Lexikon
Taiping-Revolution
eine revolutionäre Bewegung in China 1850–1864, die religiöse, soziale und nationale Elemente in sich schloss. Ausgangspunkt war die von Hong Xiuquan unter dem Einfluss christlicher Missionsschriften 1843 in Südchina gegründete „Gesellschaft der Gottesverehrer“, die unter Ablehnung überlieferter Vorstellungen einen höchsten Gott und die Gleichheit aller Menschen lehrte. Besonders durch den Zustrom unzufriedener Bauern erhielt die Bewegung sozialrevolutionären Charakter; gleichzeitig richtete sie sich gegen die als Fremdherrschaft verhasste mandschurische Qing-Dynastie. Von ihrer ersten Machtbasis in der Provinz Guangxi aus proklamierte Hong 1851 das Taiping Tianguo („Himmlisches Reich des allgemeinen Friedens“) und nahm den Titel Tianwang („Himmlischer König“) an. 1852 wandte sich das auf Millionenstärke angewachsene Taiping-Heer nach Norden; 1853 eroberte es Nanjing, das in Tianjing („Himmlische Hauptstadt“) umbenannt wurde. Von hier aus beherrschten die Aufständischen (kurz Taiping genannt) die reichen zentralchinesischen Provinzen zu beiden Ufern des Chang Jiang. Ein Vorstoß nach Norden führte bis Tianjin, wurde aber von den kaiserlichen Truppen zurückgeschlagen.
In ihrem Herrschaftsgebiet suchten die Taiping einen theokratischen Kommunismus einzuführen. Auf allen Stufen waren religiöse, militärische und zivile Führung in einer Hand vereinigt; es sollte keinerlei Privateigentum geben; Männer und Frauen waren gleichberechtigt. Diese Grundsätze wurden allerdings nur in Ansätzen verwirklicht. Die versuchte radikale Vergesellschaftung von Grund und Boden entfremdete die Bauern der Bewegung. In der Führung breitete sich Korruption aus; die Machthaber verstießen gegen die eigenen asketischen Grundsätze. Nach internen Machtkämpfen wurde 1856 Yang Xiuching, der bedeutendste Führer neben Hong, wohl mit dessen Billigung ermordet. Uneinigkeit in der Führung und Zerfahrenheit der Strategie trugen zur Niederlage der Taiping-Revolution bei. Die Westmächte, die zunächst der Bewegung wohlwollend gegenübergestanden hatten, stellten sich auf die Seite der Regierung. 1864 wurde Nanjing von Regierungstruppen eingenommen. Die von beiden Seiten mit größter Härte geführten Kämpfe im Verlauf der Taiping-Revolution forderten ca. 30 Mio. Todesopfer. Die Taiping-Revolution kann als der größte Bürgerkrieg der Weltgeschichte gelten.
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