Lexikon
Dritte Welt
Sammelbezeichnung für jene Länder in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika, die wirtschaftlich unterentwickelt sind. Die Wortprägung Dritte Welt entstand aus der Gegenüberstellung dieser Länder zu den marktwirtschaftlich orientierten Industriestaaten („Erste Welt“) und den Staatshandelsländern („Zweite Welt“). Typisch für die Länder der Dritten Welt sind: Konzentration auf einen Handelspartner; Konzentration auf bestimmte Produktions- und Exportgüter (oft Monokulturländer mit nur einem einzigen Primärerzeugnis oder sehr wenigen Erzeugnissen für den Export); mangelnde Kommunikation mit anderen Ländern der Dritten Welt.
Die Abhängigkeit (Dependenz) auf dem ökonomischen, politischen, militärischen, kommunikativen und kulturellen Sektor bewirkt eine steigende Tendenz zur Verarmung dieser Länder. Überproportionales Bevölkerungswachstum, Ausfuhr von Agrarerzeugnissen oder mineralischen Stoffen gegen fertige Industrieprodukte, traditionell-feudalistische Gesellschaftsformen, Landflucht, hohe äußere Verschuldung und Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts sind Merkmale dieser Verarmung. Die Länder der Dritten Welt formulierten ihre Interessen 1955 auf der Konferenz von Bandung (Indonesien). 1964 bildeten sie auf der ersten Welthandels- und Entwicklungskonferenz der UNO die informelle „Gruppe der 77“, der heute über 100 Staaten angehören. Auch im Rahmen der WTO werden die Belange der Dritten Welt vertreten. Trotzdem können diese Länder nicht als Einheit betrachtet werden. Die am wenigsten entwickelten Staaten werden als „Vierte Welt“ bezeichnet. Eine Gruppe mit fortgeschrittenem Entwicklungsstatus bilden die „Schwellenländer“.
Äthiopien: Hungerkatastrophe
Äthiopien: Hungerkatastrophe
Hungernde Menschen sitzen während der Hungerkatastrophe Mitte der 1980er-Jahre in einem Flüchtlingslager und warten auf Lebensmittelzuteilung.
© Corbis/Bettmann
Der politische Umbruch in den sozialistischen Staaten Osteuropas, der das Ende der Zweiten Welt mit sich brachte, und die zunehmende Bedeutung des Nord-Süd-Dialogs zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ließen die Bezeichnung Dritte Welt nach und nach in den Hintergrund treten.
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