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Wenn die Robotaxis kommen

Autonom fahrende Fahrzeuge könnten schon in wenigen Jahren private Pkw, aber auch Busse und Bahnen zunehmend von den Straßen verdrängen. Vor allem die vergleichsweise günstigen Nutzungskosten von Robotertaxis und Shuttles treiben diese Entwicklung voran, wie eine Studie prognostiziert. Der Boom der autonomen Fahrdienste hätte demnach aber nicht nur Vorteile. Im Gegenteil: Das Staurisiko könnte dadurch deutlich steigen, berichten die Forscher.
Deloitte / DAL, 11.10.2019

Autonome Fahrzeuge gelten als eine der Schlüsseltechnologien für den Verkehr von morgen. Die Befürworter versprechen sich davon weniger Autos auf den Straßen, weniger Unfälle, dafür mehr Mobilität und Komfort.

iStock.com, Scharfsinn86

Autonome Fahrzeuge sollen den Verkehr der Zukunft revolutionieren. Prototypen können bereits auf Knopfdruck vom Fahrer gerufen werden und sollen für mehr Sicherheit sorgen, indem sie Fußgänger, Geisterfahrer und Staus erkennen. Doch wie würde sich der Betrieb auf unseren Straßen durch diese autonom fahrenden Gefährte wirklich verändern?

Dieser Frage sind nun Wissenschaftler des Wirtschaftsunternehmens Deloitte nachgegangen. Für ihre Studie entwickelten die Forscher ein Mobilitätsmodell, in das unter anderem Bewegungsmuster, Bevölkerungsstruktur und Pendlerverflechtungen in 109 deutschen Städten einflossen. Außerdem werteten sie die Ergebnisse eines repräsentativen Online-Experiments zur Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft für autonome Fahrdienste aus.

Halb so teuer wie Bus und Co

Die Autoren der Studie nehmen an, dass im Jahr 2035 Autos zuverlässig voll autonom fahren. Neben autonomen Pkw im Privatbesitz eröffnet dies ein Geschäftsfeld für Dienstleister, die Fahrten gegen Gebühr abrechnen. Dabei könnten zwei sich Fahrzeugtypen durchsetzen: autonome Taxis für ein bis zwei und autonome Shuttles für maximal vier Passagiere.

Den Berechnungen der Forscher zufolge könnten die autonomen Fahrzeuge vor allem aufgrund der attraktiven Nutzungskosten private Pkw, aber auch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verdrängen. Weil die Auslastung beim Robotertaxi höher und die Nutzung effizienter ist, sind Fahrten mit diesen Gefährten nämlich 25 Prozent günstiger als mit dem eigenen Auto. Nutzer autonomer Shuttles würden laut den Ergebnissen der Studie die Hälfte des Preises eines ÖPNV-Tickets zahlen - bei deutlich mehr Komfort.

Jeder dritte Weg

Konkret bedeutet dies: Ließe man den Marktkräften freien Lauf, wären im Jahr 2035 740.000 autonome Fahrzeuge in den Städten unterwegs, das Zwölffache der heutigen Taxiflotte. Jeder dritte Weg würde somit in autonomen Fahrdiensten zurückgelegt werden. Der Preiswettbewerb würde demnach dazu führen, dass der Anteil privater Autos an den täglich gefahrenen Strecken von heute 49 auf 32 Prozent sinkt. Die Nutzung des ÖPNV geht von 20 auf 14 Prozent zurück.

Doch nicht nur das: Den Prognosen der Wissenschaftler zufolge sinkt sogar die Nutzung von Fahrrad und Fußweg von 31 auf 21 Prozent. Denn die autonomen Fahrdienste könnten auch eine besondere Anziehungskraft auf junge Menschen ausüben, die noch keinen Führerschein besitzen.

Anteil der Fortbewegungsarten an der täglichen Mobilität

Deloitte

Weniger Autos, mehr Verkehr

Welche Folgen aber hätte der Boom der Robotaxis? Ein positiver Aspekt ist, dass durch den Rückgang des Fahrzeugbestands in den Städten der Parkraum entlastet wird. Da autonome Fahrzeuge jedoch häufiger genutzt werden, steigert sich der Verkehr in den Städten in Spitzenzeiten um bis zu 40 Prozent. "Unser Mobilitätsmodell prognostiziert, dass zwei wesentliche Effekte zu erwarten sind: Die Anzahl der Fahrzeuge, die zeitgleich auf unseren Straßen fahren, nimmt zu. Damit sinkt der Verkehrsfluss und das Staurisiko wird deutlich erhöht", erklärt Thomas Schiller von Deloitte.

Für Pendler sind das keine guten Nachrichten: Sie könnten künftig im Schnitt 2,5 Minuten länger für den Weg zur Arbeit brauchen, so die Prognose. Zumindest die Umwelt wird durch den zunehmenden Verkehr kaum belastet: Die autonomen Fahrzeuge dürften durchgängig elektrisch angetrieben werden und sind damit lokal emissionsfrei.

Neben den autonomen Taxis für ein bis zwei Passagiere könnten sich auch Minibusse für maximal vier Passagiere am Markt durchsetzen - und dabei den öffentlichen Personennahverkehr verdrängen.

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Verkehrskollaps vermeiden

Trotz der drohenden Verkehrsprobleme bescheinigen die Autoren der Studie autonomen Fahrzeugen ein großes Potenzial: "Die Nutzungsbereitschaft und die Nachfrage sind hoch. Die potenziellen Nutzer würden bereitstehen - die Hersteller müssen mit der entsprechenden Technologie nachziehen und die Politik die richtigen Weichen stellen, damit eine erhöhte Verkehrsbelastung verhindert wird", sagt Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch. So könne eine smarte Regulierung eine Lösung sein, um Mobilität in geordnete Bahnen zu lenken und einen Verkehrskollaps zu vermeiden.

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