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Deutschland unter Besatzungsherrschaft: Aufbau nach dem Untergang

Wer regierte nach Kriegsende in Deutschland?

Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion, übernahmen durch die Viermächteerklärung am 5. Juni 1945 die Staatsgewalt in Deutschland und errichteten vier Besatzungszonen unter der Führung der vier Oberbefehlshaber. Berlin wurde in vier Zonen geteilt und war zugleich Sitz des Alliierten Kontrollrats, der als zentrales Regierungsorgan zuständig für alle Entscheidungen war, die Deutschland als Ganzes betrafen.

Wie gestaltete sich die Politik der Besatzer?

Zu den wichtigsten Zielen der Alliierten gehörte die Demokratisierung Deutschlands. Nach dem Potsdamer Abkommen durfte Deutschland nicht mehr zentralistisch regiert werden. In den westlichen Besatzungszonen wurde die Verwaltung von unten (den Kommunen) nach oben (neu gebildete Länder) aufgebaut. Unter alliierter Aufsicht gründeten sich Parteien und Verbände neu. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde dagegen ein eher zentralistisch organisierter Verwaltungsaufbau gefördert. Die größten Machtbefugnisse erhielt hier die eingesetzte Zonenverwaltung. Die Entscheidungen der Verwaltung in den westlichen Besatzungszonen bedurften – zumindest anfangs – der weit gehenden Zustimmung der Besatzungsmächte.

In allen Besatzungszonen, insbesondere in der SBZ, wurden Industrieanlagen demontiert, zum einen, um alliierte Reparationsforderungen zu erfüllen, zum anderen, um Deutschland zu schwächen.

Wie ging der Aufbau der Wirtschaft vor sich?

Angesichts der darniederliegenden Wirtschaft beschlossen Briten und Amerikaner 1946, die Wirtschaftskraft Deutschlands zu fördern. 1947 legten sie ihre Besatzungszonen zusammen und errichteten die »Bizone«. Im selben Jahr verkündete US-Präsident Harry S. Truman seine Doktrin zur Unterstützung »freier« Staaten. 1947 wurde der Marshall-Plan (European Recovery Program) ins Leben gerufen. Er gewährte den westlichen Besatzungszonen Kredite, Rohstofflieferungen und Sachgüter zum Aufbau der Wirtschaft. In der SBZ jedoch bauten die Besatzer eine Wirtschaftsordnung nach sowjetischem Vorbild auf.

Warum war eine Währungsreform nötig?

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren erheblich größere Mengen an Reichsmark im Umlauf, als an Gegenwert in Sachgütern vorhanden war. Die Folge war eine sich beschleunigende Inflation. Am 20. Juni 1948 führten die westlichen Besatzungszonen deshalb eine Währungsreform durch; die Deutsche Mark wurde eingeführt. Ursprünglich sollte die SBZ in die Währungsreform mit einbezogen werden, doch wegen der wachsenden Konflikte zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion zog die Sowjetunion am 23. Juni 1948 in ihrer Besatzungszone mit einer eigenen Währungsreform nach.

Worum ging es bei der Berlin-Blockade?

Die Sowjetunion wollte durchsetzen, dass die Deutsche Mark in Berlin keine Gültigkeit erlangte, vielmehr sollte West-Berlin zusammen mit dem Ostteil dem Währungsgebiet der SBZ eingegliedert werden. Im Juni 1948 verließ das sowjetische Mitglied die alliierte Stadtregierung. Am 23. Juni 1948 stellten die sowjetischen Machthaber die Stromversorgung im Westen Berlins fast vollständig ein, der Landweg dorthin wurde gesperrt. Berlin war nach Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen eine Insel in der SBZ. Ab dem 24. Juni 1948 versorgten die Westalliierten die Stadt über eine Luftbrücke. Nach Abschluss eines Viermächteabkommens wurde die Berlin-Blockade am 12. Mai 1949 aufgehoben.

Wie kam es zur Teilung?

Die Uneinigkeit der Besatzungsmächte – die Sowjetunion hatte für ihre Zone eigene Pläne, Frankreich wollte ein möglichst dezentralisiertes Deutschland – führte 1947 dazu, dass sich die USA und Großbritannien zum wirtschaftlichen und administrativen Zusammenschluss ihrer Zonen entschlossen. Im April 1949 bildeten die USA, Großbritannien und Frankreich schließlich aus ihren Zonen die Trizone – die Vorstufe zur Gründung eines eigenständigen westdeutschen Staates.

Die Ministerpräsidenten der Länder beriefen im September 1948 den Parlamentarischen Rat ein, der die Verfassung des Weststaates ausarbeiten sollte. Das Grundgesetz trat am 24. Mai 1949 in Kraft, die Bundesrepublik Deutschland war gegründet. Am 7. Oktober 1949 erhielt auch die SBZ eine eigene Verfassung. Der zweite deutsche Staat entstand: die Deutsche Demokratische Republik.

Wer war in den Nürnberger Prozessen angeklagt?

Insgesamt 22 Kriegsverbrecher, u. a. Hermann Göring, Rudolf Heß (»Stellvertreter des Führers«) und Außenminister Joachim von Ribbentrop wurde dort der Prozess gemacht (bis 1946). Zwölf dieser so genannten Hauptkriegsverbrecher wurden von einem Internationalen Militärgerichtshof, den die Siegermächte 1945 in Nürnberg eingesetzt hatten, zum Tode verurteilt, sieben erhielten Gefängnisstrafen, drei wurden freigelassen. Vor Militärgerichten fanden bis 1949 zwölf weitere Verfahren gegen politische, militärische, wirtschaftliche u. a. Führungskräfte des NS-Regimes statt, darunter Ärzte, Juristen, SS-Angehörige, Generäle und Minister.

Was passierte während der Entnazifizierung?

Die Besatzungsmächte entfernten Nazis aus führenden Stellungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Man führte groß angelegte Aufklärungsaktionen durch: die Deutschen wurden u. a. in Konzentrationslager getrieben, um ihnen das Ausmaß der Nazi-Gräuel vor Augen zu führen, und auch in demokratischen Gepflogenheiten unterwiesen. Die Entnazifizierung blieb bis 1947 unter vollständiger Verantwortung der Besatzungsmächte. Mehr als 6 Mio. Menschen mussten sich verantworten, die meisten wurden entlastet oder als Mitläufer eingestuft. In der SBZ nutzten Besatzungsmacht und SED die Entnazifizierung auch zur Bekämpfung der politischen Gegner.

Wussten Sie, dass …

der Begriff Grundgesetz für die Verfassung des Weststaates ganz bewusst gewählt wurde, um zu unterstreichen, dass die neue Verfassung nur als Provisorium gedacht war und man hoffte, die Einheit Deutschlands bewahren zu können?

der in den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilte Hermann Göring vor seiner Hinrichtung Selbstmord beging?

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