Dennoch sind die genannten Themen nicht mehr zu vernachlässigen, durch die wachsende Bedeutung nachhaltiger Unternehmensführung stehen die Firmen in vielerlei Hinsicht in der Verantwortung. Dass diese auch wirklich übernommen wird, ist nicht nur von Seiten der potenziellen Kunden eine zunehmend verbreitete Erwartungshaltung – sie ist für firmeninterne Abläufe kaum weniger wichtig. Der Begriff Wirtschaftsethik umfasst daher zum einen genau solche auf den Konzern bezogenen Richtlinien und Verhaltensweisen (hier geht es beispielsweise um die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten etc.), zum anderen aber auch darüber hinausgehende Konzepte, in deren Zentrum die Außenwirkung steht. Dieser Teil dreht sich unter anderem um die Corporate Social Responsibility (CSR) – Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wird hierbei zugleich zu einem wichtigen Faktor für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens, nicht nur hinsichtlich des Kundenvertrauens, sondern auch bezüglich des Interesses wirtschaftlich relevanter Stakeholder.
I. Wirtschaftsethik – Eine Definition
Das Feld der Wirtschaftsethik ist komplex und beinhaltet viele Fragestellungen rund um Erfolg und moralische Grundsätze. Dabei geht es nicht mehr nur um die Legitimation wirtschaftlichen Handelns durch bestimmte Vorstellungen und gemeinsame Werte, sondern um einen ständigen Lernprozess, um das Unternehmen gerechter und umweltverträglicher intern und gegenüber Dritten zu gestalten, immer unter Berücksichtigung der Interessen der jeweiligen Anspruchsgruppen (Stakeholder). Die Unternehmen stehen im Spannungsfeld des unternehmerischen Erfolgs und Profits und der Einhaltung der selbst auferlegten oder gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien. Folgende Bereiche gehören zu den wesentlichen Feldern:
- Umweltschutz
- Bildung
- Sozialstandards und Arbeitsbedingungen von internen und externen Mitarbeitern
- Unterstützung sozialer Einrichtungen
- Anti-Korruptionsmaßnahmen
- Ehrenamtliches Engagement
- Kunst, Kultur, Sport
- Menschenrechte
- Integrationsprogramme
Das deutsche Pendant ist das DNWE (Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik), in dem sich ebenfalls Vertreter aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch aus wirtschaftsfernen Institutionen wie Verbänden, Kirchen oder den Medien. Die Arbeit des DNWE dreht sich um Fragen der nachhaltigen Entwicklung und Menschenrechte, der Unternehmensverantwortung sowie Integrität und Compliance. Daneben stehen aber Fragen rund um das Thema Bildung auf der Agenda.
a. Die Implementierungsproblematik
Wenn ein Unternehmen sich für eine aktive CSR-Politik entscheidet, erfolgt dies meist aus unterschiedlichen Gründen. Einer davon sind mögliche Profitsteigerungen durch eine nachhaltige Verbesserung der Unternehmenskultur und der Handlungsweisen. Die Durchsetzung eigener Ethikkonzepte ist allerdings nicht ohne weiteres möglich, vielmehr gilt es klare Definitionen von Aufgaben, das Einhalten von Zeitplänen etc. zu beachten.
Erschwerend kommt hinzu, dass europäische wie nationale Institutionen, angefangen bei den Regierungsorganen, die verbindlichen Richtlinien immer wieder den aktuellen Anforderungen anpassen. So haben sich das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedstaaten bereits vor zwei Jahren auf neue Vorgaben bezüglich der CSR-Berichtspflichten von kapitalmarktorientierten Unternehmen, Kreditinstituten und Versicherungsunternehmen geeinigt. Bis zum Dezember 2016 muss diese Richtlinie, die sich vor allem um die Informationsvermittlung zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen dreht, von börsennotierten Unternehmen umgesetzt werden.
Ein Problem der Implementierung nachhaltiger Einrichtungen ist häufig die Vernetzung und Investitionen im Ausland. Vielen Ländern fehlt es zudem an Autorität oder Verhandlungsbasis, die Richtlinien gegenüber großen Konzernen durchzusetzen. Die Freiwilligkeit des CSR-Systems zeigt viele Vorteile, wie individuelle Pläne und das Anpassen an die eigene Firma, doch ohne gezielte Kontrolle bringt kaum eine CSR-Maßnahme einen nachhaltigen Effekt. Dabei ist dieser von der Gesellschaft durchaus erwünscht.
b. Begriffserweiterung – Wirtschaftsethik als ökonomische Ethik
Der Wirtschaftsethik-Forscher Karl Homann beschäftigt sich intensiv mit dem moralischen Ansatz der Wirtschaftsethik und wie die Implementierung im globalen Rahmen ablaufen kann. Homann sieht eine Verbindung zwischen ökonomischer Ethik und individueller Ethik, denn viele wirtschaftliche Akteure wollen ihr Unternehmen moralisch verändern, können dies aber aufgrund äußerer Umstände nicht erreichen. Dazu ist eine moralische Sozialisation bei jedem einzelnen Akteur einer Firma notwendig. Die ökonomische Ethik will aufklären, die Nutzen aufzeigen und keine bedeutungslosen Werturteile fällen.
