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Geld: Tauschmittel, Wertmaßstab und Wertaufbewahrungsmittel

Wozu braucht die Menschheit Geld?

In allererster Linie dient Geld als Zahlungs- bzw. Tauschmittel. Das heißt, es ist möglich, Geld gegen jede Art von Gütern und Dienstleistungen zu tauschen. Genauso tauscht ein Arbeitnehmer seine Arbeitskraft gegen Geld ein.

Gleichzeitig dient das Geld als Wertmaßstab und Recheneinheit – der Wert aller Waren und Dienstleistungen wird durch Geld vergleichbar, und mit Geld kann man die Summe aller Güterwerte berechnen. Weiterhin ist das Geld ein Mittel, um Vermögenswerte aufzubewahren. Je mehr Geld jemand spart, desto größer ist auch sein Vermögen. Letzteres gilt jedoch nur, wenn das Geld nicht über Gebühr an Wert verliert.

Seit wann gibt es Geld?

Um 4500 v. Chr. wurde in Mesopotamien mit Silber vermutlich erstmals ein »allgemein gültiges« Zahlungsmittel verwendet. Bevor das Geld erfunden wurde, tauschten die Menschen Waren gegen Waren.

Naturalgeld in Form seltener Muscheln oder Steine wurde in verschiedenen Kulturen ebenfalls als Zahlungsmittel verwendet. Die – soweit bisher bekannt – ersten Münzen wurden um 700 v. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Türkei geprägt. Um 550 v. Chr. sollen bereits alle großen Handelszentren Europas eigene »Münzprägeanstalten« besessen haben. Zur Münzprägung wurden überwiegend Edelmetalle verwendet.

Wann wurde erstmals Papiergeld verwendet?

Das war wahrscheinlich im 9. Jahrhundert in China. Heute sind alle Banknoten Papiergeld bzw. Zeichengeld. Doch bis das Papiergeld in Europa eingeführt wurde, dauerte es noch bis zum 17. Jahrhundert. Schweden war der erste Staat, der Papiergeld drucken ließ; das Edelmetall war knapp geworden.

Ist Gold ein offizielles Zahlungsmittel?

Nein, im Gegensatz zu vergangenen Jahrhunderten ist Gold Anfang des 21. Jahrhunderts kein offizielles Zahlungsmittel mehr. Dennoch ist es nach wie vor ein Edelmetall mit hohem Wert, aus dem – für Liebhaber – auch noch Goldmünzen geprägt werden.

1844 wurde von der Bank of England der Goldstandard eingeführt. Er garantierte jedem Bürger, dass er sein Papiergeld zu einem festen Kurs in Gold umtauschen konnte. Diese Garantie wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts von allen Notenbanken der Industrieländer übernommen. Das bedeutete, dass nur so viel Geld in Umlauf gebracht werden durfte, wie Goldreserven in den jeweiligen Notenbanken vorhanden waren. Der Goldstandard war damit auch die Basis für internationale Währungsangelegenheiten. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 verlor er jedoch seine Gültigkeit, da die Goldreserven der Länder zu Kriegszwecken gebraucht wurden.

Welche Arten von Geld gibt es heute?

Man unterscheidet zwischen Bargeld und Buchgeld, auch Giralgeld genannt.

Bargeld ist das Geld, das man in die Hand nehmen kann. Dazu gehören Münzen und Banknoten. Die auch als Hartgeld bezeichneten Münzen werden in Kurant- und Scheidemünzen untergliedert. Bei der Kurantmünze entspricht der Materialwert genau dem Wert, welcher der Münze zugeschrieben wird (Nennwert). Bei der Scheidemünze dagegen ist der Materialwert geringer als der Nennwert. Die Euromünzen etwa sind Scheidemünzen. Im Gegensatz zu manchen Münzen sind Banknoten in der Regel nahezu ohne Materialwert.

