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Vorgeschichte und frühe Hochkulturen – Beginn der Zivilisation

Die Vorgeschichte umfasst den Zeitraum der menschlichen Geschichte, über den keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen. Das Wissen über den prähistorischen Menschen beruht hauptsächlich auf der Interpretation archäologischer Funde. Die Entwicklung bis zum heutigen Menschen, dem Homo sapiens sapiens, erfolgte innerhalb eines Zeitraums von mehreren Millionen Jahren. Dabei sind die Übergänge von einer Entwicklungsstufe zur anderen nicht genau datierbar, da sie sich nicht überall zeitgleich vollzogen haben.

Als Hochkulturen werden historische Gesellschaften verschiedener historischer Epochen bezeichnet, die eine komplexe, hierarchische Sozialstruktur und einen hohen allgemeinen Entwicklungsstand aufwiesen. Man begegnet ihren Spuren von Ägypten und dem Nahen Osten bis nach Südasien und Fernost. Ihre Angehörigen lebten meist in einer städtischen Umgebung; es gab spezialisierte Berufsgruppen, ein ausgeklügeltes Tribut- oder Steuersystem und eine Schrift. Menschen aus verschiedenen Völkern kamen dort zusammen. Sie brachten neue Ideen und Fertigkeiten mit und bereicherten Kunst und kulturelles Leben. Davon zeugen neben weltlichen und religiösen Monumentalbauten handwerkliche Erzeugnisse wie Schmuck, Waffen, Gerätschaften, kultische Gegenstände sowie Werke der bildenden Kunst, Literatur und Musik.

Die ersten Hochkulturen bildeten sich an großen Flüssen heraus, da hier das Land besonders fruchtbar war. Dies erlaubte eine dichte Besiedlung, was weitere Verbesserungen anstieß, wie bei der Bearbeitung und Bewässerung des Bodens, im Städtebau, in der Verwaltung und im Handel.

vor ca. 7 Mio. Jahren In Afrika entwickeln sich die ersten Hominiden
um 40000 v. Chr. Der Jetztmensch (Homo sapiens sapiens) erscheint in Europa
nach 9000 v. Chr. Anfänge von Ackerbau und Viehzucht im Vorderen Orient – »Neolithische Revolution«
um 3100 v. Chr. Vereinigung von Ober- und Unterägypten
um 2600 v. Chr. Anfänge der bronzezeitlichen kretisch-mykenischen Kultur
nach 1200 v. Chr. Untergang der mykenischen Kultur
um 1000 v. Chr. Entstehung des Königreichs Israel

Vom Frühmenschen zum Homo sapiens: Der Mensch erscheint

Wann traten die ersten Menschen auf?

In der Forschung herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich Mensch und Affe aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelten. Der Zeitpunkt des Auftretens der ersten Menschen ist indes umstritten und wird mit jedem neuen Knochenfund neu diskutiert. Neben der Interpretation der Funde und ihrer korrekten zeitlichen Einordnung ist dazu auch die Beantwortung der Frage erforderlich, was eigentlich den Menschen zum Menschen macht. Nimmt man den aufrechten Gang sowie die Herstellung und Benutzung von Werkzeugen als Merkmal menschlichen Lebens an, dann lebten die ersten Menschen bereits vor etwa 2,5 Mio. Jahren.

Welche Frühmenschenarten gab es?

In der Zeit von vor 2,5 bis 1,8 Millionen Jahren lebte der Homo rudolfensis, benannt nach der ersten Fundstelle unweit vom ostafrikanischen Turkanasee (früher Rudolfsee) im nördlichen Kenia. Ebenfalls aus Ostafrika kam der Homo habilis (»geschickter Mensch«); er lebte vor 2,1 bis 1,5 Mio. Jahren. Beide Frühmenschenformen wurden bis zu 1,55 m groß, ihr Gehirnvolumen lag mit bis zu 800 cm³ gut bei der Hälfte des heutigen Menschen (um 1400 cm³). Auch konnten Homo rudolfensis und Homo habilis einfache Steinwerkzeuge herstellen. Letzterer ernährte sich von Pflanzen und Fleisch, was durch Schnittspuren an Tierknochen und Abnutzungsspuren auf seinen Zähnen belegt wird. Vor etwa 2 Mio. Jahren tauchte – wiederum in Afrika– der Homo erectus (»aufrechter Mensch«) auf. Er war bis zu 1,65 m groß und sein Gehirnvolumen entsprach mit bis zu 1250 cm³ schon fast dem des modernen Menschen. Homo erectus benutzte zahlreiche verschiedene Steinwerkzeuge, beherrschte das Feuer und entwickelte neue Jagdtechniken, die es ihm ermöglichten, auch in kühleren und regenreicheren Regionen zu überleben. Nach Ansicht der meisten Fachleute war Homo erectus die erste Menschenart, die sich dauerhaft auch außerhalb Afrikas niederließ. So wurde er bereits vor 1,8 Mio. Jahren in China, auf der indonesischen Insel Java sowie in Dmanisi (Georgien) nachgewiesen; spätestens vor 400000 Jahren bevölkerte er weite Teile Süd- und Südostasiens sowie Süd- und Mitteleuropa und Eurasien. Davon zeugen die Funde von Atapuerca (Nordspanien).

Ist der Neandertaler unser Vorfahre?

Lange Zeit galt der Neandertaler als unser direkter Vorfahre. Inzwischen ist sich die Forschung aber sicher, dass wir nicht direkt von ihm abstammen, denn dieser Homo sapiens stellte lediglich einen Seitenzweig in der Menschheitsentwicklung dar und starb ohne Nachfahren aus. Die letzten bekannten Zeugnisse seines Lebens sind 27000 Jahre alt.

Der Neandertaler (Homo neanderthalensis) hatte sich sich vor 300000 Jahren aus dem Homo erectus entwickelt, einer Frühform des Homo sapiens (»vernunftbegabter Mensch«). Benannt ist dieser Frühmenschentyp nach seinem Fundort, dem Neandertal bei Düsseldorf, wo seine Knochenreste 1856 entdeckt wurden. Der Neandertaler lebte in Europa und im Nahen Osten; davon zeugen die mehrere hundert freigelegten Funde. Im Unterschied zu seinen Vorfahren fand sich der Neandertaler in größeren Gruppen zusammen und konnte sich wahrscheinlich in einer Lautsprache verständigen. Auch besaß er ein ausgeprägtes Sozialverhalten, was etwa daran abzulesen ist, dass er sich um alte und kranke Gruppenmitglieder kümmerte und seine Toten bestattete. In der Jagd war der Neandertaler auch erfolgreich beim Erlegen größerer Tiere; so gehörten auch Mammuts zu seiner Beute. Seine Werkzeuge fertigte er vorwiegend aus Stein und Holz, seltener aus Tierknochen und Geweih.

Wie verbreitete sich der Homo sapiens sapiens?

Über die Verbreitung des Homo sapiens sapiens gibt es in der Forschung mehrere Ansichten. Weitgehend anerkannt ist jedoch die so genannte Out-of-Africa-Theorie, die besagt, dass sich der heutige Mensch vor ca. 120000 Jahren in Afrika entwickelte und vor etwa 60000–50000 Jahren bis nach Europa und Asien ausbreitete. Als Erster erreichte er auch die Kontinente Australien (vor ca. 40000 Jahren) und Amerika (vor ca. 15000 Jahren). Obwohl er mit dem Neandertaler in Kontakt stand, fand offensichtlich keine Vermischung statt.