Dazu sind individuelle Betrachtungen der Umstände vor Ort notwendig und die jeweilige Situation der einzelnen Länder. Ein Beispiel liegt in den freiwilligen Auflagen der CO2-Reduktion von Unternehmen durch die Vorgaben des Kyoto-Protokolls. Durch die börsengehandelten CO2-Zertifikate kann es sich nun betriebswirtschaftlich rechnen, den Ausstoß zu reduzieren und mit anderen Unternehmen gleichzuziehen. So schafft die Wirtschaft Anreize, den Klimaschutz zu fördern und bei einem großen Konkurrenzdruck lässt sich im besten Fall mit den Umweltauflagen Geld verdienen.
Der wirtschaftliche Nutzen (in Form einer positiven Entwicklung der Unternehmensumsätze) ist jedoch in vielen Fällen nicht sofort spürbar. Hierin liegt einer der Gründe, warum Konzerne die bisweilen teuren Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen scheuen – aufgrund der langfristigen Perspektive können derartige Veränderungen einen kurz- bis mittelfristigen Nachteil gegenüber Wettbewerbern bedeuten. Hinzu kommt, dass ernsthaft betriebener Umweltschutz im Businessbereich eine Vielzahl verschiedener Aspekte abzudecken hat: Das Themenspektrum reicht von Klimaschutz über Waldschutz, den Gewässerschutz und nicht zuletzt den Schutz der menschlichen Gesundheit.
II. Die Problematik der Wirtschaftsethik – Unvereinbarkeit von Moral und Wettbewerb?
Seit den ersten Klimagipfeln, den normierten Vorschriften für Unternehmenspolitik und moralische Standards gilt der Wettbewerb zwischen Unternehmen und das Überleben des Stärkeren nicht mehr nur allein als ausschlaggebend für den Erfolg. Wer möglichst niedrige moralische Standards besitzt und die Umwelt, Arbeitsbedingungen oder nachhaltige Entwicklungen hinter sich lässt, konnte bisher mehr Profit erwirtschaften, als andere Unternehmen. Das niedrigste Niveau ergibt sich aber auch heute noch aus den Gesetzgebungen und Vorschriften und den Sanktionsmaßnahmen bei Überschreitungen. Seit den ersten Klimagipfeln, den normierten Vorschriften für Unternehmenspolitik und moralische Standards gilt der Wettbewerb zwischen Unternehmen und das Überleben des Stärkeren nicht mehr nur allein als ausschlaggebend für den Erfolg. Wer möglichst niedrige moralische Standards besitzt und die Umwelt, Arbeitsbedingungen oder nachhaltige Entwicklungen hinter sich lässt, konnte bisher mehr Profit erwirtschaften, als andere Unternehmen. Das niedrigste Niveau ergibt sich aber auch heute noch aus den Gesetzgebungen, Vorschriften und den Sanktionsmaßnahmen bei Überschreitungen. Tatsächlich ist es schwierig, dem Wettbewerb der Märkte mit moralischen Vorgaben etwas entgegen zu setzen.
a. Verschiedene Lösungsansätze
Die Präferenz des Individuums
Moral als Handlungsrestriktion
Moral und Wettbewerb sind in verschiedenen Ebenen angesetzt, die sich gegenseitig beeinflussen. Dabei gibt es den äußeren Handlungsrahmen und die Spielregeln innerhalb dieser Beziehungen. Die Moral ist dabei nicht zwingend die handlungsleitende Anregung, sondern vielmehr die Restriktion von unerlaubten oder verwerflichen Handlungen. Die Wirtschaftsethik ist von vielen Fachleuten als Ordnungsethik bezeichnet, in der sich die Unternehmen innerhalb der Übereinstimmung der Spielregeln bewegen. In der Konsensethik ist die Moral das Werkzeug zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen und diese Möglichkeit ist in Zukunft auch in der Wirtschaftsethik gegeben.
b. Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels
Im Laufe der Jahrhunderte gab es bereits viele Paradigmenwechsel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. So ist die Entstehung des Wohlstands auch darauf zurückzuführen, dass Arbeitsrecht und Arbeitszeit sich arbeitnehmerfreundlich entwickelt haben und sich Gesundheits- und Lebensbedingungen verbessern konnten. Der Präsident des Instituts für Wirtschaft Dennis J. Snower erklärt einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftsforschung, der besagt, dass nicht nur materielle Aspekte des menschlichen Wohlbefindens in die Ökonomie gehören.