Als Buchgeld wird das Geld bezeichnet, das z. B. auf einem Girokonto als Guthaben verbucht wird. Auch Kredite und Überziehungen gehören dazu. Dieses Geld läuft so lange unter dem Namen Buchgeld, wie es im bargeldlosen Zahlungsverkehr (z. B. per Überweisung oder im Lastschriftverfahren) genutzt wird. Neben Bar- und Buchgeld gibt es Geldersatzmittel; dazu gehören u. a. Scheck- und Kreditkarten.

Seit wann gibt es die Scheck- und Geldkarte?

1972 wurde in Deutschland die Eurocheque-Karte eingeführt. Sie machte zusammen mit den Euroschecks die bargeldlose Zahlung möglich. Die bundesweite Einführung von Geldautomaten und die Ausrüstung der Scheckkarten mit einem maschinenlesbaren Magnetstreifen erfolgte jedoch erst Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Seitdem kann jeder Kartenbesitzer am Geldautomaten eigenhändig Geld abheben.

1997 wurden die Scheckkarten mit einem Mikrochip ausgerüstet, der an einem Terminal bei der Bank mit einem – begrenzten – Geldwert aufgeladen werden kann. Von diesem Chip, durch den die Scheckkarte zur Geldkarte wurde, können in Geschäften, die entsprechende Lesegeräte besitzen, kleinere Geldbeträge abgebucht werden. Dagegen haben die Euroschecks heute praktisch keine Bedeutung mehr; ihre früher übliche Deckungsgarantie in Höhe von 400 DM fiel mit der Einführung des Euro Anfang 2002 weg.

Wie funktioniert der Geld- und Güterkreislauf?

Der Geld- und Güterkreislauf (auch Wirtschaftskreislauf) umfasst sämtliche Vorgänge, bei denen Waren, Dienstleistungen oder Forderungen (Wirtschaftsobjekte) den Besitzer wechseln.

Ein stark vereinfachtes Modell erklärt einen Wirtschaftskreislauf, an dem ausschließlich Unternehmen und private Haushalte teilnehmen; der staatliche Sektor und die Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland werden dabei außer Acht gelassen. Ein Teil der Personen aus den Privathaushalten ist in irgendeiner Form an den Unternehmen beteiligt, z. B. durch den Erwerb von Aktien oder durch den Erhalt von privaten Krediten. Zudem arbeitet ein Teil der Privatpersonen in den Unternehmen.

Die Privatpersonen überlassen den Unternehmen sowohl Geldleistungen als auch Güter (vor allem ihre Arbeitskraft). Dafür erhalten sie im Gegenzug Zinsen und Arbeitsentgelt. Damit wiederum erwerben sie Güter, die von den Unternehmen produziert werden. Auf diese Weise schließt sich der Geld- und Güterstrom zwischen den Privatpersonen und den Unternehmen.

Was ist Inflation?

Inflation ist ein andauernder Prozess der Geldentwertung, der sich durch den stetigen Anstieg des Preisniveaus (Inflationsrate) bemerkbar macht. Inflation führt dazu, dass Vermögensbesitzer Geld durch andere, knappere Vermögensformen wie Gold, inflationsfreie ausländische Währungen oder Grundvermögen ersetzen und dass Geld im Extremfall gänzlich nutzlos wird.

Wie entsteht Inflation?

Eine Ursache für Inflation ist eine zu starke Erhöhung der Geldmenge durch den Staat im Vergleich zur Gütermenge. Als Geldmenge bezeichnet man die umlaufende Menge an inländischen Zahlungsmitteln, die nicht in der Hand von Banken ist. Das Verhältnis der Geldmenge zum gehandelten Volumen an Gütern und Diensten ist entscheidend für das gesamtwirtschaftliche Preisniveau.

