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Karbon: Oberkarbon

Vor 325290 Mio. Jahren: Das Oberkarbon

Um 325 Mio.

An der Wende Unter-/Oberkarbon verlanden aufgrund reicher Sedimentationstätigkeit sowie großräumiger Geländehebungen und Gebirgsfaltungen weite Geosynklinalmeere.
Die Farne zeigen eine große Artenvielfalt. U.a. entwickeln sich die Ordnung Marattiales und die Unterordnung Hymenophyllaceae, die beide noch heute vertreten sind. Mit der Klasse Filicales treten die ersten »modernen« Farne auf.
Die Unterordnung Equisetaceae aus der Ordnung Equisetales (eigentliche Schachtelhalmgewächse) bildet sich heraus. Auch die Calamiten haben ihre größte Verbreitung.
Die Insektenoberordnung der Libellen erscheint mit ersten großwüchsigen Vertretern.

325290 Mio.

In Europa beginnt die Endphase der so genannten variszischen Gebirgsbildungsära.
Weltweit besteht Geokratie, d.h. ein Vorherrschen der Festlandmassen gegenüber den Ozean.
Der Südpol wandert aus der Nähe Südamerikas in die Nähe Australiens.
Das Klima in Europa und Nordamerika ist sehr niederschlagsreich.
In Nordamerika und Europa bilden sich ausgedehnte Sumpfmoore, in denen Torf entsteht. In Nordwest- und Mitteleuropa entwickeln sich bedeutende Kohlelagerstätten.

325270 Mio.

Im gesamten Gebiet des zerbrochenen Gondwana-Kontinents leben Vertreter der Schachtelhalmunterordnung Phyllothecaceae mit Wirteln mehr oder weniger miteinander verschmolzener Blätter.

325250 Mio.

Erstmals treten die Amphibienordnungen Nectridia und Microsauria, den Salamandern ähnliche kleine Amphibien, in Erscheinung.

325210 Mio.

Neuere Funde in Südafrika und Nordamerika lassen den Schluss zu, dass zu dieser Zeit eidechsenartige Reptilien (Ordnung Eosuchia) leben.

325185 Mio.

Die Reptilienunterklasse Synapsida, Tiere, die einen Übergang zu den Säugern darstellen, ist mit dem frühesten Pelycosauria vertreten.

Um 320 Mio.

Die erzgebirgische Phase der variszischen Faltengebirgsbildung spielt sich ab.

320256 Mio.

Es herrscht eine geomagnetische Periode mit vorwiegend reverser Polung. Die Magnetpole der Erde sind also gegenüber ihrer heutigen Position miteinander meist vertauscht.

Um 310 Mio.

Die Unterordnung Gabelfarne (Gleicheniaceae) der Farngewächse erscheint und erreicht in der Unterkreide (14097 Mio.) ihre Blütezeit. Große Verbreitung findet darüber hinaus die Farnsamerordnung Pteridospermae mit Callipterides, Odontopterides und Neuropterides als Unterordnungen. Zu Leitfossilien werden Farnsamer der Ordnung Lyginopterideae.

310270 Mio.

Mit der Familie Lebachiaceae, die besonders im Rotliegenden weit verbreitet ist, entwickeln sich die ersten Nadelbäume (Koniferen).

Um 300 Mio.

In Mitteleuropa und Nordamerika sind Panzerlurche mit krokodilähnlichem Schädel verbreitet.
Xenacanthus, ein kleiner primitiver Süßwasserhai, lebt in Tümpeln und Seen Europas.
In West- und Mitteleuropa kommt die Riesenlibelle Meganeura monyi mit 70 cm Flügelspannweite vor.
Die neue Unterordnung Lepidospermae der Bärlappgewächse (Lycopodiales) bildet sich heraus.
Als Abzweig des Weltmeeres (Panthalassa) öffnet sich das so genannte Urmittelmeer, die Tethys.

300290 Mio.

Tausende von Fischen und Vierfüßern (Amphibien) fossilisieren in Ohio (Diamond Coal Mine) im Vorkommen »Linton«.
Im Becken von Illinois versteinern in Sideritablagerungen Hunderte von Tier- und Pflanzenarten (Vorkommen Mazon Creek).
In Nova Scotia (Kanada) entsteht in Kohlensumpfablagerungen das bedeutende Fossilvorkommen Joggins mit zahlreich erhaltenen Süßwasser- und Landtieren sowie Pflanzen.
Steinkohleflöze mit reicher Fossilführung in zahlreichen kleinen Becken lagern sich in Montceau-les-Mines (Massife central) ab.
Das fossilienreiche Ruhrkohlenbecken entsteht. Die rund 85 abbauwürdigen Flöze bringen es auf eine Kohlenmenge von insgesamt etwa 214 Mrd. t.
In der Arktis, in Osteuropa, im Uralgebiet sowie in Nordamerika wachsen mächtige Kalkriffe heran.
Im Park County (Indiana, USA) lagert sich die so genannte Indiana-Papierkohle ab. Es handelt sich dabei um Faulschlammgestein mit oft gut erhaltenen tierischen und pflanzlichen Resten.
Große Anhydrit- und Gipslager entstehen bei sehr trockener Witterung in der Arktis.

300280 Mio.

In Westeuropa entsteht der Lothringen-Saar-Nahe-Trog, eine Senkung zwischen Bergmassiven, mit 4100 m mächtigen fossilienreichen Sedimenten.

300270 Mio.

Das »Böhmische Becken« (zwischen Prag und Pilsen) mit fossilienführenden Schichten bildet sich. Im Vorkommen Nýrvany bei Pilsen entsteht ein Gaskohlelager mit über 450 Vierfüßerresten.

300250 Mio.

Es kommt zu den so genannten permokarbonischen Vereisungen auf der Südhalbkugel mit Zentrum im nördlichen Transvaal/Simbabwe/Sambia.
Die Flora der Nordhalbkugel gliedert sich in die euramerische, die Angara-(Sibiren) und die Cathaysia-Flora (besonders China); auf der Südhemisphäre gedeiht die antarktokarbonische oder Gondwana-Flora.

300184 Mio.

In Südafrika, insbesondere im Karroo-Becken, lagert sich eine viele tausend Meter mächtige Abfolge kontinentaler Sedimente, das »Karroo-System«, ab. Es liefert wichtige Belege für Klimaveränderungen auf dem Südkontinent Gondwana.

Um 295 Mio.

Die Gebirge Asturiens (Spanien) bilden sich.
Im Gebiet von Kansas (USA) baut sich die Stanton-Formation mit reicher fossiler Flora und Fauna des jüngsten Oberkarbons auf.

Um 290 Mio.

Der dem Südpol nächstgelegene Fundort fossiler Pflanzen (Gondwana-Flora mit zahlreichen Farnsamern) bei 87 Grad Süd, 153 Grad West entsteht.
Zwischen Südafrika und Paraguay/Uruguay öffnet sich eine Meeresbucht.
In Europa wird das Klima deutlich trockener (arider).
Die Panzerfische (Placodermi) sterben aus. Auch die letzten Vertreter der Stachelhäuterklasse Edrioasteroidea überleben die Karbon-Zeit nicht.
Hinsichtlich der zeitlichen Gliederung des Karbons stellen im Bereich der Fauna insbesondere die Kopffüßer, die Muscheln und die Korallen wichtige Leitfossilien. Daneben sind noch einige Arten der Armfüßer und der Trilobiten typisch für diese Epoche. Zu den pflanzlichen Leitfossilien zählen im Karbon vor allem verschiedene Bärlappgewächse.
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