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Artensterben: Die Welt wird ärmer

Wieso sterben eigentlich Arten aus?

Dazu kommt es, wenn Lebewesen es aus unterschiedlichen Gründen nicht schaffen, sich Veränderungen der Umwelt anzupassen.

Der Konkurrenzkampf um die gleichen Nahrungsquellen oder Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten führt dann zum Aussterben unterlegener Arten. Andere fallen ihrer eigenen Spezialisierung zum Opfer. Sind Insekten auf nur wenige Pflanzen spezialisiert, bedeutet das Verschwinden dieser Pflanzen aus dem Ökosystem auch das Ende der Insekten. Manchen Tierarten gelingt es, sich in anderen Ökosystemen ein neues Zuhause zu suchen. Für Pflanzen ist das schwieriger.

Übrigens: Bis heute wurden 1,75 Mio. Arten von Mikroben, Pilzen, Pflanzen und Tieren beschrieben. Hinzu kommen unbekannte Arten, deren genaue Anzahl niemand kennt. Wissenschaftler schätzen sie auf drei, 30 oder 100 Millionen.

Welche Verantwortung trägt die natürliche Auslese?

Bevor der Mensch massiv in Natur und Umwelt einzugreifen begann, starben jedes Jahr 0,000009 % aller Tier- und Pflanzenarten aus. Bei 2 Mio. Arten erlosch so alle fünf Jahre eine einzige Art. Das scheint nicht viel, aber im Lauf der Evolution wurden 99 % aller Arten, die jemals die Erde besiedelten, durch natürliche Auslese ausgemerzt.

Immer wieder löschen auch katastrophale Naturereignisse wie einschlagende Meteoriten oder ausbrechende Vulkane eine Vielzahl von Arten aus. Im Perm verschwand vor 250 Mio. Jahren auf einen Schlag über die Hälfte aller damals existierenden Tierfamilien – möglicherweise eine Folge extremer vulkanischer Aktivität. Zum Ende der Kreide fielen vor 65 Mio. Jahren die Dinosaurier einem erneuten Massensterben zum Opfer.

Ist der Mensch ein Superkiller?

Traurig, aber wahr: Seit mehreren Jahrhunderten zerstört der Mensch die Ökosysteme der Tiere und Pflanzen und trägt so zum Aussterben zahlreicher Arten bei. Umweltverschmutzung, die Erschließung neuer Acker- und Weideflächen, die Anlage von Verkehrswegen und die Versiegelung von Flächen stellen dramatische Eingriffe in den Naturhaushalt dar. So hat die intensive Landwirtschaft in Mitteleuropa seit den 1960er Jahren zu einem Rückgang von Feldvogelarten wie Feldlerchen, Kiebitzen oder Goldammern geführt. Auf globaler Ebene trägt der Treibhauseffekt zum Klimawandel bei, der sich auf alle Ökosysteme der Welt auswirkt.

In jüngster Zeit sind es giftige Chemikalien, die über die Nahrungskette Tiere und Pflanzen schädigen. Chemische Stoffe haben dazu geführt, dass der Calciumstoffwechsel bei vielen Vögeln gestört ist. Die Eierschalen werden weicher und Teile des Nachwuchses nehmen vor dem Schlüpfen Schaden.

Was versteht man unter Bioinvasoren?

Bioinvasoren sind Lebewesen, die in Regionen eingeschleppt wurden, wo sie von Natur aus nicht hingehören, etwa Kaninchen in Australien. Durch das absichtliche oder unabsichtliche Einschleppen von Tieren und Pflanzen in fremde Gebiete können im schlimmsten Fall die einheimischen Arten ausgerottet werden.

Kaninchen, Füchsen, Katzen und Hunden fiel in Australien in den letzten 200 Jahren etwa ein Viertel aller Säugetierarten zum Opfer, ein weiteres Viertel ist stark bedroht. In der südfranzösischen Camargue kämpft der eurasische Biber um sein Überleben gegen das in Südamerika heimische Wasserschwein, das größte auf der Welt lebende Nagetier. Der amerikanische Flusskrebs fühlt sich in europäischen Gewässern so heimisch, dass er den europäischen Artgenossen fast vollständig verdrängt hat.

Wie viele Arten stehen auf der Roten Liste?

Die »Rote Liste der bedrohten Arten« enthält 2006 knapp 16 200 Einträge – im Vergleich zu 2004 sind 530 Arten dazugekommen. Ein Drittel aller Amphibienarten, ein Viertel aller Säugetierarten sowie jede achte Vogelart sind vom Aussterben bedroht. Seit 1966 veröffentlicht die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) Listen mit gefährdeten Pflanzen- und Tierarten.

Was ist eigentlich ...

das Washingtoner Artenschutzübereinkommen? Ein 1973 verabschiedetes Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen; auch bekannt unter dem Kürzel CITES, das für das englische »Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora« steht.

Biodiversität? Die genetische Verschiedenartigkeit innerhalb einer Art sowie die Mannigfaltigkeit an Ökosystemen; eine hohe Biodiversität ermöglicht es Lebensgemeinschaften, sich immer wieder neu an ständig wechselnde Umweltbedingungen anzupassen und so ihren Fortbestand langfristig zu garantieren.

Gibt es bald keine Eisbären mehr?

Wenn es mit der Erwärmung des Klimas so weitergeht, könnte es durchaus eng für die Eisbären werden. Durch die Erwärmung schmilzt ihnen buchstäblich der Boden unter den Füßen weg. Doch Eisbären brauchen das Packeis, denn nur von dort aus können sie ihre Hauptnahrung, die Robben, jagen. Heute gibt es nur noch 22 000 Exemplare, in den kommenden 45 Jahren könnte der Bestand nochmals um rd. ein Drittel zurückgehen.

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