Lexikon

Ganz

Bruno, schweizerischer Schauspieler, * 22. 3. 1941 Zürich; startete seine Schauspielerkarriere mit Beginn der 1960er Jahre und profilierte sich als Bühnendarsteller insbesondere durch die Zusammenarbeit mit P. Stein. 19701975 gehörte er zum Ensemble der Berliner Schaubühne. In der Folgezeit konnte er auch als Filmschauspieler vor allem mit der Darstellung intellektuell-sensibler Charaktere reüssieren. Er erhielt für seine Bühnenleistungen 1996 als Nachfolger von J. Meinrad den Ifflandring. 2000 spielte Ganz die Hauptrolle in der von Peter Stein realisierten vollständigen Aufführung des „Faust“. Filmrollen u. a.: „Die Marquise von O.“; 1976; „Der amerikanische Freund“
  • Deutscher Titel: Der amerikanische Freund
  • Original-Titel: DER AMERIKANISCHE FREUND
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1977
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, nach einem Roman von Patricia Highsmith
  • Kamera: Robby Müller
  • Schauspieler: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Nicholas Ray
Wim Wenders präsentiert einen Thriller, der das traditionelle amerikanische Actionkino mit seinem eigenen, eigenwilligen Stil verbindet: Eine ungewöhnliche Farbdramaturgie, Stilisierungen und unzählige Verweise auf die Filmgeschichte drücken dem Werk Wenders Stempel auf. Die Verfilmung des hintergründigen Kriminalromans von Patricia Highsmith gehört zu den besten Streifen des neuen deutschen Films in den 70er Jahren.
Der Rahmenbauer Jonathan (Nicholas Ray) lebt mit Frau und Kind in Hamburg. Er leidet an Leukämie und glaubt, bald sterben zu müssen. Von dem Amerikaner Ripley und dem Franzosen Minot lässt er sich daher für viel Geld zu einem Mord überreden. Nachdem er einen amerikanischen Gangster in der Pariser Metro erschossen hat, verwickeln ihn die beiden immer mehr in ihre Machenschaften.
Die Rollen der Gangster hat Wenders durchweg mit Regisseuren besetzt: Daniel Schmid, Peter Lilienthal, Samuel Fuller und Jean Eustache. Der bereits von seiner schweren Krankheit gezeichnete Regisseur Nicolas Ray (»Denn sie wissen nicht, was sie tun«, 1955), dem Wenders kurz vor dessen Tod (1979) das halbdokumentarische Werk »Nick„s Film« (1979) widmet, wirkt ebenso mit. Der 2,7 Mio. DM teure Film wird Wenders erster Publikumserfolg.
1977; „Nosferatu Phantom der Nacht“
  • Deutscher Titel: Nosferatu Phantom der Nacht
  • Original-Titel: NOSFERATU PHANTOM DER NACHT
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1978
  • Regie: Werner Herzog
  • Drehbuch: Werner Herzog, nach einem Roman von Bram Stoker
  • Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein
  • Schauspieler: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz, Jacques Dufilho
Nach dem Murnau-Meisterwerk »Nosferatu Eine Symphonie des Grauens« von 1922 dreht Herzog eine eigene Version der klassischen Vampirgeschichte mit traumverlorenen Landschaftsbildern und statischen, gemäldehaften Szenen. Nosferatu erscheint nicht nur als Inkarnation des Grauens, sondern auch als bedauernswertes Geschöpf, das unter seiner Einsamkeit leidet. Nach seinem Untergang lebt das Böse allerdings weiter: So trägt Herzog den Verunsicherungen und Ängsten der Zeit Rechnung.
1979; „In der weißen Stadt“ 1983; „Der Himmel über Berlin“
  • Deutscher Titel: Der Himmel über Berlin
  • Original-Titel: DER HIMMEL ÜBER BERLIN
  • Land: D
  • Jahr: 1987
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, Peter Handke, Richard Reitinger
  • Kamera: Henri Alekan
  • Schauspieler: Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Otto Sander, Peter Falk
  • Auszeichnungen: Filmfestspiele Cannes 1987 für Regie, Felix 1988 für Regie
Begeisterte wie kritische Beurteilungen erntet der bis in die Nebenrollen hervorragend besetzte Wenders-Films »Der Himmel über Berlin« nach seiner Uraufführung am 17. 5. 1987 bei den Filmfestspielen in Cannes.
