Disziplinen der Geowissenschaften unter der Lupe
Gletscherkunde oder Glaziologie (von lateinisch glacies = Eis) ist die Wissenschaft, die sich mit der Entstehung, den Eigenschaften, der Wirkung und den Formen der Gletscher beschäftigt. Gletscher entstehen dann, wenn über Jahre hinweg in einem bestimmten Gebiet mehr Schnee fällt als abschmilzt. Gletscher sind also Klimaanzeiger. Sie fließen bergab, vergleichbar mit einem breiten Fluss, der aber aus Eis besteht. Größere Gletscher gibt es nur in den Polargebieten und in den Hochgebirgen der Erde. Überall bieten sie ein faszinierendes Landschaftsbild. Gletscher hatten einen großen Anteil an der Gestaltung der Erdoberfläche. Während der Eiszeiten haben sie große Landschaften umgeformt. Heute ist nur noch ein kümmerlicher Rest von ihnen übrig. Der längste Gletscher der Alpen ist mit 24 Kilometer Länge der Aletschgletscher im Wallis. Er wurde als Weltnaturerbe der UNESCO klassifiziert.
Gletscher sind Klimazeugen: Durch Gletscherbohrungen und Entnahme von Eisbohrkernen erhält man Kenntnisse über die Klimaverhältnisse früherer Jahrhunderte und Jahrtausende. Die Gletscherkunde steht daher in engem Zusammenhang mit der Klimatologie und der Meteorologie sowie anderen Geowissenschaften wie Geographie, Geophysik, Geodäsie und Kartographie.
Die Forschung an den Gletschern ist außerdem sehr wichtig, da Gletscher eine große Süßwasserreserve darstellen. Durch die gegenwärtige Klimaerwärmung verschiebt sich die Schneegrenze um mehrere hundert Meter nach oben. Ein weltweites Abschmelzen der Gletscher hat bereits begonnen bzw. wird erwartet. Eine Folge davon sind Gletscherabbrüche, Murabgänge und Überschwemmungen. Durch solche Naturkatastrophen werden in den Alpen immer häufiger Siedlungen bedroht.