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Platon: Ideen als Urbilder der Wirklichkeit
Wer war Platons Lehrer?
Im Jahr 427 v.Chr. in Athen geboren, war Platon acht Jahre lang Schüler des Philosophen Sokrates gewesen, den er später in einem Brief als »den rechtschaffensten Menschen jener Zeit« bezeichnete. Dass Platon miterleben musste, wie Sokrates von der Athener Elite in einem Schauprozess zum Tod verurteilt wurde, prägte sein eigenes Philosophieren in zweifacher Weise. Zum einen schuf Platon seinem Lehrer, der selbst nichts Schriftliches hinterlassen hatte, ein bleibendes Gedenken, indem er in fast allen seinen eigenen Werken, die in Form von Dialogen abgefasst sind, Sokrates als den wichtigsten Gesprächspartner auftreten ließ. Zum anderen war das Schicksal des Sokrates für Platon der Beweis dafür, dass die Regierenden erst bei den Philosophen zu lernen hätten, worin die wahre Gerechtigkeit besteht.
Worum geht es in dem berühmten Höhlengleichnis?
Platon will damit zeigen, dass die eigentliche Wahrheit nicht im Bereich der sinnlich erfahrbaren Dinge zu finden ist. Er vergleicht die Situation der Menschen mit Sklaven, die von Geburt an gefesselt in einer Höhle liegen und den Kopf nicht wenden können. Wenn es nun hinter den Gefangenen ein Feuer gäbe und zwischen diesem und den Gefesselten Gegenstände vorbeigetragen würden, die ihre Schatten auf die für die Höhleninsassen einzig sichtbare Wand werfen, dann müssten diese Armseligen zwangsläufig die Schatten für die Wirklichkeit halten. Ebenso geht es den Menschen mit der materiellen Welt.
Was besagt die Ideenlehre?
Die Begriffe, mit denen wir die Gegenstände der materiellen Wirklichkeit benennen, bezeichnen diese nicht exakt. Sie beziehen sich eigentlich auf übersinnliche reine »Ideen«, welche die Urbilder liefern für unsere begrifflichen Abbilder. Und auch die wahrnehmbaren Dinge der Sinnenwelt sind für Platon in irgendeiner Weise Erscheinungen dieser Ideen und von diesen abgeleitet. Überall da, wo wir eine Reihe von Einzeldingen mit demselben Namen bezeichnen können, haben wir eine zugrunde liegende Idee anzunehmen.
Woher weiß der Mensch vom Reich der Ideen?
Platon meint, dass wir in einem vorgeburtlichen Dasein unserer Seelen die Ideen schon einmal geschaut haben. Wahre Erkenntnis ist darum Wiedererinnerung (anamnesis) an diese frühere Schau der Ideen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Seele losreißt von der sinnlichen Welt, eine mühevolle, oft auch als schmerzlich empfundene Aufgabe. Dass der Mensch sie trotzdem in Angriff nimmt, ist für Platon auf den Eros zurückzuführen, eine Art inneren Drang, der die Menschen für das Wahre, Gute und Schöne, die höchsten Ideen überhaupt, begeistert und sie danach streben lässt.
Wie wird man laut Platon glücklich?
Indem die Seele ihr Handeln nach den Ideen ausrichtet. So beherrscht sie die eigenen Triebe wie ein Wagenlenker die zusammengespannten Rosse. Diese Ordnung der Seele ist für Platon auch das Vorbild für das Zusammenleben der Menschen im Staat. Die Tugend der Gerechtigkeit wird dann verwirklicht, wenn die Menschen ihre jeweils vorherrschenden Tugenden in geregelter Weise zur Geltung bringen. Die Bauern und Handwerker sollen die Tugend des Gehorsams erfüllen, die Krieger die Tugend der Tapferkeit, die Herrscher alles in Weisheit leiten. Und deshalb wird nach Platon der vollkommene, gerechte Staat erst dann erreicht sein, wenn die Philosophen zu Herrschern oder die Herrscher zu Philosophen geworden sind.
Wo liegt Atlantis bei Platon?
In seinen Dialogen »Timaios« und »Kritias« berichtet Platon von der sagenhaften Insel Atlantis. Etwa 9000 Jahre vor Platons Zeit hätten sich die Bewohner der mit unermesslichen Reichtümern ausgestatteten Insel aufgemacht, die ganze Welt zu erobern, seien aber von den Athenern besiegt worden. Kurz danach sei die jenseits von Gibraltar gelegene Insel bei einem Seebeben im Lauf eines Tages und einer Nacht vollständig im Meer versunken.
Wussten Sie, dass …?
Platon um 387 v.Chr. die erste philosophische Akademie des Abendlands gründete? Er benannte sie nach dem Hain des Helden Akademos außerhalb Athens, wo der Unterricht auch stattfand. Diese Einrichtung, die erst 529 n.Chr. von Kaiser Justinian geschlossen wurde, ist das Vorbild aller späteren Universitäten.
die platonische Liebeskonzeption maßgeblich die europäische Liebeslyrik der Renaissance prägte? Die unerreichbare Geliebte wurde dabei als Mittlerin des übersinnlich Schönen, Guten und Wahren verehrt.
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