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Berufe mit Lenkrad: Wie sich das Berufsbild des Kraftfahrers in Deutschland verändert hat

Der Beruf „Kraftfahrer“ hat sich im Laufe der Jahre – unter anderem auch in Deutschland – stark verändert. Was früher noch als eine vergleichsweise einfache Tätigkeit galt, ist heute ein hochkomplexer Beruf mit vielfältigen Anforderungen aus unterschiedlichen Bereichen.
Autobahnverkehr

© Schwoaze, pixabay.com

Aber wie hat sich dieses Berufsbild verändert? Und welche Details werden für Unternehmen, die Kraftfahrer suchen, wichtig? Die folgenden Abschnitte beantworten diese und weitere Fragen.

Kraftfahrer sind Fachkräfte – und dementsprechend begehrt am Arbeitsmarkt

Vor etwa 50 Jahren reichte ein Führerschein, um mit einem Lkw auf deutschen Straßen unterwegs sein zu dürfen. Heute gelten Kraftfahrer als Fachkräfte und viele Unternehmen nutzen eine Kraftfahrer Vermittlung, wenn sie sich auf der Suche nach neuem Personal befinden.

Wie umfangreich das Wissen und die Kompetenzen sind, die von Kraftfahrern mittlerweile erwartet werden, zeigt sich unter anderem darin, dass die Ausbildung von zwei auf drei Jahre verlängert wurde. Hier geht es bei weitem nicht nur darum, sicher mit dem Lkw auf den Straßen unterwegs zu sein, sondern auch darum, umfassende Kompetenzen in Bezug auf:

zu erhalten. Zudem sind moderne Fahrzeuge mit komplexen Assistenzsystemen ausgestattet. Um sie bedienen zu können, braucht es ein umfassendes technisches Verständnis. Fahrer müssen sich dementsprechend kontinuierlich fortbilden, um hier „up to date“ zu bleiben.

Digitalisierung im Kraftfahrer-Alltag: Von Telematik-Systemen und Fahrerdaten in Echtzeit

Die umfassenden Möglichkeiten der Digitalisierung spielen mittlerweile auch im Kraftfahrer-Alltag eine wichtige Rolle. So ermöglichen moderne Telematik-Systeme eine präzise Überwachung von Fahrzeugdaten in Echtzeit. Und genau das hilft dabei, die Routenplanung zu optimieren und Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten.

Ergänzend hierzu erhöhen Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalteassistenten oder Notbremsassistenten die Sicherheit, aber auch die Effizienz im Straßenverkehr. Und manche Lkw-Modelle verfügen auch schon über teilautonome Fahrfunktionen, bei denen der Fahrer natürlich jederzeit eingreifen kann.

So beeinflusst der demografische Wandel den Beruf des Kraftfahrers

Auch die Lkw-Branche muss sich mit den Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, auseinandersetzen. Statistiken zufolge waren mehr als 35% der Lkw-Fahrer im Jahr 2021 älter als 55 Jahre.  Parallel dazu arbeiten vergleichsweise wenige Menschen in diesem Beruf.

Und genau dieses „Phänomen“ führte in den letzten Jahren zu einem starken Fachkräftemangel. Dieser könnte sich in Zukunft noch weiter ausbreiten. Schon jetzt bleiben viele Stellen unbesetzt.

Dies könnte unter anderem auch daran liegen, dass viele mit dem Beruf des Kraftfahrers immer noch Vorurteile verbinden. Lange Abwesenheitszeiten von zu Hause, unregelmäßige Arbeitszeiten und körperlich belastende Tätigkeiten sorgen dafür, dass viele junge Menschen für sich entscheiden, sich auf die Suche nach Alternativen zu begeben. Dabei gilt: Ob und inwiefern der Kraftfahrer-Alltag „extrem anstrengend“ ist, ist immer von der persönlichen Einschätzung und Resilienz abhängig. An dieser Stelle kommen auch wieder die bereits erwähnten technischen Neuerungen ins Spiel. Sie haben dafür gesorgt, dass der Arbeitstag in der Fahrerkabine nicht nur etwas sicherer, sondern auch komfortabler geworden ist.

Lkw-Fahrer: Ein Blick auf die Perspektiven dieses spannenden Berufs

Trotz (oder vielleicht gerade wegen) der zahlreichen Herausforderungen und Neuerungen, die mit dem Beruf des Lkw-Fahrers verbunden sind, bieten die entsprechenden Karrieren auch viele Chancen in unterschiedlichen Bereichen.

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ist davon auszugehen, dass die fortschreitende Automatisierung des Lkw-Verkehrs neue Aufgabenfelder schaffen wird – vor allem in den Bereichen der Fahrzeugüberwachung, Wartung und Steuerung autonomer Systeme.

Dies hat zur Folge, dass viele, die aktuell noch als Lkw-Fahrer arbeiten oder sich entsprechend ausbilden lassen möchten, in Zukunft gegebenenfalls in den Bereichen der Fahrzeugtechnik und Logistik arbeiten werden.

Dennoch ist davon auszugehen, dass die Branche auch in Zukunft mit den Herausforderungen des Fachkräftemangels konfrontiert werden wird.

Neue Wege in der Branche: Quereinstieg und Umschulung

Auf der einen Seite suchen Unternehmen händeringend nach Fahrern. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten (oder müssen). Und genau an dieser Stelle kommt die Option „Quereinstieg“ ins Spiel. Der Beruf des Kraftfahrers bietet – ein entsprechendes Interesse vorausgesetzt – vielen die Chance, vergleichsweise zügig in einen gefragten Job mit Verantwortung zu starten.

Dank stattlich geförderter Umschulungsprogramme ist der Einstieg heute leichter als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Besonders gefragt sich aber auch Maßnahmen, die gezielt Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen. Mithilfe von Sprachkursen, Fahrtrainings und begleitenden Qualifizierungen entstehen oft neue Perspektiven.

Wer schnell Bedarf an qualifizierten Fachkräften hat, kann sich natürlich auch an die bereits oben erwähnten Personalvermittler wenden.

Fazit

Im Laufe der letzten Jahre hat sich der Beruf des Kraftfahrers zu einer anspruchsvollen Fachkraftposition entwickelt. Unter anderem haben es technologische Fortschritte, gesellschaftliche Veränderungen und wirtschaftliche Herausforderungen geschafft, das Berufsbild nachhaltig zu prägen.

Unternehmen, die sich schon jetzt vornehmen, ihren zukünftigen Bedarf an Lkw-Fahrern zu decken, sollten schon jetzt damit beginnen, entsprechend zum Beispiel in attraktive Ausbildungsbedingungen zu investieren. Gleichzeitig braucht es auch umfassende Reformen rund um Arbeitsbedingungen und in Bezug auf die gesellschaftliche Wahrnehmung, um die Situation am Arbeitsmarkt weiter zu entspannen. Nur so ist es möglich, den Beruf des Kraftfahrers auch in Zukunft für Menschen unterschiedlichen Alters attraktiv zu gestalten.

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