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Breakdance: Trendsportart mit Tumorrisiko

Flotte Musik, schnelle Schritte, Drehungen auf dem Kopf: Das ist Breaking, allgemeinhin bekannt als Breakdance. Entwickelt auf den Straßen New Yorks ist der akrobatische Trendsport im nächsten Jahr sogar olympisch. Doch was genau versteht man eigentlich unter Breaking? Wie konnte es weltweit so populär werden? Und wieso können die dynamischen Drehungen sogar zu Kopftumoren führen?
AMA, 31.08.2023
Symbolbild Breakdance

© FG Trade Latin, GettyImages

Obwohl Breakdance – korrekterweise Breaking – mittlerweile omnipräsent ist, gibt es die akrobatische Tanzform tatsächlich erst seit ziemlich genau 50 Jahren. Dasselbe gilt für die Hip-Hop-Kultur, der das Breaking zusammen mit Graffiti und DJ-Mischpulten angehört. Entstanden ist alles in den 1970er Jahren auf den Straßen New Yorks.

Wer hat das Breaking erfunden?

Eine Schlüsselfigur in der Entwicklung der Hip-Hop- und Breaking-Szene ist DJ Kool Herc. Bei den Blockpartys, die er schmiss, war ihm aufgefallen, dass die Leute vor allem während sogenannter „Breaks“, also Instrumentalpassagen eines Lieds, die Tanzfläche stürmten. Also fand er einen Weg, diese mit seinem Mischpult künstlich zu verlängern. Das Breaking war geboren und seine Tänzer bezeichneten sich fortan als B-Boys und B-Girls.

Sie entwickelten fortwährend neue Tanzschritte und Bewegungen und brachten das Breaking dadurch in die Form, die wir heute kennen. Besonders spektakuläre und bekannte Bewegungen sind zum Beispiel die sogenannten „Windmühlen“ und „Head-Spins“, bei denen sich ein Tänzer auf der Schulter beziehungsweise seinem Scheitel dreht.

Das Breaking gestaltete auch das Zusammenleben der Jugendlichen im Problemstadtteil „Bronx“ deutlich friedlicher. Statt in gewalttätigen, mitunter rassistischen Auseinandersetzungen konnten sie sich nun im Tanz mit Gleichaltrigen messen.

Junger Mann bei einer bodennahen Breakdance-Übung
Breaking-Moves bedeuten oft eine hohe Belastung für Muskeln, Sehnen und Gelenke.

© santypan, GettyImages

Wie kam Breaking zu Olympia?

Vom Stadtteil Bronx aus verbreitete sich die dynamische Tanzform in den 1970ern bald in ganz New York, wodurch auch die Medien darauf aufmerksam wurden. Auftritte auf Bühnen, in Talkshows, Musikvideos, TV-Serien und Hollywood-Filmen verbreiteten das Breaking schließlich weltweit.

Mittlerweile ist das Breaking jedoch viel mehr als ein Party-Tanz. Es ist eine Kunstform und eine Sportart, in der sich B-Boys und -Girls nun auf der ganzen Welt miteinander messen. Zum einen gibt es Eins-gegen-Eins-Wettkämpfe und zum anderen sogenannte Crew-Competitions, bei denen ganze Breaking-Gruppen gegeneinander antreten. Bekannte internationale Breaking-Wettbewerbe sind zum Beispiel das „Battle of the Year“ oder das „Red Bull BC One“.

Und ab 2024 ist Breaking sogar eine Disziplin bei den Olympischen Spielen in Paris und damit die erste Tanzform, die jemals dort zugelassen wurde. Es ist Teil einer Olympia-Verjüngung, bei der das Komitee zunehmend unkonventionelle, neuere Sportarten wie Skateboarding und eben Breaking in die Wettkämpfe mit aufnimmt.

B-Boy beim Headspin
Head Spin – das Rotieren auf dem Kopf zählt zu den klassischen Powermoves, akrobatischen Übungen, die meist Drehungen einschließen.

© warrengoldswain, GettyImages

Wie gefährlich ist Breaking?

Doch die Breaking-Moves sind nicht nur spektakulär anzusehen, sondern bedeuten auch eine hohe körperliche Belastung für die B-Boys und -Girls. Laut Luise Weinrich, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Sportklinik Stuttgart, strapazieren die vielen Richtungswechseln, Stopp- und Stauch-Bewegungen sowie Bewegungen in Hocke und Vierfüßler-Stand häufig Muskeln und Skelett. Die Folge: Verletzungen und chronische Überlastungen.

„Sehr häufig sehen wir hier Sehnen- und Bindegewebsverletzungen, Kreuzbandrisse und Meniskusläsionen“, berichtet Weinrich. Besonders betroffen seien Knie, Handgelenk und Schulter. Die chronische Belastung hingegen führt laut der Ärztin unter anderem zu Schleimbeutelentzündungen an Ellbogen und Knien, absterbenden Zellen in den Handwurzelknochen und Quetschungen in der Schulter.

Außerdem kann es durch die Drehungen auf dem Kopf zum sogenannten „Cone head sign“ kommen, also Unterhaut-Tumoren am Kopf. Ein erster Hinweis darauf sei eine schmerzlose Beule am Scheitel, oft verbunden mit kreisrundem Haarausfall an dieser Stelle. Man spricht auch vom „Headspin Hole“. Auch an Schulter und Rücken können sich durch wiederholte Drehbewegungen Entzündungen und Tumore bilden. 

„Für eine angemessene Prävention fehlen in diesem jungen Sport noch so einige wissenschaftliche Arbeiten. Es ist noch zu wenig bekannt“, erklärt Weinreich. Um sich trotzdem vor negativen gesundheitlichen Folgen zu schützen, empfiehlt die Expertin, auf weichen Böden und nicht etwa auf Asphalt zu trainieren. Für manche Übungen seien außerdem spezielle Protektoren sinnvoll. Und wie bei jedem anderen Sport auch gelte: vorher ordentlich aufwärmen.

Quelle: Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

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