Wussten Sie, dass …

das Knochenmaterial für die Erforschung der Frühgeschichte des Menschen nicht sehr umfangreich ist? Unter Wissenschaftlern kursiert das Bonmot, das sei so, als wolle man aus dem Fetzen einer Buchseite die Literaturgeschichte rekonstruieren.

die Entdeckung des Frühmenschenskeletts »Lucy« im Jahr 1974 eine wissenschaftliche Sensation war? Noch nie zuvor hatte man so alte menschliche Knochen gefunden. Der Entdecker Donald Johanson wurde zum Helden der Paläoanthropologie.

Woraus leitet sich die Bezeichnug Crô-Magnon-Mensch ab?

Die Bezeichnung dieses frühen Vertreters des modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) leitet sich vom Fundort im heutigen Frankreich ab. 1868 wurden in einer Höhle in Crô-Magnon im Südwesten Frankreichs Skelettreste dieses Typus gefunden, der in der letzten Eiszeit in West- und Südeuropa lebte. Der Crô-Magnon-Mensch bearbeitete neben Stein auch Knochen und Elfenbein. Er fertigte sich Kleidung und Schmuck. Von seiner Kunstfertigkeit zeugen die Höhlenmalereien in zahlreichen europäischen Ländern.

Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit: Entwicklungsphasen der Menschheit

Warum wird die Ur- und Frühgeschichte in Stein-, Bronze- und Eisenzeit eingeteilt?

Das sind die Materialien, die der Mensch im Lauf der Frühgeschichte zu bearbeiten bzw. herzustellen gelernt hat. Hierin spiegelt sich die fortschreitende biologische Evolution, insbesondere die Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung des menschlichen Gehirns. Der Mensch war zunehmend in der Lage, seine für ihn überlebenswichtigen Arbeits- und Jagdtechniken zu vervollkommnen. Zunächst bearbeitete er noch Stein, Holz und Knochen, dann lernte er die Vorzüge des Metalls – Bronze und Eisen – als Werkzeug und Waffe kennen. Daher wird die Ur- und Frühgeschichte auch in die drei Perioden Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit eingeteilt. Die zeitlichen Übergänge innerhalb der Steinzeit und zum Metallzeitalter sind von Region zu Region unterschiedlich. Der Nahe Osten war dabei Europa immer einige Schritte voraus. Die im Folgenden angegebenen Daten gelten, wenn nicht anders angegeben, für Mitteleuropa.

Wie und wann lebte der Neandertaler?

Der Neandertaler lebte in der Altsteinzeit (Paläolithikum). Diese entspricht erdgeschichtlich der Eiszeit und umfasst die gesamte Menschheitsgeschichte von vor ca. 2,5 Mio. bis vor etwa 10000 Jahren. Als erstem Menschen gelang dem Neandertaler die Anpassung an das kühle Klima. Vor der Kälte geschützt, lebte er in Höhlen. Seine Nahrung bestand hauptsächlich aus Fleisch; in den wärmeren Zwischenperioden kamen pflanzliche Produkte wie Beeren hinzu. Während sich der Neandertaler noch mit Faustkeilen, Schabern und einfachen Messern begnügte, stellte der Homo sapiens sapiens schon Harpunen und Nadeln her. Für die Jagd benutzte er Pfeil und Bogen. Begleiter auf seinen Beutezügen war der Wolf; ihn machte der Mensch vor etwa 20000 Jahren zu seinem ersten Haustier. Auch Schmuck ist nun deutlich häufiger anzutreffen. Von großer Kunstfertigkeit zeugen Höhlenmalereien und Schnitzereien. Auf einen regen Tauschhandel lässt die Verbreitung von Muschelschalen aus dem Mittelmeer schließen.

Was ist die »Neolithische Revolution«?

Mit diesem Begriff bezeichnet man den Übergang vom Nomadenleben zur Sesshaftigkeit mit Ackerbau und Viehzucht. Mit dem Ende der Eiszeit vor etwa 10000 Jahren veränderten sich die Lebensbedingungen. Die bewaldeten Flächen in Europa nahmen zu, die Tierwelt wandelte sich. In der nun beginnenden Mittelsteinzeit (Mesolithikum) lebten die Menschen zwar weiterhin als Jäger und Sammler, doch gewann der Fischfang zunehmende Bedeutung. Auch sind erste Behausungen aus Schilf und Hölzern nachgewiesen. Die beginnende Sesshaftigkeit stieß weitere Veränderungen in der Lebensweise an. So wurden die Toten aufwändiger bestattet, wie ca. 8000–9000 Jahre alte Hügelgräber in Norddeutschland zeigen. Die Steinwerkzeuge werden filigraner, was der hohe Anteil von Klingen oder Pfeilspitzen bei den archäologischen Funden beweist. Der wichtigste Entwicklungsschritt war aber der Beginn von Ackerbau und Viehzucht – also der Übergang von der aneignenden (Jagen und Sammeln) zur produzierenden Wirtschafts- und Lebensweise: die »Neolithische Revolution«.

Wie war die Entwicklung außerhalb Europas?

In unseren Breiten begann die Jungsteinzeit vor etwa 7500 Jahren. Die Anfänge der bäuerlichen Lebensweise im Vorderen Orient gehen jedoch deutlich weiter zurück. Im so genannten Fruchtbaren Halbmond, einer Region, die sich vom Persischen Golf bis ins heutige Israel erstreckt, begannen die Menschen bereits vor etwa 11000 Jahren mit Ackerbau und Viehzucht – möglicherweise zur gleichen Zeit auch im heutigen China. Zunächst beschränkten sie sich darauf, die vorgefundenen wilden Getreidearten Einkorn, Emmer und Gerste zu säen und zu ernten. Im Lauf der Zeit gelang es, ertragreichere Getreidesorten zu züchten. Auch machte der Pflug, der seinen Weg von Mesopotamien nach Europa fand, die Bodenbearbeitung leichter. Domestiziert wurden Schafe und Ziegen, später auch Rinder und Schweine. Neue Handwerks- und Kulturtechniken wie die Herstellung von Keramik, die Bewässerung von Feldern und die Metallverarbeitung machten Arbeitsteilung und Spezialisierung notwendig, was eine Gesellschaft mit Hierarchien und sozialen Unterschieden entstehen ließ. Durch weit reichende Handelsbeziehungen kam es zu einem Ideenaustausch, der den technischen Fortschritt wiederum beschleunigte. Als Motoren der Entwicklung erwiesen sich die Städte, von denen Jericho in Palästina die wohl älteste ist– vor 10000 Jahren hatte sie etwa 1500 Einwohner.

Was bedeutete der Beginn des Metallzeitalters für die Menschen?

Der Abbau von Metallerzen, ihre Verhüttung und Weiterverarbeitung bildete einen epochalen Schritt, denn landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge und Waffen aus Metall waren jenen aus Stein oder Holz weit überlegen. Mit der Entwicklung neuer Fertigkeiten und Arbeitsmethoden erweiterten die Menschen nicht nur ihr Wissen und ihre organisatorischen Fähigkeiten, sie erwarben zugleich auch wirtschaftlichen Reichtum und gesellschaftliche Macht.

Gab es eine Kupferzeit?

Schon vor etwa 8000 Jahren wurde in Çatal Hüyük (heutige Türkei) Kupfer geschmolzen und verarbeitet. Da die Verarbeitung von Kupfer der von Bronze vorausging, wird auch von Kupferzeit oder vom Kupfer verarbeitenden Neolithikum gesprochen. Diese Bezeichnungen sind aber ungenau, da das Kupfer in vielen Kulturen unbekannt war oder nicht die herausragende Bedeutung besaß wie später Bronze und Eisen.

