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Sternenhimmel im April: Sternschnuppen, Ostervollmond und ein Reigen der Planeten

Der April hat am Himmel einiges zu bieten. Am Osthorizont gehen die ersten Sommersternbilder auf, die Planeten des Sonnensystems halten frühmorgens ihr Stelldichein und Mitte des Monats wird ihr Schein noch durch Sternschnuppen vom Meteorschauer der Lyriden garniert. Passend zu Ostern leuchtet dieses Jahr der erste Frühlingsvollmond direkt am Karsamstag und Ende April gibt es über der Antarktis und Südamerika eine partielle Sonnenfinsternis.
NPO / Planetarium Hamburg, 06.04.2022
Symbolbild Ostervollmond

iStock.com, lagyivik

Ostern liegt in diesem Jahr auf dem 17. April - und das hat einen astronomischen Grund. Denn nach christlicher Tradition wird das Osterfest immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. In diesem Jahr gibt es den ersten Vollmond nach Frühlingsanfang am 21.März erst am 16. April – dem Karsamstag. Daher liegt das Osterfest in diesem Jahr relativ spät.

Sternenhimmel im April 2022
Sternenhimmel im April 2022 (Anfang April 24 Uhr, Mitte April 23 Uhr und Ende April 22 Uhr MESZ)

Katja Frauenkron, Thomas W. Kraupe / Planetarium Hamburg

Osternacht mit Vollmond und Doppelstern

Wer in der Osternacht in den Himmel schaut, kann aber mehr als nur den Vollmond bewundern. Direkt neben dem Mond steht Spica, der Hauptstern des Sternbilds Jungfrau und einer helsten Sterne am Nachthimmel. "Tatsächlich besteht Spica aus zwei Sonnen, die einander alle vier Tage umkreisen", erklärt Thomas W. Kraupe, Astrophysiker und Direktor des Planetariums Hamburg. "Jeder der beiden Sterne ist mit einer Temperatur über 20.000 Grad heißer, leuchtkräftiger und größer als unsere Sonne. Aus der Entfernung von 250 Lichtjahren gesehen, verschmelzen sie dennoch zu einem winzig erscheinenden hellen Lichtpunkt.“

Ebenfalls prominent leuchtet an Ostern der

Lyriden-Schauer im US-Bundesstaat Colrorado
Die Lyriden sind ein Meteorstrom, der jeden Frühling auftritt.

April_Adventure, GettyImages

Stern Arktur, der dritthellste Stern am Nordhimmel. Er prangt ab Mitternacht hoch über Spica und dem Vollmond. "Interessierte vergleichen die Farben von Spica und Arktur: Der viel heißere Doppelstern Spica glüht bläulich, während Arktur rötlich leuchtet", sagt Kraupe. Der Grund dafür: Arktur ist mit nur 3000 Grad deutlich kühler als Spica und strahlt daher rötlich. Er gehört zu den Roten Riesen – Sternen am Ende ihres Lebenszyklus, die kurz davor stehen, ihre äußeren Hüllen auszuschleudern.

Neben Frühlings-Sternbildern wie Löwe und Jungfrau gehen in der zweiten Nachthälfte auch schon die ersten Sommer-Sternbilder auf. Darunter der tief im Süden stehende Skorpion und der Schütze, aber auch das Sommerdreieck aus den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair ist im Südosten schon zu erspähen.

 

Die Lyriden bringen Sternschnuppen

Der April bringt auch wieder die Chance, Sternschnuppen zu sehen. Denn am 22. April erreicht der Meteorschauer der Lyriden seinen Höhepunkt. "Die Leuchtspuren scheinen aus der Gegend nahe Wega, dem hellsten Stern der Leier, lateinisch Lyra, auszustrahlen. Deswegen wird dieser alljährliche Meteorschauer auch Lyriden genannt", erklärt Kraupe. Seinen Ursprung hat dieser Meteorschauer im zurückgelassenen Staubresten eines Kometen: „Unser Planet kreuzt die staubige Spur des Kometen Thatcher, sodass winzige Kometensplitter auf die Erdatmosphäre prallen und als Sternschnuppen verglühen“, sagt Kraupe.

Die ersten Sternschnuppen dieses Meteorschauers werden schon ab dem 16. April durch die nächtliche Atmosphäre rasen. Weil zu diesem Zeitpunkt aber noch der Vollmond hell strahlt, sind sie nur schwer zu sehen. Deutlich besser sind die Chancen zum Höhepunkt des Schauers in der Nacht vom 22. auf den 23. April. Dann könnten gut 20 Sternschnuppen pro Stunde über den Himmel flitzen. Am besten sind sie ab Mitternacht zu sehen, wenn das Sternbild Leier höher am Himmel steht und der Halbmond noch nicht aufgegangen ist.

„Um die Lyriden zu beobachten, suchen sich Interessierte einen dunklen Ort fern der Lichter der Stadt. Außerdem ist es wichtig, den eigenen Augen mindestens 20 Minuten in völliger Dunkelheit zu geben, damit sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnen können“, erklärt Kraupe. „Auch der Blick auf das helle Smartphone-Display sollte vermieden werden. Am besten setzen oder legen sie sich dafür in einen bequemen Gartenstuhl und lassen sich 30 bis 60 Minuten Zeit.“

Morgendlicher Tanz der Planeten

Auch die Planeten glänzen im April durch ihre Präsenz: Am frühen Morgen kurz vor Sonnenaufgang kann man theoretisch fast alle Planeten beobachten – einige davon sind allerdings nicht hell genug für das bloße Auge. Prominentests Mitglied im Planetenreigen ist die helle Venus, die Anfang April rund eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang aufgeht und dann bis zur Dämmerung als Morgenstern leuchtet. Mars und Saturn geht wenig später auf und stehen dann rechts von der Venus am Himmel.

Mitte April betritt dann auch der Jupiter die Szene – der größte Planet unseres Sonnensystems. Er steht anfangs links unterhalb der Venus, steigt aber im Laufe der Zeit allmählich immer höher. Ende des Monats sind diese beiden hellsten Planeten am Himmel weniger als einen halben Finger breit voneinander entfernt. Am  27. April gesellt sich die Mondsichel dazu und prangt dann genau unter Jupiter und Venus – ein spektakuläres Trio.

Partielle Sonnenfinsternis  auf der Südhalbkugel

Zum Abschluss des Monats gibt es noch ein solares Himmelsereignis: Über der Antarktis und Teilen Südamerikas kommt es am 30. April zur partiellen Sonnenfinsternis. Die Sonne wird dabei aber nur teilweise von dem vor ihr vorüberziehenden Mond verdeckt. Der "Pfad der Finsternis", in dem dieses Ereignis zur Gänze sichtbar ist, beginnt gegen 20:45 Uhr unserer Zeit an der Küste der Antarktis, wandert dann die Westküste Südamerikas entlang nach Norden und endet gegen 00:38 Uhr unserer Zeit etwa auf der Höhe von Bolivien und Peru.

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