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Österreich: Urlaubsland mit Charme und Schmäh
Landesnatur
Wo ist die »Alpenrepublik« flach?
Als Teil der Kleinen Ungarischen Tiefebene ist der Osten des Landes mit dem Neusiedler See und Umgebung sehr eben.
Im Norden hat Österreich im Mühl- und Waldviertel Anteil an der Mittelgebirgslandschaft des Böhmischen Massivs. Zwei Drittel des Staatsgebiets liegen in den Ostalpen. Diese gliedern sich in die Nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen, die stark vergletschert sind und im Großglockner (3797 m) die höchste Erhebung Österreichs aufweisen, sowie die Südlichen Kalkalpen.
Im Süden und Osten gehen die Alpen in Beckenlandschaften (Klagenfurter, Grazer, Wiener Becken) über. Das nördliche Alpenvorland reicht ungefähr bis zur Donau.
Bevölkerung
Was blieb übrig vom Vielvölkerstaat?
Zwar sprechen 92 % der Bevölkerung Deutsch, aber kleinere Sprachgruppen verweisen noch heute auf die Vergangenheit Österreich-Ungarns als Vielvölkerstaat.
Die tschechischen und ungarischen Sprachgruppen gehen zurück auf die Zeit der Habsburger. 1526 fielen Böhmen und Ungarn endgültig an die habsburgisch-österreichischen Länder. 1867 entstand die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Durch die Okkupation Bosniens und der Herzegowina (Berliner Kongress 1878) verschoben sich die Gewichte in Österreich zugunsten des slawischen Elements. Besonders vehement verlangten die Serben die Loslösung der südslawischen Gebiete von Österreich-Ungarn. Von diesen slawischen Einflüssen zeugen heute serbische, slowenische und kroatische Sprachgruppen.
Wirtschaft
Wie verdienen Österreicher ihr Geld?
Vor allem mit dem Tourismus. Egal ob im Winter oder im Sommer – die Gäste aus dem In- und Ausland genießen zu jeder Jahreszeit die Schönheit der österreichischen Kultur und Natur. Der Fremdenverkehr trägt rd. 9 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und zählt zu den größten Branchen Österreichs. Der gesamte Dienstleistungsbereich ist der am schnellsten wachsende Wirtschaftssektor in Österreich.
Die Landwirtschaft deckt den Inlandsbedarf und liefert darüber hinaus Exportüberschüsse. Landwirtschaftliche Zentren sind die Gebiete im Osten mit Weizen-, Hackfrucht- (Zuckerrüben) und Futterpflanzenanbau sowie Obst- und in »Wärmeinseln« Weinanbau. Die Viehzucht übertrifft den Ackerbau an Wert; sie herrscht in Gebirgslagen vor. Die Nutzung der Wälder, die fast 40% der Landesfläche bedecken, ist für den Export wichtig.
Verkehr
Sind die Alpen noch immer ein Nadelöhr?
Während sich das Hochgebirge im 19. Jh. noch als nur schwer überwindbares Verkehrshindernis erwies, sind Straßen- und Schienennetz heute gut ausgebaut. Als Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa sowie zwischen dem Norden und Süden des Kontinents besitzt Österreich ein dichtes Netz von Verkehrsverbindungen. Österreich ist das bedeutendste Transitland für den deutsch-italienischen Warenaustausch. Aus Gründen des Umweltschutzes soll der ständig wachsende Schwerlastverkehr zunehmend auf die Bahn verlagert werden.
Geschichte
Welches Herrscherhaus machte Österreich groß?
Mit politisch besonders vorteilhaften Hochzeiten läutete Kaiser Maximilian I. (1459–1519) den Aufstieg der Habsburger zur Großmacht ein. Sein berühmter Leitsatz lautete: »Bella gerant alii, tu felix Austria nube!« (Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!).
Durch die von Maximilian initiierten Ehen gewannen die Habsburger die Niederlande, den größten Teil Burgunds, Spanien und damit das große Kolonialreich in Amerika sowie die böhmische und ungarische Krone. Ferdinand, der Bruder Karls V., wurde der Begründer der österreichischen Linie der Habsburger und 1556 Kaiser. Bis 1806 (mit Ausnahme der Jahre 1742–1745) stellte das Haus Habsburg fortan die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg musste Habsburg auf das spanische Erbe verzichten, doch wurden Karl VI. 1713/14 die spanischen Niederlande zugesprochen. 1739 verlor er fast alle Eroberungen auf dem Balkan an die Türkei. Im Österreichischen Erbfolgekrieg verlor Österreich Schlesien an Preußen, konnte sein Gebiet jedoch in den Polnischen Teilungen 1772 um Galizien und 1775 um die Bukowina erweitern.
