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Moneten, Kies, Mücken und Zaster - die Geschichte des Geldes (Podcast 72)

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Es ist ein Thema, was nahezu jeden angeht: das Geld. Meistens glaubt man, zu wenig davon zu haben. Und dem, der genug davon hat, macht es auch immer wieder Sorgen. Es soll ja nicht weniger werden – sondern mehr. Doch was steckt eigentlich hinter den Münzen und den raschelnden Scheinen, und welche Entwicklung hat das Geld über die Jahrtausende genommen?

 

Am Anfang war das Tauschgeschäft

Was ist Geld eigentlich? Jeder kennt Euromünzen und -scheine, mancher auch die Währungen in anderen Ländern – oder die von vielen geschätzten gute alte D-Mark, mit der in Deutschland zum Jahr 2001 bezahlt wurde. Geld dient der Vereinfachung. Wenn ein Kilo Äpfel drei Euro wert ist und ein Auto 20.000 € kostet, dann wäre es ganz schön mühsam, mit fünf Tonnen Obst beim Gebrauchtwagenhändler anzukommen. Dazu bräuchte man eigentlich das Fahrzeug, das man noch gar nicht erworben hat.

Reines Tauschgeschäft, bei dem Ware gegen Ware verrechnet wird, hat also seine Tücken, obwohl es z. B. im privaten Kreis immer mal wieder vorkommt. Für komplexere Vorgänge in der Gesellschaft ist dieses System jedoch ungeeignet, weswegen sich schon früh erste Geldformen entwickelten.

Man stellte dieses Geld jedoch nicht selbst her, sondern verwendete dafür Dinge, die in der Natur vorkamen und einen gewissen Wert hatten. Das konnten Felle, Muscheln, Kakaobohnen oder auch Nutztiere sein – tatsächlich leitet sich der lateinische Begriff für Geld, pecunia, von pecu, Vieh, ab. Dieses frühe Warengeld erfüllte schon seinen Zweck und hat in einigen Kulturen bis heute überlebt. Berühmt wurde der Fall der Kaurischnecken, die bis in das 20. Jahrhundert hinein in Afrika, Südasien und auf den Südseeinseln von weiten Bevölkerungskreisen genutzt wurden.

Allerdings gab es auch Nachteile. Warengeld kann nämlich ganz schön unhandlich sein. Es lässt sich schlecht transportieren, und die Zusammerechnen der Werte ist mitunter ähnlich schwer durchführbar wie seine dauerhafte Lagerung. Hier war also eine neue Lösung gefordert.

 

Münzen und Scheine – die Erfindung des Kreditgelds

Wenn eine Ware – z. B. ein Fell – nur noch zum Tauschen benutzt und gar nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck eingesetzt wird, bietet es sich an, einen Stellvertreter zu benutzen. Hier kommt die Münze ins Spiel. Die ersten, noch sehr schmucklosen Exemplare wurden um 700 v. Chr. in Kleinasien von den Lydern aus Stein geschlagen.

Lydien wurde knapp hundertfünfzig Jahre später von Krösus beherrscht, dessen Reichtum bis heute sprichwörtlich ist. Griechen und Römer entwickelten das Münzgeld rasch weiter. Dabei gibt es einen elementaren Unterschied: Mitunter wird der Wert einer Münze durch den Wert des verwendeten Edelmetall bestimmt – man spricht dann von einer "Kurantmünze“. Gold- und Silberwährungen leiten sich von ihr ab, und sie spielte bis ins 20. Jahrhunderte eine wesentliche Rolle beim Zahlungsverkehr. Als praktischer aber erwies sich Kreditgeld, das früher als "Scheidemünze“ bezeichnet wurde. Hierbei entspricht der Münzwert dem Aufdruck – und nicht dem Wert des Materials.

Nur auf Basis dieser Idee konnte überhaupt an die Entwicklung von Papiergeld gedacht werden. China gilt als das Land, in dem Banknoten zum ersten Mal genutzt wurden; dies war um das Jahr 1000 der Fall. Marco Polo entdeckte dieses Zahlungsmittel 1276 bei einer seiner Reisen. In Europa wurde Papiergeld 1483 von Spanien eingeführt, allerdings nur, weil gerade Münzknappheit herrschte. Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bin sich Banknoten offiziell durchsetzten, doch waren die Vorteile unübersehbar – wer größere Summen begleichen wollte, brauchte für die Menge des nötigen Münzgelds schnell einen Handwagen; Papiergeld aber wog schon damals wenig. Es sei denn, man hatte gleich eine ganze Menge davon.

 

Noch schneller, noch einfacher: Kontogeld und elektronische Verfahren

Geld in materieller Form hat zweifelsohne Vorzüge, aber die gelten eigentlich nur für den täglichen Gebrauch, also beim Erwerb einer Ware oder einer Dienstleistung. In größeren Zusammenhängen wird Bargeld schnell hinderlich – jeder berufliche Geldtransporteur weiß davon ein Lied zu singen. Auch Papiergeld kann unhandlich werden, wenn sich sein Wert in Millionen bemisst. Die Lösung bestand darin, das so genannte Buch- oder Kontogeld zu erfinden – Geld, das nur als Eintragung bei der Bank vorliegt. Ein solches Guthaben hat vielerlei Vorteile – es ist sowohl diebstahl- wie fälschungssicher und kann sehr leicht vom einen Konto auf das andere übertragen werden. Auch lässt es sich verzinsen. Funktionieren kann dieses System des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, weil Geld heutzutage eine Forderung gegenüber der Zentralbank des Landes darstellt, in dem das Geld gültig ist. Die Bank garantiert den Wert des Geldes, und zwar unabhängig davon, in welcher Form das Geld vorliegt. Ob Münze oder Kontogutschrift – dies spielt zunächst keine Rolle. Allerdings lässt sich auf Basis von Kontogeld nur sehr bedingt ein Geschäft abschließen. Hierzu benötigt man nämlich Konto- oder Kreditkarten, die im Supermarkt, im Shoppingcenter oder an der Tankstelle meist akzeptiert werden – doch auf dem Wochenmarkt so gut wie nie. Hier ist Bargeld also weiterhin unumgänglich.

