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Flucht und Zuflucht: Eine globale Herausforderung

Wo liegen die größten Krisenherde der Welt?

Die Liste der Krisenherde rund um den Globus ist lang. Die Schwerpunkte der Fluchtbewegungen liegen vor allem in Ost- und Westafrika, im Mittleren Osten, im Kaukasus und in Südosteuropa. Allein in Afrika bewegt sich etwa ein Drittel aller Flüchtlinge. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurden dort – häufig als Folge einstiger Kolonialpolitik und existenzbedrohender Verelendung – fast 45 Prozent aller Kriege weltweit ausgetragen.

Und nach dem Ende des Kalten Kriegs und dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion haben etwa in den Nachfolgestaaten des einstigen Imperiums Nationalitätenkonflikte und zunehmende wirtschaftliche Not zu massiven Bevölkerungsverschiebungen geführt.

Unter welchen Bedingungen leben Flüchtlinge?

Wo immer Menschen auf der Flucht sind, gleichen sich die Bilder. Es geht um den Verlust von Heimat, Hab und Gut, von Sicherheit und planbarer Zukunft. Ein Großteil der Flüchtlinge findet meist in armen Ländern Zuflucht, deren Probleme sich mit den Neuankömmlingen verschärfen – die Ankommenden sind fast immer nur Geduldete, nicht Erbetene. Die Aufnahme in einem neuen Land sichert zunächst gerade mal das nackte Überleben – und dies in der Regel nur dann, wenn Hilfsorganisationen mit ausreichender Unterstützung zur Stelle sind.

Welche politischen Folgen haben Flüchtlingsströme?

In krisengeschüttelten Ländern besteht die Gefahr, dass sich Elend und Außenseiterdasein der Flüchtlinge verfestigen und die gravierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme der Aufnahmestaaten auf Dauer verschärfen. So haben die Flüchtlingsströme in Pakistan, einem der ärmsten Länder der Welt, katastrophale Langzeitfolgen. In provisorischen Zeltlagern lebt dort seit langem unter schrecklichen Bedingungen ein Teil der Flüchtlinge aus Bangladesch, Iran und Afghanistan. Das führt bei vielen Flüchtlingen zu politischer Radikalisierung und Gewaltbereitschaft.

Wie reagiert die Erste Welt auf Migranten?

Einerseits mit Mitleid, andererseits mit Ablehnung. Nur wenige Flüchtlinge haben die Möglichkeit, in den wohlhabenden Ländern der nördlichen Halbkugel Fuß zu fassen, Länder, deren Gesellschaften sich durch den stetigen Zustrom von Flüchtlingen und Migranten aus fremden Kulturen unweigerlich wandeln. Die Aufnahme, Anerkennung und Integration dieser Neuankömmlinge aus den verschiedensten Zivilisationskreisen führen zu einer »bunteren«, komplexeren Gesellschaft.

Dieser Prozess wird aber auch von Problemen und Konflikten begleitet. Es geht nicht zuletzt um mentale und kulturelle Vorbehalte weiter Kreise der Bevölkerung gegenüber einer Veränderung hin zu einer »multikulturellen« Gesellschaft, hinzu kommen – in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und starker Belastung der sozialen Sicherungssysteme – wirtschaftliche und soziale Ängste, die den Nährboden für radikale politische Kräfte bilden.

Welche Chancen und Probleme ergeben sich durch Zuwanderung?

Die Zuwanderung bietet – neben der kulturellen Bereicherung – angesichts der demographischen Krise der »postindustriellen« Welt allerdings auch wirtschaftliche und soziale Chancen, zumal häufig gerade besser Qualifizierte den Weg in die Gesellschaften des Westens finden. So positiv sich dieser Braindrain auf die Gesellschaften des Westens auswirkt, so negativ sind die Folgen für die Herkunftsländer der Flüchtlinge und Zuwanderer: Ganze Landstriche bleiben ohne die Bevölkerungsgruppen zurück, die diese Gebiete wirtschaftlich und sozial vorantreiben könnten.

Warum muss sich die Politik ändern?

Damit sich die Problematik der neuen Völkerwanderung nicht weiter verschärft, wird sich die internationale Gemeinschaft nachhaltig nicht nur den tieferen Ursachen zuwenden müssen, die zur Auslösung von Flüchtlingsbewegungen führen, sondern auch verstärkt wirksame Strategien für die Bekämpfung der Armut und Beendigung der Umweltzerstörung einleiten müssen. Sonst könnte sich eines Tages die Fiktion des Films »Der Marsch« (1990) bewahrheiten. Er schildert den Zug Hunderttausender afrikanischer Elendsflüchtlinge Richtung wohlhabendes Europa. Im Film beziehen dort schwer bewaffnete Armee-Einheiten zur Abwehr Stellung.

Wie entstand die Nation der USA?

Die USA sind ein klassisches Einwanderungsland, in dem ein bemerkenswerter ethnischer Verschmelzungs- und Mischprozess stattgefunden hat, der in historisch gesehen relativ kurzer Zeit Einwanderer aus verschiedenen Ländern zu einem neuen Volk zusammengeschweißt hat. Über die Hälfte aller US-Amerikaner hat Eltern oder Großeltern verschiedener nationaler Herkunft. Allerdings sind zahlreiche Bevölkerungsgruppen bis heute nicht in ihrer Gesamtheit hinreichend integriert, allen voran die Afroamerikaner, die Hispano-Amerikaner und die asiatischen Volksgruppen.

Wussten Sie, dass …

zur Jahrtausendwende rund 44 Millionen Menschen auf der Flucht waren – vor Kriegen, ethnischen Übergriffen, religiösem Fanatismus, Hunger, Natur- und Umweltkatastrophen?

sich ungefähr die Hälfte aller Flüchtlinge in einen anderen Staat aufgemacht hatte, die anderen als so genannte Binnenvertriebene Entwurzelte im eigenen Land waren?

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