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Globalisierung: Früher und heute

Seit wann gibt es Welthandel?

Im Prinzip schon seit vorgeschichtlicher Zeit. Im 2. Jahrtausend v. Chr. gab es im bronzezeitlichen Europa einen regen Handel, der einen beträchtlichen Teil der damals bekannten Welt umspannte. Später einte das von einem dichten Handelswegenetz durchzogene Römische Reich den Mittelmeerraum politisch wie wirtschaftlich und unterhielt Kontakte bis nach China.

Im späten Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit stiegen zuerst Familienunternehmen zu europa- oder gar weltweiter Bedeutung auf. Die Medici aus Florenz, als Kaufleute und Bankiers groß geworden, unterhielten zahlreiche ausländische Kontakte und Niederlassungen. Nördlich der Alpen entwickelten sich die Fugger von einer Augsburger Händlerfamilie zu einem Konzern von Weltgeltung. Ihre engen Beziehungen zum Haus Habsburg, das die deutschen Kaiser und die spanischen Könige stellte, sicherten ihnen Privilegien in Europa und Übersee.

Wer beherrschte den Welthandel der frühen Neuzeit?

Mächtige Handelsgesellschaften wie die englische East India Company (gegründet 1600), die niederländische Ostindische Kompanie (1602) und die englische Hudson's Bay Company (1670).

Diese Gesellschaften, ursprünglich durch den Zusammenschluss von Kaufleuten entstanden, die in einem Überseegebiet (z. B. Nordamerika, Indien) Handel trieben, liefen ab dem 17. Jahrhundert Handelszentren wie Florenz und reichen Familien wie den Fuggern den Rang ab. Von ihren Regierungen wurden sie mit zum Teil großzügigen Privilegien ausgestattet: Sie unterhielten eigene Soldaten und Kriegsschiffe, konnten Kriege führen und in den eroberten Gebieten Gesetzgebung und Rechtsprechung ausüben.

Worin zeigt sich Globalisierung?

In neuen Produkten, neuen Herkunftsländern, neuen Formen der Arbeitsteilung: Sie sind Ausdruck einer Tendenz zur Intensivierung des weltweiten Handels.

Diese Tendenz ist in der Geschichte immer wieder anzutreffen. Beispielsweise wuchs im 19. Jahrhundert der Welthandel zeitweilig stärker als die weltweite Produktion. Dominierende Handelsmacht war damals das britische Empire, das seine Vormachtstellung über die Meere nutzte, um die Herrschaft über Gebiete in Asien und Afrika zu erlangen und den überseeischen Handel auszubauen.

Vollzieht sich die Globalisierung gleichmäßig?

Nein, phasenweise. Der jüngste Schub setzte zu Beginn der 1990er Jahre ein. Seine Besonderheit besteht erstens darin, dass die USA die Rolle des Motors übernommen haben. Zweitens liegt der Akzent auf den liberalisierten Kapitalströmen und Direktinvestitionen. In den Zeiten der industriellen Revolution hingegen bestimmte vor allem die Ausweitung des Handels mit Rohstoffen und industriell gefertigten Waren das Bild der internationalen wirtschaftlichen Verflechtung.

Wie kam es zum jüngsten Globalisierungsschub?

Ab den frühen 1990er Jahren hatte sich die Informations- und Kommunikationstechnologie weltweit zum Wachstumsmotor aufgeschwungen. Das Wachstum der Branchen, die den Kern der New Economy ausmachen (z. B. Informationstechnologie), beschleunigte sich deutlich. Neue, schnelle Datenleitungen wurden gelegt, es entstand ein breiter Mobilfunkmarkt, der Siegeszug des Internet begann. Zwischen 1990 und 1999 wuchs das Bruttoinlandsprodukt trotz der Asienkrise weltweit um durchschnittlich rd. 4 % pro Jahr.

Auch nach dem Einbruch an den Technologiebörsen Anfang des neuen Jahrtausends, der diese Entwicklung zunächst bremste, sehen Experten kein Ende der Globalisierung. Die Gangart der Weltkonjunktur wird dabei weiterhin in erster Linie von der US-amerikanischen Wirtschaft bestimmt, deren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung rd. 30 % beträgt. Allerdings wird erwartet, dass die Bedeutung Asiens und besonders Chinas in der Zukunft deutlich zunimmt.

Gibt es regionale Unterschiede?

Ja, die Globalisierung erfasst nicht alle Länder der Erde gleichmäßig. Im Boom der 1990er Jahre konzentrierten sich Außenhandel und Auslandsproduktion auf die EU, Nordamerika und Japan. Auch die Verflechtung mit den jeweils angrenzenden Ländern wurde enger: Nordamerika mit Lateinamerika, Westeuropa mit den Ländern Mittel- und Osteuropas und Nordafrikas, Japan mit Südostasien. Im interregionalen Handel haben sich die asiatischen Schwellenländer als neue, dynamische Kraft erwiesen.

Zu Beginn des 3. Jahrtausends kündigten sich insbesondere China (mit enormem Wirtschaftswachstum) und Russland (mit großem Rohstoffreichtum) als neue Akteure auf den Weltmärkten an. Demgegenüber ist Afrika ins Hintertreffen geraten. Der Anteil des Kontinents am Weltexport fiel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von 7 % auf 2 %.

Wer waren die Fugger?

Die schwäbische Kaufmannsfamilie der Fugger geht auf den Weber Johann Fugger (1348–1409) zurück. Er gründete 1367 in Augsburg ein Handelshaus, das seine Nachfolger auf den Fernhandel und auf Geldgeschäfte ausdehnten. Bedeutendster Fugger war Jakob (»der Reiche«, 1459–1525). Weltgeltung erlangte sein Unternehmen mit dem Erwerb von Kupferminen in verschiedenen Ländern und schließlich dem europäischen Kupfermonopol. Als Kreditgeber stand er in Verbindung zum Papst und zu den Habsburgern; das Geld der Fugger ermöglichte 1519 die Wahl Karls V. zum römisch-deutschen Kaiser. 1516 stiftete Jakob die Fuggerei in Augsburg, eine bis heute bestehende Wohnsiedlung für Bedürftige. Unter seinem Neffen Anton Fugger (1493–1560) expandierte das Unternehmen in die spanischen Gebiete Amerikas.

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