In seinem wohl persönlichsten Film erzählt der deutsche Regisseur die Geschichte des Engels Damiel (Bruno Ganz), der sich in die Artistin Marion (Solveig Dommartin) verliebt. Um ihr aber näherzukommen, muss er sein Engel-Dasein aufgeben und Mensch werden. So verlässt er den »Luftraum« über Berlin und erfährt neue, sinnliche Dinge über sich und die Welt. Allerdings muss er auch mit dem vorher unbekannten Handikap, jetzt in jeder Hinsicht verletzbar und sterblich zu sein, leben.
Von Kritikern übereinstimmend gelobt wird die überragende Kamera-Arbeit des Franzosen Henri Alekan, dessen lebendige, kraftvolle Bildsprache den naiven Blick der Figuren unterstützt. Auf der anderen Seite bemängeln Feuilletonisten die Künstlichkeit der Dialoge. Das Pathos der Texte scheint den romantischen Blick auf Berlin und die Liebesgeschichte zu bremsen. Dennoch bleibt »Der Himmel über Berlin« ein formal gewagtes Projekt, das eine wunderbare Hommage an die noch geteilte Stadt in sich birgt. Zwei Jahre vor dem Fall der Mauer gedreht, gewinnt der Film auf diese Weise die Bedeutung eines historischen Dokuments. Vier Jahre nach dem Zusammenwachsen von Ost- und West-Berlin realisiert Wenders eine Fortsetzung der Geschichte: »In weiter Ferne so nah« (1993).
1987; „In weiter Ferne, so nah!“
  • Deutscher Titel: In weiter Ferne, so nah
  • Original-Titel: IN WEITER FERNE, SO NAH
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1993
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders
  • Schauspieler: Otto Sander, Bruno Ganz, Nastassja Kinski, Horst Buchholz
  • Auszeichnungen: Spezialpreis der Jury Filmfestspiele Cannes 1993
Mit »In weiter Ferne, so nah« realisiert Regisseur Wim Wenders eine Fortsetzung seines mehrfach preisgekrönten Films »Der Himmel über Berlin« (1987). Ein großes Aufgebot internationaler Starschauspieler wirkt dabei mit: Neben den Hauptdarstellern Otto Sander, Bruno Ganz und Nastassja Kinski sind in einzelnen Szenen u.a. Heinz Rühmann, Peter Falk, Lou Reed und nicht zuletzt Michail Gorbatschow zu sehen, der sich selbst in einer peinlichen Szene kolportiert.
In der fast dreistündigen Geschichte beschließt wieder einmal ein Engel (Otto Sander), Mensch zu werden in diesem Fall allerdings nicht aus Liebe zu einer Frau auf Erden, sondern aus reiner Neugierde.
Der Film erzählt von seinen Begegnungen mit skrupellosen Waffenschiebern, Pornohändlern, Glücksspielern, Pizzabäckern, sowie alten und neuen Nazis, die leblos wie Wachsfiguren durch die Stadt Berlin laufen.
Wim Wenders Film wirkt eher wie ein Remake von »Der Himmel über Berlin« und hat mit dem Leben nicht mehr viel gemein. Viele Kritiker werfen dem Regisseur, dem nach Rainer Werner Fassbinders Tod (1982) das schwere Erbe der deutschen Filmkunst in den Schoß gelegt wurde, vor, dass er in seinem Film nurmehr permanent sich selbst und sein eigenes Werk zitiert.
1993; „Die Ewigkeit und ein Tag“ 1998; „Brot und Tulpen“ 2000; „Der Untergang“ 2004; „Jugend ohne Jugend“ 2007; „Der Baader Meinhof Komplex“ 2008; „Der große Kater“ 2010.
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