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Selbstständig neben dem Vollzeitjob: Rechte, Pflichten und Wissenswertes

Es ist der Traum vieler Menschen in Deutschland: endlich der eigene Chef sein und die wichtigen Entscheidungen treffen. Eine Gründung ist jedoch gar nicht so leicht und der Weg in die Selbstständigkeit ist mit vielen Hürden verbunden – insbesondere mit denen finanzieller Natur. Wer von 0 auf Hundert in ein neues Business startet, verliert die finanzielle Sicherheit in seinem Leben. Deshalb kann es ein kluger Ansatz sein, das eigene Unternehmen neben dem Vollzeitjob zu gründen. Dabei gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten. Wir möchten an dieser Stelle mit den wichtigsten Punkten aufklären.
Symbolbild Selbstständigkeit

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Nebenberufliche Selbstständigkeit allgemein

Wer neben seinem Hauptberuf in einem festen Angestelltenverhältnis zusätzlich einer selbstständigen beruflichen Tätigkeit nachgeht, gilt als nebenberuflich selbstständig. Dabei kann es sich im Prinzip um alle möglichen Kombinationen und Branchen handeln.

Dabei ist es wichtig, dass die Einkünfte aus der Selbstständigkeit die aus dem Angestelltenverhältnis nicht übersteigen. Sie dürfen nur rund 50 Prozent des Gesamteinkommens betragen. Daneben darf der Nebenjob nicht mehr als 20 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen.

Es muss bei der Selbstständigkeit eine sogenannte Gewinnerzielungsabsicht vorliegen, also das Ziel für ein Unternehmen, Gewinn zu erwirtschaften.

Ist die Selbstständigkeit neben dem Beruf überhaupt möglich?

Nicht jeder Job ist für eine nebenberufliche Selbstständigkeit geeignet. Macht man sich beispielsweise selbst zur Konkurrenz des Arbeitgebers, wird das alltägliche Leben im Hauptberuf wohl schwierig.

Daneben gibt es Branchen, die mehr als 20 Stunden Einsatz erfordern. Wird beispielsweise die Gründung eines Gastronomieunternehmens angestrebt, werden die 20 Stunden mit hoher Wahrscheinlichkeit überschritten werden.

In vielen Fällen wird das Hobby zum Beruf gemacht. Wer beispielsweise mit Musik oder Kunst nebenbei Geld verdienen möchte, schafft das wohl ohne größeren Aufwand. Selbst die Gründung eines Online-Shops ist meist problemlos neben dem eigentlichen Job möglich.

Grundvoraussetzungen für die Selbstständigkeit

So ein Nebenjob lässt sich jedoch nicht so ohne Weiteres ausführen. Es sollten einige Grundvoraussetzungen gegeben sein, damit das Unterfangen erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann.

  • Gesundheit: Wer plant, sich neben einem Vollzeitjob selbstständig zu machen, sollte nicht nur körperlich gesund sein. Auch eine hohe geistige und psychische Leistungsfähigkeit sollte gegeben sein.
  • Engagement: Es muss Zeit und vor allem die Bereitschaft aufgebracht werden, neben dem Job der Selbstständigkeit nachzugehen. Es ist viel Arbeit und darüber sollten sich die Personen im Klaren sein.
  • Soft Skills: Kontaktfreudigkeit, ein ausgeprägtes Selbstvertrauen und eine gewisse Risikobereitschaft sind die Grundpfeiler einer solchen Gründung.
  • Freunde und Familie: Ohne die Unterstützung von außen kann es schwierig werden.
  • Sicherer Job: Immerhin muss das Einkommen gesichert sein.

Der Arbeitgeber darf unter Umständen mitreden

Angestellte sollten ihre Arbeitgeber unbedingt über die Pläne informieren. In der Regel handelt es sich dabei nur um eine Formalität, denn ohne triftige Gründe kann der Selbstständigkeit vom Unternehmen nicht widersprochen werden.

Dennoch sollten sich Interessierte bei Ihrer Selbstständigkeit an ein paar Regeln halten.

