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Ferdinand von Zeppelin: Vom Narren zum Pionier der Luftschifffahrt

Der Name „Zeppelin“ steht heute als Synonym für die ikonischen Luftschiffe, welche vor 125 Jahren den Luftraum eroberten. Als Entwickler und Begründer dieser „fliegenden Zigarren“ gilt der deutsche Ingenieur Ferdinand Graf von Zeppelin (1838 – 1917). Was veranlasste ihn dazu und wie gelang ihm der Durchbruch? Wofür kamen seine Vehikel zum Einsatz? Und was ist heute vom Vermächtnis des Grafen übrig?
CKR, 24.11.2025
Ferdinand Graf von Zeppelin und das Luftschiff LZ1 über dem Bodensee

© Gemeinfrei

Ferdinand Graf von Zeppelin wurde am 8. Juli 1838 in Konstanz am Bodensee geboren und starb am 8. März 1917 in Berlin – im Alter von 78 Jahren und als volkstümliche Legende. Bis heute gilt der adelige Tüftler als technischer Visionär und Luftfahrtpionier.

Ausbildung zum Offizier und Ingenieur

Erleichtert wurde diese Karriere durch den privilegierten Status und die Beziehungen seiner adeligen Familie. Schon sein Hauslehrer bläute dem jungen Grafen erste handwerkliche und technische Fähigkeiten ein. Mit 15 Jahren zog er mit seiner Familie nach Stuttgart und besuchte dort die Polytechnische Schule.

Mit 17 Jahren verpflichtete sich Ferdinand von Zeppelin dem Militär. Als frischgebackener Offizier studierte er an der Universität Tübingen Staatswissenschaft, Maschinenbau und Chemie und erwarb das später so nützliche Fachwissen.

Zeppelin (Mitte, hockend) im Juni 1863 kurz vor der Schlacht von Gettysburg mit Stabsoffizieren der Potomac-Armee
Zeppelin im Kreise von Offizierskollegen kurz vor der Schlacht von Gettysburg

© Alexander Gardner / Publoc Domain

Vision eines starren Luftschiffes

Nach dem Studium reiste Zeppelin unter anderem als Militärbeobachter in Kriegsgebiete, um dort die neuesten technischen Entwicklungen zu studieren. 1863 nahm der Graf daher auf Seiten der Nordstaaten am amerikanischen Bürgerkrieg teil. Damals kamen erstmals Ballone zum Einsatz, um das Kriegsgebiet von oben zu beobachten.

Auf einer seiner Erkundungstouren durch das Riesenland konnte Zepplin auch persönlich einen Aufstieg mit einem Fesselballon erleben – sein erster direkter Kontakt mit der Luftfahrt. Solche Heißluftballons schwebten zwar schon so hoch, dass sie vom Boden aus nicht abgeschossen werden konnten, blieben aber noch über eine Leine am Boden verankert, um ein Wegdriften mit dem Wind zu verhindern.

Seine Erfahrungen überzeugten den Ingenieuroffizier davon, dass zukünftige Ballons eine starre statt flexible Form haben und unabhängig vom Wind steuerbar sein sollten, um wirklich nützlich zu sein. Diesen innovativen Gedanken notierte er am 25. April 1874 in seinem Tagebuch: „Ich erstrebe, ein Fahrzeug zu schaffen, das im Stande ist, gerade dorthin zu gehen, wohin mit keinem anderen Transportmittel, oder wenigstens nicht ebenso schnell oder ebenso sicher zu gelangen ist, und wohin zu kommen doch von höchstem Werth wäre“, berichtet Sabine Ochaba vom Zeppelin-Museum. „Als Beispiele nannte er die Erforschung unbekannter Küsten oder Binnenländer, Postverkehr, aber auch militärische Zwecke.“

 Befüllung eines Ballons des kurzlebigen Union Army Balloon Corps mit Hilfe mobiler Wasserstoffgeneratoren
Befüllung eines Ballons. Die vielen technischen Neuerungen wurden auch von vielen europäische Beobachtern des Sessionskrieges mit Interesse verfolgt.

© Public Domain

Zweite Laufbahn nach Dienstende

Seine Karriere in der Württembergische Armee endete jäh, als er sich als Militärattaché in Berlin mit den Preußen und dem Kaiser zerstritt und vorzeitig aus dem Militärdienst austreten musste – im Alter von nur 52 Jahren und nach rund 35 Jahren im Dienst.

Ab 1892 tüftelte der General im Ruhestand am Modell eines aerodynamischeren, starren Lenkballons, aus dem alle späteren Starrluftschiffe hervorgehen sollten. Dieses Vehikel sollte wie ein Ballon schweben, jedoch formstabil und steuerbar sein. Möglich machen sollten dies ein leichtes, stabiles Gerippe aus Aluminium, eine mit Wasserstoff gefüllte Stoffhülle, eine Gondel mit Steuergeräten sowie Propeller und Motoren.

Zeppelin LZ3 vor dem auf dem Bodensee schwimmenden Hangar
Eine Halle auf dem Bodensee bei Friedrichshafen diente den ersten Zeppelinen als Basis.