Was waren die Becherkulturen?

Die Kulturen, die vor allem in Nordosteuropa das Ende des (Kupfer verarbeitenden) Neolithikums markieren, heißen nach ihrer wichtigsten Gemeinsamkeit schnurkeramische Becherkulturen (früher Streitaxtkulturen). Von den heutigen Niederlanden und der Westschweiz über Deutschland und Südskandinavien bis nach Polen und Russland wurden– bei erkennbaren regionalen Eigenarten– gemeinsame Kulturmerkmale entdeckt: becherartige Keramikgefäße mit schnurförmigen Verzierungen und Streitäxte als Grabbeigaben sowie ein deutlicher Trend zur Einzelbestattung– Zeichen für eine stärkere Betonung des Individuums. Die Zeit der schnurkeramischen Becherkulturen begann vor etwa 4500 Jahren und endete mit Beginn der Bronzezeit.

Innerhalb welches Zeitraums ist die Bronzezeit angesiedelt?

In Europa begann die Bronzezeit vor ca. 4000 Jahren und endete vor etwa 3200 Jahren (in Griechenland) bis 2700 Jahren (in Mitteleuropa). Frühe Zentren waren die Erzbergbauregionen in Mitteldeutschland, Böhmen und Niederösterreich (Aunjetitzer Kultur) sowie im Südwesten Englands (Wessexkultur). Bedeutend war das mykenische Griechenland. Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn wurde erstmals vor 6500 Jahren in Thailand nachgewiesen. Im Vorderen Orient wurde dieses Metall vor etwa 4500 Jahren benutzt.

In der Bronzezeit gab es bereits Fortbewegungsmittel wie Pferdewagen und hochseetaugliche Schiffe. Geräte aus Bronze waren ein wichtiges Handelsgut. Als Tauschmittel bis hinunter nach Griechenland diente Bernstein aus dem Norden. Änderungen in der Begräbniskultur waren es, denen die mittlere und spätere Bronzezeit Mitteleuropas ihre Bezeichnungen verdankt: Hügelgräberkultur und Urnenfelderkultur.

Wann tauchten die ersten Eisengegenstände auf?

Die ältesten bekannten Eisengegenstände sind etwa 6000 Jahre alte Perlen aus Ägypten. In Gebrauch war Eisen zuerst bei den Hethitern in Anatolien. Eisen besaß gegenüber Bronze den Vorteil, dass es leichter verfügbar war. Allerdings konnten noch keine ausreichend hohen Temperaturen (über 1500°C) erzeugt werden, um Eisen vollständig zu verflüssigen. Weich geschmolzene Eisenstücke mussten daher in die gewünschte Form gehämmert werden. Eisen wurde vor allem für Waffen, schwere Werkzeuge und landwirtschaftliche Geräte benötigt. Kessel und persönliche Gegenstände wurden weiterhin aus Bronze gefertigt, Gold und Silber diente der Herstellung von Schmuck.

Vor etwa 2700 Jahren wurde die Bronzezeit von der Eisenzeit abgelöst. Die frühe Eisenzeit fällt in etwa mit der Hallstattzeit zusammen, die nach einem zweiten wichtigen Wirtschaftszweig, dem Salzbergbau, benannt ist – in Anlehnung an Hallstatt im Salzkammergut (Österreich).

Endet mit der Eisenzeit die Vorgeschichte?

Das kann man nur für den Bereich nördlich der Alpen sagen. Dort endete die Eisenzeit – und damit auch die Vorgeschichte – mit der Ausbreitung des Römischen Reiches vor etwa 2000 Jahren. Mit Beginn der geschichtlichen Zeit rücken von nun an gesellschaftliche Vorgänge wie politische oder religiöse Umwälzungen in den Vordergrund der Betrachtung. Die Menschen hinterlassen schriftliche Zeugnisse ihres Handeln, so dass sich die Epocheneinteilung der Menschheitsgeschichte fortan nicht mehr an Rohstoffen oder Gebrauchsgegenständen orientieren muss.

Wann erscheint der Mensch?

Die Entwicklung des Menschen fällt in die Periode des Eiszeitalters (Pleistozän), dessen Beginn vor etwa 2,5 Mio. Jahren angesetzt wird. Diese Epoche ist geprägt von einem Wechsel von Kalt- und Warmzeiten, der nicht nur geologische Veränderungen, sondern auch einen rapiden Wandel der Lebensbedingungen bewirkt. Über die genaue Datierung der verschiedenen Kalt- und Warmzeiten gibt es unterschiedliche Angaben. Einigkeit besteht darin, dass es in den letzten etwa 900000 Jahren vier Kaltzeiten gab und dass die letzte vor ca. 10000 Jahren endete.

Wussten Sie, dass …

die Wiege der Menschheit nach heutigem Kenntnisstand in Ostafrika liegt? Dort wurden die ältesten bekannten menschlichen Knochen entdeckt.

der Neandertaler seine Toten bestattete und ihnen sogar Grabbeigaben beilegte?

die Höhle von Lascaux mit ihren berühmten Steinzeitmalereien 1940 von Jugendlichen per Zufall entdeckt wurde?

Warum ist »Ötzi« so interessant für die Wissenschaft?

Die Forscher können aus der Mumie des etwa 45 Jahre alten und 1,60 m großen Mannes aus der Jungsteinzeit, nach ihrem Fundort in den Ötztaler Alpen »Ötzi« genannt, Folgerungen auf das Alltagsleben der Steinzeit ziehen. »Ötzi« starb vor 5100 bis 5350 Jahren und wurde im Eis konserviert. Besonders interessant ist »Ötzi« für die Wissenschaft, weil er durch ein Unglück oder – wie man neuerdings annimmt – durch einen Pfeil starb und nicht bestattet wurde. Die bei ihm gefundene Ausrüstung und Bekleidung sind also Alltagsgegenstände, nicht ausgewählte Grabbeigaben. Neben einem Grasmantel bestand die Kleidung des Mannes (Mütze, Obergewand, Lendenschurz, Gürtel, zwei Beinröhren und Schuhe) aus Leder bzw. Fell von Ziege, Kalb, Bär und Hirsch. Er trug u. a. einen Köcher mit Pfeilen, ein Beil und einen Feuersteindolch sowie ein Gefäß zum Transport von Holzkohleglut mit sich. In einer Gürteltasche befanden sich kleinere Werkzeuge. »Ötzi« trägt die ältesten bekannten Tätowierungen.

Wussten Sie, dass …

das Wagenrad vor 5000 bis 5500 Jahren in Mesopotamien erfunden wurde?

die Sumerer vor ungefähr 5000 Jahren die Schrift erfanden?

die Kultanlage Stonehenge in der englischen Grafschaft Wiltshire als bedeutendstes prähistorisches Bauwerk Europas gilt?

Ägypten: Im Land der Pharaonen

Wann entstand das vereinigte Ägypten?

Menschliche Ansiedlungen gibt es in dem ca. 1000 km langen und 10–20 km breiten Flusstal schon seit vorgeschichtlicher Zeit. Im Lauf der Jahrhunderte schlossen sich die ursprünglich zahlreichen Machtzentren am Nil zu zwei Reichen zusammen: Unterägypten, das im Wesentlichen das Nildelta umfasste, und Oberägypten am Oberlauf des Flusses. Ihre Einigung gelang erstmals den oberägyptischen Königen Narmer und Menes um 3000 v. Chr. Hauptstadt des Reiches wurde das neu gegründete Memphis.

Wodurch war das Alte Reich gekennzeichnet?