Wie bereits erwähnt, sollte die Nebentätigkeit nicht in Konkurrenz zu dem Unternehmen stehen, bei dem man angestellt ist. Zudem muss sichergestellt sein, dass die Haupttätigkeit nicht unter der Selbstständigkeit zu leiden hat. Es darf sich an der Leistung nichts ändern.

Daten und Mittel des Hauptarbeitgebers, egal welcher Art, sind ebenfalls für die Nebentätigkeit tabu.

Wo muss ich meine Selbstständigkeit melden?

Je nach Art der Selbstständigkeit muss sie bei verschiedenen Institutionen gemeldet werden. Möglicherweise müssen Gründer sogar eine passende Rechtsform für ihr Unternehmen wählen. Glücklicherweise gibt es hier eine Erleichterung mit dem Lexrocket Rechtsformen-Finder – anhand weniger Fragen erhält man hier den passenden Vorschlag für die Rechtsform des neuen Unternehmens. Diese ist gerade dann relevant, wenn es um den rechtlichen Rahmen, also um die Haftung geht. Aus der Wahl können sich aber auch unter anderem steuerliche Folgen ergeben.

Einzelunternehmer, Kapitalgesellschaften, Kaufmänner oder OHGs müssen zudem beim Gewerbeamt ihr Gewerbe anmelden. Handwerker sind verpflichtet, sich zusätzlich bei einer Handwerkskammer anzumelden.

Wer jedoch „nur“ als Freiberufler unterwegs ist, muss sich nur innerhalb von vier Wochen beim Finanzamt melden. Das gilt beispielsweise für Künstler oder Journalisten.

Symbolbild Freiberufler
Freiberufler müssen sich beim Finanzamt anmelden.

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Rechte und Pflichten

Je nach Art des Nebenjobs und Branche können die Rechte und Pflichten für die Selbstständigen unterschiedlich hoch ausfallen. Fest steht jedoch, dass die Haupttätigkeit auf keinen Fall von der Nebentätigkeit beeinflusst werden darf. Es muss eine klare Trennung stattfinden.

Das gilt auch für den Urlaub im Hauptberuf. Er darf nicht ausschließlich darauf verwendet werden, die Selbstständigkeit weiter voranzutreiben. Denn immerhin ist er zur Erholung gedacht. Bei der Krankschreibung darf andererseits keine Trennung erfolgen. Wer krankgeschrieben ist, darf dann nicht in seinem Nebenjob arbeiten.

Daneben gibt es einige Punkte, die man darüber hinaus noch beachten sollte:

  • Die Buchhaltung sollte von Anfang an gepflegt werden. Sie nimmt einen wichtigen Teil der Selbstständigkeit ein.
  • Ein Steuerberater kann hier helfen.
  • Je nach Job können verschiedene Versicherungspflichten bestehen. Die gilt es im Vorfeld zu prüfen.
  • Ein separates Konto kann dabei helfen, die Finanzen geordnet zu halten.

Vor- und Nachteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit

Selbstständigkeit ist in vielen Fällen neben dem eigentlichen Hauptberuf realisierbar. Das bietet natürlich einige Vorteile:

  • Berufliche Freiheit und trotzdem ein sicheres Einkommen.
  • Eine Geschäftsidee kann getestet werden.
  • Weniger Druck als bei einer vollständigen Selbstständigkeit.
  • Mehr Sicherheit ist gewährleistet.
  • Idealerweise erhöht sich das monatliche Einkommen.

Allerdings lassen sich auch einige Nachteile hieraus ableiten.

  • Die Mehrarbeit geht zu Lasten der Freizeit.
  • Eine nebenberufliche Selbstständigkeit kann bei potenziellen Kunden und beim aktuellen Arbeitgeber negativ aufgefasst werden.
  • Es entsteht eine große mentale und körperliche Belastung.
  • Die Selbstständigkeit muss immer an zweiter Stelle stehen.

Dennoch kann es sich für viele Menschen lohnen, die schon länger über eine Selbstständigkeit nachdenken, sie aber noch nicht umgesetzt haben. Es kann als eine Art Test angesehen werden, bei dem sie nicht so viel zu verlieren haben.

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