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Studium absolviert? Dann stehen jetzt diese Pflichten für Jung-Arbeitnehmer auf dem Programm

Gestraffter Bologna-Prozess hin, eifriges Jobben zwischendurch hier: Das Leben als Studierender stellt einen eher sanften Übergang ins Arbeitsleben dar – weil vieles wie in der Schulzeit abläuft. Wer aber erst einmal seinen Abschluss in der Tasche und den ersten Arbeitgeber sicher hat, sollte so langsam anfangen, ans Morgen und Übermorgen zu denken.

Symbolbild Berufseinstieg

Unsplash.com, bruce mars

Denn mit dem ersten Arbeitsplatz kommt auch das erste „richtige“ Gehalt. Wer dabei nur an schöne Dinge denkt, die er sich bislang verkneifen musste, macht einen Fehler. Denn dieses Geld ist es, um das sich jetzt und in Zukunft alles dreht. Sowohl, wie man es sinnvoll nutzt, als auch, wie es sinnvoll zusammengehalten und vermehrt werden kann. Daraus ergeben sich einige Pflichtübungen, denen sich junge Menschen baldigst nach Arbeitsbeginn widmen sollten.

Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen

Wer jung und gesund ist, macht sich meist keine Sorgen darum, wie es sein könnte, wenn es nicht mehr so wäre. Verständlich, aber gefährlich. Denn die Realität in Deutschland sieht folgendermaßen aus:

  1. Es gibt nur eine staatliche Erwerbsminderungsrente, keine Berufsunfähigkeitsrente mehr. Die besteht nur noch für deutlich ältere Jahrgänge.
  2. Diese Rente gilt erst fünf Jahre nach dem Beginn der Rentenversicherungspflicht.
  3. Sie wird überhaupt nur gezahlt, wenn ein Betroffener gar keine Arbeit mehr ausüben kann. Nicht bloß nicht mehr seinen angestammten Beruf.
  4. Grundsätzlich gibt es nur eine halbe Rente, wenn man noch bis zu sechs Stunden täglich irgendeiner Tätigkeit nachgehen kann. Die volle Summe gibt es erst, wenn nur noch höchstens drei Stunden möglich sind.

Hinzu kommt, dass das Antragsprozedere langwierig und hochkomplex ist und die Ablehnungsquoten hoch sind. Bis man seine Rente bekommt, können Monate vergehen – und selbst die volle Summe ist ausgesprochen niedrig. Im Schnitt beträgt sie keine 800 Euro monatlich.

Das alles sollten mehr als genügend Gründe sein, zeitnah eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Nicht nur, weil sie in jeglicher Hinsicht besser ist, sondern weil sie umso günstiger und simpler zu bekommen ist, je jünger der Antragsteller ist.

Private Altersvorsorge in die Wege leiten

Wer heute ein Studium mit einem Bachelor-Abschluss beendet, ist im Schnitt knapp 24 Jahre alt. Das heißt, sofern die Regelarbeitszeit nicht angehoben wird (wovon allerdings angesichts des demographischen Wandels auszugehen ist), bleiben 43 Jahre Lebensarbeitszeit.

Das mag jetzt nach mehr als genug Zeit aussehen, um in den staatlichen Rententöpfen eine brauchbare Summe anzuhäufen. Doch auch das ist gefährlich. Wir sprechen hier von fast einem halben Jahrhundert, in dem sich höchstwahrscheinlich das Verhältnis von Renten- zu Gehaltsniveau noch dramatischer aufspreizen wird. Schon für 2030 werden nur noch 43 Prozent garantiert. Selbst wer jetzt gut und in Zukunft noch besser verdient, wird mit dem Rentenbeginn einen tiefen Fall erleben.

Wer das vermeiden möchte, sollte sich jetzt um zusätzlichen Schutz bemühen. Der Vergleich verschiedener Altersvorsorge-Optionen lohnt sich aber unbedingt. Denn allgemeingültige Lösungen, die zu allen Berufen, Gehaltsniveaus und Aufstiegschancen passen, gibt es nicht. Die einzige Konstante ist, dass jeder junge Arbeitnehmer private Altersvorsorge betreiben sollte.

Privathaftpflichtversicherung abschließen

Wer studiert, ist trotz Volljährigkeit in aller Regel über die Eltern privathaftpflichtversichert. Schließt sich an den Bachelor- jedoch nicht unmittelbar ein Masterstudium an, gilt das als Beendigung der ersten Ausbildung, der Schutz erlischt.

Zwar ist die Privathaftpflicht keine Pflichtversicherung wie die Krankenversicherung oder die Kfz-Haftpflichtversicherung; anders ausgedrückt: Niemand muss hierzulande eine Privathaftpflichtversicherung haben, zumindest nicht aus staatlicher Pflicht.

