Lexikon
Hallstattzeit
die auf die jüngere Bronzezeit folgende ältere Stufe der mitteleuropäischen Eisenzeit (800–400 v. Chr.), geprägt durch die von Ostfrankreich nach Osten bis in das Karpatenbecken, zur Adria und auf die nordwestliche Balkanhalbinsel reichende Zone der Hallstatt-Kultur. Man unterscheidet zwischen einem Westhallstattkreis in Ostfrankreich und Süddeutschland, der mit der Kultur der frühen Kelten eng verbunden ist, und einem Osthallstattkreis im östlichen Österreich und auf der Balkanhalbinsel, der Beziehungen zu den Illyrern und Thrakern aufweist. Der namengebende Fundort Hallstatt liegt in der Grenzzone der beiden Kreise und blühte dank der örtlichen Salzgewinnung und dem ausgedehnten Salzhandel auf.
Die Hallstatt-Kultur ging in einzelnen Gebieten aus regionalen Gruppen der vorangehenden Urnenfelder-Kultur hervor, nahm Anreize aus dem Osten auf und stand in enger Verbindung mit dem norditalienischen Raum (Villanova-Kultur), dem etruskischen Kulturkreis und der griechischen antiken Welt. Neu war die Einführung des Eisens als Nutzmetall in Mitteleuropa. Zur Bewaffnung gehörten Schwerter, kurze Dolche, Messer, verschieden geformte Äxte, Lanzen- und Pfeilspitzen und Helme. Unter dem Bronzeschmuck überwogen die auf italische Anregungen zurückgehenden Fibelformen. Metalltechnisch auf einer hohen Stufe standen die getriebenen mit geometrischen und pflanzlichen Motiven oder figural mit Tierfriesen, marschierenden Kriegern, Wagenfahrern, Reitern, Bogenschützen u. Ä. verzierten Bronzegefäße (Ziste, Situla). Darstellungen von Sonnenscheiben, Vogelprotomen und Gestalten mit erhobenen Händen deuten darauf, dass es sich wohl teilweise um mythologische Bilder handelt. Kultische Wagenumzüge sind auf den Ödenburger Urnen des Osthallstattkreises dargestellt. Für rituelle Fahrten nach zwei Richtungen war der Kultwagen von Strettweg, Steiermark, bestimmt, auf dem eine Anzahl aus Bronze gegossener Figuren steht, in der Mitte eine große weibliche Gestalt, die auf den erhobenen Händen eine flache Schale hält.
Durch den raschen Aufschwung der Erzeugung und des Fernhandels war es zu einer sehr schnell fortschreitenden gesellschaftlichen Differenzierung gekommen. Es herrschte eine Schicht adliger Krieger, deren Waffe das eiserne Langschwert war und die entweder zu Pferd kämpfte oder sich auf einem zunächst vierrädrigen, später zweirädrigen Wagen fahren ließ. Sie bestatteten ihre Toten in Kammergräbern unter z. T. mächtigen Hügeln (Hohmichele) und gaben ihnen u. a. ihre Waffen, Pferd und Wagen mit ins Grab. Zuweilen errichtete man auch Grabmäler, wie die etwa lebensgroße Sandsteinfigur von einem Grabhügel bei Hirschlanden in Württemberg. Die Feudalherren hatten einen hohen Lebensstandard und konnten sich den Import von griechischen und etruskischen Bronzegefäßen und Schmuckstücken, Weinamphoren und attischer schwarzfiguriger Keramik des 6. Jahrhunderts v. Chr. leisten, sie lebten auf befestigten, burgähnlichen Herrensitzen (Heuneburg, Vix) und unterhielten untereinander wirtschaftliche und familiäre Beziehungen.
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