Das vereinte Ägypten konzentrierte sich auf den innerstaatlichen Ausbau und schottete sich nach außen ab. Die seltenen kriegerischen Auseinandersetzungen dienten vor allem der Versorgung mit Rohstoffen, zum Beispiel Gold aus Nubien. Mit der 3. Dynastie begann das Alte Reich. Diese Epoche brachte eine immer aufwändigere Grabarchitektur hervor, deren auffälligste und bis heute sichtbaren Zeugnisse die Pyramiden von Giseh sind, die die Pharaonen Cheops, Chephren und Mykerinos aus der 4. Dynastie errichten ließen. Die Pyramiden sind das einzige erhaltene Weltwunder der Antike. Nicht zuletzt in solchen Grabmonumenten zeigte sich die Doppelrolle der ägyptischen Könige als weltliche Herrscher und göttliche Mittler zwischen Himmel und Erde. In späteren Zeiten ließen sie sich sogar als Sohn des Gottes Osiris verehren. Dieser absolute Machtanspruch provozierte den Widerstand regionaler Machthaber und verlangte zu seiner Durchsetzung nach einem mächtigen Beamtenadel, der wiederum nicht selten eigene Ziele verfolgte. So war die ägyptische Geschichte abwechselnd geprägt von Phasen großer königlicher Prachtentfaltung und langen Perioden der Zerrüttung.

Was passierte beim Übergang vom Alten zum Mittleren Reich?

Die Machtkämpfe einzelner Provinzfürsten ließen das Alte Reich zerfallen. Die Folgezeit, Erste Zwischenzeit genannt, war bestimmt durch Konflikte rivalisierender Könige und Dynastien sowie die Einmischung äußerer Mächte wie Nubien im Süden. Erst Mentuhotep II. aus der 2134 v.Chr. begründeten 11. Dynastie konnte um 2046 die Zeit der Wirren beenden und das Reich wieder einen; die Epoche des Mittleren Reichs begann.

Der Übergang zur Zweiten Zwischenzeit erfolgte als schleichender Machtverlust der Zentralgewalt. Durch innere Machtkämpfe und die starke Einwanderung fremder Bevölkerungsgruppen, besonders im Bereich des Nildeltas, ging die Reichseinheit erneut verloren. Semitische Einwanderer aus Vorderasien stellten in der Zweiten Zwischenzeit mit der Dynastie der Hyksos (seit etwa 1650 v. Chr.) mächtige Herrscher Unterägyptens.

Wie war der Weg vom Neuen Reich zur Spätzeit?

Ahmose I., Begründer der 18. Dynastie, vertrieb die Hyksos und stellte die Einheit Ägyptens wieder her. Seine Herrschaft markiert den Beginn des Neuen Reichs. Herausragender Herrscher dieser Epoche war Ramses II. (der Große) aus der 19. Dynastie. In seiner Regierungszeit, die 67 Jahre währte, musste sich das stark expandierende Ägypten vor allem gegen die Hethiter behaupten, mit denen Ramses den ersten überlieferten Friedensvertrag der Geschichte schloss. Nach 1250 v. Chr., als besonders das östliche Mittelmeer und Mesopotamien unter den Druck einströmender Völker gerieten, litt Ägypten unter den Angriffen der so genannten Seevölker und verlor seinen Status als Großmacht. Im 11. Jahrhundert setzte der wirtschaftliche und politische Niedergang ein, die Dritte Zwischenzeit begann; sie endete im 8. Jahrhundert, als sich Ägypten im Innern wieder festigte. In der nun einsetzenden Spätzeit stand das Land am Nil zumeist unter nubischer und persischer Fremdherrschaft.

Was bewirkte Alexander der Große in Ägypten?

Die Eroberung durch Alexander den Großen 332 v. Chr. leitete die hellenistische Periode ein, in der Ägypten unter den Ptolemäern noch einmal erblühte. Mit der Bibliothek von Alexandria entstand ein bedeutendes geistiges Zentrum. Politisch geriet Ägypten zusehends unter den Einfluss Roms, das die Rivalitäten der hellenistischen Herrscher ausnutzte und es im Jahr 30 v. Chr. eroberte. Versuche der letzten ptolemäischen Herrscherin, Kleopatra VII., über Bündnisse mit Caesar und Antonius die Unabhängigkeit zu wahren, scheiterten.

Seit alters her trat der Nil, größter Strom Afrikas, über die Ufer und hinterließ fruchtbares Schwemmland. In dem ca. 1000 km langen und 10–20 km breiten Flusstal ließen sich in vorgeschichtlicher Zeit Menschen nieder. Die Nutzung des Landes erforderte große technische Fertigkeiten wie auch eine funktionierende Verwaltung. Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. gab es bereits ein gut ausgebautes Be- und Entwässerungssystem. In dieser Zeit entstand wohl auch die Hieroglyphenschrift. Mathematik und Astronomie erreichten ein hohes Niveau, wovon u. a. die Einführung des Sonnenkalenders zeugt; die Einteilung des Jahres in zwölf Monate mit je 30 Tagen und fünf Zusatztagen erlaubte den Ägyptern, das Eintreten des Nilhochwassers genauer zu berechnen. Handelsbeziehungen bestanden vor allem nach Asien und zu den Mittelmeerinseln.

Wer entwickelte die Einteilung der ägyptischen Geschichte in Reihe und Dynastien?

Die gebräuchliche Chronologie der ägyptischen Geschichte beruht vor allem auf der »Aigyptiaka« des ptolemäischen Priesters Manetho (3. Jh. v. Chr). Seine Unterteilung der Geschichte bis zur persischen Eroberung (343/42 v. Chr.) in 30 Dynastien und drei Reiche sowie in von Verfall geprägte Zwischenzeiten gilt bis heute. Die Datierung dagegen ist umstritten.

Wussten Sie, dass …

es in Ägypten schon gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. ein gut ausgebautes Be- und Entwässerungssystem gab? In den regelmäßig vom Nilhochwasser betroffenen Gegenden war dies unabdingbar.

die alten Ägypter bereits einen Sonnenkalender mit zwölf Monaten zu je 30 Tagen und fünf Zusatztagen hatten?

Mesopotamien und Industal: Wiege der Kultur

Warum entstanden ausgerechnet im Zweistromland die frühesten Hochkulturen?

Die Fruchtbarkeit Mesopotamiens, des »Landes zwischen den Strömen« Euphrat und Tigris im heutigen Irak und Osten Syriens, begünstigte schon früh die Ausprägung von Ackerbaukulturen, die bahnbrechende Anbau- und Erntemethoden wie die Bewässerungswirtschaft und den Einsatz des Pfluges hervorbrachten. Seit etwa 6000 v. Chr. sind hier größere Ansiedlungen nachgewiesen, seit dem 4. Jahrtausend gibt es Städte. Eine dauerhafte politische Einigung wurde nicht erreicht, nicht zuletzt weil immer wieder neue Völker ins Zweistromland eindrangen und die dortigen Machtzentren bedrohten oder vernichteten. Die Eroberer mischten sich mit der alteingesessenen Bevölkerung, was die kulturelle Durchdringung begünstigte und den technischen Fortschritt beschleunigte.

Wer waren die Sumerer?

Die Sumerer bildeten ab etwa 3250 v.Chr. im Süden Mesopotamiens ein Mischvolk, das die erste Hochkultur des europäisch-vorderasiatischen Raums hervorbrachte. Sie entwickelten aus einer Bilderschrift – der ältesten Schrift überhaupt – die sumerische Keilschrift, die 2000 Jahre lang die wichtigste Schrift Vorderasiens war.

