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Sylt – Der Kampf gegen die Versenkung

Unerbittlich und nahezu ungebremst peitschen die Wellen der Nordsee gegen die Westküste Sylts. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen würde die ohnehin schon schlanke Insel weiter abnehmen. Land gutmachen, darum geht es bei dem Sylter Küstenschutz. Strandmauern, in den Meeresgrund geschlagene Holzpfähle, wellen-brechende Poller aus Beton: All diese Projekte können nicht viel ausrichten gegen den steten Landhunger der Nordsee. Bislang hilft nur eins: Den vom Meer genommenen Sand zurückholen.
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Satellitenbild: Wie ein Wellenbrecher liegt Sylt schützend vor dem Festland.
NASA / Public Domain

Sylt, der Deutschen liebste Ferieninsel, kämpft gegen die Fluten. Vor den Küsten der übrigen Nordfriesischen Inseln liegen zahlreiche Sandbänke und das Meer ist flach bis weit auf die See hinaus. So brechen die Wellen lange bevor sie die Strände erreichen. Nicht so jedoch an der Westküste Sylts. Hier fällt der Meeresgrund rasch steil ab. Mit voller Kraft treffen die Wogen der Nordsee auf Land. Bis zu 100.000 Kubikmeter Sand kann sich die See an einem stürmischen Wochenende so holen.

Die Sylter holen sich zurück, was die See ihnen nimmt

Wie ein Wellenbrecher liegt Sylt vor dem Festland, dessen Küste es schon vor so mancher Sturmflut bewahrt hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt es für den Schleswig-Holsteinischen Küstenschutz, die Insel davor zu bewahren, in den Fluten zu versinken. Denn genau das würde passieren: Experten gehen davon aus, dass Sylt, bliebe es schutzlos, innerhalb von wenigen Jahrzehnten immer schmaler würde und letztendlich in mehrere Teile zerbräche.

In Sachen Küstenschutz wurde auf Sylt in der Vergangenheit viel experimentiert. Die effektivste Methode ist gleichzeitig auch die mühseligste: Regelmäßig holen sich die Sylter den Sand zurück, den die Nordsee abgetragen hat. Spezielle Baggerschiffe schaufeln vor der Küste Sylts den Sand vom Meeresgrund und pumpen diesen an den Strand. Bis zu eine Million Kubikmeter Sand finden so ihren Weg wieder zurück an Land. Mit Bulldozern muss der Sand dann an den Küsten verteilt werden. Aufwendig und teuer ist diese so genannte Sandaufspülung - Aus Mangel an Alternativen aber derzeit die Methode der Wahl.

Tetrapoden sollen das Land vor der See schützen
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Alternative Methoden versagten

Die Sorge um das Überleben Sylts besteht nicht erst seit gestern. 1867 bereits haben die Bewohner der Insel  so genannte Buhnen errichtet. Holzpfähle, rechtwinklig zur Küste in das Meer hinaus, haben sie hierfür in den Grund getrieben. Sie sollten die Wellen brechen bevor sie die Küste mit voller Wucht erreichen. Der Buhnenbau zeigte jedoch nur mäßigen Erfolg. Die zahlreichen Querströmungen vor der Westküste Sylts umgingen nur allzu oft die Konstruktionen.

Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts dann eine neue Idee: Tetrapoden. Die Wellen effektiv brechen und die Dünen vor dem landhungrigen Sog der See schützen, das sollten diese skurril anmutenden vierbeinigen Betonbrocken, die entlang der Westküste Sylts an den Stränden und am Fuße der Dünen überall anzutreffen sind. Dem enormen Gewicht der Tetrapoden ist der Sand jedoch nicht gewachsen. So versinken sie nach und nach im Land und verfehlen bei weitem die erhoffte Wirkung. Unnatürlich und unästhetisch liegen sie in der ursprünglich so malerischen Landschaft der Insel. Seit 2005 sind die Sylter nun damit beschäftigt die Betonbrocken wieder zu entfernen.

Auch die Bepflanzung mit Strandhafer kann nicht für Abhilfe sorgen.
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Und so hat sich die Sandaufspülung durchgesetzt. Wie ein Fass ohne Boden ist dieses Vorgehen: Die See holt sich den Sand, die Sylter bringen ihn wieder an Land. Und immer so fort. Nicht zuletzt wegen der hohen Kosten wird in Sachen Küstenschutz aber intensiv weiter geforscht. Bleibt abzuwarten, ob sich eine effektivere und günstigere Methode zum Schutz der Insel finden lässt. Oder ob es weiterhin fast jedes Jahr im Frühjahr heißt: “Wir haben zu viel Land an die See verloren.“ Und dann fahren die Baggerschiffe raus, um es zurück zu holen.

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