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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1968

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1968 ist ein Jahr des Umbruchs und wird zum Synonym für eine ganze Generation, die das politische, wirtschaftliche und kulturelle Selbstverständnis der Nachkriegszeit infrage stellt. Am 11. April 1968 schießt ein Hilfsarbeiter auf Rudi Dutschke, dem bekanntesten Wortführer der westlichen Studentenbewegung der 1960er Jahre, und verletzt ihn schwer. Erhebliche Unruhen sind die Folge. Bereits am 4. April wird in den USA der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen – die Amerikabegeisterung der 1950er Jahre weicht einer ablehnenden Ernüchterung. In der CSSR wird der „Prager Frühling“ – die Reformbemühungen der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei unter Alexander Dubček – am 21. August 1968 von Kräften des Warschauer Pakts niedergewalzt. Das Klima wird rauer. Im Irrglauben, die repressive Politik in Ost und West rechtfertige eigene Gewaltmaßnahmen, kommt es am 3. April zu zwei Kaufhausanschlägen in Frankfurt, an denen Andreas Baader und Gudrun Ensslin beteiligt sind. Die RAF beginnt sich zu formieren.

Die in der Folge einsetzenden Diskussionen um die innere Sicherheit sollen die politische Atmosphäre der 70er Jahre nachhaltig prägen und sind bis heute nicht verstummt. Indem sie Emanzipation und Gewalt in begriffliche Verbindung bringen, haben die Terroristen den Idealen des Aufbruchs von 1968 allerdings einen schlechten Dienst erwiesen.

Während im Jahr 1968 an den gesellschaftlichen Normen und bürgerlichen Moralvorstellungen kräftig gerüttelt wird, ändern sich die Essgewohnheiten nur zaghaft. Lediglich die junge Generation und die »moderne, erwerbstätige Hausfrau«, deren Modernität sich im Wesentlichen durch ihre Doppelbelastung definieren lässt bestehen nicht mehr auf einer traditionellen Ernährungsweise. Sie legen auch die Hemmungen gegenüber dem Fertiggericht ab und greifen schon mal in die Tiefkühltruhe, zu Konserven oder Fertiggerichten. Nur etwas über 2 kg tiefgekühlte Kost mutet sich der Bundesdeutsche pro Jahr zu. Damit hängt er weit hinter den Schweden und US-Amerikanern hinterher, die jährlich bereits 8 bzw. 30 kg der tiefgekühlten Nahrung verbrauchen. Die bundesdeutschen Tiefkühlfirmen sind jedoch zuversichtlich, was die weitere Entwicklung betrifft und locken die Verbraucher mit immer erleseneren Spezialitäten.

 

Was sonst noch geschieht:

Am 11. Oktober 1968 vollführt die Otto Hahn ihre erste Probefahrt, Deutschlands einziges nuklear betriebenes Forschungsschiff, das nach dem Kernchemiker und Nobelpreisträger benannt ist. Es bleibt bis 1979 im Einsatz.

 

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