Ältestes Zentrum Sumers war Uruk (biblisch Erech, heute Warka im Irak). Sein bedeutendster König, Gilgamesch, wurde zum Helden des berühmten Gilgamesch-Epos verklärt. Uruk rivalisierte mit anderen Stadtstaaten wie Kisch, Ur, Adab, Lagasch und Ummaum um die Vorherrschaft in Südmesopotamien (ab etwa 2800 v.Chr.). Um 2300 v. Chr. eroberte Sargon I. das gesamte sumerische Gebiet und gründete im Norden mit Akkad eine neue Hauptstadt. In der Folgezeit verschmolzen die Eroberer mit den Sumerern. Ihre Sprache, das Akkadische oder Assyrisch-Babylonische, ist die älteste bekannte semitische Sprache. Nach Jahrhunderten wechselnder Herrschaft endete die letzte Phase akkadisch-sumerischer Unabhängigkeit im 18. Jahrhundert v. Chr. durch einen Sieg Hammurapis von Babylon über die Stadt Larsam.

Welche Leistungen vollbrachten die beiden Reiche in Mesopotamien?

Seit etwa 1800 v. Chr. prägten zwei Reiche Mesopotamien politisch und kulturell: Assyrien mit der Hauptstadt Assur (später Ninive) im Norden und Babylon (oder Babylonien) mit der gleichnamigen Hauptstadt im Süden. In Sprache und Literatur, Kunst und Architektur vollbrachten beide Reiche große Leistungen, wobei meist Babylonien auf Assryrien ausstrahlte. Nebukadnezar II. von Babylon (605–562 v. Chr.) schuf mit den »Hängenden Gärten«, einer terrassenförmigen Gartenanlage auf den Dächern des königlichen Palastes, eines der sieben Weltwunder der Antike. Außerdem vollendete er den Stufentempel (Zikkurat) von Etemenanki– den biblischen »Turm zu Babel«.

Warum gingen Assyrien und Babylon unter?

Auf Dauer standen die beiden Reiche in Rivalität zueinander, hauptsächlich war es aber der Druck auswärtiger Mächte, der schließlich den Untergang der beiden Reiche bewirkte. Dazu gehörten das Mitanni-Reich (um 1500–1350 v. Chr.) sowie Ägypten und das Hethiter-Reich (14./13. Jahrhundert v. Chr.). Zum Höhepunkt seiner Macht war Babylon unter Hammurapi und seinem Sohn Samsuiluna aufgestiegen. Das Assyrische Reich hatte in der Mitte des 7. Jahrhunderts nach der Eroberung Ägyptens seine größte Ausdehnung erreicht. Kurz darauf endete die Zeit beider Mächte: Meder und Babylonier eroberten Assyrien und zerstörten die Städte Assur (614), Ninive (612) und Harran (608). Babylonien fiel 539 in die Hände der Perser.

Wo entwickelte sich die Induskultur?

Im Industal im äußersten Nordwesten Indiens und im Pandschab im heutigen Pakistan entstand im 3. Jahrtausend die Indus- oder Harappa-Kultur (nach der Stadt Harappa). Sie bestand von etwa 2500 bis 1700 v. Chr. und reichte bis nach Afghanistan und an das Arabische Meer. In den von Königen (Rajas) beherrschten Städten wie Mohenjo-Daro und Harappa gab es mehrstöckige Häuser aus genormten Lehmziegeln und leistungsfähige Abwasserkanäle, Versammlungsräume und beheizbare Bäder. Es gab eine Hieroglyphenschrift auf Steatitsiegeln mit etwa 500 Zeichen und ein einheitliches Maß- und Gewichtssystem.

Wie begann der Untergang der Induskultur?

Der um 1900 v. Chr. beginnende Niedergang der Induskultur wurde möglicherweise durch Überschwemmungen oder ökologische Veränderungen ausgelöst. Mit der Schwächung und später dem Untergang der sumerischen Kultur fiel zudem ein wichtiger Handelspartner weg. Mit den indogermanischen Ariern (nach 1500 v. Chr.) begann die so genannte vedische Zeit. Die Einwanderer setzten sich als herrschende Schicht über die ursprüngliche Bevölkerung. Verfestigt wurde die neue Hierarchie durch das bis heute erhaltene Kastenwesen.

Wussten Sie, dass …

unsere Tages- (24 Stunden, 60 Minuten, 60 Sekunden) und Kreiseinteilung (360 Grad) auf das auf der Zahl 60 basierende sumerische Zahlensystem zurückgehen?

die Gesetzessammlung des babylonischen Königs, der Kodex Hammurapi, das erste vollständig überlieferte Gesetzbuch der Welt ist?

das berühmte Ischtar-Tor (heute Pergamon-Museum, Berlin) einst eine prächtige Prozessionsstraße in Babylon abschloss?

Das alte China: Uralte Kultur im Osten

Gab es in der Steinzeit in China bereits eine Kultur?

Um 5000 v. Chr. gab es im Norden Chinas am Huang He (Gelber Fluss) die steinzeitliche Yangshao-Kultur; sie kannte bereits die Keramik- und die Seidenherstellung. Die Menschen lebten hauptsächlich von Ackerbau (Hirse) und Viehzucht (Schweine, Schafe), aber auch von Jagd und Fischfang. Ihre bis zu 5 ha großen Siedlungen waren durch Zäune und Gräben geschützt.

Wie heißt die erste historisch belegte Dynastie Chinas?

Die Dynastie der Shang ist die erste historisch fassbare. Sie regierte etwa seit dem 16. Jahrhundert v.Chr. Ihre Gesellschaft war aristokratisch geprägt: Über einer militärisch dominierten Adelsschicht stand der König, der für die einzelnen Regionen Territorialfürsten berief. Priester waren für die Deutung von Orakeln, aber auch für die Aufzeichnung wichtiger Ereignisse zuständig; dazu bedienten sie sich einer Schrift aus etwa 4500 Zeichen. Wichtigster Wirtschaftsfaktor war die Landwirtschaft, die Bauern ernteten Getreide, vermutlich auch Reis. Handwerk und Metallverarbeitung erreichten ein hohes Niveau.

Wann begann und endete die Zhou-Dynastie?

Um 1050 v. Chr. wurde der letzte Shang-Herrscher gestürzt. An seinen Platz trat der König eines halbnomadischen Stammes namens Zhou, Namensgeber der neuen Dynastie, unter der sich die chinesische Kultur über fast den gesamten Norden und im Tal des Chang Jiang (Jangtsekiang) ausbreitete. Da eine zentrale Kontrolle über dieses Gebiet nicht möglich war, setzten die Zhou-Könige Vasallen ein, die mit der Zeit zu mächtigen Feudalherren aufstiegen. 770 v. Chr. verbündeten sich einige von ihnen gegen die Zhou und vertrieben sie. Bis ins 3. Jahrhundert v.Chr. traten die Zhou noch als Oberherren auf, doch schwand ihre faktische Macht zusehends. Das Reich zerfiel in verschiedene Fürstentümer.

Was geschah nach dem Verfall der Zhou-Dynastie?

Der Niedergang der Zhou brachte einzelnen Territorien dauerhaften Wohlstand; ein durch neue Bewässerungstechnik und Eisenwerkzeuge gesteigerter Bodenertrag ließ die Bevölkerung stetig wachsen. Es entstand eine wohlhabende Schicht von Händlern und Kaufleuten. Einige Fürsten dehnten ihre Herrschaft auch über den einstigen chinesischen Kulturkreis hinaus aus. Im späten 5. Jahrhundert v.Chr. wurde das Gleichgewicht der Fürstentümer aber zunehmend instabil; die »Zeit der kämpfenden Staaten« (Chan-kuo) begann.