Steigt die Geldmenge, so sind zwei Effekte denkbar: Entweder steigen die Preise oder die Unternehmen weiten ihre Produktion aus. Letzteres setzt natürlich voraus, dass es noch freie Produktionskapazitäten gibt. Andernfalls kommt es zur Inflation – es sei denn, die Menschen verwenden das zusätzliche Geld zu Käufen im Ausland, oder sie legen es einfach in ihrem Sparstrumpf still.

Lässt sich Geldentwertung verhindern?

Ja, durch stabile Preise. Dafür sorgt eine Geldpolitik, die die Wirtschaft angemessen mit Geld versorgt. Der »Geldmantel« darf weder zu eng noch zu weit geschnitten sein.

Die Geldmenge muss dazu im Gleichschritt mit den Produktionsmöglichkeiten der Wirtschaft zunehmen. In den meisten Industrienationen sind heutzutage Zentralbanken (z. B. die Europäische Zentralbank für die Europäische Währungsunion) für diese Steuerung verantwortlich. Sie sorgen durch ihre restriktive Geldpolitik für geringe Inflationsraten und weitgehend stabile Preise.

Beeinflusst die Inflation unseren Alltag?

Eine hohe Inflation wirkt sich unvermeidlich auf unser tägliches Leben aus. Ein Beispiel dafür ist die Zeit in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Damals baute sich eine Inflation auf, die sich von Jahr zu Jahr beschleunigte und 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Der durchschnittliche Wochenlohn eines gelernten Arbeiters stieg zwischen Oktober und November 1923 um das 68fache auf 16,55 Billionen Mark.

Die Preise nahmen in unvorstellbarem Ausmaß zu. Die Menschen gaben ihre Löhne so schnell wie möglich aus, da sie schon am nächsten Tag praktisch nichts mehr dafür bekommen hätten. Die Mark war als Zahlungsmittel, vor allem aber zur Wertaufbewahrung untauglich geworden. Sie wurde abgeschafft und durch die Rentenmark bzw. später durch die Reichsmark ersetzt.

Wussten Sie, dass …

es schon im 8. Jahrhundert Pfennige gab? Als Karl der Große das Münzwesen vereinheitlichte, erhielt eine Silbermünze mit dem Gewicht von 1,7 g den Namen Pfennig, abgeleitet vom Wort Pfand.

im Süden des Deutschen Reiches der Begriff Kreuzer im 13. Jahrhundert für eine Münze, die etwa vier Pfennige wert war, geläufig war? Auf der Vorderseite des Kreuzers war ein Doppelkreuz abgebildet, daher leitete sich der Name ab.

die erste in Europa verbreitete Goldmünze der Gulden war? Die Mitte des 13. Jahrhunderts in Florenz eingeführte Münze hieß dort Fiorino und wurde daher auch Floren (Florin) genannt.

die Bezeichnung Mark auf eine im Mittelalter gebräuchliche Münzeinheit zurückgeht? Die Währung vieler Städte und Gebiete Deutschlands hieß ab dem 16. Jahrhundert Mark. 1873 wurde die Goldmark zur Währung des Deutschen Reiches, 1948 die Deutsche Mark zur Währung der westlichen Besatzungszonen und West-Berlins erklärt.

der Name Dollar sich vom Taler ableitet? Diese europäische Silbermünze wurde erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in Tirol geprägt und war bis ins frühe 20. Jahrhundert in Gebrauch. Ihr Name ist ein Kurzwort für Joachimstaler, nach einer ab 1520 aus dem Silber des böhmischen Sankt Joachimsthal geprägten Münze.

Kann man Inflation messen?

Ja, mithilfe eines zuvor festgelegten Preisindex. Unterschieden wird dabei zwischen schleichender Inflation (jährliche Inflationsrate unter 2 %), trabender Inflation (Inflationsrate bis zu 10 %) und galoppierender Inflation (Teuerung über 10 %). Von einer Hyperinflation ist die Rede, wenn die Inflationsrate in einem Land auf mehr als 50 % im Jahr steigt.

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