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Warum es problematisch ist, wenn Promis „mal eben“ ins All fliegen

Einfach mal „zum Spaß“ ins Weltall fliegen – genau das meint der Begriff „Weltraumtourismus“. Als erster Tourist im Weltall gilt der US-amerikanische Unternehmer Dennis Tito, der 2001 für acht Tage zur Internationalen Raumstation (ISS) reiste. Seit 2021 ist es unter Prominenten und Reichen schließlich immer üblicher geworden, mit verschiedenen Privatunternehmen ins All zu fliegen.

Captain Kirk endlich im Weltall
Dazu gehört nun auch US-Sängerin Katy Perry. Sie ist diese Woche zusammen mit fünf weiteren Frauen in einer Rakete des Weltraumunternehmens Blue Origin ins All gereist. Dieses Abenteuer war allerdings eher kurzlebig. Von Start bis Landung vergingen gerade einmal zehn Minuten. Diese Zeit füllte die weibliche Crew mit zahlreichen begeisterten „Ooohs“ und „Aaahs“ und Katy Perry gab sogar den Song „What a Wonderful World“ zum Besten, womit sie im Live-Publikum für einige Tränen der Rührung sorgte.
Neben Katy Perry haben auch schon viele weitere bekannte Gesichter einen Kurztrip ins All gewagt – darunter Amazon-Gründer und Blue Origin-Chef Jeff Bezos und Star Trek-Schauspieler William Shatner. Shatner – auch bekannt als Captain Kirk – war mit seinen damals 90 Jahren sogar der bislang älteste Mensch im Weltraum überhaupt.
Mit drei Unternehmen ins All
Wer privat ins Weltall reisen will, muss seinen Platz in der Rakete genauso buchen wie ein herkömmlicher Urlauber den Pauschalurlaub nach Mallorca. Zurzeit dominieren drei private Raumfahrtunternehmen die Weltraumtouristik – allesamt mit Sitz in den USA. Schon im Jahr 2000 rief Jeff Bezos mit Blue Origin ein Raumfahrtunternehmen ins Leben, das sich vor allem auf touristische Flüge ins All spezialisiert hat. Vier Jahre später folgte der britische Unternehmer Sir Richard Branson mit der Gründung von Virgin Galactic, ebenfalls mit dem Ziel, Weltraumtourismus zu ermöglichen.
Das 2002 von Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX bietet als einziges der drei Unternehmen orbitale Raumflüge an. Das bedeutet, die Raumkapsel steigt bis in die Umlaufbahn der Erde auf. Suborbital fliegende Raumkapseln hingegen gelangen nicht in die Umlaufbahn der Erde und „fallen“ durch die Gravitationskraft zurück auf die Erde.

Geld regiert auch den Weltraum
Auch wenn die touristischen Flüge ihren Passagieren so manchen lang gehegten Traum erfüllen, ernten sie auch aus mehreren Gründen Kritik – unter anderem aufgrund ihrer Exklusivität. Denn wer sich als Tourist ins All schießen lassen will, braucht nicht nur Mut und eine gute Gesundheit, sondern vor allem eines: Geld.
Die genauen Preise für ein Ticket in den Weltraum mit einem der drei Unternehmen sind nicht bekannt. Blue Origin spricht auf seiner Website jedoch von einer Kaution von umgerechnet 132.000 Euro, die mit dem ersten Antrag auf einen Flug zu leisten ist. Der finale Preis dürfte demnach um einiges höher liegen.
Wie steht es um die Umweltbilanz der Flüge?
Aber auch aufgrund von Umweltaspekten geraten die Flüge immer wieder in die Kritik. Selbst wiederverwendbare Raketen, die mit ihrem Antrieb aus flüssigem Wasserstoff nur Sauerstoff und Wasserstoff ausstoßen, könnten langfristig große Umweltschäden anrichten. Denn die Herstellung des Treibstoffs benötigt viel Energie und setzt so jede Menge CO2 frei. Dazu kommt der CO2-Ausstoß, der unter anderem bei der Herstellung der Rakete selbst, bei der Produktion der beim Raketenstart eingesetzten Geräte und beim Transport von Material und Menschen zum Weltraumbahnhof entsteht.
Der aus den Raketentriebwerken freigesetzte Wasserdampf wiederum zerstört das Ozon in der Erdatmosphäre und bildet Wolken, die die Wärmestrahlung auf der Erde zurückhalten. Beides begünstigt die Erderwärmung. Kerosinhaltige Treibstoffe befördern außerdem CO2 direkt in die obere Erdatmosphäre. Dort kann es bis zu 120 Jahre lang verbleiben. Dazu kommen noch Rußpartikel, die in der Stratosphäre die Erde etwa 500-mal so effektiv erwärmen wie in der Nähe des Erdbodens. Pro Kopf ist ein einziger Weltraumflug damit Expertenschätzungen zufolge so schädlich wie 150 Fernflüge.

Kann die Weltraumtouristik auch nützlich sein?
Eine solche Umweltsünde wäre vielleicht noch in Kauf zu nehmen, wenn sie der Menschheit wenigstens einen gewissen Wissenszuwachs bringen würde. Doch Weltraumtourismus ist – wie der Name bereits verrät – einzig und allein auf das private Vergnügen der Passagiere ausgelegt.
Weltraumflüge zu touristischen Zwecken sind somit keinesfalls mit Flügen staatlicher Raumfahrtorganisationen gleichzusetzen, wie auch der frühere Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur ESA, Jan Wörner, gegenüber dem ZDF betont: „Wir lernen durch die Raumfahrt viel, etwa über den Augeninnendruck, wir lernen etwas über Krankheiten wie Parkinson, über Muskeln und vieles mehr. Das ist natürlich sofort wieder etwas anderes, da ist die Motivation nicht, dass einer von oben guckt und sagt: Oh, wie schön ist unsere Erde.“
Eine deutlich „sinnvollere“ Investition von Umweltschäden ging Anfang April 2025 auf das Konto der Elektrotechnik-Doktorandin Rabea Rogge – der ersten deutschen Frau im All. Sie flog mit einem von SpaceX bereitgestellten Raumschiff auf einem von dem chinesischstämmigen Unternehmer Chun Wang finanzierten Weltraumflug mehrere Tage an den Erdpolen vorbei. Dabei führten sie und ihre Kollegen Versuche und Untersuchungen für 22 verschiedene Forschungsprojekte aus acht Ländern durch. Darunter war beispielsweise auch das erste im All aufgenommene Röntgenbild.