Allerdings wäre es sträflich fahrlässig, keine zu besitzen. Denn wer jemand einer anderen Person einen irgendwie gearteten Schaden zufügt, haftet er dafür in Deutschland – und zwar in unbegrenzter Höhe.

Als Beispiel: Man stolpert im Club unglücklich, jemand fällt deswegen, bricht sich die Nase. Dann muss der Verursacher für die vollständige Behebung aller Schäden samt Schönheits-OP und womöglich Schmerzensgeld verantwortlich.

Schon deshalb ist die Privathaftpflichtversicherung unglaublich wichtig. Zudem umfasst sie auch viele Positionen, die sich unter „grob fahrlässig“ zusammenfassen lassen. Keine andere Versicherung tut das. Außerdem ist die Privathaftpflicht für junge Menschen, ganz speziell Singles, ein extrem günstiges Vergnügen – bitte nur darauf achten, dass die inkludierte Absicherung auch zum eigenen Lebensmodell passt; gegebenenfalls sollten Zusatzprodukte zugebucht werden.

Übrigens: Ähnlich sieht es jetzt auch bei der Krankenversicherung aus. Auch die läuft mit dem Ende der ersten Ausbildung aus und muss danach selbst abgeschlossen werden.

Nur eine Unachtsamkeit kann unglaublich teuer werden – selbst wenn es keine großen Schäden sind. Die Privathaftpflicht ist deshalb wirklich Pflicht.

Unsplash.com, Tom Claes

Sparplan machen (lassen)

Wer mit einem Hochschulabschluss einen Beruf beginnt, verdient meistens gutes Geld vom ersten Tag an. Mehr, als nur zum Leben notwendig ist. Das bedeutet, am Monatsende werden sich auf dem Girokonto noch respektable Summen befinden – die jeden Monat mehr werden.

Bleiben sie jedoch dort, passiert etwas, was junge Arbeitnehmer zumindest in den letzten BWL/VWL-Stunden vor dem Abitur gelernt haben: Das Zusammenspiel zwischen Zins und Inflation. Derzeit, und dank Corona wohl auch noch für die kommenden Jahre, haben wir eine extreme Niedrigzinsphase. Kaum ein übliches Sparprodukt generiert deshalb auch nur annähernd genügend Zinsen, um zumindest die aktuelle Inflationsrate halten zu können. Das heißt, das angesparte Geld vermehrt sich nicht bloß nicht, es verliert mit jedem Tag real an Kaufkraft.

Und das gilt für viele Bankprodukte:

  • Beim Girokonto sowieso;
  • Beim Sparbuch;
  • Beim Tagesgeldkonto;
  • Ja, auch beim Festgeldkonto;
  • Selbst das klassische Bausparen ist nicht mehr gefeit.

Das bedeutet, wer nicht möchte, dass sein Gespartes wie Sand zwischen seinen Fingern zerrinnt, sollte sich mit einem Finanzexperten zusammensetzen. Ziel ist es, zu überlegen, wie die Summen zumindest verlustvermindernd angelegt werden können; besser natürlich gewinnbringend.

Und dann sollte gelten: Dieser Sparplan sollte automatisch jeden Monat eine fixe Summe erhalten. Nicht nur, weil dies die wenigste Arbeit macht, sondern auch, weil man sich automatisch angewöhnt, diese Summe nicht mehr in seinen finanziellen Spielraum mit einzubeziehen.

Als Arbeitnehmer haushalten lernen

Im Studium ist Haushalten für die meisten Menschen eine einfache Sache: Sich alles Unnötige verkneifen, nur das anschaffen, was zwingend nötig ist. Etwas anderes erlaubt die angespannte Finanzlage sehr vieler Studierender einfach nicht.  

Das erste Gehalt wirkt dagegen unglaublich verlockend – vorsichtig formuliert. Allerdings kann es je nach Charakter auch passieren, dass weiterhin diese supersparsame Attitüde bleibt. Zwar ist die sicherlich besser als ein urplötzlich sehr kauffreudiger Lebensstil, jedoch empfiehlt es sich dringend, sich das Haushalten nun neu beizubringen – angepasst ans bessere Gehalt. Also so, dass man zwar nicht alles verschwendet, aber auch nicht jeden Cent dreimal umdreht. Es ist beispielsweise nicht nötig, kaputte Haushalsgeräte grundsätzlich wegzuwerfen; auch Reparatur kann sich trotz besserem Gehalt weiterhin lohnen; schon der Umwelt zuliebe.

Es geht vielmehr darum: Wer sich kaum etwas gönnt, verliert schnell die Lebensfreude. Dabei darf und soll sich Arbeit doch auch lohnen – dafür haben junge Arbeitnehmer schließlich all die Jahre gepaukt und verzichtet.

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