Ein weiteres Beispiel für die Veränderung der ethischen Bedingungen liegt im Bereich Datenschutz vor. Viele Kunden verlangen eine Kontrolle über die Verwendung ihrer sensiblen Daten und Gesetzesgeber reagieren darauf, in dem sie verschärfte Gesetze erlassen. Unternehmen müssen sich in Zukunft darauf einstellen, die Souveränität der Benutzer über die Daten in jedem Fall zu gewährleisten. Veränderungen gibt es besonders im Umweltschutz und in nachhaltigen Projekten, denn ohne ausreichende Maßnahmen könnten schwerwiegende Konsequenzen auftreten.
Bruno Oberle, Direktor des Bundesamtes für Umwelt bezeichnet zum Beispiel die Veränderung des eindimensionalen Umweltschutzes hin zu einer Gesamtansicht aller wirtschaftlichen Bereiche. Dies beinhaltet die Reduktion der Treibhausgase und den neuen Richtlinien für Unternehmen.
III. Die Bedeutung von Wirtschaftsethik für den Erfolg von Unternehmen
a. Warum das Vertrauen der Kunden für den unternehmerischen Erfolg so wichtig ist
Angebot und Nachfrage bestimmen zwar immer noch das Marktgeschehen, doch der Kunde von heute ist anspruchsvoller geworden und er kann sich aus zahlreichen Ressourcen informieren. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich noch mehr anstrengen müssen, um Kunden zu halten oder neue Kunden zu gewinnen. Dies gelingt zum einen über die Vertrauensbasis in die Marke, das Produkt oder das gesamte Unternehmen. Die Europäische Kommission nutzt als Prüfungsmechanismus den Verbrauchervertrauensindex für die Entwicklungen in der EU und der Euro-Zone.
Das Vertrauen ist für den Erfolg ausschlaggebend, denn wenn sich Kunden verstanden fühlen, kompetente Beratung und ansprechende Angebote erhalten, sind Folgeaufträge oder Käufe die Regel. Der Kunde will heutzutage jedoch ebenfalls sehen, woher die Produkte stammen oder welche Werte das Unternehmen vertritt. Der Anspruch ist gestiegen und Unternehmen mit negativer Presse im Bereich Ethik, Umweltschutz oder Arbeiterschutz können eine Reduktion der Nachfrage erhalten. Positiv für die Unternehmen ist allerdings die steigende Bereitschaft, für umweltfreundliche Produkte auch mehr auszugeben.
b. Die negativen Folgen der Missachtung von wirtschaftsethischen Leitlinien
Moral und Werte sind bei den Bürgern und Kunden in der Präferenz festgesetzt und ändern sich wenn überhaupt nur im Laufe vieler Jahre. Wer die hohen Ansprüche seiner Kunden missachtet, kann viele dieser Kunden wieder verlieren. Lebensmittelskandale oder die immer wieder in der Öffentlichkeit diskutierten Arbeitsbedingungen von Textilunternehmen in ausländischen Produktionsstätten sind nur zwei Beispiele für den engen Zusammenhang von vermeintlich wirtschaftsethischem Image einerseits und dem Scheitern an der Realität. Wird der wirtschaftliche Profit den moralischen, ökologischen und sozialen Verantwortlichkeiten vorangestellt, wird er langfristig eher ausbleiben.
IV. Wirtschaftsethische Unternehmensführung: Herausforderung und Chance
Moral und Wirtschaft bleiben eng miteinander verbunden, denn die Anforderungen an Gesellschaft und Unternehmen steigen täglich an. Die Kontrollmechanismen innerhalb der Marktwirtschaft sind zwar kaum zu steuern, doch es gibt Schnittstellen mit sozialen Praktiken und ethischen Mustern, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Besonders in Krisenzeiten und in Zeiten des Umbruchs verschieben sich die Werte und der äußere Druck auf Unternehmen steigt. Aktuell ist das Erreichen der Klimaziele ein wichtiger Faktor für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft und es gibt viele Anreize, das Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Der Einsatz der Corporate Social Responsibility hat im Prinzip ausreichend Vorteile für die meisten Unternehmen:
- Guter Ruf durch soziales Engagement und verantwortliches Handeln
- Hohe Identifikation mit der Marke/ dem Unternehmen durch Mitarbeiter und Kunden
- Hohe Verweildauer von Fachkräften in nachhaltigen Unternehmen
- Neue Kundengewinnung als soziale oder umweltbewusste Marke
- Vermehrte Aufträge durch öffentliche Institutionen
- Kundenbindung und Ausweitung der Kooperationen
In den kommenden Jahren werden diese Faktoren deutlich an Gewicht gewinnen und für eine Veränderung der wirtschaftsethischen Grundzüge der Firmen sorgen.