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China: Ein Riesenreich im Umbruch

China
Amtlicher Name:
Volksrepublik China
Fläche:
9 596 961 km²
Einwohner:
1,31 Mrd.
Hauptstadt:
Peking
Amtsprache(n):
Chinesisch
Währung:
1 Renminbi Yuan = 10 Jiao = 100 Fen

Landesnatur

Ist China der größte Staat der Erde?

Mit 1,3 Mrd. Menschen ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde, flächenmäßig rangiert es jedoch nur an vierter Stelle hinter Russland, Kanada und den USA. Es umfasst einen Großraum, der hinsichtlich seiner klimatischen und landschaftlichen Vielfalt am ehesten mit den USA vergleichbar ist.

China ist in erster Linie ein Gebirgsland. Lediglich ein kleiner Teil der Landesfläche besteht aus Ebenen und Becken. Es überwiegen Hochplateaus, schroffe Gebirge und Hügellandschaften. Ein Drittel der Gesamtfläche liegt höher als 2000 m.

Was ist das »Qinghai-Tibet-Plateau«?

Das »Dach der Welt« ist mit einer durchschnittlichen Höhe von 4000 m die größte Hochebene der Welt. Abgegrenzt wird sie vom Kunlun Shan im Norden, vom Karakorum im Westen, vom Himalaya im Süden und von den Osttibetischen Randketten im Osten.

Das Land bricht vom innerasiatischen Hochland in mehreren steilen Stufen nach Osten zum Pazifik ab. Der Osten wird von Mittelgebirgen eingenommen, zwischen denen die großen fruchtbaren Becken der Ströme Huang He, Chang Jiang und Xi Jiang liegen. Im Süden erstreckt sich das verkarstete südchinesische Bergland, an das sich im Nordosten das fruchtbare Rote Becken von Sichuan anschließt. Der Norden und Nordwesten des Landes werden von wüstenhaften Tafelhochländern eingenommen.

Bevölkerung

Was ist die Ein-Kind-Politik?

Ein vom Staat propagiertes Programm, das 1979/80 eingeführt wurde und zusammen mit der Heraufsetzung des Heiratsalters das Bevölkerungswachstum verlangsamen sollte. Die Ein-Kind-Politik konnte jedoch nur in den Städten durchgesetzt werden.

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Bevölkerung des Landes mehr als verdoppelt. Die steigende Lebenserwartung und das Absinken der Säuglingssterblichkeit haben den Staat zu massiven bevölkerungspolitischen Maßnahmen veranlasst.

Wo leben die meisten Chinesen?

Im Osten des Landes. Die Bevölkerung ist ausgesprochen ungleich verteilt. Besonders dicht besiedelt sind der Küstenstreifen, die Große Ebene und das Becken von Sichuan, während weite Gebiete in den autonomen Regionen Xinjiang und Tibet im Westen des Landes nahezu menschenleer sind.

Übrigens: Der Konfuzianismus ist mit fast 200 Mio. Anhängern am weitesten verbreitet, gefolgt vom Buddhismus mit rd. 100 Mio. Anhängern. Außerdem gibt es Daoisten, Muslime, Christen und tibetische Lamaisten.

Wie ist das Bildungssystem aufgebaut?

China hat ein staatlich gesteuertes Einheitsschulwesen auf kommunistischer Grundlage. Die gesetzliche Schulpflicht besteht vom 7. Lebensjahr an. Sie ist jedoch noch nicht voll durchgesetzt. 93 % aller schulpflichtigen Kinder gehen in die Grundschule. Der Unterricht wird vom 3. Schuljahr an durch produktive Arbeit ergänzt. In den Jahren der »Kulturrevolution« und danach (1966–1976) wurde der Unterricht zugunsten ideologischer Indoktrination vernachlässigt. Seit 1977 sind viele traditionelle Züge des chinesischen Bildungswesens wieder eingeführt worden.

Wirtschaft

Was macht China stark?

