Lexikon

Menschenrassen

traditionelle, weitgehend willkürliche Aufteilungen der Menschheit anhand äußerlicher Merkmale (Hautfarbe, Körpergröße, Kopfform u. a.), die heute von der Wissenschaft als biologisch wenig sinnvoll angesehen werden und daher fallen gelassen wurden. Die vorherrschenden Rassenkonzepte beinhalteten Klassifikationen in Großgruppen wie Europide, Mongolide, Negride und Australo-Melaneside sowie zahlreiche weitere geographische Unterteilungen, über die sich die Forscher schon in der Vergangenheit nicht einigen konnten.
Ein Hauptproblem des Rassenkonzepts besteht in den typologischen Klassifikationsschemata, wonach Rassen durch ein bestimmtes Set von Merkmalen (z. B. kurze Beine, breiter Kopf) beschreibbar seien. Die Vorstellung aber, dass innerhalb einer so genannten Rasse alle Menschen weitgehend einem Typus entsprechen, ist falsch und irreführend, denn es gibt immer viele Individuen in jeder Bevölkerung, die nicht in allen Aspekten einer solchen Kategorie entsprechen. Zudem basieren die äußerlichen Merkmale, die in der Vergangenheit verwendet wurden, um Rassen zu definieren, in der Regel auf vielen Genen (polygen) und weisen eine kontinuierliche Variation in ihren Ausprägungen auf. Neuere genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass der weitaus größte Teil der Variation von Merkmalen innerhalb der Bevölkerungen vorkommt und nicht zwischen diesen. Rassenklassifikationen ignorieren somit den Hauptteil der Merkmalsvariationen und sind daher wenig nützlich.
Auf genetischer Ebene bestehen nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Bevölkerungen weltweit, auch wenn schwarze und weiße Haut oder verschiedene Gesichtsformen den Eindruck von insgesamt großen Unterschieden zu vermitteln scheinen. Die für diese sichtbaren Unterschiede verantwortlichen Gene bilden nur einen winzig kleinen Teil des menschlichen Genoms. Die Unterschiede in solchen Merkmalen sind Ergebnisse klimatischer Anpassungen, denn in tropischen Regionen ist eine dunkle Hautfarbe von Vorteil, in nördlichen Gebieten hingegen eine helle. Derartige Anpassungen an die herrschenden Bedingungen haben dazu geführt, dass Menschen in ganz verschiedenen, aber klimatisch ähnlichen Regionen, wie z. B. Afrikaner und Australier, dunkle Hautfärbungen besitzen.
Für unser Verständnis der Entstehungsgeschichte der heutigen Vielfalt der Menschen tragen solche äußerlichen Merkmale daher weniger bei als solche Gene, die eher durch Zufallsfaktoren beeinflusst werden wie etwa die Blutgruppen-Faktoren. Untersuchungen an Genmaterial sowie auch die fossilen Menschenfunde zeigen, dass die Vielfalt der Menschen erst nach der Ausbreitung des modernen Menschen aus Afrika vor weniger als 100 000 Jahren entstanden sein dürfte („Out-of-Africa-Theorie“).
Der in der Vergangenheit verwandte Rassenbegriff spielte in Politik und Gesellschaft auch eine ideologische Rolle. Durch entsprechende Wertungen diente er sowohl zur Rechtfertigung von Überlegenheit als auch Diskriminierung und sogar Völkermord. Rassismus.
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