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Nikolaus Kopernikus: Die Revolutionierung des Weltbilds

Womit revolutionierte Kopernikus das Weltbild?

Er hatte erkannt, dass sich nicht die Sonne um die Erde, sondern die Erde um die Sonne dreht. In der Gelehrtenwelt hatte es sich schnell herumgesprochen, was der Domherr zu Frauenburg in Ostpreußen, ein gewisser Kopernikus, deutsch Koppernigk, polnisch Kopernik, da tatsächlich behauptete: »Die Erde bewegt sich um ihre Achse (…) Nicht die Sonne zieht ihre schiefe Jahresbahn um die Erde, sondern die Erde schwingt mit schiefgestellter Achse um die Sonne. Die Erde ist nur einer der um die Sonne kreisenden Planeten.« Das waren die revolutionären Kernsätze in Kopernikus' Hauptwerk »De revolutionibus orbium coelestium libri VI« (Sechs Bücher über die Umläufe der Himmelskörper). Damit zerstörte er das alte Weltbild des Ptolemäus, rückte die Erde und damit den Menschen aus dem Zentrum des Universums und verletzte, so sahen es christliche Eiferer, seine Würde als Ebenbild Gottes. Der Verkünder dieser radikal neuen Weltsicht war am 19. Februar 1473 in Thorn zur Welt gekommen und hatte eine humanistisch-astronomisch-mathematische Ausbildung genossen, ehe er 1497 in das ermländische Domkapitel zu Frauenburg eintrat.

Wie verbreitete sich die neue Erkenntnis?

Der Mathematikprofessor Georg Joachim von Lauchen, genannt Rheticus (1514–1576), veröffentlichte 1540 unter dem Titel »Narratio prima« einen »ersten Bericht« über die neue Lehre. Er hatte in Wittenberg von der sensationellen Erkenntnis gehört. Er reiste 1539 zu Kopernikus nach Frauenburg und ließ sich von ihm in die neue Lehre einweisen. Er übernahm so etwas wie die Rolle eines »Pressesprechers« des kränkelnden Gelehrten, den es nach naturwissenschaftlichen, kirchenrechtlichen wie medizinischen Studien in Krakau (1491–1494) und Italien (1496–1503) wieder in seine Heimat, den fernen deutschen Osten, verschlagen hatte.

Was geschah mit dem Werk des Astronomen?

Es wurde Rheticus zur Veröffentlichung überlassen. Als dieser gegen Ende des Jahres 1542 wieder heimreiste, vertraute ihm der kranke Kopernikus sein umfangreiches Manuskript an: »Viermal neun Jahre habe ich daran gearbeitet. Es ist alles durchdacht und niedergeschrieben, es wird vor der Welt bestehen können.« Rheticus brachte das Manuskript nach Nürnberg, wo es unter seiner Aufsicht und der des protestantischen Theologen Andreas Osiander gedruckt wurde.

Osiander beging dabei einen Vertrauensbruch. Er änderte die Original-Einleitung von Kopernikus, der sein Werk Papst Paul III. gewidmet hatte, und fügte ein eigenes Vorwort hinzu, in dem er die neuen Erkenntnisse als bloße Hypothese bezeichnete. Kopernikus konnte sich nicht mehr wehren. Als er das erste Exemplar seines Werks erhielt, war er bereits schwer krank. Er starb am 24. Mai 1543 in Frauenburg.

Übrigens: Auch wenn Kopernikus noch von einigen irrigen Annahmen ausging – wie beispielsweise, dass sich Planeten auf exzentrischen Kreisbahnen bewegen –, so schuf er doch die Voraussetzung für die Präzisierung durch Kepler und Galilei. Dass die Kirche seine Schriften 1616 auf den Index setzte, konnte ihrer Wirkung nichts mehr anhaben.

Seit wann gibt es den Index?

Die erste dieser kirchlichen Verbotslisten, genannt Index, erschien 1559, die letzte 1948. Im Zuge der Gegenreformation hatte die katholische Kirche mit dem »Index librorum prohibitorum« (Verzeichnis verbotener Bücher) ein Instrument geschaffen, mit dem sie das Vordringen ketzerischer Lehren einzudämmen hoffte. In Erkenntnis ihrer Wirkungslosigkeit, ja Schädlichkeit für die Aneignung wichtiger Kenntnisse und für das eigene Image wurde der Index 1966 abgeschafft. Bis dahin galt: Wer ein auf dem Index stehendes Buch ohne bischöfliche Genehmigung (Dispens) las, musste mit einer Kirchenstrafe rechnen. Die Verdammung gerade der Lehren des Kopernikus oder wissenschaftlicher Nachfolger wie Galilei wurde besonders lang aufrechterhalten.

Wussten Sie, dass …

Goethe voller Bewunderung für Kopernikus' Leistung war? Er äußerte sich so: »Die größte, erhabenste, folgenreichste Entdeckung, die je der Mensch gemacht hat, in meinen Augen wichtiger als die ganze Bibel.«

Kopernikus in seiner Funktion als Arzt in Ermland Bedürftige kostenlos behandelte?

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