Lexikon
Keitel
[kaiˈtɛl]
Harvey, US-amerikanischer Schauspieler, * 13. 5. 1939 New York; wurde bekannt durch seine Zusammenarbeit mit M. Scorsese, entwickelte sich zu einem vielseitigen Charakterdarsteller mit Erfolgen auch im europäischen Film und am Theater; spielte u. a. in „Hexenkessel“ 1973; „Taxi Driver“ 1975; „Die letzte Versuchung Christi“ 1988; „Reservoir Dogs“ 1991; „Bad Lieutenant“ 1992; „Das Piano“ 1993; „Pulp Fiction“ 1994; „Der Blick des Odysseus“ 1995; „Smoke“ 1995; „Cop Land“ 1997; „Three Seasons“ 1999; „U-571“ 2000; „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“ 2001.
- Deutscher Titel: Hexenkessel
- Original-Titel: MEAN STREETS
- Land: USA
- Jahr: 1973
- Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Martin Scorsese, Mardik Martin
- Kamera: Kent L. Wakeford
- Schauspieler: Robert De Niro, Harvey Keitel, David Proval
»Hexenkessel« ist der erste Film von Martin Scorsese, der mit großer Aufmerksamkeit registriert wird. Von seinem dritten Spielfilm als Regisseur, der in Cannes 1974 mit dem später gedrehten »Alice lebt hier nicht mehr« läuft, sind Kritik und Publikum gleichermaßen begeistert. In »Hexenkessel« schlagen sich Scorseses Erfahrungen als Schnittberater von Musikdokumentationen (»Woodstock«, 1969, »Elvis on Tour«) nieder; sein hektischer, vorwiegend mit Handkamera gedrehter Film visualisiert in dokumentarischer Form die Atmosphäre alltäglicher Gewalt.
In nur 27 Tagen und mit geringem Budget entstand ein düsteres Porträt des New-Yorker Italienerviertels »Little Italy«, in dem Scorsese seine Kindheit verbrachte. Die Protagonisten verbringen ihre Zeit mit kleinen Gaunereien und anderen »Abenteuern«, haben aber eigentlich nur das Ziel, sich als große Gangster zu etablieren.
- Deutscher Titel: Taxi Driver
- Original-Titel: TAXI DRIVER
- Land: USA
- Jahr: 1976
- Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Paul Schrader
- Kamera: Michael Chapman
- Schauspieler: Robert De Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel
- Auszeichnungen: Goldene Palme Filmfestspiele Cannes 1976 für Film
Zahlreiche Filme der 70er Jahre zeigen
einen deutlichen Trend zur erhöhten Gewaltbereitschaft und bieten sie
als Konfliktlösung an. Ob ein Polizist gegen Kleinkriminelle und Drogensüchtige
vorgeht (»Brennpunkt Brooklyn«, 1971) oder ein Mann einen privaten
Rachefeldzug gegen Gewaltverbrecher startet (»Ein Mann sieht rot«,
1974) – biedere Bürger setzen sich auf eigene Faust gegen eine
bedrohliche Welt zur Wehr, in der die Staatsorgane offenbar nicht mehr Herr
der Lage sind. Die Filmindustrie trifft damit einen Nerv der Zeit, wie die
Kassenerträge zeigen. Scorseses »Taxi Driver« integriert
ein weiteres amerikanisches Moment: das Vietnamkrieg-Trauma.
Travis Bickle (Robert De Niro) ist Taxifahrer in New York. Er
hat sich freiwillig für die Nachtarbeit gemeldet, da er aufgrund seiner
Vietnam-Erlebnisse ja »doch nicht schlafen kann«. So erlebt Travis
jede Nacht die Schattenseiten der Gesellschaft: Gewalt auf den Straßen,
Prostitution und Kriminalität. Angewidert von diesem Großstadtsumpf
glaubt Travis etwas unternehmen zu müssen. Er rüstet sich mit einem
ganzen Arsenal von Waffen aus und macht schon bald davon in einem persönlichen
Rachefeldzug Gebrauch: Er befreit die Prostituierte Iris von ihrem Zuhälter
und erschießt ihn und weitere Männer in ihrer Umgebung. Die Zeitungen
feiern ihn als Helden.
