Lexikon

Bodenreform

zwangsweiser Eingriff in die Eigentumssituation von Grund und Boden aus sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gründen; die Änderung des geltenden Bodenrechts (Eigentums-, Besitzrecht). In der Bodenreformbewegung können zwei Richtungen unterschieden werden: 1. die aus sozialistischen und kommunistischen Ideen hervorgegangene Bestrebung, den gesamten Grund und Boden in Gemeineigentum zu überführen; 2. die Bodenreformer (besonders J. S. Mill, H. George, F. Oppenheimer und A. Damaschke), die staatliche Maßnahmen gegen die Bodenspekulation und die ungerechtfertigte Bereicherung besonders der städtischen Bodenbesitzer forderten.
Von größerer Bedeutung ist heute die ländliche Bodenreform (Agrarreform), die gegen den Großgrundbesitz gerichtet ist. Schon im 19. Jahrhundert wurden ländliche Bodenreformen in Staaten Mittel- und Osteuropas durchgeführt.
In den westdeutschen Ländern wurden nach 1945 Bodenreform-Gesetze erlassen, die Landabgaben vom Großgrundbesitz (über 100 bzw. 150 ha) gegen Entschädigung vorsahen; betroffen waren etwa 200 000 ha. In der sowjetischen Besatzungszone wurde 1945 der gesamte Großgrundbesitz über 100  ha sowie der Grundbesitz von „Kriegs- und Naziverbrechern“ entschädigungslos enteignet. 2,2 Mio. ha wurden an 560 000 Personen (meist „Neubauern“) verteilt, 1 Mio. ha gingen in Staatsbesitz („Volkseigentum“) über. Diese als Bodenreform bezeichnete Aktion war die Vorstufe zur Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft, die 1960 abgeschlossen wurde (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft). Die im Einigungsvertrag von 1990 getroffene Festlegung, Enteignungen in der sowjetischen Besatzungszone nicht rückgängig zu machen, wurde vom Bundesverfassungsgericht 1991 bestätigt. Entschädigungsregelungen enthalten das Ausgleichsleistungsgesetz in der Fassung vom 13. 7. 2004 und das Entschädigungsgesetz in der Fassung vom 13. 7. 2004.
In den Entwicklungsländern sollen Bodenreformen extreme Unterschiede im Bodenbesitz aufheben und der ländlichen Bevölkerung die Grundbedürfnisbefriedigung sichern. Insbesondere in Asien und Lateinamerika wird die Beseitigung des Absentismus und des Nebeneinanders von Groß- und Kleinbauern angestrebt. In Afrika geht es um die Gewährung individuellen Eigentums an die Bodenbauern statt traditionellen Gemeineigentums.
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