Wie entstand schließlich »China«?

Motor der Entwicklung war der Staat Qin im Nordwesten, der im 4. Jahrhundert v.Chr. Verwaltung, Wirtschaft und Militär umfassend reformierte. Nach dem Untergang der Zhou-Dynastie (256 v.Chr.) gelang es den Qin-Herrschern, die übrigen Staaten zu unterwerfen und in einem Reich zu vereinen: Erster Kaiser des nach Qin benannten »China« wurde 221 v.Chr. Qin Shihuangdi. Zur Abwehr der Nomadenvölker im Norden begann er mit dem Bau der »Großen Mauer«. Qin schaffte das Lehnswesen ab, teilte das Land in von Beamten verwaltete Bezirke und vereinheitlichte Schrift, Gewichte, Maß- und Münzsystem.

Warum ging die Qin-Herrschaft unter?

Hohe Steuern, Militärdienst und große Arbeitslast (so für den Bau der Mauer) ließ die Abneigung gegen die Qin wachsen. In verschiedenen Eroberungskriegen gelangte 206 v. Chr. Liu Bang an die Macht. Er begründete die Han-Dynastie, die mit einer kurzen Unterbrechung (9-23 n. Chr.) über 400 Jahre regieren sollte. Die Han senkten die Steuern, führten liberalere Gesetze ein und bauten die Handelswege aus. Seit etwa 100 v. Chr. verband ein Karawanenstraßensystem (»Seidenstraße«) China mit dem Mittelmeer, dem Schwarzen Meer, mit Indien und dem Norden.

Wie lange bestand das Kaiserreich?

Das chinesische Kaiserreich existierte über 2000 Jahre. Es überlebte Reichsteilungen und die etwa 90-jährige Herrschaft der 1279 durch Kublai Chan begründeten mongolischen Yuan-Dynastie. Erst in der Revolution 1911/12 wurde der letzte Kaiser, der damals 5-jährige Pu Yi, abgesetzt und die Republik ausgerufen.

Vor diesem Hintergrund erlebte die Philosophie ihre klassische Periode. Zu den wichtigsten Lehrern dieser Zeit gehörte Konfuzius. Eine zweite philosophische Richtung war der Daoismus, der die Harmonie des Menschen mit dem Kosmos anstrebte. Der Legalismus schließlich forderte eine auf objektiven Gesetzen und ihrer rigorosen Einhaltung beruhende soziale Ordnung und damit einen starken Staat mit zentraler Verwaltung. Konfuzianismus und Legalismus waren deutlich politisch ausgerichtete Lehren mit großem Einfluss auf Politik und Gesellschaft: Der Legalismus diente als philosophische Grundlage bei der Reformierung des Staates Qin und später der Errichtung des Kaiserreichs; der Konfuzianismus wurde während der Han-Dynastie zur Staatsdoktrin.

Waren die Zhou-Könige gute Verwalter?

Dafür spricht die Organisation des Ackerbaus zur Zeit der frühen Zhou: Der Boden wurde in größere quadratische Einheiten unterteilt, diese wiederum in neun kleine Quadrate; die acht äußeren Parzellen waren jeweils acht Bauernfamilien zugeteilt, die gemeinsam die neunte Fläche zur Versorgung der Feudalherren bebauten. Spätere Dynastien behielten dieses System bei.

Wer war Konfuzius?

Der aus dem Kleinadel stammende Philosoph Konfuzius (551–479 v. Chr.) aus dem Staat Lu (heutige Provinz Shandong) setzte der Instabilität seiner Zeit eine religiös-politische Lehre entgegen. Sein Ziel war, eine neue Schicht von Verwaltern und politischen Ratgebern zu schaffen, um die staatliche Ordnung wiederherzustellen. Als Idealbild galt ihm die frühe Zhou-Zeit. Im Zentrum seiner Lehre stehen die fünf Kardinaltugenden: gegenseitige Liebe, Rechtschaffenheit, Weisheit, Sittlichkeit und Aufrichtigkeit. Im 2. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich der Konfuzianismus zur Staatsdoktrin, Konfuzius selbst wurde im Kaiserreich als »geistiger König« verehrt.

Wussten Sie, dass …

die Xia-Dynastie (2206 bis 1766 v.Chr.) das erste Herrschergeschlecht über den chinesischen Kulturkreis gewesen sein soll? Allerdings wissen Archäologen und Historiker von ihr nichts zu berichten.

die Grundlagen der chinesischen Schrift schon um 2000 v.Chr., in der Longshan-Kultur, entstanden? Die Menschen dieser Zeit wohnten in von Erdwällen umgebenen Dörfern und verfügten über beachtliche handwerkliche Fähigkeiten.

Die Wanderungen der Indogermanen: Neue Hochkulturen entstehen

Wer sind die Indoeuropäer?

Als Indoeuropäer oder Indogermanen werden diejenigen Völker bezeichnet, die eine indoeuropäische Sprache sprechen. Grundlage dieser Zusammenfassung ist die enge Verwandtschaft zahlreicher Sprachen des indischen Subkontinents mit beinahe allen europäischen Sprachen – Ausnahmen sind das Baskische sowie Finnisch, Estnisch und Ungarisch. Es wird angenommen, dass alle indogermanischen Sprachen auf eine gemeinsame Ursprache zurückgehen, die von einem möglicherweise im Kaukasus, später in Ostmitteleuropa beheimateten Volk gesprochen wurde.

Eine ethnische Verwandtschaft aller indogermanischen Völker gibt es nicht. Die Ausbreitung der indogermanischen Kultur, vor allem der Sprache, war ein langer Prozess und geschah durch Kontakte und Eroberungen.

Wie lebten die frühen Indoeuropäer?

Die indoeuropäische Gesellschaft bestand aus Großfamilien, denen eine Kriegerkaste vorstand. Typische Waffen waren Streitaxt, Pfeil und Bogen. Gold, Silber und Kupfer waren ebenso bekannt wie die Töpferei und die Webtechnik. Die Indogermanen betrieben Viehzucht, aber wenig Ackerbau. Eine erste Ausweitung ihres Kulturraumes fand wahrscheinlich Ende der Jungsteinzeit statt.

Wann und warum kam es zu den indoeuropäischen Wanderungen?

Seit etwa 2000 v. Chr. drangen indoeuropäische Völker immer wieder in fremde Regionen vor, zunächst in den östlichen Mittelmeerraum, dann nach Indien sowie nach Süd- und Westeuropa. Die Ursachen der großen indoeuropäischen Wanderungen sind unklar; vielleicht war es die Verknappung lebenswichtiger Ressourcen oder die Vertreibung durch andere Völker.

In den eroberten Gebieten bildeten die Indoeuropäer nun die Oberschicht, die zwar über die Einheimischen herrschte und deren Sprache und Kultur verdrängte, zugleich aber auch die verschiedensten vorgefundenen Elemente übernahm. So bildeten sich im weiteren Verlauf die indogermanischen Einzelsprachen heraus. Auch wurde mit der Schrift eine ältere Kulturtechnik übernommen und weiterentwickelt.

Wer schuf die erste indoeuropäische Hochkultur?

