Lexikon
Musịkethnologie
[
musikalische Völkerkunde, früher vergleichende Musikwissenschaftgriechisch
]die Wissenschaft von der Musik der außereuropäischen Völker sowie (als „musikalische Volkskunde“) von der europäischen Volksmusik. Da sie es auch im Bereich der Hochkulturen (z. B. in Indien, Arabien, China und Japan) mit weitgehend schriftlosen Musikkulturen zu tun hat, sind ihre wichtigsten Quellen die klingende Musik selbst, daneben Instrumente und bildliche und literarische Zeugnisse, aber auch Musiktraktate und Lehrschriften. – Musikalische Berichte und Tonaufzeichnungen aus exotischen Ländern haben Reisende und Missionare seit Anfang des 18. Jahrhunderts angefertigt.
Die Erfindung der mechanischen Schallaufnahme (T. A. Edisons Phonograph 1877) führte endlich zu einer zuverlässigen Bestandsaufnahme. Die Auswertung, für die zunächst eine brauchbare schriftliche Übertragungsmethode entwickelt werden musste, hat seither mit der Zahl der Aufnahmen nicht Schritt gehalten. Da durch das weltweite Vordringen der europäisch-amerikanischen Kultur viele Musikkulturen in ihrem Bestand gefährdet sind, kommt den älteren Aufnahmen der Musikethnologie besondere Bedeutung zu. Häufig gleichen sich die musikalischen Darstellungsmittel den europäischen an (Akkulturation).
Bis in die 1930er Jahre konzentrierte sich die Forschung (C. Stumpf; E. M. von Hornbostel; C. Sachs) auf die Tonsysteme und Instrumente, um in vergleichender Methode entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge im Sinn der Kulturkreislehre aufzudecken. Neueren Forschern geht es mehr um die musikalischen als um die völkerkundlichen Fragen.
Die Musik der Hochkulturen wird zunehmend auch der historischen Betrachtungsweise zugänglich. Insbesondere für den ägyptischen und vorderasiatischen Raum sind die historischen Forschungen bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. vorangetrieben worden. Wegen seiner engen Verbindung zur abendländischen Musikkultur behandelt man das Altertumsstadium dieser Musikkulturen meist im Zusammenhang mit der europäischen Musikgeschichte.
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