Lexikon
Silur: Obersilur
Vor 420–410 Mio. Jahren: Das Obersilur
420–410 Mio.
In Australien lagern sich mehrere tausend Meter mächtige Ton-, Sandstein- und Karbonatgesteinsschichten ab. Der Prozess setzte bereits im Untersilur (440–420 Mio.) ein.
In Mittel-, West- und Südeuropa setzt sich die intensive Sedimentbildung in Flachwassermeeren (Schelfmeeren) fort, die im Untersilur (440–420 Mio.) begann.
Das Klima ist überwiegend warm bis heiß und in weiten Teilen der Welt trocken. Ausnahmen bilden nur der afrikanische Kontinent südlich des Atlasgebirges und der Osten Südamerikas. Sowohl in Afrika wie in Südamerika herrscht kaltes Klima, wenngleich die noch bis ins mittlere Untersilur (etwa bis 430 Mio.) reichenden Vereisungen in diesen Gebieten nicht fortbestehen.
Die Festlandmassen der Erde verteilen sich auf zwei Großkontinente, einen Nord- und einen Südkontinent.
Mit blattlosen und ab Unterdevon (410–390 Mio.) auch sehr kleinblättrigen Formen fassen die Pflanzen auf dem Festland in größerem Umfang Fuß. Es handelt sich dabei um so genannte Nacktpflanzen (Psilophytales), einfachste, nur wenige Dezimeter hohe Sporen erzeugende Kormophyten.
Mit der Besiedlung des Festlandes durch Landpflanzen sind die Voraussetzungen für die ersten größeren (wirtschaftlich verwertbaren) Kohlelagerstätten gegeben. Sie bilden sich in küstennahen Becken mit oberflächennahem Grundwasserspiegel oder in Mooren. Vorstufe der Kohle ist der Torf.
Als erstes tierisches Lebewesen verlässt der Skorpion Palaeophonus nuncius das Meer und lebt – zumindest zeitweise – auf dem Festland. Voraussetzung für sein Landleben ist die Besiedlung küstennaher Feuchtgebiete durch erste Landpflanzen.
In den Meeren treten in großen Mengen Kopffüßer der Familie Orthoceras auf. Sie gehören zur seit dem Ordovizium (500–440 Mio.) verbreiteten Ordnung Orthocerida mit langkegeligem, gerade gestrecktem (orthoconem) bis schwach gekrümmtem (cyrtoconem) Gehäuse.
Ihre bedeutendste Blütezeit erleben unter den Kopffüßern die Nautilus-Arten, Verwandte des heute existierenden »Perlbootes«.
Weit verbreitet ist die Seelilie Scyphocrinites excavatus aus dem Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata). Ihr birnenförmiger Kelch kann eine Höhe von etwa 70 cm erreichen.
In den Meeren der warmen Zonen nimmt die Zahl der Korallenarten- und individuenmäßig sprunghaft zu. Sie binden in großen Mengen Kohlendioxid und produzieren Kalkstein. Zwar handelt es sich um heute ganz ausgestorbene Ordnungen, doch bricht die intensive Riffbildung durch Korallen bis heute nicht mehr ab.
Durch untermeerischen Vulkanismus und Plutonismus auf und in den Meeresböden kommt es zu umfangreichen Bildungen von Erzlagern und fossilen Kohlenwasserstoffen. Entsprechende Lagerstätten bilden sich in allen Erdzeitaltern mit kräftigem Geosynklinalvulkanismus oder in so genannten Riftgebieten, wo neuer Ozeanboden entsteht. Auch Eintragungen von Erosionsmassen durch die vom Festland in das Meer strömenden Flüsse sind als weitere Ursache der vermehrten Lagerstättenbildung zu erkennen.
Es herrscht eine geomagnetische Phase mit häufig wechselnder Polung, d.h. magnetischer Nord- und Südpol tauschen mehrfach ihre Positionen gegeneinander aus.
420–360 Mio.
In den Meeren leben weit verbreitet Osteostraci. Sie repräsentieren eine Unterklasse der fischähnlichen Kieferlosen (Agnatha). Der Knochenpanzer, der ihren Kopf und den ganzen Vorderkörper bedeckt, trägt oberflächliche Zähnchen aus Zahnbein (Dentin) und Zahnschmelz (Durodentin). Der hintere Teil des Körpers ist von ziemlich großen, einander überlappenden Schuppen bedeckt.
420–300 Mio.
Mit der Pflanzenordnung Archaeolepidophytales treten erste Mitglieder der Klasse der Bärlappgewächse (Lycopodiales) in Erscheinung.
420–250 Mio.
Vertreter der Kopffüßer-Unterklasse Bactritoidea kommen in allen Flachmeeren der Welt vor. Sie nehmen eine systematische Zwischenstellung zwischen Nautiloideen (zu denen sie von manchen Paläozoologen gezählt werden) und den Ammoniten (Ammonoideen) ein. Die ersteren sind wahrscheinlich ihre Vorfahren, die letzeren stammen offenbar von ihnen ab.
Um 418 Mio.
Das Gebirgssystem der Ardennen faltet sich auf. Damit findet die große kaledonische Gebirgsbildungsära ihren Abschluss.
415–410 Mio.
Das Meer zieht sich allenthalben vom Festland zurück. Große Flachmeeresgebiete (Schelf und Epikontinentalmeere) verlanden.
Um 410 Mio.
An der Grenze Silur/Devon tritt erstmals die Mitteldeutsche Schwelle, ein sich hebender Landrücken im europäischen Geosynklinalmeer, in Erscheinung.
Die seit dem Kambrium (590–500 Mio.) vertretene Klasse Eocrinoidea aus dem Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata) stirbt aus. Es handelt sich um sesshafte, fünfstrahlig symmetrische Meerestiere mit einem runden Körper aus regelmäßig angeordneten Platten und einfachen Armen.
Wissenschaft
Verkannte Artefakte
Lange Zeit funktionierte die moderne Bioforschung hauptsächlich reduktionistisch: Man trennte die Komponenten, die einen interessierten, aus dem Gesamtsystem heraus und studierte sie isoliert in „Einzelhaft“. Erfolgreich war das allemal: Heerscharen von Forscherinnen und Forschern, die im Labor jahrelang Proteine gereinigt oder...
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Tobias Erb
(*1979) ist Biochemiker am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Mit seiner Forschungsgruppe untersucht er Stoffwechsel-Mechanismen. Der Fokus liegt dabei auf der Umwandlung von Kohlendioxid durch Bakterien, Algen und Pflanzen – und wie sich dieser Prozess synthetisch verbessern lässt.
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