Der Anstieg des Außenhandels ist durch die Öffnung des chinesischen Marktes, durch den Willen zur Integration in den Weltmarkt sowie durch den Nachholbedarf infolge der technologischen Rückständigkeit ermöglicht worden. Reformmaßnahmen haben aus der Volksrepublik eine wachsende Volkswirtschaft gemacht, die seit Beginn der 1990er Jahre mit mehr als 8 % im Jahr weltweit eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten aufweist. China verfügt zudem über riesige Energiereserven, die bis heute kaum erschlossen sind.

Für die Industrie wurden Reformmaßnahmen eingeleitet. Neben den staatseigenen Betrieben existieren heute auch genossenschaftliche und private Unternehmen sowie Unternehmen mit gemischten Eigentumsformen. Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Zulassung von Joint Ventures, durch die ausländisches Kapital und Know-how ins Land geholt wird.

Binnen- und Außenhandel werden durch staatliche Handelsgesellschaften und die Unternehmen selbst betrieben. Wichtigste Partnerländer sind Südkorea, Japan, USA, Taiwan sowie die übrigen westlichen Industriestaa–ten. Exportiert werden Textilien, Maschinen, Elektroerzeugnisse und chemische Produkte. Importiert werden Maschinen, elektrotechnische und chemische Erzeugnisse, Eisen und Stahl sowie andere Investitionsgüter.

Aus welchen Ländern kommen die Touristen?

Die meisten Touristen kommen aus Japan, Südkorea und Russland. Im Jahr 2003 besuchten 33 Mio. Ausländer das Land. Zu den beliebtesten Reisezielen gehören neben den Städten Peking mit der »Verbotenen Stadt«, Hongkong, Shanghai und Canton die Große Mauer, das Grabmal des ersten Kaisers Qin Shihuangdi mit der berühmten Terrakotta-Armee, die einzigartige Karstlandschaft in der Provinz Hunan und der tibetische Potala-Palast in Lhasa, die alle zum Welterbe der UNESCO zählen.

Geschichte

Seit wann gibt es China?

Die Anfänge der chinesischen Staatsbildung liegen in der Tiefebene am mittleren Huang He. Historisch fassbar ist erstmals die Shang-Dynastie (17.–11. Jh. v. Chr.) mit ausgebildeter Schrift und Bronzekunst. Unter der Zhou-Dynastie zerfiel China seit dem 8. Jh. v. Chr. in einander bekämpfende Einzelstaaten. Im 5. Jh. v. Chr. entstanden die philosophischen Systeme des Konfuzianismus und Daoismus.

Wer war der erste Kaiser?

221 v. Chr. einigte der Fürst von Qin als »Erster Kaiser« (Shihuangdi) das Reich. Unter der Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) wurde China zum zentralistischen Beamtenstaat. Danach kam es mehrmals zu Zerfall und Wiederherstellung der Reichseinheit. Der Buddhismus drang ein. Unter der Tang-Dynastie (618–906) wurde China kosmopolitische Weltmacht und erlebte eine kulturelle Blüte.

Wie verliefen Aufstieg und Fall des Landes?

Die Mongolen eroberten das Land im 13. Jh. und herrschten bis 1368. Die ihnen folgende Ming-Dynastie verlegte die Hauptstadt nach Peking und erneuerte die Chinesische Mauer (Anfänge im 3. Jh. v. Chr.). 1644 begann die Fremdherrschaft der Mandschu (Qing-Dynastie). Der größten Machtausdehnung Chinas im 18. Jh. folgte im 19. Jh. der Verfall: Eindringen europäischer Mächte, Taiping-Revolution, Niederlage gegen Japan.

Wer war der letzte Kaiser von China?

Pu Yi (1906–1967). Er kam als Dreijähriger auf den Thron und wurde durch die Revolution 1911/12 gestürzt. 1932 wurde er Präsident und 1934 Kaiser des japanischen Satellitenstaates Mandschukuo.

