Lexikon

Harmonielehre

Musik
i. w. S. die Lehre von den Intervallen, Dreiklängen und Akkorden; i. e. S. nur die Lehre von den Akkordfolgen. Sie basiert auf den Tongeschlechtern Dur und Moll sowie auf dem Spannungsverhältnis zwischen Konsonanz und Dissonanz und behandelt die verschiedenen Formen der Dreiklänge, Septakkorde, alterierten Akkorde (Alteration), Vorhalte und Modulationen sowie die Stimmführung bei Akkordverbindungen. Die Harmonielehre bildet damit etwa seit dem 17. Jahrhundert die Voraussetzung für die Kompositionslehre.
Die Grundlagen der Harmonielehre wurden von Gioseffo Zarlino („Le Istitutioni harmoniche“ 1558) gelegt; daraus entwickelte sich Ende des 16. Jahrhunderts die Generalbasslehre (Generalbass). 1722 veröffentlichte Jean-Philipp Rameau mit „Traité de lharmonie“ die erste Harmonielehre. Er führte darin den Begriff des Fundamentalbasses ein, einer übergeordneten Bassstimme, die sich aus den Grundtönen der Stammakkorde (d. h. der Akkorde in ihrer Grundstellung aus übereinanderliegenden Terzen) ergibt. Simon Sechter übernahm diesen Begriff 1853 in seine „Grundsätze der musikalischen Komposition“. Außerdem griffen er und sein Vorgänger Gottfried Weber (* 1779,  1839) die Idee der Harmoniestufen von G. J. Vogler auf und begründeten damit die Stufentheorie, nach der Akkorde mit römischen Ziffern gekennzeichnet werden. Zur selben Zeit erschien Ernst Friedrich Richters (* 1808,  1879) „Lehrbuch der Harmonie“, in dem Stufentheorie und Generalbasslehre miteinander kombiniert werden: die römischen (Stufen-)Ziffern werden durch hochgestellte arabische Zahlen ergänzt. Daraus entstanden die Bezeichnungen für die Umkehrungen von Dreiklängen und Akkorden wie Sextakkord und Quartsextakkord für die 1. und 2. Umkehrung eines Dreiklangs; symbolische Darstellung bei Richter z. B. als IV6 für einen Sextakkord auf der IV. Stufe.
Ebenfalls bei Rameau angelegt ist die 1893 von Hugo Riemann entwickelte Funktionstheorie durch den Gedanken eines „Centre tonique“ (tonalen Zentrums). Die ursprünglich als Charakterbezeichnung verstandenen Begriffe „dominante“ und „sous-dominante“ werden bei ihm funktional umgedeutet und erhalten als Tonika, Dominante und Subdominante eine kadenbezogene (Kadenz, 1.) Bedeutung innerhalb einer Akkordfolge. Durch Modulation kann die Funktion eines Akkordes innerhalb einer Komposition wechseln. In ihrer Modifizierung durch Hermann Grabner und Wilhelm Maler sowie durch Diether de la Motte und Hugo Distler hat sich die Funktionstheorie heute als Standard-Analysemittel in Deutschland etabliert.
Eine Verbindung von Stufen- und Funktionstheorie entwickelten Ludwig Thuille und Rudolf Louis (* 1870,  1914) in ihrer „Harmonielehre“ (1907). Daneben entstanden im 20. Jahrhundert neue musiktheoretische Konzepte, da die traditionelle Musiklehre für Werke der Moderne, Jazz u. a. nur beschränkt anwendbar ist. Bedeutende neuere Harmonielehren stammen von Arnold Schönberg (1911), Alois Hába (1927), Paul Hindemith (1937), Olivier Messiaen (1944, deutsch 1966), Carl Dahlhaus (1966) und D. de la Motte.
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