Lexikon
Tiefseefauna
die Tierwelt der Tiefsee ist durch zahlreiche Eigentümlichkeiten den Lebensbedingungen angepasst. Der Lichtmangel führte einerseits zu Rückbildung und Verlust, andererseits zu Vergrößerung und besonderer Ausgestaltung der Augen (Teleskopaugen, gestielte Augen). Schätzungsweise 20% aller Tiefseetiere besitzen die Fähigkeit, z. T. in Symbiose mit Leuchtbakterien und mit Hilfe spezialisierter Leuchtorgane, Licht zu erzeugen. Als Ersatz für einen fehlenden Gesichtssinn findet man häufig ein erhöhtes Tastvermögen (durch Verlängerung von Fühlern, Beinen, Flossenstrahlen, Barteln oder durch besonders reichliche Ausstattung mit Sinneshärchen). Auch die Färbung der Tiefseetiere ist z. T. den Lichtverhältnissen der Tiefsee angepasst: Sie werden mit zunehmender Tiefe dunkler.
Bei geringer Wasserbewegung und wegen des Kalkmangels der Tiefsee weisen die Tiefseetiere eine besonders schwache Entwicklung aller Skelett- und Stützelemente (Schalen, Knochen, Panzer) auf. Die schwachen Strömungen erlauben auch besondere Größenentwicklungen und die Ausbildung oft gallertigen, stark wasserhaltigen Körpergewebes. Durch die Nahrungsarmut der Tiefsee gezwungen, jede Beute auszunutzen, haben die Räuber oft Riesenmäuler, gewaltige Zähne und eine enorme Aufnahme- und Erweiterungsfähigkeit der Mägen.
Die Tiefseefauna erstreckt sich bis in die größten Tiefen: Fische wurden bis in 7130 m Tiefe gefangen und Seerosen aus 10 190 m Tiefe geborgen. An bodenbewohnenden Tieren gibt es unter 3500 m Tiefe nur sehr wenige Fische. Niedere Tiere sind hier zahlreicher: festgewachsene Glasschwämme und Tiefseepolypen; frei kriechende Stachelhäuter, Riesenasseln und Riesenasselspinnen. In Tiefen von 3500 m bis 2500 m ist die Arten- und Individuenzahl erheblich höher. An Fischen fand man u. a. Tiefseeaale und die Tiefseespöke Hariotta; an Kontinentalhängen den Kragenhai, Fledermausfische, Panzerhähne. Wirbellose Bewohner der Kontinentalhänge bis 1000 m Tiefe sind z. B. die gelbrote Riesenkrabbe und achtarmige Tintenfische.
Von der frei schwimmenden Tiefseefauna nimmt das Tiefseeplankton mit zunehmender Tiefe stark ab. Es setzt sich u. a. zusammen aus Strahlentierchen, Medusen, Staats- und Rippenquallen, Schnurwürmern, Pfeilwürmern, Salpen und den mengenmäßig zahlreichsten Ruderfußkrebsen, Muschelkrebsen (Ostracoda) und Spaltfußkrebsen (Schizopoda). An selbständig schwimmenden Tiefseetieren fand man u. a. die meist leuchtend roten Tiefseegarnelen, fast alle zehnarmigen Tintenfische (räuberische Kraken bis zu 17 m Körperlänge, z. B. Architeuthis) und Fische von großer Mannigfaltigkeit. In ihrer Ernährung hängen alle Organismen der Tiefsee von dem lichterfüllten produktiven Oberflächenwasser (photische Zone) ab. Viele gewöhnlich tiefer lebende Tiere steigen nachts dorthin auf oder machen ihre ersten Entwicklungsstadien dort durch. Mit zunehmender Tiefe werden die Zahl der pelagischen Lebewesen und damit auch das Nahrungsangebot immer spärlicher. Erst in Bodennähe entstehen durch die Anreicherung abgesunkener organischer Substanz günstigere Ernährungsverhältnisse.
Salpe
Salpe
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
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Zehnarmiger Tintenfisch
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
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