Nach dem Sturz des letzten Kaisers wurde China schließlich unter Sun Yat-sen (Gründer der Guomindang) zur Republik. Nach langem Bürgerkrieg zwischen lokalen Machthabern stellte Chiang Kai-shek 1928 die Einheit Chinas wieder her. Die Kommunisten (KP) unter Mao Zedong, die seit 1927 Stützpunkte im Süden besaßen, zogen sich in den Norden zurück (»Langer Marsch« 1934/35).

Was war der »Große Sprung nach vorn«?

Mao Zedong (1893–1976), der 1949 die Volksrepublik China proklamierte und mit der UdSSR brach, versuchte 1959 mit dem »Großen Sprung nach vorn« eine massive Produktionssteigerung als Basis für den baldigen Übergang zum Kommunismus zu schaffen. Dies schlug jedoch fehl. Der »Großen Proletarischen Kulturrevolution« (1966–1976), einer vorwiegend von Jugendlichen getragenen Bewegung, fielen Hunderttausende zum Opfer.

Nach Maos Tod setzte sich Deng Xiaoping (1904–1997) 1978 als faktischer Parteiführer durch. Er betrieb eine pragmatische Reformpolitik. Privatwirtschaftliche Initiativen wurden zugelassen, die besonders von Studenten getragene Demokratiebewegung wurde jedoch gewaltsam unterdrückt (1979, 1986, 1989).

Deng Xiaoping sicherte das Machtmonopol der KP Chinas ab und ließ oppositionelle Regungen sofort verfolgen. In den 1990er Jahren intensivierte das Land die außenwirtschaftliche Öffnungspolitik, was einen rasanten ökonomischen Aufschwung nach sich zog. 1997 erfolgte die Rückführung der chinesischen Souveränität über die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong. 1999 erlangte China die Souveränität über das portugiesische Überseeterritorium Macau zurück.

Durch die 2001 erfolgte Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) erhofft sich die chinesische Führung weitere wirtschaftspolitische Fortschritte. 2002 übernahm Hu Jintao (* 1942) das Amt des Generalsekretärs der KP. 2003 wurde er zudem Staatspräsident.

Architektur

Wer baute die Chinesische Mauer?

Die Mauer, die dem Schutz Chinas vor Nomadeneinfällen aus dem Norden diente, wurde im 3. Jh. v. Chr. unter Kaiser Qin Shihuangdi angelegt. Spätere Dynastien setzten die Arbeiten fort. In ihrer heutigen Form geht die Mauer auf die Ming-Dynastie (14./15. Jh.) zurück. Nach dem 16. Jh. verfiel sie.

Die Mauer ist mit einer Ausdehnung von 2500 km das größte Befestigungswerk der Erde. Wegen der Windungen beträgt die Gesamtlänge ca. 7000 km – die Angaben schwanken je nach Messweise.

Was ist der »Drei-Schluchten-Staudamm«?

Ein gigantisches Staudamm-Projekt, das aufgrund seiner Dimension und der befürchteten Folgen für Mensch und Umwelt heftig umstritten ist. Im Mai 2005 wurde die Fertigstellung der Staumauer bekannt gegeben. Ein Jahr später wurde die Anlage in Betrieb genommen. Der Chang Jiang wird zu einem mehr als 1000 km² großen See gestaut. Der Staudamm dient der Hochwasserregulierung sowie der Energiegewinnung. Für das Projekt wurden rd. 1,5 Mio. Menschen umgesiedelt. Umweltschützer befürchten Klimaveränderungen, Wasserverschmutzung und Erdverschiebungen.

Was geschah …

im 17.–11. Jh. v. Chr.?

Herrschaft der Shang-Dynastie

im 8. Jh. v. Chr.?

Unter der Zhou-Dynastie zerfällt China in einander bekämpfende Einzelstaaten.

202 v. Chr.–220 n. Chr.?

Unter den Han-Dynastien wird China zum zentralistischen Beamtenstaat.

618–906?

Unter der Tang-Dynastie wird China kosmopolitische Weltmacht.

im 13. Jh.?

Die Mongolen erobern China.

1368–1644?

Herrschaft der Ming-Dynastie

1911?

China wird zur Republik.

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