Lexikon
Waldschäden
seit Mitte der 1970er Jahre in Mittel- und Nordeuropa sowie in Nordamerika festgestellte neuartige Waldschadensbilder in einem bis dahin unbekannten überregionalen Ausmaß, die zu der Befürchtung Anlass gaben, den Wäldern würde ein flächendeckendes Waldsterben drohen; anfangs auf die Nadelbaumarten Tanne, Fichte und Kiefer beschränkt, zeigten später auch die Laubbaumarten Buche und Eiche auffällige Veränderungen. Auffälligste Symptome sind eine Verlichtung der Baumkronen, Vergilbung von Nadeln und Blättern und ein späteres Absterben des ganzen Baums. Außerdem ist eine Schädigung des Wurzelsystems und der Bodenorganismen zu beobachten.
Waldsterben in Europa
Blatt-/Nadelverlust (in %)2 | |||
Land | 1990 Nadel-/Laubwald | 1995 Nadel-/Laubwald | 2000 Nadel-/Laubwald |
Belgien | 23,6 / 10,0 | 21,0 / 26,6 | 18,5 / 16,9 |
Bulgarien | 37,4 / 17,3 | 41,4 / 32,7 | 38,2 / 37,8 |
Dänemark | 18,8 / 25,4 | 34,8 / 39,7 | 7,1 / 12,6 |
Deutschland | 15,0 / 23,8 | 18,3 / 29,9 | 18,6 / 27,4 |
Estland | 20,0 / – | 14,2 / 1,1 | 6,3 / 2,1 |
Finnland | 18,0 / 11,6 | 13,7 / 11,0 | 10,9 / 8,4 |
Frankreich | 6,6 / 7,7 | 9,2 / 14,3 | 10,7 / 20,3 |
Griechenland | 10,0 / 26,5 | 13,6 / 38,2 | 13,4 / 16,6 |
Großbritannien und Nordirland | 45,0 / 28,8 | 13,0 / 14,5 | 19,0 / 22,2 |
Irland | 5,4 / – | 26,3 / – | 13,2 / – |
Italien | 19,2 / 15,4 | 19,4 / 18,5 | 18,3 /35,6 |
Lettland | 43,0 / 27,0 | 23,0 / 10,0 | 18,8 / 20,3 |
Litauen | 22,9 / 15,0 | 26,6 / 20,8 | 9,7 / 15,0 |
Luxemburg | – / – | 12,9 / 51,4 | 5,9 / 32,0 |
Niederlande | 21,4 / 11,5 | 45,4 / 10,8 | 15,2 / 17,5 |
Norwegen | 17,1 / 18,2 | 24,0 / 47,4 | 18,5 / 30,2 |
Österreich | 8,3 / 14,9 | 6,6 / 6,5 | 7,9 / 5,8 |
Polen | 40,7 / 25,6 | 54,5 / 46,7 | 30,2 / 30,3 |
Portugal | 25,7 / 34,1 | 6,6 /10,4 | 4,2 / 12,1 |
Rumänien | – / – | 15,2 / 18,0 | 8,9 / 14,1 |
Schweden | 16,1 / – | 14,5 / 7,9 | 12,3 / 5,4 |
Schweiz | 17,9 / 12,3 | 23,2 / 27,0 | 27,0 / 13,7 |
Slowakei | 55,5 / 31,3 | 52,0 / 35,8 | 35,3 / 13,1 |
Slowenien | 34,6 / 4,4 | 33,6 / 19,3 | 28,1 / 15,3 |
Spanien | 4,5 / 4,8 | 18,1 / 28,7 | 7,3 / 13,0 |
Tschechische Republik | 46,9 / – | 60,7 / 30,6 | 57,7 / 20,6 |
Ukraine | 3,0 / 2,7 | 25,7 / 33,0 | 46,2 / 63,0 |
Ungarn | 23,3 / 21,5 | 18,7 / 20,2 | 16,0 / 15,9 |
Weißrussland | 57,0 / 45,0 | 43,9 / 22,9 | 24,8 / 15,8 |
1 entsprechend der UN/ECE-Waldschadenserhebung; 2 prozentualer Anteil der geschädigten Bäume in den Schadstufen 2-4 (= deutlich geschädigte Bäume) |
Für die neuen Waldschäden werden verschiedene Ursachen verantwortlich gemacht, die in Wechselwirkung zueinander stehen: hohe Schadstoffbelastung der Luft durch Kraftfahrzeuge, Industrie und Landwirtschaft, saurer Regen, der den Boden und in der Folge die Wurzeln schädigt, sowie extreme Witterung (z. B. Trockenheit), die sich besonders auf bereits vorgeschädigte Bäume negativ auswirkt.
Seit 1984 werden von den Ländern jährlich Waldschadenserhebungen nach einem einheitlichen Verfahren durchgeführt. 2009 hat sich der Kronenzustand aller Waldbäume außer der Buche leicht erholt. So waren 36% der Bäume gegenüber 31% im Vorjahr ohne Verlichtung. Die mittlere Kronenverlichtung ist leicht von 20,4 auf 19,7 % zurückgegangen. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen (Schadstufen zwei bis vier) beträgt im Durchschnitt aller Baumarten 27% (2008: 26%). Am stärksten geschädigt sind die Laubbäume; besonders schlecht geht es mittlerweile den Buchen, von denen die Hälfte (50%) deutliche Kronenverlichtungen aufweist und die damit noch vor den Eichen (48% deutlich geschädigt) liegen. Bei der Fichte liegt der Anteil deutlicher Kronenverlichtung 2009 bei 26% und die Kiefer ist mit 13% deutlicher Kronenverlichtung die am wenigsten beeinträchtigte Hauptbaumart.
Damit sich die Waldökosysteme weiter erholen können, muss der Schadstoffausstoß gesenkt werden. Zwar wurden die Emissionen von Schwefeldioxid, Stickstoffoxiden und anderen Schadstoffen in Deutschland inzwischen reduziert, doch nahm die Bodenversauerung in den Waldgebieten zu, da die sauren Böden ihre natürliche Pufferfunktion nicht mehr wahrnehmen können. Außerdem spielt hierbei der Schadstoffferntransport eine große Rolle.

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