De Niro lehnt für die
Rolle des isolierten Amokläufers einige einträgliche Angebote ab
und begnügt sich mit 35 000 US-Dollar Gage.
- Deutscher Titel: Das Piano
- Original-Titel: THE PIANO
- Land: Australien
- Jahr: 1993
- Regie: Jane Campion
- Drehbuch: Jane Campion
- Kamera: Stuart Dryburgh
- Schauspieler: Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill, Anna Paquin
- Auszeichnungen: Goldene Palme Filmfestspiele Cannes 1993 für Film, Darstellerin (Holly Hunter)
Publikum und Kritik – zwei Hauptpreise bei den Filmfestspielen in Cannes – feiern »Das Piano«, den eindrucksvollen und intensiven Film der Neuseeländerin Jane Campion.
»Das Piano« erzählt die Geschichte der stummen Britin Ada (Holly Hunter), die Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrer Tochter und dem geliebten Klavier in Neuseeland eintrifft. Dort wartet der ihr noch unbekannte Ehemann Stewart (Sam Neill) auf sie, den ihr der Vater vermittelt hat.
Das Klavier wird bald zum Symbol einer leidenschaftlichen Liebe zu ihrem Nachbarn Baines (Harvey Keitel). Als Stewart hinter die Liebesbeziehung seiner Frau kommt, hackt er ihr in einem Anfall der Verzweiflung ein Fingerglied der rechten Hand ab, lässt Ada aber zusammen mit Baines gehen.
Zurück in der Heimat beginnt sie mit Sprachübungen ihren neuen Weg ins Leben.
Mit »The Piano« stellt Jane Campion einen Film über eine starke Frau vor, der – mit der großartigen Holly Hunter in der Hauptrolle – ein Überraschungserfolg wird.
- Deutscher Titel: Pulp Fiction
- Land: USA
- Jahr: 1994
- Regie: Quentin Tarantino
- Drehbuch: Quentin Taratino
- Kamera: Andrzej Sekula
- Schauspieler: Bruce Willis, Rosanna Arquette, John Travolta, Amanda Plummer, Tim Roth, Samuel L. Jackson, Harvey Keitel
In über zweieinhalb Stunden erzählt
Quentin Tarantino mit einer Spitzenbesetzung drei zunächst voneinander
unabhängige Geschichten, die schließlich ineinanderlaufen. Das
Gaunerpärchen Honey Bunny und Pumpkin (Amanda Plumme, Tim Roth) sitzen
in einem Schnellrestaurant und planen, die Gäste zu überfallen.
Die verlotterten Killer Vincent Vega und Jules Winnfield (John Travolta, Samuel
L. Jackson) treiben für ihren Boss Drogengelder ein – Zahlungsunwillige
oder -unfähige werden dabei aufschubslos und zahlreich ins Jenseits befördert.
Als Vincent zufällig einen Mitfahrer im Auto erschießt, brauchen
die Killer die Hilfe eines Profis bei der fachgerechten »Entsorgung«.
Ihr Chef aktiviert seinen Spitzenmann, »den Wolf« (Harvey Keitel),
um seine »Jungs« aus der Patsche zu ziehen. Den dritten Handlungsstrang
füllt der alternde kettenrauchende Boxer Butch (Bruce Willis) aus, den
der wettinteressierte Gangsterboss Marcellus für den nächsten Kampf
bestechen will. Die Charaktere und ihre Handlungen sind bis an die Schmerzgrenze überzogen,
die Geschichten unglaubwürdig und brutal, die Dialoge schnippisch und
von schwarzem Humor strotzend und genau darin liegt die Brillanz von Tarantinos
Werk, dass den Oscar 1994 für das beste Drehbuch erhält und weitere
fünf Nominierungen vorweisen kann. Höchstes Lob erhält der
frühere Disco-König John Tavolta, der nun mit langen fettigen Haaren
und einigem Übergewicht sein wahrhaft vielseitiges Schauspielertalent
unter Beweis stellen kann, den »Oscar« aber leider knapp verpasst.
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