Es waren die Hethiter. Im Verlauf der ersten indogermanischen Wanderung um 2000 v.Chr. siedelten sie sich in Anatolien und im Norden Syriens an. Sie errichteten einen monarchischen Feudalstaat mit einem stehenden Heer. Im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. stiegen die Hethiter zur Großmacht auf. In dieser Zeit entfalteten sich auch Kunst und Architektur. So bauten die Hethiter um ihre Hauptstadt Hattusa eine imposante Stadtmauer mit großartigen Toren, die auf einer Länge von 6,5 km erhalten ist. Neben mehreren Palastanlagen und fünf großen Tempeln wurde eine Bibliothek mit 20000 Schrifttafeln gefunden.

Wo liegen die Ursprünge der europäischen Antike?

In der indoeuropäischen Einwanderung in Griechenland. Diese führte die Achäer ab etwa 1900 v. Chr. nach Griechenland – sie begründeten mit der mykenischen Kultur die erste Hochkultur auf europäischem Festland.

Eine weitere Landnahme begann um 1250 v. Chr. mit der ägäischen Wanderung, als die Illyrer vermutlich aus der ungarischen Tiefebene in Richtung Mittelmeer zogen. Sie setzten sich dann auf dem nordwestlichen Balkan fest und von dort breiteten sie sich später bis nach Italien und Nordgriechenland aus.

Durch ihre Eroberungszüge brachten die Illyrer zwei weitere indoeuropäische Völker in Bewegung: Während die Thraker nach Kleinasien aufbrachen und ihren Beitrag zur Vernichtung des indoeuropäischen Hethiterreichs leisteten (um 1200 v.Chr.), gewannen die dorischen Reiter mit ihren Eisenwaffen und Rundschilden in Griechenland die Oberhand. Dort verdrängten sie die Achäer, die fortan auf den Norden der Peloponnes beschränkt waren, und zerstörten die mykenische Kultur.

Mit wem endeten die indoeuropäischen Wanderungen?

Es waren die Skythen, Kelten und Germanen. Im 8. Jahrhundert v. Chr. zogen die ostiranischen Skythen in das Gebiet nördlich und östlich des Schwarzen Meeres. Im folgenden Jahrhundert nahm das nomadische Volk an der Zerstörung das Assyrischen Reichs teil, um 600 v. Chr. ist es in Armenien nachgewiesen. Im Westen stießen sie auf den Balkan sowie bis nach Ungarn und Polen vor, im Osten kamen sie bis nach Indien. Mit der griechischen Welt standen die Skythen in einem regen Austausch. Ihre großartige Kunst beeinflusste unter anderem die Kelten der Latènezeit und die gotische Kunst der Völkerwanderung.

Die beiden letzten der großen indoeuropäischen Wanderungen waren die keltische und die germanische: Während der keltische Kulturraum ab Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. weite Teile des europäischen Kontinents umfasste, vollzog sich die germanische Völkerwanderung vom 2. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr.

Wer waren die Kelten?

»Kelten« ist eine Sammelbezeichnung für keltisch sprechende Völker, deren Siedlungsgebiet um 1200 v. Chr. auf das heutige Frankreich und den Westen Deutschlands beschränkt war. Ob in der frühen Zeit überhaupt von einem Vordringen der Kelten gesprochen werden kann, ist durchaus strittig. Vielmehr wird vermutet, dass sich die keltische Kultur über intensive Handelsbeziehungen verbreitete. Da die Kelten offenbar keine Schrift besaßen, sind wir auf archäologische Funde und Aussagen insbesondere griechischer und römischer Quellen angewiesen.

Die keltische Gesellschaft war hierarchisch gegliedert. Anfangs besaßen viele Stämme noch einen König, später standen dann Adlige an der Spitze. Krieger und freie Bauern bildeten die nächste Schicht, darunter standen die Unfreien.

Die frühen Kelten lebten in Burgen und Hügeldörfern. Sie betrieben Land- und Weidewirtschaft und waren sehr geschickt in der Metallverarbeitung. Schon zum Ausgang der Bronzezeit bauten sie Salz ab, das sie bis nach Südeuropa exportierten. Ein Zentrum des Salzbergbaus war das österreichische Hallstatt. Der Ort gab auch der Hallstattkultur (etwa 750–450 v.Chr.) ihren Namen. Ihr Kennzeichen sind lange Schwerter aus Bronze, dann aus Eisen und einheitliche Bestattungsriten des Adels in weiten Teilen Europas. Ab dem 7. Jahrhundert dehnte sich der keltische Kulturraum auf die Britischen Inseln und auf die Iberische Halbinsel aus.

Gab es die Druiden und Barden wirklich?

Ja. Die Druiden hatten als Priester, die auch Aufgaben eines Richters, Ratgebers und Arztes wahrnahmen, großen Einfluss. In ihrer Religion gab es den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Druiden führten später den Kampf gegen die römischen Eindringlinge an. Nach der Bekehrung der Kelten zum Christentum verschwand die Religion der Druiden. Kultfunktionen hatten auch die Barden, wenn sie als Dichter und Sänger Götter- und Heldengesänge vortrugen. Indem sie ihre Lieder mündlich weitergaben, bewahrten sie die Geschichte des Stammes.

Was war die frühe Latènekultur?

Im 5. Jahrhundert blühte in Europa die Latènekultur, die, benannt nach einem Fundort in der Westschweiz, eine besonders kunstvolle Metallbearbeitung hervorbrachte. Die Kelten dieser Zeit kannten auch die Emaillierung von Schmuck und Bronzegefäßen sowie die Töpferscheibe. In der Latènezeit gingen die Kelten zur städtischen Lebensweise über. Ihre durch Ringwälle befestigten Siedlungen überzogen vom 3. bis zum 1. Jahrhundert v.Chr. weite Teile Europas. Der keltische Siedlungsraum erreichte um 400 v.Chr. seine größte Ausdehnung: Er umfasste auch das heutige Tschechien, die Slowakei, Ungarn, den Balkan und Norditalien, einige keltische Stämme gelangten sogar bis nach Zentralanatolien.

Konnte sich die keltische Kultur behaupten?

Nein, sie ging fast vollständig unter. Der Expansion der Kelten wurden im Norden durch die Germanen und im Süden durch Rom Grenzen gesetzt. 222 v.Chr. brachten die Römer Oberitalien an sich, Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. unterwarf Caesar Gallien und den Alpenraum und im 1. Jahrhundert n. Chr. stieß Rom nach Britannien vor. Alle eroberten Gebiete wurden weitgehend romanisiert. Auf den Britischen Inseln, wo sich das römische Gebiet etwa auf das heutige England beschränkte, konnte sich die keltische Kultur länger halten und keltische Sprachen haben bis heute in Irland, Schottland, Wales und in der Bretagne überlebt.

Wussten Sie, dass …

auch die altindische Kultur sowie das altpersische Reich als Folge der indoeuropäischen Wanderungen entstanden? Es waren indoeuropäische Völkerschaften, die im 2. Jahrtausend v. Chr. im Iran und auf dem indischen Subkontinent einwanderten und dort blühende und welthistorisch außerordentlich bedeutsame Hochkulturen schufen.

auch die Ursprünge der römischen Geschichte auf die indoeuropäische Wanderung zurückgehen? Ende des 1. Jahrtausends wanderten die indoeuropäischen Italiker, darunter die Vorfahren der Römer, von Norden her nach Italien ein. Auch die für die römische Geschichte wichtigen Etrusker kamen zu dieser Zeit nach Italien. Sie waren zwar keine Indoeuropäer, ihre Einwanderung wurde aber wohl durch die indoeuropäische Migration ausgelöst.

Wie hieß die erste Großstadt Deutschlands?

