Lexikon
Scorsese
[
skɔ:rˈsæzi
]Martin, US-amerikanischer Filmregisseur, * 17. 11. 1942 Queens, New York; thematisiert in vielen seiner Werke das Gewaltpotenzial der US-amerikanischen Gesellschaft; Filme u. a.: „Taxi Driver“ 1976; „Wie ein wilder Stier“ 1980; „Die Farbe des Geldes“ 1986; „Goodfellas“ 1990; „Kap der Angst“ 1991; „Die Zeit der Unschuld“ 1993; „Casino“ 1995; „Bringing Out The Dead“ 1999; „Gangs of New York“ 2002; „Departed: Unter Feinden“ 2006; „Shine a Light“ 2008; „Shutter Island“ 2010; „Hugo Cabret“ 2011 (3-D-Film).
- Deutscher Titel: Taxi Driver
- Original-Titel: TAXI DRIVER
- Land: USA
- Jahr: 1976
- Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Paul Schrader
- Kamera: Michael Chapman
- Schauspieler: Robert De Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel
- Auszeichnungen: Goldene Palme Filmfestspiele Cannes 1976 für Film
Zahlreiche Filme der 70er Jahre zeigen
einen deutlichen Trend zur erhöhten Gewaltbereitschaft und bieten sie
als Konfliktlösung an. Ob ein Polizist gegen Kleinkriminelle und Drogensüchtige
vorgeht (»Brennpunkt Brooklyn«, 1971) oder ein Mann einen privaten
Rachefeldzug gegen Gewaltverbrecher startet (»Ein Mann sieht rot«,
1974) – biedere Bürger setzen sich auf eigene Faust gegen eine
bedrohliche Welt zur Wehr, in der die Staatsorgane offenbar nicht mehr Herr
der Lage sind. Die Filmindustrie trifft damit einen Nerv der Zeit, wie die
Kassenerträge zeigen. Scorseses »Taxi Driver« integriert
ein weiteres amerikanisches Moment: das Vietnamkrieg-Trauma.
Travis Bickle (Robert De Niro) ist Taxifahrer in New York. Er
hat sich freiwillig für die Nachtarbeit gemeldet, da er aufgrund seiner
Vietnam-Erlebnisse ja »doch nicht schlafen kann«. So erlebt Travis
jede Nacht die Schattenseiten der Gesellschaft: Gewalt auf den Straßen,
Prostitution und Kriminalität. Angewidert von diesem Großstadtsumpf
glaubt Travis etwas unternehmen zu müssen. Er rüstet sich mit einem
ganzen Arsenal von Waffen aus und macht schon bald davon in einem persönlichen
Rachefeldzug Gebrauch: Er befreit die Prostituierte Iris von ihrem Zuhälter
und erschießt ihn und weitere Männer in ihrer Umgebung. Die Zeitungen
feiern ihn als Helden.
De Niro lehnt für die
Rolle des isolierten Amokläufers einige einträgliche Angebote ab
und begnügt sich mit 35 000 US-Dollar Gage.
- Deutscher Titel: Wie ein wilder Stier
- Original-Titel: RAGING BULL
- Land: USA
- Jahr: 1980
- Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Paul Schrader, Mardik Martin, nach der Autobiografie von Jake La Motta
- Kamera: Michael Chapman
- Schauspieler: Robert De Niro, Cathy Moritary, Joe Pesci, Frank Vincent
- Auszeichnungen: Oscar 1981 für Hauptdarsteller (Robert De Niro) und Schnitt, Golden Globe 1980 für Darsteller
Um das Leben des Boxers und ehemaligen Mittelgewichts-Weltmeisters Jake La Motta dreht sich Martin Scorseses Meisterwerk »Wie ein wilder Stier«, das die Kritiker bald als den besten Film der 80er Jahre feiern. Nach der Autobiografie Jake La Mottas zeigt der Regisseur nicht nur den Aufstieg des Boxers, sondern vor allem seinen Absturz, Verfall und sein jämmerliches Ende.
Für Scorsese ist das Boxen eine Metapher für den Lebenskampf: »Es ist ein Film über das Kämpfen, über den Kampf ums Leben, um Liebe, ums Dasein. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Verhalten im Boxring und dem in der Küche oder im Schlafzimmer.«
La Motta (Robert De Niro), der den Beinamen »Raging Bull« trägt, weil er ohne Rücksicht auf Verluste kämpft, ist auch im Privatleben kein einfacher Mensch. Nach dem Scheitern der ersten Ehe heiratet er die hübsche Vicky, doch die Eifersucht wird sein schlimmster Gegner. Auch seine Versuche, sich von der Box-Mafia und seinem Manager (Joe Pesci) zu lösen, scheitern: Er muss sich auf ihre Machenschaften einlassen, um zu den Meisterschaftskämpfen zugelassen zu werden. Nach dem Gewinn des WM-Titels beginnt sein Abstieg: Er trainiert nicht mehr, wird immer fetter und verliert den Titel. Er eröffnet einen Nachtclub, wird endgültig von seiner Frau verlassen und kommt wegen Verführung Minderjähriger ins Gefängnis. Verarmt landet er als aufgedunsener Entertainer in schlechten Clubs.
Scorsese dreht den Film überwiegend in Schwarzweiß, wobei er farbige Videoaufnahmen von den wichtigsten Familienereignissen einfügt. Dieses Verfahren sichert zusätzliche Authentizität. Für die Box-Szenen, die im Film nur etwa neun Minuten ausmachen, werden zehn Wochen Drehzeit benötigt. Die Kamera bewegt sich mit den Kämpfern im Ring und erweckt das Gefühl direkter Beteiligung.
Das Bemerkenswerteste an diesem Film ist jedoch De Niros Vorbereitung auf seine Rolle: Er trainierte ein Jahr lang täglich mit Jake La Motta und war schließlich so fit, dass er zwei Mittelgewichts-Kämpfe gewann. In drei Monaten legte er zudem 50 Pfund zu, um den verfetteten alten La Motta überzeugend darstellen zu können. Die intensive Vorbereitung ist inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden, zu bewundern auch in »Taxi Driver« (1975) oder »New York, New York« (1977), beide Filme mit Scorsese als Regisseur.
Die Boxer-Biografie ist das Gegenstück zu »Rocky« (1976), der vor drei Jahren zum Überraschungserfolg wurde: Während Rocky (Sylvester Stallone) den amerikanischen Traum illustriert, wird er von Scorsese demontiert.

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