Daten der Weltgeschichte
Die Zeit der Völkerwanderung 400–599
Der Begriff „Völkerwanderung“ bezeichnet die Völkerbewegungen der germanischen Stämme zur Zeit des spätrömischen Reiches. Im August 410 erschütterte eine geradezu unglaubliche Nachricht die Mittelmeerwelt: Der Westgotenführer Alarich I. hatte Rom eingenommen und die Stadt drei Tage lang geplündert. Nach den über hundert Jahre andauernden Germanenkriegen war das Römische Reich dem Untergang geweiht.
Germanischer Expansionsdrang
Kriegszüge germanischer Völkerschaften gegen die Römer waren nichts Neues. So hatte die Niederlage im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) den römischen Versuch zur Zeit des Augustus vereitelt, weite Teile Germaniens (bis zur Elbe) dem Römischen Reich einzuverleiben. Im 3. Jahrhundert überfluteten germanische Stämme den Limes zwischen Rhein und Donau und drangen weit nach Gallien und z. T. nach Norditalien vor, ehe sie zurückgeworfen werden konnten. Diese Züge hingen mit fortwährenden Bewegungen germanischer Völker, von Teilstämmen oder Gefolgschaftsverbänden zusammen, die unter Führung von Mitgliedern adliger Familien Kriegs- und Beuteexpeditionen unternahmen. Die Gründe dafür sind nicht restlos klar. Klimaverschlechterungen, Flutkatastrophen an der Nordseeküste, zeitweise Übervölkerung mancher Gebiete mögen dazu beigetragen haben. Der reiche Süden übte außerdem auf Beutelustige eine gewaltige Anziehungskraft aus. Seit dem 3. Jahrhundert fanden sich kriegsbereite Stammesgruppen und Stämme zu größeren Verbänden unter Heerkönigen zusammen. Hinzu kamen weiträumigere Wanderungen, vor allem der Goten, die in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten langsam aus dem heutigen Mittelschweden über das Weichselgebiet bis zur Schwarzmeerküste zogen. 269 schieden sich die gotischen Stämme in Ost- und Westgoten.
Germanische Reiche
Als die Goten im Jahr 375 selbst der Stoß eines wandernden Volkes, der aus den Steppen Zentralasiens westwärts drängenden Hunnen, traf, flüchteten die Westgoten – die Ostgoten unterlagen den Hunnen – immer tiefer in römisches Gebiet. Im Jahr 400 wandten sie sich nach Italien, dessen Verteidigung die Entblößung der Rheingrenze zur Folge hatte. Über sie drangen u. a. Wandalen nach Gallien, von dort nach Spanien und schließlich nach Nordafrika vor, wo ihr Anführer Geiserich 439 das erste selbständige germanische Königreich mit der Hauptstadt Karthago gründete. Von hier aus beherrschte er das Mittelmeer und konnte 455 ungehindert die Stadt Rom erneut plündern. Ursprünglich hatte es durchaus Ansätze zur Kooperation zwischen Rom und den lediglich um Ansiedlung bemühten Germanenvölkern gegeben, die z. T. als Bundesgenossen („foederati“) in den Reichsverband aufgenommen, romanisiert und zum Christentum bekehrt wurden – auch, wenn sie dies meist in arianischer Form ausübten, d. h. unter Ablehnung der Dreifaltigkeitslehre. Die Ansiedlung und Zusammenarbeit wurde dadurch erleichtert, dass es sich jeweils meist nur um Stämme von 20 000 bis 100 000 Menschen handelte, von denen nicht mehr als ein Fünftel zu den eigentlichen Kriegern zählte. Der Zerfall der weströmischen Staatsgewalt verhinderte jedoch langfristig die Fortsetzung dieser Kooperation: Gewaltsame Landnahmen wurden immer häufiger. Nach dem Ende des Hunnenreiches (454) rückten die nun wieder freien Ostgoten 490 nach Italien ein. Ihr bedeutendster Herrscher war Theoderich , der Große, (471–526). Ravenna, dessen Bauten Karl der Große um 800 in Aachen nachahmte, wurde zu einem der großen Kulturzentren der spätantiken westlichen Welt. Theoderichs Reich sowie das der Wandalen eroberte später der oströmische Kaiser Justinian I. (527–565). Dieser – auch durch die von ihm angeordnete Kodifikation des römischen Rechts berühmte – Herrscher versuchte erfolgreich, die römische Vormacht über das Mittelmeer wiederherzustellen. Immerhin war Ostrom vom Zerfall des Westens verschont geblieben und noch immer die einzige Großmacht der Region. Die Nachfolger Justinians konnten es aber nicht verhindern, dass seit 568 die Langobarden Italien besetzten, dessen nördlicher Teil, die Lombardei, noch ihren Namen trägt.
Frankenreich
Eine prägende Wirkung für ihre neuen Siedlungsgebiete übten nur wenige germanische Stämme aus: Langobarden, Baiern, Burgunder und Alemannen wurden ebenso wie letztendlich die Sachsen von den Franken unterworfen; nur ein Teil der Sachsen setzte zusammen mit den Angeln im 5./6. Jahrhundert auf die Britischen Inseln über, wo im 9. Jahrhundert ein angelsächsisches Königreich entstand. Auf dem Kontinent blieb von den Reichen der Völkerwanderung um 800 lediglich das Fränkische übrig. Die fränkische Wanderung war die kürzeste und zugleich die für die weitere Geschichte des Abendlandes folgenreichste. Die Franken (gleichbedeutend mit die „Kühnen“), eine Reihe kleinerer rechtsrheinischer Völkerschaften, die sich im 3. Jahrhundert verbündet hatten, drangen seit dem 4. Jahrhundert mehr und mehr nach Gallien ein. Teils verschmolzen sie mit der romanischen Bevölkerung, teils aber – im nördlichen Gallien bis zur Somme – verschob sich die romanisch-germanische Sprachgrenze vom Rhein bis auf die heutige, quer durch Belgien laufende Linie. Nach Ausschaltung sämtlicher Machtkonkurrenten erhob sich Chlodwig I. schließlich zum Gesamtherrscher. Bis zu seinem Tod (511) hatte er das Fränkische Reich bis ins Vorland der Pyrenäen ausgedehnt. Im fränkischen Staat arbeiteten die verbliebenen römischen Fachbeamten loyal mit, ebenso die als gesellschaftliche und wirtschaftliche Kraft bedeutsame Kirche – Chlodwig hatte sich 498 taufen lassen. So konnte jene Symbiose zwischen römisch-antiker Kultur christlicher Prägung und germanischen Traditionen entstehen, die das Frankenreich schließlich im 8. Jahrhundert zum mächtigsten Staatswesen des Westens werden ließ, das neben den Byzantinern allein den expandierenden Islam aufzuhalten vermochte. Im Frankenreich, wo Karl der Große im Jahr 800 das weströmische Kaisertum erneuerte, vollzog sich die Geburt des mittelalterlichen Europas.
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