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Hochhuth

Rolf, deutscher Schriftsteller, * 1. 4. 1931 Eschwege; ehemaliger Verlagslektor; sein Trauerspiel „Der Stellvertreter“ führte 1963 zu breiter öffentlicher Diskussion, weil es Papst Pius XII. mangelnden Protest gegen die Judendeportationen und damit Mitschuld vorwarf. Setzt sich in seinen dokumentarischen Theaterstücken, in seiner Prosa und Gedichten kritisch mit den jeweils gegenwärtigen politischen und sozialen Verhältnissen auseinander; Geschichtspessimismus und die moralische Verantwortung des Einzelnen sind Konstanten seines Werks; Dramen u. a.: „Soldaten“ 1967; „Guerillas“ 1970; „Die Hebamme“ 1971; „Juristen“ 1979; „Ärztinnen“ 1980; „Judith“ 1984; „Wessis in Weimar“ 1993; „Arbeitslose oder Das Recht auf Arbeit“ 2000; „McKinsey kommt“ 2003; „Heil Hitler!“ 2007.
  • Erscheinungsjahr: 1963
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland
  • Verfasser: Hochhuth, Rolf
  • Deutscher Titel: Der Stellvertreter
  • Genre: Ein christliches Trauerspiel in fünf Akten
Nach einiger Verzögerung wegen der politischen Brisanz und aufgrund einer vom Vatikan angestrengten Einstweiligen Verfügung wird am 20. März an der Freien Volksbühne in Berlin (West) das vom Autor als »christliches Trauerspiel« bezeichnete Drama »Der Stellvertreter« von Rolf Hochhuth (* 1931) unter der Regie von Erwin Piscator uraufgeführt, ein Stück über die Haltung von Papst Pius XII. zur »Endlösung der Judenfrage« im Dritten Reich. Die Idee zu diesem Schauspiel kam den früheren Sortimentsbuchhändler Hochhuth als Lektor nach der Lektüre von Werken über das NS-Regime und die Verbrechen an Juden. Dabei war er auf einen Brief des Hitler-Botschafters beim Vatikan, Ernst von Weizsäcker, gestoßen, der 1943 an das NS-Außenministerium geschrieben hatte: »Der Papst hat sich, obwohl dem Vernehmen nach von verschiedenen Seiten bestürmt, zu keiner demonstrativen Äußerung gegen den Abtransport der Juden aus Rom hinreißen lassen.« Dabei stellte sich ihm die Frage, wie sich »der prominenteste aller Christen überhaupt gegenüber dieser umfassendsten Menschenjagd, von der die Weltgeschichte weiß«, verhalten habe. Das umfangreiche dokumentarische Material, das Hochhuth bei seinen Nachforschungen sichtete, bildet die Grundlage für sein Trauerspiel, in dem er hervorhebt, dass Pius XII. die Deportation und Ermordung der Juden niemals öffentlich verurteilt habe, und von der These ausgeht, dass ein Protest des Papstes oder die Aufkündigung des Konkordats zumindest das Ausmaß der Judenverfolgung hätte einschränken und Gefährdete hätte warnen können. Der große Premierenerfolg und die internationale Resonanz rufen heftige Proteste des Klerus und von CDU-Abgeordneten hervor. Die katholische Kirche sieht in Hochhuths Darstellung eine Verunglimpfung des Papstes. Sie wehrt sich gegen die »Verleumdung« eines Papstes, der dem deutschen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg »väterliches Wohlwollen« erwiesen habe.
  • Erscheinungsjahr: 1967
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Hochhuth, Rolf
  • Deutscher Titel: Soldaten
  • Genre: Nekrolog auf Genf. Tragödie in freien Rhythmen
In seiner Tragödie »Soldaten«, uraufgeführt am 9. Oktober an der Freien Volksbühne in Berlin, greift Rolf Hochhuth (* 1931) zwei Themen auf: die Forderung nach einem internationalen Luftkriegsrecht zum Schutz der Zivilbevölkerung und den ungeklärten Tod des polnischen Generals und Exil-Präsidenten Wladislaw Sikorski, der nach seinem Bruch mit der UdSSR 1943 nach der Entdeckung der Leichenfunde in Katyn bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Hochhut analysiert dabei die von ihm unterstellte Schuld des damaligen Premierministers Winston Churchill, der als Genie dargestellt wird, am Tod Sikorskis.
  • Erscheinungsjahr: 1970
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Hochhuth, Rolf
  • Deutscher Titel: Guerillas
  • Genre: Tragödie
Am 15. Mai wird das Schauspiel »Guerillas« von Rolf Hochhuth (* 1931) im Württembergischen Staatstheater Stuttgart unter der Regie von Peter Palitzsch uraufgeführt. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Stücken legt Hochhuth hier eine fiktive Handlung zugrunde: Der amerikanische Senator Nicholson, ein »Guerilla«, plant einen Staatsstreich, um die Macht der 120 Familien zu brechen, die mehr als 85% des Volksvermögens kontrollieren. Nicholson scheitert. Das Stück, ein großer Erfolg, wird von der Kritik heftig angegriffen als »Polit-Burleske«, in der Agenten- und Abenteuerversatzstücke allzu sehr dominieren.
  • Erscheinungsjahr: 1980
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Hochhuth, Rolf
  • Deutscher Titel: Ärztinnen
  • Genre: Theaterstück
Am 9. November wird im Mannheimer Nationaltheater das Drama »Ärztinnen« von Rolf Hochhuth (* 1931) unter der Regie von Jürgen Bosse uraufgeführt. In diesem Stück attackiert Hochhuth die weniger an Patienten als an Marktanteilen interessierte Pharmaindustrie und zugleich jene Mediziner, die der Karrieresucht und der Experimentierlust ihren hippokratischen Eid opfern.
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