn auch Sonnencremes reichen meist nicht aus, um diese Effekte auszugleichen.

Externe Links:

Empfehlungen für die Reiseapotheke vom Auswärtigen Amt

Informationen zum Reisen mit Betäubungsmitteln vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
 

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