Lexikon

Stillleben

[
niederländisch stilleven, „stilles Leben“
]
französisch nature morte, italienisch natura morta
Gattung der Malerei, deren Thematik sich auf ein nach formalkünstlerischen Gesichtspunkten geordnetes Beieinander unbelebter Gegenstände (Früchte, Geschirr, Kunstgegenstände, Blumen, totes Wild) beschränkt.
Das Mittelalter kannte keine Stilllebenmalerei, doch wird an Bildern des 14. Jahrhunderts hier und dort das Bemühen sichtbar, reglose und unscheinbare Dinge genau beobachtet um ihrer selbst willen wiederzugeben (Fresken von Giotto, Miniaturmalerei der Brüder van Eyck). Doch erst die Maler der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, A. Dürer, L.Cranach der Ältere u. a., haben das Stillleben zur ständigen Bildgattung erhoben. Als frühestes erhaltenes Beispiel der nachmittelalterlichen Stilllebenkunst gilt „Der tote Vogel“ von J. de Barbari (1504). Großen Aufschwung nahm die Stilllebenmalerei in den Niederlanden während des 17. Jahrhunderts. Die Hauptmeister des niederländischen Stilllebens sind W. Kalf, A. van Beijeren und J. D. de Heem; F. Snyders und sein Schüler J. Fyt repräsentieren die Stilllebenkunst Flanderns mit großen, prächtigen Küchenstücken. Im Frankreich des 18. Jahrhunderts trat vor allem J. B. S. Chardin als Stilllebenmaler hervor; er knüpfte an die niederländische Stilllebenmalerei an. Bei den Impressionisten interessierte weniger der Gegenstand als seine optische Erscheinung im Wechsel des Lichts (E. Manet). P. Picasso, G. Braque und H. Matisse haben im Stillleben in erster Linie Raum- und Formprobleme zu lösen versucht. Der gegenständlich-abbildende Charakter des Stilllebens ging dabei weitgehend verloren. Lediglich H. Matisse (und in seiner nachkubistischen Periode wieder G. Braque) hielten an der gegenständlichen Wiedergabe fest. Unter den deutschen Malern des 20. Jahrhunderts sind u. a. E. Nolde, M. Beckmann und K. Schmidt-Rottluff als Stilllebenkünstler hervorgetreten.