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Was ist Spagyrik?

Bei Spagyrik handelt es sich um ein ganzheitliches Naturheilverfahren, das schon sehr alt ist. Das Wort entstand im Mittelalter und wurde von Paracelsus kreiert. Das griechische Wort spao bedeutet lösen oder trennen. Das griechische Wort ageiro bedeutet vereinen. Spagyrik ist trennen und wieder zusammenführen. Paracelsus war im Mittelalter ein bekannter Arzt. Er nannte die Spagyrik „angewandte Alchimie“ und nutzte sie, um Arzneimittel herzustellen. Es dauerte noch weitere rund 200 Jahre, bevor der Arzt Carl Friedrich Zimpel mitseinen Studien, Versuchen und Erfahrung in der Homöopathie dabei half, die Grundlagen für die heutige Spagyrik zu legen.
Symbolbild Naturheilkunde
Grundlage für spagyrische Heilmittel bilden Essenzen aus Pflanzen, Mineralien und anderen Stoffen.

© Rawf8, GettyImages

Was genau ist Spagyrik?

Spagyrik und Alchimie haben viele Gemeinsamkeiten. Manchmal steht Spagyrik auch als Synonym für Alchimie. Bei Alchimie handelt es sich um die „Lehre von Stoffen“, deren Eigenschaften und wie sie untereinander oder auf Umwelteinflüsse reagieren. Sie ist schon rund 1900 Jahre alt und hat sich seitdem immer weiterentwickelt. Etwa im 18. Jahrhundert lösten Chemie und Pharmakologie die Alchimie ab.

Im Wesentlichen geht es bei der Spagyrik darum, genau wie der der Alchimie auch, die reinen und kostbaren Inhaltsstoffe einer natürlichen Substanz von den nicht so kostbaren Bestandteilen abzuspalten. Dazu ist es notwendig, stofflichen Strukturen aufzulösen, um so an die „Quintessenz“, die Quinta essentia oder auch die wertvollen geistigen Strukturen zu gelangen. In der alchimistischen Denkweise ist die Quintessenz die Seele eines Stoffes.

Die so gewonnenen spagyrischen Essenzen werden anschließend mit wirksamen und wertvollen Inhaltsstoffen angereichert. Mithilfe von Synthese entsteht neue und sehr wirksame Medizin. Hier kommt die Bedeutung der beiden Begriffe her. Umgangssprachlich ist die Quintessenz der „Auszug des Wesentlichen“.

Spagyrik ist im modernen Verständnis eine ganzheitliche Therapieform, die sowohl den Körper als auch Seele und Geist einbezieht. Aus den Essenzen, die aus natürlichen Rohstoffen, wie Pflanzen oder Mineralien, stammen, werden spagyrische Arzneien hergestellt, die es in der Apotheke oder bei Zimplynatural zu kaufen gibt.

Die Herstellung von spagyrischen Arzneien

Die Herstellung der Essenzen kann aus ganz unterschiedlichen Rohstoffen in einem mehrstufigen Prozess erfolgen. Dafür stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, wie Destillation, Veraschung oder Gärung. Ziel ist es immer eine Essenz aus dem Rohstoff zu erhalten, um daraus eine Arznei herzustellen.

Wie wirken spagyrische Arzneien?

Im Herstellungsprozess spagyrischer Heilmittel wird Materie durch das Herauslösen von Essenzen umgewandelt. Die Heilmittel sind nicht gedacht, um gegen eine bestimmte Erkrankung zu wirken. Für Paracelsus dienten die spagyrische Heilmittel dazu, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Durch die spagyrischen Heilmittel bekommt der Mensch Zugang zu seinen inneren Heilkräften, damit die Selbstheilung möglich wird. Paracelsus glaubte an das Simile-Prinzip. Hahnemann hat darauf später die Homöopathie begründet. Das Simile-Prinzip besagt, dass „Ähnliches mit Ähnlichem“ geheilt werden kann.

Spagyrik ist nach heutiger Sichtweise keine Alternative zur Schulmedizin. Sie ergänzt die Schulmedizin holistisch. Synthetisch hergestellte Medikamente hemmen die Prozesse im Körper, die krank machen. Die spagyrischen Essenzen wirken anregend auf körpereigene Regulationsprozesse und befähigen den Körper zur Selbstheilung.

Symbolbild Heilkräuter
In der Spagyrik geht es um die Quintessenz von natürlichen Rohstoffen, wie Heilpflanzen beispielsweise.

© Kerrick, GettyImages

Wo steht die Spagyrik im Verhältnis zu Schulmedizin und Homöopathie?

Für ein besseres Verständnis, wie Spagyrik bei der Heilung hilft, ist es sinnvoll, das Verhältnis zu Schulmedizin und Homöopathie zu betrachten. Die Schulmedizin behandelt die Symptome der verschiedensten Krankheiten. Spagyrik ist eine Ergänzung zur Schulmedizin. Die Behandlungsmethode hat eine sehr alte Tradition. In einem Prozess wird die volle Kraft von verschiedenen Grundsubstanzen gewonnen, die in einer Essenz konzentriert ist. Diese Essenz wirkt auf Körper und Psyche ganzheitlich. Bei der Homöopathie handelt es sich ebenfalls um eine ergänzende Behandlungsmethode. Sie beruht auf dem bereits beschriebenen Simile- oder Ähnlichkeitsprinzip.

Wann ist Spagyrik die richtige Methode?

Spagyrik hat zum Ziel, die inneren Heilungsprozesse zu aktivieren. Daher sind spagyrische Arzneien bei fast allen Arten von Erkrankungen, egal ob akut oder chronisch, anwendbar. Damit ist es möglich Symptome zu behandeln, und darauf einzuwirken, wie Erkrankungen entstehen und verlaufen. Ein vorbeugender Einsatz ist ebenfalls möglich, um die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten.

Bei spagyrischen Heilmitteln gibt es, ähnlich wie bei homöopathischen Heilmitteln, festgelegte Zusammensetzungen, die für einen bestimmten Anwendungsbereich vorgesehen sind. Möglich ist allerdings auch die Herstellung ganz individueller Mixturen, die eigens für den jeweiligen Patienten hergestellt werden.

Fixe Kombinationen von spagyrischen Arzneien kommen beispielsweise zum Einsatz bei Augenerkrankungen, Blasenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Erkältungskrankheiten, hormonellen Störungen, Kopfschmerzen, Menstruations- oder Wechseljahresbeschwerden, Erkrankungen von Magen und Darm, Stoffwechselerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Schlafstörungen oder psychischen Beschwerden.

Die Anwendung von spagyrischen Heilmitteln

Spagyrische Heilmittel haben sanfte Wirkeigenschaften und eignen sich Mensch und Tier gleichermaßen. Sie haben nur einen sehr geringen Alkoholgehalt pro Dosis, sodass sich die Sprays auch für Babys, Kleinkinder, Kinder, Stillende und Schwangere eignen. Die Aufnahme der Essenzen erfolgt über die Mundschleimhaut. Die Anwendung ist unabhängig von der Nahrungsaufnahme und der Einnahme anderer Arzneien. Die Sprays eignen sich auch zur äußerlichen Anwendung und werden einfach direkt auf die betroffenen Körperstellen gesprüht. Die Dosierung ist auf das Alter des Patienten abgestimmt und darauf, ob das Leiden akut oder chronisch ist.

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