 

Verführerisch: das Falschgeld

Wo Geld als Zahlungsmittel fungiert und mitunter knapp ist, liegt der Gedanke nahe, das eigene Glück auf unlautere Weise zu befördern. Es gibt Zeugnisse, die belegen, dass gegen 200 n. Chr. der römische Denar mit Hilfe von Tongussformen gefälscht wurde; wahrscheinlich aber ist der Gedanke so alt wie das Geld selbst. So gab es bereits um 2.000 v. Chr. aus Knochen, Gestein oder Jade nachgeahmte Muscheln, da diese in China als Zahlungsmittel dienten. Dass auf Fälschungen zu allen Zeiten hohe Strafen standen, scheint bis heute Kriminelle nicht abzuschrecken. Die Hürden sind allerdings sehr hoch – Banknoten werden auf Spezialpapier angefertigt, das es nicht so einfach zu kaufen gibt; dazu kommen noch verdeckte Sicherheitsmerkmale wie Wasserzeichen, Silberfaden und Hologramm. Der Gedanke, Papiergeld mal eben an einer kleinen Handpresse oder im Fotokopierer herzustellen, ist also reichlich absurd. Besser, man versucht es gar nicht erst. Entsprechend werden die Orte der Geldherstellung auch geheim gehalten.

Übrigens: Die Produktion von Geld kann manchmal teurer sein als der angegebene Nennwert. Die alte 1-Pfennig-Münze war wegen ihres Kupfergehalts schließlich so teuer, dass ihre Produktion zwei Pfennige kostete.

 

Moneten, Kies & Zaster: Namen fürs Geld

Geld kennt viele Begriffe, und die meisten sind durchweg geläufig, z. B. Moneten, Kies oder Zaster. Woher kommen diese Bezeichnungen eigentlich? Nun, "Moneten“ leitet sich vom lateinischen Begriff für Münze ab, nämlich "moneta“; das englische "money“ rührt auch daher. "Kies“ hingegen ist jüdischen Ursprungs: "kis“ meint den Geldbeutel. "Zaster“ hingegen stammt aus dem Rotwelsch, einer mittelalterlichen Geheimsprache; "saster“ bedeutet schlicht "Eisen“. Doch es gibt auch Begriffe, die einen konkreten Hintergrund haben. So war Kohle nach dem 2. Weltkrieg ein informelles Zahlungsmittel, was sich als Bezeichnung bis heute gehalten hat.

Mitunter haben sich jedoch auch besondere Namen für einzelne Münzen eingeprägt. So galt das 10-Pfennig-Stück als "Groschen“, während das Fünfmarkstück – einer alten Seefahrersitte gemäß – gerade in Norddeutschland gern als „Heiermann“ bezeichnet wurde. Der Name "Zwickel“ für ein Zweimarkstück ist hingegen weniger verbreitet. Eindeutig politisch untermauert war hingegen die Angewohnheit, die in der Tat leichtgewichtige und nicht kompatible Währung der DDR als "Aluchips“ zu bezeichnen. Mit diesem Geld, so suggeriert der Name, war langfristig kein Staat zu machen.

 

Der Wert des Geldes

"Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles“, dichtete Goethe im Faust, und setzte hinzu: „Ach wir Armen!“ Tatsächlich hat das Geld und die mit ihm einhergehende merkantile Geschäftigkeit unsere Welt vollkommen durchdrungen. Es gibt Geldpolitik und einen Geldmarkt, und Geld wird in der Soziologie ebenso erforscht wie in der Philosophie, der Mythologie und der Psychologie. Den Preis bestimmen Angebot und Nachfrage. Oder gibt es doch noch etwas, das sich nicht auf Heller und Pfennig berechnen lässt?

Tatsächlich ist Geld ein verführerischer Gleichmacher. Wer die Leistung des Gegenübers nicht einzuschätzen weiß, fragt nach ihrem finanziellen Ertrag, um sich ein Bild machen zu können. Dies täuscht aber gern darüber hinweg, dass sich viele Errungenschaften nicht wirklich nach ihrem monetären Wert beurteilen lassen. Jeder kennt Beispiele, wo etwas Wichtiges kaum entlohnt wird, wohingegen Unwichtiges hohe Erträge erzielt. Ein Bild zum Beispiel ist für manchen ein unschätzbar teures Erinnerungsstück, während es für den anderen wertlos scheint. Und Maler wie Rembrandt oder van Gogh wäre sicher mehr als erstaunt, wüssten sie, um welche Summe es heute bei ihren Bildern geht. 

Manches lässt sich eben nicht mit Geld bezahlen – oder mit Münzen und Scheinen aufwiegen. Man sollte sich also nicht allzu sehr vom Geld abhängig machen, und zwar insbesondere dann nicht, wenn es mal wieder in der Börse mal wieder fehlt.

 

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