Wer zog die Strippen beim Wiener Kongress?
Auf dem Wiener Kongress (1814/15), der die Neuordnung Europas nach den Kriegen gegen Napoleon Bonaparte regelte, etablierte der Staatskanzler Fürst von Metternich Österreich neben Russland als dominierende Festlandsmacht auf dem europäischen Kontinent.
Österreich erhielt den Vorsitz im Deutschen Bund und Metternich suchte den nationalen und demokratischen Bestrebungen durch Aufrechterhaltung der alten Sozialordnung zu begegnen. Im Innern wurde Österreich restaurativ-absolutistisch regiert. Dadurch kam es zur Revolution in Wien (1848); Metternich musste fliehen, eine liberale Verfassung für die nicht-ungarischen Länder wurde erlassen.
Wie lange währt Österreichs Neutralität?
Für immer. Mit dem Staatsvertrag vom 15. 5. 1955 erhielt Österreich nicht nur die volle Souveränität und wirtschaftliche Unabhängigkeit zurück, die Republik verpflichtete sich auch zu immer währender Neutralität. Diskussionen über den Sinn und Zweck der Neutralität wurden in den letzten Jahren immer wieder laut, u. a. im Zusammenhang mit der Schaffung eines europäischen Sicherheitssystems.
Die österreichische Innenpolitik nach 1945 war bestimmt durch den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Auf Verlangen der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) wurden Schlüsselindustrien wie Energiewirtschaft und Bergbau verstaatlicht. Die Marshallplanhilfe, energische Inflationsbekämpfung, eine Abwertung und staatliche Investitionshilfen ermöglichten ab 1952 einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Musik
Warum war Wien Welthauptstadt der Musik?
Neben Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), dem wohl bekanntesten Vertreter der so genannten Wiener Klassik, machten u. a. Joseph Haydn (1732–1809), Ludwig van Beethoven (1770–1827) und Franz Schubert (1797–1828) Wien zum Schauplatz der größten musikalischen Ereignisse. Im 19. Jh. wirkten u. a. Johannes Brahms (1833–1897) und Anton Bruckner (1824–1896) in der österreichischen Metropole. Neben der ernsten Musik erlebten auch der heitere, beschwingte Wiener Walzer und die Wiener Operette (Johann Strauß, 1825–1899) eine Glanzzeit.
Anfang des 20. Jh. vollzog sich in Wien die Wende zur neuen Musik. Arnold Schönbergs (1874–1951) Zwölftonsystem hat das gesamte Musikschaffen des 20. Jh. entscheidend beeinflusst ebenso wie das Werk seiner beiden Schüler Alban Berg (1885–1935) und Anton Webern (1883–1945).
Was geschah …
1740?
Maria Theresia (1717 bis 1780) übernimmt die Regierung der habsburgischen Erblande.
1914?
Die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajevo löst den Ersten Weltkrieg aus.
1918?
Der Erste Weltkrieg endet mit der Zerschlagung der österreichisch-ungarischen Monarchie. Österreich wird als Republik zum Kleinstaat.
1933?
Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892 bis 1934) hebt die Verfassung auf und bildet eine autoritäre, austrofaschistische Regierung.
1938?
Auf Befehl Adolf Hitlers marschieren die deutschen Truppen in Österreich ein (»Anschluss«).
1995?
Österreich tritt der Europäischen Union bei.
Wussten Sie, dass …
72 % der in Österreich produzierten Elektrizität aus Wasserkraft erzeugt wird?
Österreich mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von über 27 000 € zu den wohlhabendsten EU-Staaten zählt?
Carnuntum in Niederösterreich die älteste Stadt des Landes ist? Dies belegen vorrömische Siedlungszeugnisse.
Österreichs wichtigster Seehafen in Italien liegt? Da ein direkter Zugang zum Meer fehlt, ist Triest an der Adria die nächstgelegene Möglichkeit, Seehandel zu treiben.
man in »Kälteseen« nicht baden kann? Es handelt sich dabei nämlich nicht um Gewässer, sondern um Tal- und Beckenlandschaften, in denen im Winter eine Temperaturumkehr entsteht (in den Niederungen ist es kälter als in den Bergregionen).
das Kleinwalsertal keine direkte Straßenverbindung zum übrigen Österreich hat und nur von Deutschland aus zu erreichen ist?
Wofür steht die Abkürzung »k. u. k.«?
Zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867–1918) stand »k. und k.« für kaiserlich und königlich. Der erste Teil bezeichnet somit den Titel Kaiser von Österreich, der zweite Teil den Titel König von Ungarn. Die Bezeichnung durfte ausschließlich für Einrichtungen beider Reichshälften verwendet werden, z. B. für die gemeinsame Armee.
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