Daten der Weltgeschichte

Das Weltreich der Mongolen 12001399

Die unter dem Sammelbegriff „Mongolen“ zusammengefassten Stämme in der heutigen Mongolei errichteten im 13. und 14. Jahrhundert das größte Reich der bisherigen Weltgeschichte, das vom Pazifik bis zur Wolga reichte. Diese Ausdehnung ging aber weit über die damaligen Kommunikationsmöglichkeiten hinaus das Riesengebilde zerfiel in Territorialherrschaften, die nacheinander von den jeweiligen regionalen Mächten besiegt wurden.

Dschingis-Khan

Temudschin war der Vater des mongolischen Weltreichs. 1167 kam er als Sohn eines einflussreichen Vaters zur Welt, nach dessen Tod die Familie aber vom Niedergang bedroht war. Die zahlreichen in der Mongolei lebenden Stämme und Völkerschaften gliederten sich in nomadisierende Sippen, die von einem Khan angeführt wurden. Temudschin gelang bis 1206 durch Bündnisse die Einigung der Stämme östlich des Altai-Gebirges, die ihn zum Groß-Khan ausriefen. Er nahm den Namen Dschingis-Khan an. Der Reichtum Chinas lockte den Mongolenherrscher. Seine Eroberungpläne stellte er jedoch bis 1211 zurück und unterwarf zuerst die im Osten und Südosten lebenden Tanguten. In dieser Zeit entwickelte sich die militärische Taktik und operative Führung der Mongolen, die ihren Armeen den Nimbus der Unbesiegbarkeit einbrachten. Kern der Kampfverbände war die Reiterei, die in Zehner-, Hunderter- und Tausenderschaften gegliedert war. Die Verbände unterstanden jeweils einem Führer. Die Reiterei führte einen beweglichen Kampf, griff die Flanken der relativ statisch gegliederten Feindformationen an und ritt sie förmlich nieder. Zudem waren die Mongolenheere für die damalige Zeit außerordentlich groß. Für seinen Kriegszug gegen China ab 1211 bot Dschingis-Khan 200 000 Mann auf. Durch die nomadische Lebensweise standen die Mongolenvölker faktisch ständig unter Waffen und waren jederzeit einsetzbar und in höchstem Maße mobil. Die attackierten Chinesen mussten 1214/15 in einen Frieden einwilligen, den sie jedoch nach der Besetzung Pekings brachen. Die Stadt wurde völlig verwüstet und das angerichtete Blutbad prägte die Angst- und Schreckensvisionen vom „Mongolensturm“. Die Wendung nach Westen erfolgte nach der Niederwerfung von Aufständen in Turkestan und im Altai-Gebirge, die Dschingis-Khan zum Abzug aus China gezwungen hatten. Zwischen 1219 und 1221 unterwarf er das Reich des Choresmischen Schahs und drang bis Afghanistan vor. 1223 gelangte eine Armee an die Wolga und schlug ein russisches Heer. Dschingis Khan starb 1227 während eines neuerlichen Einfalls in China.

Die Goldene Horde

Das Prinzip der Realerbteilung schwächte das Reich der Mongolen. Die vier Söhne Dschingis Khans erhielten einzelne Gebiete (Khanate), die allerdings noch unter der Oberhoheit des Sohnes Ögädäi miteinander verbunden waren, der zum neuen Groß-Khan gewählt wurde. Er berief 1235 nach einem China-Feldzug in der Hauptstadt Karakorum eine Versammlung der Khane ein, auf der die Eroberung des Westens beschlossen wurde. Mit der Einnahme Kiews 1239 wurden die russischen Fürstentümer den Mongolen der Goldenen Horde tributpflichtig. 1241 überrannten zwei getrennt marschierende Armeen ein deutsch-polnisches und ungarisches Heer, erreichten Österreich und überschritten die Oder.Die Rettung Europas beruht ausschließlich auf dem plötzlichen Tod Ögädäis, der Ende 1241 in Karakorum seiner Trunksucht erlag. Gemäß den Gesetzen der Mongolen mussten daraufhin alle Brüder in das Kernland zurückkehren, um einen neuen Groß-Khan zu bestimmen. In den Überlieferungen Alteuropas liest sich der Rückzug der Mongolen wie ein Wunder, da die Armeen der Herrscher der Reiterei hilflos ausgeliefert waren.

Khublai Khan

Erst mit Khublai Khans Wahl zum Groß-Khan 1260 begann eine erneute Expansion, die allerdings wieder China zum Ziel hatte. Peking wurde 1267 die Hauptstadt des Groß-Khans, der sich 1271 als chinesischer Kaiser inthronisierte und die Yüan-Dynastie begründete. Er gab seinen Plan auf, ganz Nordchina in Weideland umzuwandeln. Die Mongolen in China wurden von der hohen Kultur des Reiches eingenommen und setzten die Traditionen fort. Der Handel blühte, da sie die Verbindungen in Asien und bis in den russischen Raum kontrollierten und für die Sicherheit der Straßen sorgten. Zeitweise beherrschten die Mongolen sogar Indien und drangen bis nach Java vor. Invasionsversuche in Japan scheiterten jedoch 1274 und 1281. Aufstände regionaler Mongolenherrscher und Sippenbündnisse gegen Khublai Khan deuteten bereits die Schwierigkeiten an, die sich aus der Ausdehnung des Reiches ergaben. Zudem wurde die Assimilierung in China von vielen Mongolen kritisch beurteilt, da sie eine Abkehr von den nomadischen Lebensgewohnheiten nach sich zog. Der Niedergang setzte rapide mit dem Tod Khublai-Khans 1294 ein.

Timur Lenk

Seine Nachfolger in China verloren die Kontrolle über ihre nominell Untergebenen. Die mongolischen Kaiser in Peking bestätigten zwar noch als Groß-Khane die Khane in den anderen Gebieten, hatten aber faktisch keine Macht mehr über die Reiche in Persien, Russland und im tibetischen Raum. Die Herrschaft über China endete 1368 nach einem Volksaufstand. Die Goldene Horde verlor im 15. Jahrhundert ihre Kontrolle über Russland und musste sich ebenso wie das persische Khanat schließlich den Osmanen beugen. In der Mongolei erlangte der mit den Mongolen verwandte islamische Fürst Timur Lenk aus dem Mandschu-Stamm Ende des 14. Jahrhunderts die Herrschaft und errichtete bis zu seinem Tod 1405 noch einmal ein Reich von Indien bis Kleinasien. Einer seiner Nachfahren war Babur, der 1526 das Sultanat von Dehli unterwarf und das islamische Großreich der indischen Mogule begründete.

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