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Himbeere und Brombeere: Wild und in Kultur

Sind Himbeeren wirklich Beeren?

Nein, die dunkelroten, bei Zuchtformen mitunter auch gelben, weichen Früchte sind, anders als der Name der Pflanze suggeriert, keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte, die aus den einzelnen Fruchtblättern gebildet werden. Untereinander sind die winzigen Früchte durch feine, samtige Härchen verbunden. Anders als bei der Brombeere, übrigens auch eine Sammelsteinfrucht, ist die Frucht nur lose an den Blütenboden gebunden und kann leicht abgezogen werden. Himbeeren sind sehr saftig und aromatisch und haben dank ihres Gehalts an Apfel- und Zitronensäure ein feines, erfrischendes Aroma. Sie sind reich an Mineralstoffen wie Kalium, Eisen und Phosphor und wirken blutreinigend. Die kleinen roten »Beeren« können von Juli bis August (bei späten Sorten bis Oktober) gesammelt werden.

Wachsen Himbeeren an Sträuchern?

Nein, genau genommen sind »Himbeersträucher« Stauden, die mithilfe ihrer Wurzeln überwintern. Aus dem Wurzelstock treiben sie im Frühjahr lange, schwach verholzende Ruten aus, die bis zu zwei Meter hoch wachsen und mit weichen Stacheln besetzt sind. Die drei- bis fünfzähligen Blätter bedeckt auf der Unterseite ein weißer Flaum. Im ersten Jahr beschränken sich die Ruten darauf, in die Höhe zu wachsen. Erst im zweiten Jahr treten aus den Achselknospen der Blätter kurze Seitentriebe hervor, aus denen der Blütenstand wächst: eine nickende Rispe mit wenigen weißlichen Blüten. Fünf Kelch- und ebenso viele rundliche Blütenblätter kennzeichnen sie als ein Mitglied der Rosengewächse.

Übrigens: Die wilde Verwandte der Gartenhimbeere ist die in ganz Europa und Asien verbreitete Waldhimbeere (Rubus idaeus). Hierzulande ist sie in lichten Laub- und Mischwäldern an Waldrändern und auf Kahlschlägen anzutreffen. Sie liebt nährstoffreiche Böden und ist ein Stickstoffzeiger.

Was macht die Brombeere mit ihren Wandersprossen?

Sie vermehrt sich damit. Brombeeren bilden oft ausgedehntes, undurchdringliches Gestrüpp an Waldrändern, auf Lichtungen und in Hecken. Und bei dem Versuch, an die leckeren schwarzen bis rötlichen Früchte zu gelangen hat bestimmt jeder schon einmal Bekanntschaft mit den spitzen Stacheln der Brombeere gemacht. Mithilfe sog. Wandersprossen können sich Brombeeren leicht vermehren: Berührt eine Brombeerrute mit der Spitze den Boden, so kann sie Wurzeln entwickeln und aus Achselknospen neue Sprosse treiben, die übrigens erst im zweiten Jahr die begehrten Früchte tragen.

Übrigens: Die Brombeere ist in manchen Landesteilen unter dem Namen »Kratzbeere« oder »Kroatzbeere« bekannt. Ihr botanischer Name lautet Rubus fruticosus und bezeichnet eine Sammelart, die über 2000 Sippen umfasst. Der eigentliche Name »Brombeere« leitet sich vom althochdeutschen Wort »brama« ab, was so viel heißt wie Dornenstrauch.

Welche Sorten kommen bei uns auf den Markt?

Die Früchte, die bei uns auf den Markt kommen, stammen aus landwirtschaftlichem Anbau. Die Brombeere wird erst seit dem 19. Jahrhundert kultiviert, wobei bevorzugt amerikanische Sorten angebaut wurden, von denen heute viele verwildert sind. Eine bekannte moderne Sorte ist »Theodor Reimers«, benannt nach einem Pflanzenzüchter aus Hamburg. Sie treibt kräftige Ruten, die bis zu drei Meter hoch werden können, allerdings dicht mit starken Dornen besetzt sind. Die zahlreichen pechschwarzen Früchte lassen sich nur im reifen Zustand leicht vom Blütenboden ablösen und haben ein feines Aroma – was leider nicht bei allen Kultursorten selbstverständlich ist, denn bei der Zucht werden oft Aussehen oder Haltbarkeit höher bewertet als der Geschmack. Inzwischen werden auch stachellose Sorten angeboten, was die Ernte der köstlichen Früchte natürlich sehr erleichtert.

Wachsen Brombeeren auch im hohen Norden?

Ja, durchaus, beispielsweise die Moltebeere (Rubus chamaemorus), deren weitere Bezeichnung »Arktische Brombeere« bereits auf ihr nördliches Verbreitungsgebiet hinweist. Diese Rubus-Art gedeiht rund um den Polarkreis bis nach Südskandinavien. Die zweihäusige Pflanze treibt aus einem ausdauernden Wurzelstock 10–15 Zentimeter lange Sprosse mit fünflappigen Blättern. Noch im gleichen Jahr entwickeln sie männliche oder weibliche Blüten, die Erdbeerblüten ähneln. Ihre orangegelben Früchte mit dem fein säuerlichen Geschmack enthalten viel Vitamin C. In Skandinavien werden Moltebeeren gerne als Wildobst gesammelt und entweder roh verzehrt oder zu Marmelade verarbeitet. Auch die Aakerbeere (Rubus arcticus) hat sich den hohen Norden als Lebensraum auserkoren. Ihre würzigen Früchte sollen von allen Rubus-Arten am besten schmecken.

Wo bekommt man die Goldene Himbeere?

In Hollywood. Alljährlich wird in den USA die Goldene Himbeere für den schlechtesten Film, die schlechteste schauspielerische Leistung und Ähnliches verliehen – sozusagen als Gegenstück zu dem begehrten Oscar. Vergeben wird der Preis von der 1980 gegründeten Golden Raspberry Award Foundation (G.R.A.F.), der zurzeit rund 450 Filmkritiker, Journalisten und in der Filmbranche Tätige angehören. Im Jahr 2000 wurden Sylvester Stallone und Madonna als schlechteste Akteure des ganzen 20. Jahrhunderts »ausgezeichnet«.

Begehrt scheint die Goldene Himbeere nicht zu sein, denn keiner der Gekürten hat sie je in Empfang genommen!

Wussten Sie, dass …

man Himbeeren und Brombeeren auch an ihren Stacheln unterscheiden kann? Himbeeren haben keine oder nur weiche Stacheln, die langen Ranken der Brombeeren sind dagegen mit starken Stacheln besetzt.

Himbeeren so teuer sind, weil sie mit der Hand gesammelt werden müssen und sich nicht lange lagern lassen?

Himbeeren und Brombeeren sich kreuzen lassen? Aus dieser Kreuzung soll 1881 im Garten eines Richters namens Logan in Kalifornien die Loganbeere (Rubus loganobaccus) entstanden sein, deren längliche, weinrote Früchte ein feines Aroma haben und besonders für Kompott geeignet sind.

die ebenfalls aus Kalifornien stammende Boysenbeere eine Rückkreuzung der Loganbeere mit Brombeere oder Himbeere ist? Sie liefert große, schmackhafte Früchte und wird mit und ohne Stacheln angeboten.

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