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Schneesturm

Aus den Neuenglandstaaten in den nordöstlichen USA, dazu gehören u. a. Maine, New Hampshire, Vermont und Massachusetts, erreichen uns immer wieder Meldungen und Bilder über Schneestürme, die den gesamten Verkehr zum Erliegen bringen. Die hochtechnisierte Welt bleibt regelrecht im → Schnee stecken. Man nennt diese katastrophalen Schneestürme dort auch → Blizzards. Außer Schnee bringen sie eisigen → Wind, den gefürchteten Eisregen und Dauerfrost. Im Norden und Nordosten der USA toben nahezu regelmäßig schwere Schneestürme. Diesen Blizzards geht meist mildes Wetter voraus. Sie entstehen durch starke Kaltlufteinbrüche aus nördlicher und nordwestlicher Richtung an der Rückseite von Tiefdruckgebieten. Langsames Absinken des Luftdruckes und rasch absinkende Temperaturen kündigen die eisigen Winterstürme an. Der Wind erreicht mit Windgeschwindigkeiten zwischen 60 und 75 km/h Sturmstärke.

Infolge ihrer großen Schneemassen, vor allem aber durch Schneeverwehungen, verursachen Schneestürme lokal katastrophale Verkehrsverhältnisse und bereiten enorme Versorgungsprobleme. Hinzu kommen Eisregen und Dauerfrost. Die mitunter drei bis vier Meter hohen Schneeverwehungen schneiden oftmals ganze Städte von der Außenwelt ab.

Im Januar 1998 tobten in Kanada tagelang die schwersten Winterstürme seit Jahrzehnten. Mehrere tausend Soldaten waren im Einsatz, um die Zerstörungen durch die schweren Eis- und Schneestürme zu beheben. Der kanadische Verteidigungsminister Art Eggleton sprach von dem größten Krisen-Einsatz der Armee in der Geschichte Kanadas. Auch der Nordosten der USA war von Schneemassen und Eisregen stark betroffen. Durch den tagelang andauernden Wintersturm im Osten Kanadas im Januar 1998 verließen in Montreal Hunderte von Einwohnern ihre kalten Häuser und suchten Zuflucht in Gemeinschaftszentren und Schulen. Die Flughäfen von Montreal und Ottawa wurden am 9. Januar 1998 geschlossen. Der Eisenbahnverkehr zwischen Toronto und Quebec wurde eingestellt. Zahlreiche Stromleitungen brachen unter dem Gewicht der Eismassen zusammen. Schulen, Geschäfte und Behörden blieben geschlossen. Ebenso wie in Kanada herrschte im Nordosten der USA das winterliche Chaos. Der US-Präsident Bill Clinton erklärte fünf Bezirke im US-Bundesstaat New York zu Notstandsgebieten. Auch zwei Wochen nach den schweren Winterstürmen in Kanada waren etwa 240 000 Haushalte ohne Strom. Im Großraum Montreal gingen Mitte Januar Polizisten von Haus zu Haus, um Einwohner in Notunterkünfte einzuweisen. 24 Menschen kamen infolge der katastrophalen Wetterverhältnisse ums Leben.

Schwere Schneestürme sorgten im Winter 1978/79 und im Frühjahr 1979 auch in Norddeutschland für katastrophale Verhältnisse. Am schlimmsten war Schleswig-Holstein betroffen. Um die Versorgung und die Schneeräumungseinsätze sicherzustellen, wurde am 30. Dezember 1978 ein totales Fahrverbot verhängt. Schleswig-Holstein war auf Naturgewalten von Seiten des Meeres durch umfangreichen Küstenschutz gut vorbereitet, nicht aber auf einen landesweiten Notstand durch Schnee. Am 28. Dezember 1978 trafen ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien und ein Tief über dem Rhein zusammen. Die Folge waren Starkwindfelder und Sturmböen. Durch einen Temperatursturz gingen lang anhaltende Regenfälle zuerst in Eisregen und dann in dichten Schneefall über. Es schneite tagelang ohne Unterbrechung. Die Kommunikation wurde dadurch in Schleswig-Holstein weitgehend unterbrochen. Infolge des Eisregens wurden Freileitungen regelrecht vom Eis ummantelt. Dadurch waren sie so schwer geworden, dass sie einfach zerrissen. Selbst Hochspannungsmasten knickten wie Streichhölzer um. Da die Energieversorgung in der Folge zusammenbrach, drohte der volltechnisierten Landwirtschaft mit klimatisierten Ställen das Chaos. Mehr als 5000 Menschen mussten aus Kraftfahrzeugen und Zügen geborgen werden, der Verkehr brach völlig zusammen. 17 Menschen fanden den Tod im Schnee. Bergepanzer der Bundeswehr, Hubschrauber und Räumgerät mit Hilfsmannschaften aus anderen Bundesländern leisteten Hilfe, und die von der Außenwelt weitgehend abgeschnittenen Bauernhöfe wurden mit Notstromaggregaten versorgt. Wenige Wochen danach wiederholte sich das Schneechaos in Norddeutschland.

Am 13. Februar 1979 türmten sich erneut meterhohe Schneemassen über dem “Schnee von Gestern“ auf. Verkehrsverbindungen waren erneut für nahezu eine Woche lahmgelegt. Anders jedoch als bei der vorangegangenen Schneekatastrophe verliefen die Einsätze der Hilfskräfte und die Alarmierung der Bevölkerung sehr viel besser. Zudem waren die landwirtschaftlichen Betriebe noch mit Notstromaggregaten bestückt, sodass es hier kaum noch zu Problemen kam. Das Land Schleswig-Holstein zog aus diesen Ereignissen die Lehre, dass nicht nur beim Küstenschutz, sondern auch für andere flächenhafte Naturgewalten ausreichend Vorsorge mit entsprechenden Notstandsplänen getroffen sein muss.

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