© Historisch

Der lange Weg zum ersten Zeppelin

Anfangs glaubte allerdings niemand an den „verrückten Grafen“ und seine Idee. Von der Bevölkerung wurde er als der „Narr vom Bodensee“ belächelt. Sachverständige hielten den Bau eines solchen Luftschiffs für undurchführbar und Zeppelin musste zunächst auf sein eigenes Kapital zurückgreifen und sich mühsam andere Unterstützer suchen.

Trotz aller Widrigkeiten konnte der erste Zeppelin am 2. Juli 1900 seine Jungfernfahrt  antreten – wenige Tage vor dem 62. Geburtstag des Grafen. Das „LZ1“ getauft Gefährt musste zwar bereits nach 18 Minuten wegen technischer Probleme notlanden. Dennoch demonstrierte der Flug allen Schaulustigen und Kritikern, dass solche Luftschiffe sehr wohl machbar waren.

Phönix aus der Asche

Trotz allgemeinem Staunens und Jubels blieb der geschäftliche Erfolg aber erst einmal aus. Die ersten Luftschiffe waren geradezu vom Unglück verfolgt: „LZ2“ wurde 1906 bei der Landung in Kißlegg im Allgäu durch einen Orkan zerstört und "LZ4" ging sogar am 5. August 1908 bei Echterdingen vor zehntausenden von Zuschauern in Flammen auf. 

Dieses Unglück war jedoch erstaunlicherweise nicht das Ende von Zeppelins Traum, im Gegenteil: In einer beispiellosen Welle der Hilfsbereitschaft solidarisierten sich die Bevölkerung des Deutschen Reiches sowie viele Firmen mit dem inzwischen populären Luftschiffer. Innerhalb weniger Wochen verfügte Graf Zeppelin, der so lange um Anerkennung und Fördermittel hatte kämpfen müssen, über Spendengelder von mehr als sechs Millionen Goldmark. Der Schrecken der Brandkatastrophe und die herrschende Technikbegeisterung hatten sich in eine erhebende Gemeinschaftserfahrung gewandelt und Zeppelin zum umjubelten Volkshelden gemacht.

Passagierkabine des Zeppelins "Hansa"
Kabine des Zeppelins LZ 13 "Hansa": Der 20 Passagiere fassende Raum war mit Mahagoni verkleidet, ein Steward servierte kalte Speisen und Getränke und sogar ein Toilettenraum mit fließendem Wasser war vorhanden.

© Henderson, Ernest F. (Ernest Flagg) / Public Domain

Luftschiffe im Reiseverkehr

Die Vehikel wurden von den spendenfinanzierten Zeppelin-Werken technisch stetig weiterentwickelt, um sie robuster, sicherer und schneller zu machen. Trotz der anfänglichen Mängel bewährten sich die vom Grafen entwickelten Luftschiffe und wurden zum modernen und beliebten Reisemittel in der zivilen Luftfahrt.

Die schwebenden Giganten wurden im Volksmund „Zeppeline“ oder „fliegende Zigarren“ genannt, in Anlehnung an ihre typisch längliche Form. Die 1909 gegründete Deutsche Luftschiffahrts AG (DELAG) bot Flugreisen an, die sich allerdings nur Reiche leisten konnten. In den Gondeln am Rumpf der Luftschiffe fanden zudem nur rund 20 bis 25 Passagieren Platz. Dennoch beförderte die DELAG bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges rund 34.000 Personen und unterhielt ein umfassendes Liniennetz in Mitteleuropa.

Deutscher Zeppelin über London - Fantasiedarstellung eines britischen Künstlers.
Deutscher Zeppelin über London - Fantasiedarstellung eines britischen Künstlers.

© Historisch

Kriegsuntaugliche Zeppeline

Zwischen 1914 und 1918 wurden die Luftschiffe dann vom deutschen Militär genutzt. Sie dienten der Erkundung und zum Abwurf von Bomben. Für diese Zwecke eigneten sich die Zeppeline trotz der in sie gesetzte Erwartungen nicht: Sie glitten zwar nahezu lautlos dahin, waren jedoch zu groß und unbeweglich und boten den gegnerischen Flugzeugen ein leichtes Ziel.

Ferdinand von Zeppelin erlebte diese Rückschläge „seiner“ Luftschiffe noch mit, bevor er 1917 starb. Sein Tod bedeutete aber nicht das Ende der nach im benannten Gefährte: In den 1920er und 1930er Jahren erlebten sie im internationalen Reiseverkehr eine zweite Blütezeit. Die Luftschiffe wurden immer größer und schneller, machten dem Schiffsverkehr Konkurrenz und flogen bis in die abgelegensten Ecken der Welt.

Zeppelin NT Edelweiss in Grenchen
Die 1997 vorgestellte Luftschiff-Baureihe Zeppelin NT dient Touristik-, Werbungs- & Forschungszwecken.

Erst das spektakuläre Unglück der LZ 129 „Hindenburg“, die am 6. Mai 1937 bei ihrer Landung in Lakehurst nahe New York verbrannte, setzte eine vorläufigen Schlussstrich unter die Ära der kommerziellen Luftschifffahrt. 

Erst kurz vor der Jahrtausendwende wurden wieder Zeppeline in Deutschland gebaut. Diese Luftschiffe ermöglichen nun vor allem Touristen Rundflüge über dem Bodensee, der Heimat ihres Erfinders Ferdinand Graf von Zeppelin. Die immer mal wieder angekündigten Kreuzfahrt-Zeppeline lassen auf sich warten.

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