Lexikon
Meinhof
Ulrike, deutsche Journalistin, * 7. 10. 1934 Oldenburg, † 9. 5. 1976 Stuttgart-Stammheim (Selbstmord); 1960–1964 Chefredakteurin der linksgerichteten Zeitschrift konkret. Am 14. 5. 1970 nahm sie an der gewaltsamen Befreiung des Anarchisten A. Baader teil; beteiligte sich an Aktionen der terroristischen Baader-Meinhof-Gruppe (Rote Armee Fraktion). 1972 wurden Meinhof und die meisten anderen Mitglieder der Gruppe verhaftet. Vor Abschluss des Hauptprozesses beging Meinhof in der Haft Selbstmord.
Der Spaßhat aufgehört
Der Spaß hat aufgehört
Zu den schweren Unruhen nach dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. 4. 1968 veröffentliche Ulrike Meinhof in der Zeitschrift konkret einen Kommentar (Auszug):
〉Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht, Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht...〈So ähnlich - nicht wörtlich - konnte man es von einem Schwarzen der Black-Power-Bewegung auf der Vietnamkonferenz im Februar in Berlin hören...
Die Grenze zwischen verbalem Protest und physischem Widerstand ist bei den Protesten gegen den Anschlag auf Rudi Dutschke in den Osterfeiertagen erstmalig massenhaft, von vielen, nicht nur einzelnen, über Tage hin, nicht nur einmalig, vielerorts, nicht nur in Berlin, tatsächlich, nicht nur symbolisch - überschritten worden...
Nun, nachdem gezeigt worden ist, dass andere Mittel als nur Demonstrationen ... zur Verfügung stehen, andere als die, die versagt haben, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten, nun da die Fesseln von Sitte & Anstand gesprengt worden sind, kann und muss neu und von vorne über Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden.Gegengewalt, wie sie in den Ostertagen praktiziert worden ist, ist nicht geeignet, Sympathien zu wecken, nicht, erschrockene Liberale auf die Seite der Außerparlamentarischen Opposition zu ziehen. Gegengewalt läuft Gefahr, zur Gewalt zu werden, wo die Brutalität der Polizei das Gesetz des Handelns bestimmt...
Der Spaß hat aufgehört.
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