Manching. Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. war die keltische Niederlassung im heutigen Oberbayern die größte bekannte keltische Stadt. Die sieben Kilometer lange Stadtmauer umschloss eine Fläche von 380 Hektar. Damit war Manching deutlich größer als die von Cäsar im Gallischen Krieg belagerten Städte im heutigen Frankreich. Seine Fläche übertraf die des mittelalterlichen Nürnberg oder München. Lebensnerv der planmäßig angelegten Stadt waren der Fernhandel und die Eisenindustrie. Die meisten der vermutlich etwa 10000 Einwohner verließen die Stadt bereits um 50 v. Chr., Jahrzehnte vor dem Eintreffen der Römer (15 v. Chr.). Möglicherweise waren nach der römischen Eroberung Galliens wichtige Handelspartner weggefallen, was der Stadt die Lebensgrundlage entzog.

Israeliten und Juden: Das auserwählte Volk

Wer waren die Israeliten?

Die israelitischen Stämme kamen im 2. Jahrtausend v.Chr. in das Land westlich des Jordans, nach Kanaan. Die Israeliten, die wahrscheinlich aus Mesopotamien stammten, sprachen wie die Kanaaniter eine semitische Sprache. Als Nomaden waren sie mit ihren Herden umhergezogen, worauf neben biblischen Zeugnissen auch der Name Hebräer (»die von Ort zu Ort ziehen«) hindeutet. Laut biblischer Darstellung zogen sie wegen einer Hungersnot nach Ägypten, wo sie versklavt wurden. Sie entflohen aber ihrer Knechtschaft und kehrten zurück ins »Gelobte Land«.

Wie wurde aus den Stämmen ein Königreich?

Um 1200 v.Chr. schlossen sich die zwölf Stämme des Volkes Israel zu einem Bund zusammen, der sich auf die gemeinsame Herkunft und die Verehrung desselben Gottes gründete. An der Spitze des Stammesverbandes standen zunächst die »Richter«, deren Funktion über die eigentliche (auch religiöse) Rechtsprechung hinausging und zum Beispiel auch die Heerführung umfasste.

Unter dem Druck der Konflikte mit den Philistern gingen die Israeliten Ende des 11. Jahrhunderts v.Chr. zum Königtum über. Die etwa 80 Jahre dauernde Regierungszeit der Könige David und Salomo war die Blütezeit Israels, das nicht nur die Philister besiegte, sondern in weiteren Kriegen, unter anderem gegen die Aramäer, sein Territorium vergrößern konnte.

Folgenreich war die Eroberung einer Festung auf dem Berg Zion, dem heutigen Tempelberg: Sie wurde zum Kern Jerusalems, das bald zum politischen und, nach dem Bau des Tempels durch Salomo, auch zum religiösen Mittelpunkt des Landes aufstieg. Das Reich stand in engen Beziehungen zu anderen Ländern; es betrieb regen Handel und öffnete sich fremden Kulturen, wovon etwa die Übernahme altorientalischer Weisheiten in den Salomo zugeschriebenen biblischen Büchern (Sprüche, Prediger etc.) zeugt.

Was geschah nach König Salomos Tod?

Nach Salomos Tod (um 926 v.Chr.) zerfiel Israel in zwei Teilreiche: Das Königreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem umfasste die Stämme Juda und Benjamin, das nördliche Israel vereinte die übrigen zehn Stämme; seine Hauptstadt war Samaria. 722 v.Chr. vernichteten die Assyrer das Königreich Israel und verschleppten viele seiner Einwohner. Israel wurde zur assyrischen Provinz Samaria. Die dort verbliebenen Israeliten vermischten sich mit Zwangsumsiedlern aus arabischen und babylonischen Gebieten. Der von ihnen praktizierten Religion lag der samaritische Pentateuch zugrunde, eine frühere Form der fünf Bücher Moses. Die »Samaritaner« galten den Juden als unrein, wovon auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,30 bis 37) aus dem Neuen Testament berichtet.

Wie kam es zur Babylonischen Gefangenschaft?

Dasselbe Schicksal wie Israel ereilte auch Juda, als Nebukadnezar II. im Jahr 586 v. Chr. Jerusalem zerstörte und die Judäer nach Babylon umsiedeln ließ. In der »Babylonischen Gefangenschaft« kamen die Vertriebenen mit bereits früher verschleppten Glaubensbrüdern zusammen. Eine stärkere Hinwendung zur Religion ersetzte die verlorene politische Einheit. In dieser Zeit wurden auch die mündlichen Überlieferungen zur Religion und Geschichte der Israeliten gesammelt und aufgeschrieben. Nach der persischen Eroberung Babylons 538 v.Chr. durften die »Juden« in ihre Heimat zurückkehren.

Entstand nach dem Ende der Gefangenschaft ein jüdischer Staat?

Unter der Herrschaft der Hohen Priester, die das Land nun regierten, gelang im 5. und 4. Jahrhundert zunächst die politische Festigung. Nach dem Tod Alexanders des Großen (323 v.Chr.), der das Perserreich erobert hatte, fiel Judäa aber an die Seleukiden und es begann eine neue Zeit der Fremdherrschaft. Die hellenistische Epoche war vom zunehmenden Konflikt zwischen dem jüdischen Glauben und griechischen Einflüssen geprägt. Als Antiochos IV. Epiphanes (reg. 175–163 v.Chr.) 168 v.Chr. den jüdischen Glauben verbot und den Tempel dem Zeus weihte, provozierte er den Aufstand der Hasmonäer (Makkabäer), die die Fremdherrscher vertrieben. Die 141 v.Chr. anerkannte Unabhängigkeit Judäas währte jedoch lediglich bis zur Besetzung durch Rom (63 v.Chr.), gegen das sich die Juden noch zweimal erhoben: im Großen Aufstand (ab 67 n.Chr.), der zur Zerstörung des Tempels führte, und im Aufstand unter Bar Kochba, an dessen Ende (135 n.Chr.) die Juden aus Jerusalem verbannt wurden.

Heftigen Widerstand rief das Bestreben der Seleukidenherrscher hervor, die Juden gewaltsam zu hellenisieren. Zu diesem Zweck bekämpften die Seleukiden auch die jüdische Religion.

Ist das Alte Testament eine historische Quelle?

Geschichtswissenschaftler müssen das Alte Testament, wie alle anderen überlieferten Schriften, kritisch betrachten und versuchen, zwischen Wahrheit und Legende zu unterscheiden. Das Alte Testament ist eine Zusammenstellung unterschiedlichster Texte. Neben historischen Berichten, Gesetzen, alten Mythen und Legenden finden sich dort Weisheiten, Gedichte und Gesänge sowie prophetische Texte. Verschiedene Bücher des Alten Testaments kommen unserem heutigen Verständnis von Geschichtsschreibung nah: So ist das Buch der Richter die zentrale Quelle über die Zeit der Richter, die Samuelbücher berichten von der Entstehung des Königtums und den Königen Saul und David, die Bücher der Könige erzählen, über Davids Ende und Salomo hinaus, die Geschichte der Reiche Israel und Juda. In anderen Abschnitten finden sich wertvolle Hinweise auf Herrschaftsstrukturen oder Handelsbeziehungen. So erfahren wir, dass König Salomo für den Bau des Tempels von Hiram, dem König von Tyrus, Zedern aus dem Libanon und Zypressen erhielt; dafür lieferte er Hiram jährlich Weizen und gepresstes Öl.

Wussten Sie, dass …

es bis heute eine kleine Gemeinde der Samaritaner– Nachfahren der Samariter– gibt, die sich als das einzige wahre Gottesvolk betrachten?

den Juden erst der Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels (516 v. Chr.) als Ende der Babylonischen Gefangenschaft gilt?

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